Stammzelltherapie - Anwendung, Ablauf und Behandlung
Als Stammzelltherapie oder Stammzellentherapie bezeichnet man Behandlungsmethoden, bei denen Stammzellen zur Anwendung kommen. Auf diese Weise lassen sich verschiedene Krebskrankheiten wie zum Beispiel Leukämie behandeln. Dabei wird eine Knochenmarktransplantation durchgeführt.
Ziel und Zweck einer Stammzell- oder Stammzellentherapie ist die Behandlung von bestimmten Krankheiten mit körpereigenen hämatopoetischen Stammzellen oder mit denen eines Spenders.
Stammzellen
Als Stammzellen werden die Vorläufer der ausgewachsenen Körperzellen bezeichnet. Eigenschaften der Stammzellen sind ihre endlose Teilungsfähigkeit und die Bildung von neuen Stammzellen. Außerdem können sie zu verschiedenen Arten von Zellen ausreifen, wie zum Beispiel Nervenzellen oder Muskelzellen.
Einen selbstständigen Organismus können sie jedoch nicht bilden. Wichtig sind die Stammzellen für die biologische Entwicklung eines Organismus sowie für die körpereigene Regeneration von verschiedenen Geweben.
Sie befinden sich unter anderem:
- im Knochenmark
- im Gehirn
- im Blut
- in der Leber
- im Fett- und Knochengewebe
- in den Muskeln
Ob sie für Therapien verwendbar sind, wird noch untersucht.
Eine weitere Möglichkeit, Stammzellen zu gewinnen, ist das Nabelschnurblut, in dem adulte Stammzellen enthalten sind, die während der Geburt isoliert werden können. Auf diese Weise können vor allem hämatopoetische (blutbildende) Stammzellen gewonnen werden.
Anwendungsgebiete
Zur Anwendung kommt eine Stammzelltherapie in erster Linie zur Behandlung von Krebserkrankungen wie Leukämie oder Lymphomen.
Knochenmarktransplantation
Eine Stammzelltherapie wird zumeist im Rahmen einer Krebstherapie durchgeführt. Dabei wird eine Knochenmarktransplantation vorgenommen, bei der man das geschädigte Knochenmark durch gesundes ersetzt.
Die dafür benötigten Stammzellen werden entweder aus dem Knochenmark oder dem Blut eines Spenders gewonnen, was man als allogene Stammzellentransplantation bezeichnet oder vom Patienten selbst entnommen, was als autologe Stammzellentransplantation bezeichnet wird.
Ablauf
Zu Beginn der Behandlung erfolgt zunächst eine Chemotherapie, bei der das kranke Knochenmark des Betroffenen völlig zerstört wird. Bei einer autologen Transplantation wird das Knochenmark mit den Stammzellen dem Patienten über eine Punktion des Beckenkamms entnommen.
Nach der Zerstörung der Tumorzellen werden die gesunden Zellen dem Körper durch eine Infusion zugeführt, woraufhin sich neues und gesundes Knochenmark bildet.
Damit es nicht zu einer Abstoßungsreaktion kommt, müssen dem Patienten Immunsuppressiva verabreicht werden. Bei einer allogenen Stammzellentransplantation muss zudem überprüft werden, ob mögliche Unverträglichkeiten bestehen. Dazu wird eine so genannte HLA-Typisierung vorgenommen. In der Regel findet man kompatible HLA-Merkmale bei Blutsverwandten.
Mögliche Risiken
Risikofaktor einer solchen Stammzellentherapie ist die vorübergehende Schwächung der Immunabwehr des Patienten, aufgrund der Zerstörung des Knochenmarks. Dadurch können starke Infektionen eintreten. Um dies zu verhindern, werden während der Behandlung Antibiotika zur Vorbeugung verabreicht.
