Sauerstofftherapie - Anwendungsgebiete, Methoden und Durchführung
Als Sauerstofftherapie oder Sauerstoffbehandlung bezeichnet man die Behandlung von Krankheiten durch die Zufuhr von Sauerstoff. Sie wird zur Therapie von verschiedenen Sauerstoffmangelkrankheiten angewandt. Dabei kommen unterschiedliche Methoden zur Anwendung. Informieren Sie sich über die Anwendungsgebiete, Methoden und die Durchführung einer Sauerstofftherapie.
Sauerstofftherapie - Merkmale und Nutzen
Als Sauerstofftherapie wird eine Behandlung bezeichnet, bei der die Atemluft mit Sauerstoff angereichert wird. Überlicherweise steht diese Bezeichnung für die Langzeitsauerstofftherapie, die man bei einem chronischen Sauerstoffmangel, der Hypoxämie, einsetzt.
Doch auch kurzzeitig kann die Behandlung mit Sauerstoff notwendig sein. So zum Beispiel zur Überlebenssicherung bei einer Kohlenmonoxidvergiftung oder nach einem Unfall. Ziel und Zweck einer Sauerstoff-Behandlung oder Sauerstoff-Therapie ist jedoch in der Regel die Behandlung von bestimmten Krankheiten durch die Anwendung von Sauerstoff.
Dabei unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Therapieformen: Der Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (SMT), der hyperbaren Sauerstoff-Therapie (HBO) und der Langzeit-Sauerstofftherapie.
Langzeitsauerstofftherapie
Bei einer Langzeitsauerstofftherapie wird dem Patienten über einen Zeitraum von mindestens 16 Stunden durch eine Nasensonde Sauerstoff zugeführt. Diese Methode ist wissenschaftlich anerkannt und die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Behandlung.
Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie
Bei der Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie wird das Einatmen von Sauerstoff mit der Einnahme von Nährstoffen wie Vitaminen und körperlicher Bewegung kombiniert.
Das Verfahren gehört zur Alternativmedizin und wurde von dem deutschen Physiker Manfred von Ardenne (1907-1997) entwickelt. Durch die Kombination von Sauerstoff, Vitaminen und Bewegung soll der Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut verbessert werden. Es kommt zu einer Anhebung des Partialdrucks in den Arterien sowie zu einer Senkung des Partialdrucks in den Venen. Die Blutkapillaren werden erweitert und die Blutzirkulation verbessert, wodurch die Fähigkeit der Lunge, Sauerstoff aufzunehmen, erhöht wird.
Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für die Wirksamkeit der Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie.
Hyperbare Sauerstoff-Therapie
Noch umstrittener ist die hyperbare Sauerstoff-Therapie, bei der der Patient in eine Druckkammer steigt und dort den Sauerstoff unter erhöhtem Druck erhält. Auch für die Wirksamkeit dieser Behandlungsmethode fehlen wissenschaftliche Beweise.
Mehr zu dieser Therapie erfahren Sie in unserem Artikel Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) - Anwendung, Ablauf und Risiken.
Grundlage
Trotz aller Unterschiede gehen alle drei Therapieformen davon aus, dass es durch mangelnde Versorgung mit Sauerstoff zu Funktionsstörungen der Organe kommt und das durch eine Stärkung des Sauerstoffpartialdrucks der Organismus gestärkt wird.
Geschichte
Die Geschichte der Sauerstoff-Behandlung geht zurück bis in 18. Jahrhundert. Zu jener Zeit wurde das Sauerstoffgas von dem englischen Gelehrten und Theologen Joseph Priestley (1733-1804) entdeckt, der die Ansicht vertrat, mit Hilfe von inhaliertem Sauerstoff eine medizinische Wirkung erzielen zu können.
Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Behandlungsmethoden mit Sauerstoff ins Leben gerufen. 1969 wurden von Manfred von Ardenne die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie und die Krebs-Mehrschritt-Therapie entwickelt.
Anwendungsgebiete
Zu den Anwendungsgebieten einer Sauerstoffbehandlung gehören vor allem Sauerstoffmangelkrankheiten wie:
- Lungenemphysem
- Chronisch-Obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- Lungengerüsterkrankungen (z.B. Sarkoidose)
- Mukoviszidose
- Erkrankungen der Atemmuskulatur
- Lungenhochdruck
- eine schwere chronische Herzinsuffizienz
- Stoffwechselstörungen
- Durchblutungsstörungen
- Plazentaschwäche
- Nierenschwäche
Durch die Anwendung der Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie soll zudem:
- Alterserscheinungen entgegengewirken
- die Leistungsfähigkeit des Körpers verbessern
- Sehverschlechterungen behandeln
- einen Hörsturz therapieren
- zu niedrigen oder zu hohen Blutdruck regulieren
Die Langzeitsauerstofftherapie kommt auch bei COPD (Chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen) oder bei Lungenemphysemen zur Anwendung und gilt dort als besonders wirksam.
