Gruppentherapie - Anwendung, Ablauf und Behandlung
Als Gruppentherapie bezeichnet man eine spezielle Form der Psychotherapie. Bei dieser werden mehrere Patienten, die an den gleichen Problemen leiden, behandelt. Die Gruppenmitglieder können gemeinsam am Problem arbeiten und mögliche Ursachen für dieses zusammen erforschen. Einer gesellschaftliche Isolierung, wie häufig bei psychischen Erkrankungen zu beobachten, kann somit entgegengewirkt werden. Informieren Sie sich über Anwendung und Ablauf einer Gruppentherapie.
Ziel und Zweck der Gruppentherapie
Ziel und Zweck einer Gruppentherapie, die auch Gruppenpsychotherapie genannt wird, ist die Behandlung von mehreren Patienten, die an den gleichen psychischen Problemen oder an der gleichen Krankheit leiden. Geleitet wird eine Gruppentherapie von einem oder mehreren Psychologen, die auf Gruppentherapien spezialisiert sind.
Bei der Grundlage der Gruppentherapie handelt es sich stets um ein tiefenpsychologisches Konzept, das mit Gruppendynamik und Erkenntnissen aus der Sozialpsychologie erweitert wird. Eine bestimmte Thematik herrscht während der Gruppensitzung nicht vor. So können die Teilnehmer über die Dinge sprechen, die sie beschäftigen. Dabei werden Phantasien und Einfälle so frei wie möglich mitgeteilt.
Der Therapeut hat währenddessen die Aufgabe, sich neutral und wohlwollend zu verhalten. Auf diese Weise kommt es zu einer umstrukturierten Situation. So haben die Teilnehmer zum Beispiel die Gelegenheit, Gefühle aus ihrer Kindheit wiederzuerleben.
Elterliche Tabus oder verbotene Wünsche sollen im Konflikt abgebaut werden und abgewehrte Energien und Stimmungen lassen sich neu und hilfreich einsetzen.
Als wichtigste Faktoren der Gruppenpsychotherapie gelten:
- die Katharsis, die die Gefühle ausdrückt
- der emotionale Zusammenhalt innerhalb der Gruppe
- gemeinsames Lernen
Besonders erfolgreich sind diejenigen Teilnehmer, die in der Lage sind, Beziehungen zu anderen Patienten aufzunehmen und es schaffen, den anderen ein Feedback zu übermitteln und selbst eines erhalten.
Unterschiedliche Schulen der Psychotherapie
Zahlreiche psychotherapeutische Schulen befassen sich mit Gruppensitzungen. Dazu gehören zum Beispiel:
- die Schematherapie
- die Gruppendynamik
- die klientenzentrierte Psychotherapie
- die Verhaltenstherapie
- das Psychodrama
- die Gestalttherapie
- die Gruppenanalyse
- die systemische Therapie
- die Transaktionsanalyse
Gruppenanalyse
Bei einer Gruppentherapie soll die Persönlichkeitsstruktur der Patienten erkannt und mit Hilfe des Therapeuten positiv verändert werden, was man auch als Gruppenanalyse bezeichnet. Dabei suchen die Gruppenmitglieder gemeinsam nach den Ursachen für die Probleme jedes einzelnen Mitglieds.
Erfolgsgeschichte der Gruppentherapie
- In der Regel werden bei einer Gruppentherapie vor allem psychische Probleme therapiert.
- Aber auch Suchtkrankheiten werden im Rahmen einer Entwöhnungsbehandlung oftmals bei einer Gruppentherapie behandelt.
Dabei können auch Angehörige von Suchtkranken einbezogen werden. Gruppentherapien wurden schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchgeführt. Der Begriff "Gruppenpsychotherapie" entstand allerdings erst in den 40er Jahren.
Heute zählt die Gruppentherapie zu den bedeutendsten Bestandteilen der Psychotherapie und ist zudem ein wichtiger ergänzender Teil einer medizinischen Behandlung, wenn es zum Beispiel zu schweren Schicksalsschlägen, wie Behinderungen durch Unfälle, kommt.
