Humanistische Psychotherapie - Anwendung und Ablauf von Untersuchungen und Behandlungen
Bei der Humanistischen Psychotherapie handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Humanistischen Psychologie. Die unterschiedlichen Verfahren dieser Therapieformen bezeichnet man häufig auch als dritte Kraft. Ziel der Humanistischen Psychotherapie ist die Förderung von Vitalität und Kreativität des Patienten. Informieren Sie sich über Anwendung und Ablauf von Untersuchungen und Behandlungen der Humanistischen Psychotherapie.
Grundlagen der Humanistischen Psychotherapie
Neben den behavioralen und psychodynamischen Methoden sieht sich die Humanistische Psychotherapie als dritten Weg. Im Mittelpunkt des Geschehens steht das Aktivieren und Entfalten von menschlichen Ressourcen. So bildet ein ressourcenorientiertes Bild des Menschen, was konstruktive und kreative Veränderungen des Patienten anbelangt, den Grundpfeiler der Humanistischen Psychotherapie.
Das Menschenbild in der Humanistischen Psychotherapie
Im Rahmen der Humanistischen Psychotherapie gilt der Mensch holistisch als bio-psycho-soziale Einheit. Er verfügt über die Ressourcen, die notwendig sind, um sich aus psychischem Leid zu befreien. Durch eine psychotherapeutische Beziehung ist es möglich, die Lebensprobleme zu bewältigen.
Dabei betrachtet die Humanistische Psychotherapie den Menschen als Subjekt im Rahmen seiner
- biografischen
- biologischen
- ökologischen und
- sozialen
Bezogenheiten. Diese können empathisch oder selbstempathisch erfasst werden. Dabei betrachtet man den Menschen, während er nach Wachstum, Autonomie und Selbstverwirklichung strebt. Da der Mensch über sich selbst reflektieren kann und fähig zur Kreativität ist, vermag er, sich während seines gesamten Lebens
- weiterzuentwickeln
- zu differenzieren und
- zu gestalten.
Ziele der Humanistischen Psychotherapie
Im Rahmen der Humanistischen Psychotherapie sollen die Kreativität und die Vitalität des Patienten gefördert werden, ebenso wie seine Gestaltungsfähigkeiten und Ressourcen. Auf diese Weise lassen sich dysregulierte Zustände beseitigen und die Fähigkeit zur Selbstregulation fördern.
In der Humanistischen Psychotherapie werden zudem die Wahrnehmung und das Bewusstsein der Verantwortlichkeit für Umwelt und Mitmenschen gefördert. Auf diese Weise kann der Patient seine Grenzen erkennen, schützen und ausweiten, um einen sinnorientierten Lebensweg zu erreichen. Dabei erhält der Patient die Unterstützung des humanistischen Psychotherapeuten.
Bestandteile der Humanistischen Psychotherapie
Die Humanistische Psychotherapie umfasst unterschiedliche Behandlungsmethoden. Dazu gehören:
- die Daseinsanalyse
- die Gesprächspsychotherapie
- die Gestalttherapie
- die integrative Therapie
- die Körperpsychotherapie
- die Logotherapie
- das Psychodrama
Im Folgenden stellen wir Ihnen diese Bestandteile im Detail vor.
Die Daseinsanalyse
Merkmale und Entwicklung der Daseinsanalyse
Die Daseinsanalyse orientiert sich philosophisch stark an dem deutschen Philosophen Martin Heidegger (1889-1976) und geht der phänomenologischen Methode nach. In den 40er Jahren entstand die Daseinsanalyse aus der Psychoanalyse.
Begründer der tiefenpsychologischen Therapie waren die Schweizer Psychiater Ludwig Binswanger (1881-1966) sowie Medard Boss (1903-1990). Beide entwickelten allerdings unterschiedliche Auffassungen über die Daseinsanalyse.
Die Bezeichnung "Daseinsanalyse" wurde Martin Heidegger entnommen. Dieser bezeichnete den Menschen als "Dasein", weil der Mensch weiß, dass er da ist. Während Ludwig Binswanger die psychiatrische Daseinsanalyse begründete, rief Medard Boss die psychotherapeutische Daseinsanalyse ins Leben.
Unterschiede zwischen Binswanger und Boss
Ludwig Binswanger befasste sich vor allem mit der Psychiatrie selbst und beabsichtigte, sie zu einer einzigen Wissenschaft zusammenzufassen. Dies war seiner Ansicht nach jedoch nur dann möglich, wenn sie auf einem philosophischen Menschenbild beruhte.
