Milieutherapie - Anwendungsgebiete und Ablauf
Im Rahmen der Milieutherapie wird eine Art "künstliche Familie" kreiert, eine Umgebung, die einer psychisch kranken Person zu mehr Stabilität verhilft und deren Lebensqualität verbessert. Als spezielle Form kommt die therapeutische Gemeinschaft zum Tragen. Ursprünglich für psychiatrische Einrichtungen entwickelt, kommt die Therapie heute auch in vielen Pflegeheimen zur Anwendung. Informieren Sie sich über Anwendungsgebiete und Ablauf der Milieutherapie.
Konzept und Ziel - Was ist eine Milieutherapie?
Bei psychischen Erkrankungen, ebenso zum Beispiel bei Alzheimer, benötigen die Patienten eine gewisse Sicherheit - eine sichere Umgebung mit vertrauten Abläufen und Menschen. Hier setzt die Milieutherapie ein, ein Behandlungsverfahren, welches sowohl in psychiatrischen als auch in Pflegeeinrichtungen eingesetzt wird.
Das Milieu kann entweder
- stimulierend
- betreuend
- reflektierend
- ausgleichend oder
- strukturierend
sein.
Eine typische Organisationsform der Milieutherapie findet man in einer Suchtklinik. Dort stehen als Teamleiter ein Sozialarbeiter und zwei weitere Sozialarbeiter, ein Arzt, ein Psychologe, ein Koch und ein Lehrer zur Verfügung.
Zusammen mit den Hausbewohnern wird ein Rahmen mit schützenden Grenzen gebildet. So gibt es
- Hausregeln
- die Teilnahme an Gruppenaktivitäten
- einen strukturierten Tagesablauf sowie
- das Ausüben von häuslichen Diensten.
Dabei nehmen Bewohner und Betreuer dieselben Pflichten wahr.
Therapeutische Gemeinschaft bei der Milieutherapie
Eine spezielle Form der Milieutherapie stellt die therapeutische Gemeinschaft dar. Im Mittelpunkt der Gemeinschaft steht soziales Lernen, indem sämtliche Beziehungen zwischen Personal und Patienten reflektiert und gestaltet werden.
In der klinischen Psychiatrie ist die Milieutherapie in der heutigen Zeit allerdings nur noch von untergeordneter Bedeutung. Zur Anwendung kommt sie allenfalls noch auf Psychotherapiestationen, Akutstationen oder in Tageskliniken.
Dagegen ist die therapeutische Gemeinschaft im Suchtbereich noch immer ein aktuelles Konzept zur stationären Therapie. Dabei unterstützt sich die Gemeinschaft der Patienten gegenseitig bei ihrem Therapieprozess.
Anwendungsgebiete und Wirkung der Milieutherapie
Die Milieutherapie kann bei psychischen Erkrankungen, ebenso bei dementiell erkrankten Patienten zur Anwendung kommen. Ebenso möglich ist der Einsatz bei
- Senioren
- Menschen mit geistiger Behinderung
- Menschen mit Suchterkrankungen
- jungen Menschen in Heimerziehung
Die Bewohner in den entsprechenden Einrichtungen fühlen sich durch Anwendung der Milieutherapie zuhause und werden weder über- noch unterfordert. Liegen krankheitsbedingte Einschränkungen vor, werden diese kompensiert. Aggressionen, Ängste und Unruhe können gemildert werden; Fähigkeiten, die der Bewältigung des Alltags dienen, sollen möglichst lange erhalten bleiben.
So sollen die Bewohner so lange wie möglich autonom bleiben. Bei älteren, an Demenz erkrankten Menschen zählt die Sturzprophylaxe zur sicheren Umgebung zu.
Die Ziele:
- mehr Verbindung zum Alltag
- das Bereitstellen eines angstfreien Lebensraumes
- ganzheitlicher Zugang auf Heranwachsende
- eine klinische Elastizität
- das Berücksichtigen von entwicklungspsychologischen, ethnischen, subkulturellen und sozioökonomischen Faktoren
- das Befriedigen der Grundbedürfnisse
- das Vermeiden schädlicher Einflüsse
Milieutherapie bei Alzheimer
Eine große Bedeutung kommt der Milieutherapie bei Alzheimer zu. Hierbei sollten Pflegekräfte beispielsweise neben der entsprechend für die Patienten sicher gestaltete Umgebung auch auf folgende Punkte achten:
- Lautstärke in ihrer Stimme vermeiden
- schnelle, hastige Bewegungen vermeiden
- möglichst ihr Parfum etc. über einen längeren Zeitraum tragen
- Verständnis und Ruhe ausstrahlen
- ein Namensschild tragen