Systemische Therapie - Funktion, Grundlagen und Ablauf
Bei der systemischen Therapie oder auch systemischen Familientherapie handelt es sich um ein psychotherapeutisches Verfahren. Dieses legt den Schwerpunkt auf die Interaktion zwischen Familienmitgliedern sowie dem sie umgebenden sozialen Umfeld. Es gibt verschiedene Ansätze, mit denen bei dieser Therapie gearbeitet wird. Lesen Sie alles Wissenswerte über die systemische Therapie.
Systemische Familientherapie - Merkmale und Grundlagen
Unter einer systemischen Therapie, auch systemische Familientherapie genannt, versteht man eine Psychotherapie, bei der systemische Zusammenhänge sowie interpersonelle Beziehungen innerhalb einer Gruppe bei der Behandlung von psychischen Problemen eine Rolle spielen. Seit 2008 kommt die systemische Therapie auch in Deutschland zur Anwendung.
Diese Therapieform hat sich aus der Familientherapie heraus entwickelt. Im Rahmen der systemischen Therapie wird der Mensch als Teil eines Systems betrachtet. Zwischen sämtlichen Personen, die sich in diesem System befinden, besteht ein Zusammenhang, so etwa in einer Familie.
Kommt es zu Veränderungen, hat dies Auswirkung auf alle Mitglieder. Bei ungünstigen Kommunikationsmustern oder gestörten Beziehungen kann die psychische Gesundheit der Person leiden.
Ziele der systemischen Therapie
Im Rahmen einer systemischen Therapie versucht man, die Regelmäßigkeit von schädlichen Verhaltensmustern festzustellen. Außerdem gibt der Therapeut den beteiligten Personen Hinweise, wie sie in Zukunft besser miteinander umgehen können.
Meistens lässt sich die Situation des Patienten durch das Einüben von neuen Verhaltensmustern verbessern. In Deutschland zählt die systemische Therapie seit 2008 zu den wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieformen.
Systemischer Ansatz: Therapieansatz der systemischen Therapie
Die systemische Therapie, die ihren Anfang in den Vereinigten Staaten von Amerika nahm, hat viele Begründer und entwickelte sich in den 50er Jahren aus der Arbeit mit Familien. Zu den theoretischen Grundlagen der systemischen Therapie zählen vor allem:
- der soziale Konstruktivismus
- die Kybernetik
- die Kommunikationstheorie
- die Systemtheorie
Die systemische Therapie geht von dem Leitgedanken aus, dass die Probleme weniger in der behandelten Person liegen. Stattdessen sind die Gründe zumeist im System - etwa dem familiären Zusammenhang - zu suchen.
So nimmt die systemische Therapie Anteil an den Beziehungsprozessen der beteiligten Personen. Da diese an der Entstehung des Problems mitwirken, sind sie für mögliche Veränderungen und Lösungen überaus bedeutsam.
Daran müssen nicht nur Familienmitglieder Anteil haben. Auch andere Personen sind durchaus von Belang.
Im Rahmen der systemischen Therapie besteht die Anname, das jeder Störung eine bestimmte Funktion im System zugrunde liegt. Diese Funktion gilt es in der Therapie aufzufinden.
Dabei beschäftigt man sich wie bereits erwähnt nicht ausschließlich mit den Familienmitgliedern. Stattdessen kann es auch um
- den Partner bzw. die Partnerin
- den Mitschüler oder
- den Arbeitskollegen
gehen. Dabei müssen die Bezugspersonen nicht unbedingt anwesend sein.
Systemische Paartherapie, Systemische Traumatherapie und Co.: Anwendungsgebiete der systemischen Therapie
Die systemische Therapie kann in zahlreichen Situationen angewandt werden. So hilft sie beispielsweise bei
- Beziehungsproblemen
- beruflichen Problemen
- traumatischen Erfahrungen
- Depressonen
- Suchterkrankungen
- Essstörungen
- Schizophrenie oder
- psychosomatischen Erkrankungen.
Auch Kinder sowie Jugendliche können von einer solchen Therapie profitieren. Entscheidend ist, dass das bestehende Problem im Zusammenhang mit einem System steht.