Die Geschichte der Stammzelltherapie
Untersuchungen der Knochenmarkszellen
Der heute angewandten Stammzelltherapie ist eine Reihe von Forschungsarbeiten vorangegangen. Bereits in den 50er Jahren beschäftigte man sich mit der Frage, ob bei bestimmten Krankheiten veränderte Zellen isoliert, diagnostiziert und durch gesunde ersetzt werden können.
Als erstes wurden Knochenmarkszellen im Zusammenhang mit Leukämieerkrankungen untersucht.
Leukämie
An Leukämie Erkrankte weisen eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an weißen Blutkörperchen auf, welche durch eine Störung der für die Blutbildung verantwortlichen Zellen des Knochenmarks hervorgerufen wird.
Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) verdrängen die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), wodurch die Versorgung verschiedener Organe mit Sauerstoff beeinträchtigt wird. Letztere sind dann in ihrer Funktion schwer beeinträchtigt. Außerdem treten zusätzliche Folgekrankheiten und Störungen auf, zu denen zählen beispielsweise:
- die Anämie
- die Gerinnungsstörung des Blutes
Erschwerend kommt hinzu, dass selbst die vermehrt gebildeten weißen Blutkörperchen nur bedingt lebensfähig sind.
Erfolge der Stammzellenforschung
Der Stammzellforschung ist es gelungen, die für das Blutbild entscheidenden Stammzellen, die als HSC-Stammzellen bezeichnet werden:
- zu erkennen
- sie von den anderen Zellen abzusondern
- sie zu beurteilen
Erstmals gelang es dem studierten Chemieingenieur und Mediziner Edward Donnall Thomas, der bereits in den Anfängen der Stammzellforschung aktiv war, in den 80er Jahren, Stammzellen erfolgreich zu transplantieren. Wenige Jahre später wurde er für seine Arbeit mit diversen Auszeichnungen, unter anderem mit dem Nobelpreis, bedacht.
Fortschritte in der Behandlung anderer Krankheiten
Obwohl inzwischen auch außerhalb der Knochenmarkstransplantation verschiedene Therapieformen durchgeführt werden, ist diese immer noch die einzige medizinisch anerkannte Form der Stammzelltherapie.
Es geht nicht mehr nur darum, Leukämie zu heilen, sondern auch andere Erkrankungen. In den letzten Jahren hat die Wissenschaft beispielsweise auch bedeutende Fortschritte in der Behandlung von Parkinson durch die Stammzelltherapie gemacht.
Entwicklung der Knochenmarktransplantation
In den letzten zwanzig Jahren haben sich verschiedene Formen von Knochenmarkstransplantationen entwickelt. Mediziner unterscheiden:
- autologe Transplantationen
- allogene Transplantationen
Autologe Transplantation
Die autologen Therapieformen werden angewendet, wenn damit zu rechnen ist, dass es während der Krebsbehandlung zur Zerstörung von blutbildenden Stammzellen kommt.
Insofern werden dem Patienten zuvor Knochenmarkszellen entnommen, die ihm später wieder zugeführt werden. Diese sorgen dann dafür, dass sich die Blutbildung regeneriert.
Allogene Transplantation
Bei den allogenen Transplantationen werden auf den Patienten Stammzellen eines Spenders übertragen. Wichtig ist, dass diese in Betracht auf ihre Gewebemerkmale zu denen des potentiellen Empfängers passen. Aus diesem Grunde erfolgt zuvor eine Typisierung.
Zur Gewinnung von Knochenmarkzellen können diese dem Patienten oder dem Spender durch eine Punktion im Beckenkammbereich entnommen werden. Inzwischen wird aber häufiger die periphere Blutstammzellspende angewandt. Sie ist für den Spender völlig schmerzfrei, weil sie wie eine typische Blutspende abläuft.
Wer bereit ist, sich als Spender registrieren zu lassen, kann Leben retten. Und dies auf eine recht unkomplizierte Weise. Es ist davon auszugehen, dass die Stammzelltherapie auch in den nächsten Jahren immer weitere Fortschritte machen wird.