Funktion und Durchführung einer Blutleere (Blutsperre)

Als Blutleere bezeichnet man eine mechanische Vorrichtung, die bei Operationen an den Gliedmaßen zum Einsatz kommt. Sie soll die Blutversorgung der zu operierenden Extremität verhindern.

Von Jens Hirseland

Die Blutleere, auch Blutsperre oder Blutsperrgerät genannt, wird bei chirurgischen Eingriffen an Armen oder Beinen eingesetzt, um deren Blutversorgung zu unterbinden. Auf diese Weise erhält der Operateur eine bessere Übersicht über das Operationsgebiet.

Gründe für eine Blutleere

Mithilfe eines Blutsperrgerätes lässt sich der arterielle Blutfluss in den oberen und unteren Gliedmaßen zeitweilig regulieren. Dabei ist sogar eine totale Blutsperre möglich.

Ein wichtiger Grund für eine Blutleere ist das Freihalten des Operationsgebietes. So machen permanente kleine Blutungen, die nur schwer zu stillen sind, den zu operierenden Bereich unübersichtlicher, was wiederum ein Risiko für wichtige Strukturen wie die Nerven bedeutet.

Ein weiterer Grund für die Blutsperre ist das Verhindern von Blutverlust. Vor allem bei komplizierten Weichteileingriffen wie dem Entfernen eines Tumors oder bei Knochenbrüchen besteht die Möglichkeit von stärkeren Blutungen, die eine Gefahr für den Patienten darstellen.

Anwendungsgebiete

Zur Anwendung kommen Blutsperrgeräte in verschiedenen medizinischen Bereichen wie:

Dazu gehören vor allem:

Gegenanzeigen

Nicht eingesetzt werden dürfen Blutsperrgeräte bei:

Blutsperrgeräte

Bei Blutsperrgeräten unterscheidet man zwischen mechanischen und autodynamischen Geräten.

  • Mechanische Blutsperrgeräte sind mit einem Manometer ausgestattet, auf dem sich der Druck ablesen lässt. Außerdem verfügen sie über ein Rad, welches zum Einstellen der Blutsperrenzeit dient, sowie einen Drehkopf zum Regulieren des Drucks. Mechanische Geräte lassen sich netzunabhängig verwenden.

  • Autodynamische Blutsperrgeräte gelten als sehr sicher für den Patienten. So ist es bei diesen Geräten möglich, den Manschettendruck automatisch an den systolischen Blutdruck anzupassen und ihn während der Operation nachzuregulieren.

    Auf diese Weise können individuelle Blutdruckschwankungen berücksichtigt werden. So lässt sich der Patient bei minimalem Manschettendruck maximal schonen.

Durchführung

Das Blutsperrgerät, das einer Manschette bei einem Blutdruckmessgerät ähnelt, wird so nahe wie möglich am Körperstamm um die betroffene Gliedmaße gelegt. Dann pumpt man die aufblasbare Manschette mit Druck auf. Dieser Druck liegt deutlich über dem arteriellen systolischen Blutdruck des Patienten.

Zudem gilt es, die Druckaufnahme des Weichteilmantels, zu dem

gehören, ebenfalls zu berücksichtigen. Bei Patienten mit normalem Blutdruck erreicht man eine effektive Blutsperre am Bein bei ca. 400 mmHg und am Arm bei rund 270 mmHg. Die Verantwortung für den Manschettendruck, der eingestellt wird, trägt allein der behandelnde Arzt.

Während der Prozedur hält man die betroffene Gliedmaße über Herzniveau, damit das venöse Blut zum Körperstamm zurückfließen kann. Die hochgehaltene Gliedmaße wird in einer speziellen Vorrichtung platziert, die mit einem kleinen Motor ausgestattet ist.

Auf diese Weise lässt sich die Extremität automatisch etwas aufrichten oder absenken. Spätestens nach zwei Stunden ist es erforderlich, die Blutsperre für kurze Zeit zu öffnen, damit es nicht zu einer Nekrose kommt.

Bei der Antriebsenergie der Blutsperrengeräte handelt es sich zumeist um Druckluft aus einer zentralen Gasversorgungsanlage. Als Alternative kommt auch die Nutzung eines Kompressors infrage.

Mögliche Komplikationen

Eine Blutleere ist nicht frei von Risiken. So besteht durch zu hohe intraoperative Druckwerte die Gefahr von Komplikationen und Folgeschäden. Dazu gehören vor allem:

  • Muskelödeme
  • Hyperämie mit Blutungen
  • Störungen im Säure-Basen-Haushalt
  • Nervenverletzungen
  • Lähmungen

Außerdem kann es durch das Einschwemmen von Metaboliten zu einem Schock kommen. Auch eine Thrombose sowie eine Lungenembolie sind im Bereich des Möglichen.

Wichtig ist, den Manschettendruck so niedrig wie möglich zu halten, um den Patienten so weit wie es geht zu schonen.

Zum Aufbau von gleichmäßigem Druck, muss die Manschette des Blutsperrgerätes vollkommen glatt am Arm oder Bein angebracht werden. So kann es beim Entstehen von Falten zu Druckstellen kommen, die wiederum Spannungsblasen oder Hautnekrosen zur Folge haben.