Gemeinschaftsgefühl schaffen
In vielen Fällen leiden psychisch oder physisch kranke Menschen darunter, dass sie durch ihre Krankheit zu Außenseitern wurden und gesellschaftlich isoliert sind, was wiederum zu Resignation führen kann. Bei einer Gruppentherapie treffen diese Menschen auf andere Menschen, die ein ähnliches Schicksal erlitten haben und daher die Probleme eines Betroffenen besser verstehen.
Auf diese Weise lassen sich
- Gleichgesinnte finden
- Erfahrungen austauschen und
- gegenseitige Motivationen vermitteln,
wodurch der Wille zur Heilung wieder verstärkt wird. Durch gemeinsame Aktivitäten innerhalb einer Gruppe entsteht eine Gruppendynamik, durch den auch neue Auswege aus einer Krankheit aufgezeigt werden können. Besonders bewährt haben sich Gruppentherapien, aufgrund des Gemeinschaftsgefühls, bei Alkoholkranken.
Damit eine Gruppentherapie erfolgreich verläuft, sollte der Betroffene auch bereit sein, sich den anderen Teilnehmern der Therapie zu öffnen. Besteht diese Bereitschaft nicht, sollte besser eine Einzeltherapie erfolgen. Eine Gruppentherapie ist stets freiwillig.
Eine Gruppenpsychotherapie kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Dazu gehört:
- die Therapie des Einzelnen in der Gruppe, bei der die Teilnehmer als Beobachter fungieren
- die Therapie des Einzelnen durch die Gruppe, bei der die Gruppe ein therapeutisches Element ist und die einzelnen Teilnehmer Co-Therapeuten sind
- die Therapie der Gruppe, bei der die Gruppe als Ganzes beobachtet und verändert werden soll
Durchführung einer Gruppentherapie
Bei einer Gruppentherapie bilden die Menschen einen Stuhlkreis und reden offen über
- ihre Krankheit
- ihre Sorgen und
- ihre Nöte.
Bestimmte Themen werden nicht vorgegeben. Die Mitglieder der Gruppe sprechen frei über das, was sie denken und teilen dies der Gruppe mit, was man als freie Assoziation bezeichnet. Die Rolle des Therapeuten ist dabei wohlwollend neutral.
Durch das freie Äußern von zum Beispiel
- Kindheitserlebnissen
- elterlichen Tabus und
- verbotenen Wünschen,
kann durch das Bewusstmachen von bisher Verdrängtem kraftraubender Widerstand abgebaut werden, wodurch es zu neuer Energie kommt. Zudem erkennen die einzelnen Mitglieder einer Gruppe, dass nicht nur sie Probleme haben, sondern auch die anderen Teilnehmer.
Angeboten werden Gruppentherapien von:
- Kliniken
- niedergelassenen Therapeuten
- Suchtberatungsstellen
Größe der Gruppe bei der Gruppenpsychotherapie
Die ideale Größe für eine Gruppenpsychotherapie liegt bei sieben bis zwölf Personen. Mindestens sollten es aber vier Personen sein. Ein typisches Merkmal ist, dass die Mitglieder der Gruppe ohne einen Tisch im Kreis sitzen.
Dabei können sich sämtliche Teilnehmer in die Augen blicken. Ebenfalls anwesend sind ein oder zwei Therapeuten.
Die Dauer des Treffens liegt in der Regel zwischen 90 und 120 Minuten. Vorgegebene Ziele oder Programme gibt es nicht. So wird der Gesprächsverlauf von den Teilnehmern der Gruppe bestimmt.
Doch auch der Therapeut spielt für die Gruppe eine wichtige Rolle. So kann er entweder aktiv in das Geschehen eingreifen oder sich passiv verhalten. Wichtig ist vor allem, dass er die einzelnen Mitglieder untereinander beobachtet und ihre Widerstände gegen Veränderungen deutet.