In den 40er Jahren wurde von Binswanger eine daseinsanalytische Methode entwickelt, um Geisteskrankheiten zu erforschen. Dabei untersuchte Binswanger nicht, woran der Patient litt, sondern die Welt, in der er existierte. Diese Weltentwürfe unterschieden nach Meinung von Binswanger den psychisch gestörten Menschen vom gesunden Menschen.
Medard Boss sorgte dafür, dass sich die Daseinsanalyse in eine psychotherapeutische Richtung entwickelte. 1971 wurde von ihm das "Daseinsanalytische Institut für Psychotherapie und Psychosomatik" gegründet.
Boss behielt die psychoanalytische Grundanordnung bei, ebenso wie die gleichschwebende Aufmerksamkeit, die freie Assoziation sowie die Abstinenz-Grundregeln. Eine bedeutende Rolle in der Arbeit von Medard Boss spielte zudem die Freundschaft zu Martin Heidegger. So wurde Boss erheblich von Heideggers Ereignis-Denken beeinflusst.
Daseinsanalytische Therapie
Die Daseinsanalyse begnügt sich nicht damit, Symptome auf bestimmte Erlebnisse in der Kindheit zurückzuführen. Vielmehr betrachtet sie diese als eine aktuelle Auseinandersetzung mit:
- Grenzen
- Ängsten
- Wünschen
Dabei ist es wichtig, die Dinge, die den Patienten beschäftigen, präzise und wertfrei zu betrachten und zu verstehen.
Neben den Dingen, die der Patient dem Therapeuten direkt mitteilt, können die Beschwerden der Erkrankung, Wahrnehmungen des Körpers und Träume registriert werden.
Ebenfalls von Bedeutung ist das phänomenologische Vorgehen. Das bedeutet, dass nicht eine bestimmte Theorie über das Menscheninnere von Belang ist, sondern wie die Patienten reagieren und empfinden. Auf diese Weise wird dem Patienten ein neuer Umgang mit sich selbst und seiner Umwelt möglich gemacht, wodurch er wiederum mehr Freiheit erlangt.
Geeignet ist die Daseinsanalyse sowohl bei psychosomatischen Beschwerden als auch bei sämtlichen psychischen Leiden.
Die Gesprächspsychotherapie
Die Gesprächspsychotherapie bezeichnet man auch als klientenzentrierte Psychotherapie, personenzentrierte Psychotherapie oder non-direktive Psychotherapie. Entwickelt wurde die erfolgreiche Methode von dem amerikanischen Psychotherapeuten Carl Ransom Rogers (1902-1987).
Rogers belegte, dass der Erfolg einer Behandlung nicht ausschließlich davon abhängt, auf welche Methode man dabei zurückgreift. Wichtiger ist hingegen, welche Verbindung zwischen dem Therapeuten und dem Patienten besteht. Hier erfahren Sie alles Wissenswerte über die Gesprächspsychotherapie.
Die Gestalttherapie
Die Gestalttherapie stellt einen Teil der erlebnisaktivierten Psychotherapie dar. Sie kommt bei psychischen Problemen als auch bei beruflichen Schwierigkeiten zur Anwendung.
Typisches Merkmal ist die so genannte Gestalt, die sich in unterschiedlicher Art und Weise darstellen lässt. Hier geben wir alle nötigen Informationen zur Gestalttherapie.
Die integrative Therapie
Grundlagen der integrativen Therapie
Bei der integrativen Therapie handelt es sich um einen modernen Ansatz von differentieller und ganzheitlicher Psychotherapie. Entwickelt wurde das Verfahren in den 60er Jahren von dem deutschen Psychologen Hilarion G. Petzold, der zugleich Mitbegründer des Fritz-Perls-Instituts ist.
Die integrative Therapie beinhaltet mehrere verschiedene Ansätze, zu denen gehören vor allem:
- die Gestalttherapie
- das Psychodrama
- die aktive Psychoanalyse von Sandor Ferenczi (1873-1933)
- die Neuropsychologie
- die Neuromotorik
- die Körpertherapie
- die Verhaltenstherapie
Ziel und Zweck der integrativen Therapie
Hilarion G. Petzold möchte mit den zahlreichen unterschiedlichen methodischen Ansätzen und Therapien ein Gespräch einleiten, das nach allen Seiten offen ist. Dabei soll sich eine eigenständige Metatheorie, bei der es sich um die transversale Hermeneutik oder Metahermeneutik handelt, entwickeln.