Mögliche Methoden der systemischen Therapie: Systemische Beratung, Systemische Supervision, Systemisches Coaching
Es gibt einige Methoden, deren Grundideen der der Systemischen Therapie ähneln. Die systemische Beratung legt ihren Schwerpunkt dabei auf alltägliche Probleme.
Gemeinsam wird mit dem Betroffenen an der Umsetzung bestimmter Ziele zur Problemlösung gearbeitet. Im Gegensatz zur Systemischen Therapie weist diese Methode in der Regel eine deutlich kürzere Dauer auf.
Die systemische Supervison spielt besonders in klinischen und psychosozialen Einrichtungen eine Rolle. Dabei wird beispielsweise ein Psychologe von einem so genannten Supervisor bei der Arbeit unterstützt.
Doch auch in Unternehmen kommt die systemische Supervision mittlerweile zum Einsatz. Hier zielt man auf die Verbesserung der Kommunikation innerhalb von Teams ab.
Auch das systemische Coaching hat einen meist beruflichen Schwerpunkt. Die Coaches unterstützen dabei zum Beispiel Führungskräfte in der beruflichen Entwicklung.
Wichtig ist die Kenntnis darüber, dass die hier genannten Begriffe keinem gesetzlichen Schutz unterliegen. Wer sich für eine dieser Methoden interessiert, sollte auf die berufliche Qualifikation - Diplom-Psychologe oder Psychologe M.Sc. - achten.
Ablauf der systemischen Therapie
Zunächst geht es bei der Therapie um das Verständnis der Beziehungsstrukturen sowie der Muster im entsprechenden System. Dabei ist etwa wichtig,
- wer welche Rollen einnimmt
- warum ein bestimmtes Verhalten vorliegt
- wie die Interaktion unter den Personen aussieht
Ziel ist die Veränderung ungünstiger Muster. Hierbei kommt es auch darauf an, die jeweilige Funktion bestehender Symptome im System zu erkunden. Oftmals handelt es sich um für die Gruppenmitglieder unbewusste Auswirkungen.
Techniken und Therapiemethoden der systemischen Therapie
Im Rahmen einer systemischen Therapie kommen häufig metaphorische Techniken zum Einsatz. Dazu zählen in erster Linie so genannte Skulpturen. Das heißt, dass man Familienmitglieder einer Person so im Raum aufstellt, dass sich eine Position der einzelnen Mitglieder innerhalb der Familienbeziehungen ergibt.
Eine bekannte Variante dieser Technik bildet zum Beispiel das Familienstellen nach Hellinger. In Fachkreisen wird diese Methode allerdings recht kritisch betrachtet.
In der systemischen Gesprächsführung kommen zirkuläre Fragen und andere Fragetechniken zur Anwendung. Sie alle haben den Zweck, das Problem aufzuspüren und neue Handlungsmöglichkeiten und Sichtweisen aufzuzeigen.
Die Arbeit der systemischen Therapie findet aber nicht nur mit Familien statt. Auch
- Paare
- einzelne Personen oder
- Organisationen
können an ihr teilnehmen. Die Sitzungen in größeren oder unregelmäßigen Intervallen zu absolvieren, ist kein Problem.
Zu den Techniken der systemischen Therapie zählen vor allem:
zirkuläre Fragen, bei denen es um den vermuteten Standpunkt von dritten Personen geht
Skalenfragen, um Fortschritte und Unterschiede hervorzuheben
das Reframing von Sachverhalten, Geschichten, Parabeln und Metaphern als Umgehungstechnik
Skulpturen zum Darstellen von familiären Beziehungen
ein Soziogramm/Genogramm, um soziale Beziehungen grafisch darzustellen
Kritik an der systemischen Therapie
Ein Kritikpunkt an der systemischen Therapie ist, dass sie
- weder über eine Theorie der Psyche verfügt, die breit akzeptiert ist,
- noch über ein breites Psychopathologie-Konzept.
So verfügen die Methoden der systemischen Therapie trotz ihrer Effektivität eklektizistischen oder heuristischen Charakter. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Dachverbände.