Kontraindikation
Bei einigen Erkrankungen wird jedoch von einer Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie abgeraten:
- bei schweren Herz- oder Lungenerkrankungen
- bei einer Schilddrüsenüberfunktionen
- bei Epilepsie
Wenn die Hypoxämie lediglich nachts auftritt oder wenn die Therapie den Gesundheitszustand nicht verbessert, wird eine andere Behandlung gewählt oder die bestehende ergänzt.
Durchführung einer Sauerstoff-Behandlung
Um eine Sauerstofftherapie verordnen zu können, sind eine ausführliche Diagnose, was den Zeitpunkt sowie die Ursachen und die Schwere des Mangels an Sauerstoff angeht, unumgänglich. Durch Blutgasanalyse werden Sauerstoffsättigung im Blut und Sauerstoffdruck bestimmt - aus diesen Werten heraus lässt sich die benötigte Menge an Sauerstoff festlegen.
Langzeit-Sauerstoff-Behandlung
Bei der Durchführung einer Langzeit-Sauerstoff-Behandlung inhaliert der Patient über eine nicht abgedichtete Nasensonde, die auch Nasenbrille genannt wird oder über eine Sauerstoffmaske, den benötigten Sauerstoff. In manchen Fällen wird der Sauerstoff auch über einen Katheter unmittelbar in die Luftröhre verabreicht.
Die Inhalation des Sauerstoffs muss mindestens 16 Stunden am Tag erfolgen. Als noch wirksamer gelten 24 Stunden.
Die Methode kann auch zu Hause durchgeführt werden. Dafür erhält der Patient einen Sauerstoffkonzentrator, der sich einfach an das Stromnetz anschließen lässt. Wer häufig das Haus verlassen muss, kann ein Flüssigsauerstoffsystem mit tragbarem Tank mit sich führen.
Bei einem Sauerstoffkonzentrator handelt es sich um ein Gerät, welches die Luft (Sauerstoffgehalt etwa 21 Prozent) einzieht und durch einen Spezialfilter leitet. In einem Vorratsbehälter wird auf diese Weise reiner Sauerstoff gesammelt. Dieser kann dem Patienten über einen Schlauch zugeführt werden.
Dabei liegt die Sauerstoffkonzentration bei 90 bis 95 Prozent. Das Gerät hat ein Gewicht von ca. 23 Kilogramm und wird in den eigenen vier Wänden auf Rollen bewegt. Es sollte an einem gut gelüfteten Ort stehen (ausreichend entfernt von Wänden und Möbeln).
Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie
Die Durchführung einer Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie erfolgt stets individuell und wird den speziellen Bedürfnissen des Patienten angepasst. Zuvor werden eine medizinische Diagnose und eine Blutanalyse erstellt.
Zu Beginn der Therapie verabreicht man dem Patienten ein Kombinationsmittel aus Vitaminen und Substanzen, die eine Gefäßerweiterung bewirken. Auf diese Weise soll die Sauerstoffaufnahme gefördert werden.
Danach atmet der Patient durch eine Sauerstoffmaske oder eine Nasensonde ein spezielles Sauerstoff-Luftgemisch ein.
Anschließend wird eine dosierte Bewegungstherapie mit einem Ergometer, Gehtraining oder Gymnastik durchgeführt, um die Aufnahme des Sauerstoffs weiter zu unterstützen.
In manchen Fällen werden die Sauerstoff-Inhalation und die Bewegungstherapie gleichzeitig vorgenommen.
Die Dauer einer Therapiesitzung beträgt etwa zwei Stunden, wobei in der Regel achtzehn Sitzungen erforderlich sind.
Hyperbare Sauerstoff-Behandlung
Bei der hyperbaren Sauerstoff-Behandlung setzt sich der Patient in eine Druckkammer und erhält dann den Sauerstoff unter dem erhöhtem Druck der Umgebung.
Nebenwirkungen und Risiken
Durch die Anwendung einer Sauerstoff-Behandlung kann es zu einigen Nebenwirkungen kommen. So darf reiner Sauerstoff nicht länger als vier Stunden eingeatmet werden, da es sonst zu
kommen kann.
Eine häufig auftretende Nebenwirkung sind zudem trockene Nasenschleimhäute. Diesen kann jedoch durch die Pflege mit entsprechenden Salben entgegengewirkt werden.
Zu den weiteren möglichen Risikofaktoren zählen die Geräte für die Sauerstofftherapie. Sorgt man bei diesen nicht für eine gründliche Hygiene, können sie einen Infektionsherd für Pilze und Bakterien darstellen.
Natürlich ist davon auszugehen, dass die Sauerstoffkonzentration durch den Arzt das richtige Ausmaß beträgt. Werden die normalen Werte überschritten, kommt es zum Anstieg von Kohlendioxid im Blut - zunächst kann sich dieser Zustand in Benommenheit auswirken.
Schlimmstennfalls besteht die lebensbedrohende CO2-Narkose. Schließlich besteht durch den ausströmenden Sauerstoff Brandgefahr; auch darauf ist zu achten.