Ein Bestandteil der integrativen Therapie ist die bewegungsorientierte integrative Bewegungstherapie, die in den 70er Jahren von Hilarion G. Petzold entwickelt wurde.
In der integrativen Therapie wird davon ausgegangen, dass bei jedem einzelnen Patienten ein individueller, maßgeschneiderter Behandlungsplan erstellt werden muss. Dieser Therapieansatz lässt sich bei Bedarf flexibel an die Fortschritte der Behandlung anpassen und verändern.
Dabei müssen Rahmenbedingungen, Mittel und Zeit genauso berücksichtigt werden wie der Mensch als Ganzes mit Geist, Körper und Seele.
Die Körperpsychotherapie
Im Rahmen der Körperpsychotherapie - häufig synonym als auch Körpertherapie bezeichnet - fokussiert man sich neben der Psyche auf den Körper des Patienten, da seelische und körperliche Beschwerden oftmals eng miteinander in Verbindung stehen. Es kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz, wie etwa Atemübungen oder manuelle Techniken.
Geist und Körper werden hier als Einheit angesehen. Hier geben wir einen geaueren Überblick über diese Therapieform.
Die Logotherapie und Existenzanalyse
Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse
Bei der Logotherapie und Existenzanalyse handelt es sich um ein psychotherapeutisches Verfahren, das von dem österreichischen Psychiater und Neurologen Viktor E. Frankl (1905-1997) entwickelt wurde. Dabei ging Frankl einerseits von Alfred Adlers Individualpsychologie und andererseits von Siegmund Freuds Psychoanalyse aus.
Logopädie und Existenzanalyse befassen sich mit der Suche nach dem Sinn des menschlichen Daseins. Dabei ist der Mensch jedoch durchaus in der Lage, sich zu entscheiden und seine Entscheidungen auch zu verantworten. So lässt er sich weder von Umweltfaktoren oder Trieben beeinflussen.
Ziel und Zweck der Logotherapie und Existenzanalyse
Unter einer Logotherapie versteht man eine Behandlungs- und Beratungsmethode, die dabei hilft, bestimmte Krisensituationen zu meistern. Dazu gehören zum Beispiel
- Fehlentscheidungen
- Enttäuschungen
- schwere Erkrankungen
- Verluste oder
- der Umgang mit dem Tod.
Aber auch Psychosen und körperliche Behinderungen lassen sich mit der Logotherapie behandeln.
Viktor E. Frankl bezeichnete die menschliche Sehnsucht nach dem Erkennen eines größeren Zusammenhangs als existenzielles Vakuum und schuf zu diesem Zweck in den 30er Jahren die Logotherapie, ebenso wie die Existenzanalyse.
Letztere befasst sich mit der Behandlung von seelischen Störungen, zu denen vor allem
- psychosomatische Erkrankungen
- Psychosen
- Ängste
- Sucht und
- Depressionen
gehören. Dabei will die Existenzanalyse erreichen, dass der Patient mit innerer Zustimmung handelt und lebt. Da gerade in der heutigen Zeit viele Menschen unter seelischen Erkrankungen oder Gefühlen wie Leere und Sinnlosigkeit leiden, versucht die Logotherapie den Betroffenen dabei zu helfen, ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben zu führen. Dabei soll der Patient sich neu besinnen und mit der Welt auseinandersetzen.
Im Rahmen der Logotherapie wird die Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen gefördert, damit er erkennt, welche Möglichkeiten zum Handeln und Erleben ihm zur Verfügung stehen. Letztlich obliegt die Entscheidung jedoch stets der einzelnen Person.
Anwendungsgebiete der Logotherapie und Existenzanalyse
Durchgeführt wird die Logotherapie als sinnorientierte Beratung und Begleitung. Diese kann in medizinischen, sozialen oder pädagogischen Bereichen oder während der Krankenpflege oder Seelsorge erfolgen.
Die Existenzanalyse kommt hingegen bei psychischen Verhaltens- oder Erlebensstörungen zur Anwendung. Dabei ist das Ziel, den Patienten aus seinen traumatischen Erlebnissen, Einseitigkeiten oder Verzerrungen zu befreien.
Das Psychodrama
Das Psychodrama stellt eine kreative Form der Psychotherapie dar. Sie kommt bei Angsterkrankungen, psychosomatischen Beschwerden oder auch Suchterkrankungen zum Einsatz.
Wichtige Voraussetzung ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können. Lesen Sie hier im Detail, wie das Psychodrama abläuft.