Stent - Wann ist das Einsetzen eines Stents nötig und wie läuft die Implantation ab?
Die Gefäße des Menschen unterliegen im Laufe seines Lebens vielen Anforderungen, die durch eine genetische Veranlagung, einen Unfall oder eine auftretende Erkrankung Defekte erleiden können, die zu weitreichenden Beschwerden führen können. Stents leisten bei Gefäßdefekten eine wirkungsvolle Unterstützung im Rahmen der Behandlung und Behebung bestehender Beschwerden. So ermöglichen sie die Stabilisierung der Gefäßwand ebenso als auch das Offenhalten der Arterien und somit einen uneingeschränkten Blutfluss. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Thema Stent.
Was ist ein Stent?
Unter einem Stent (Gefäßstütze) versteht man ein spezielles medizinisches Implantat. Es wird in die Hohlorgane eingesetzt, damit es diese offen halten kann.
Zum Einsatz kommen Stents vor allem in den Herzkranzgefäßen im Rahmen einer Angioplastie (PTCA). Nach der Aufdehnung der Gefäße soll ein neuerlicher Verschluss durch den Stent verhindert werden.
Sicherlich wäre der menschliche Leib nicht allzu leistungsfähig, wenn ihm das Herz und das Gehirn, die Nieren, die Leber oder die Geschlechtsteile fehlen würden. Doch sollte dabei nicht das geniale Netz vergessen werden, mit dem sie verbunden sind: Bahnen und Gefäße sorgen dafür, dass nicht nur der Blutfluss in Form eines Kreislaufes gelingt.
Auch der Austausch von Nährstoffen, von Wichtigem und nicht Benötigtem oder die Kommunikation zwischen den Organen gelingt über solche Wege. Verstopfen diese infolge chronischen Leiden oder eines hohen Alters jedoch, müssen sie freigelegt werden. Hierbei übernimmt der Stent die Aufgabe, ein neuerliches Verschließen zu verhindern.
Der Stent als medizinische Option
Wird festgestellt, dass die Bahnen und Gefäße verengt sind und nur noch in geringem Umfang ihre Leistung erfüllen können, so werden neuralgische Punkte von ihren Lasten befreit. Natürlich kann nicht das gesamte System aus Adern ein Implantat erhalten. Insofern kommt diesen besonders betroffenen Stellen eine wichtige Bedeutung zu.
Sie werden zuvor einmal gereinigt, das verschließende Element - nicht selten Ablagerungen oder Verkalkungen - also entfernt. In der Folge wird der Stent eingesetzt.
Bei ihm handelt es sich um eine Art Röhrchen, das aus einem Kunststoffnetz gefertigt wurde. Er wird in die Bahnen geschoben und genau dort positioniert, wo sich die Mediziner den größten Nutzen von ihm versprechen. Der Aufwand eines solchen Eingriffes ist in der Regel gering.
Wirkung eines Stents
Nach einer Aufdehnung hält der Stent die behandelten Stellen offen. Stents sind in der Regel kleine Gittergerüste in Form eines Röhrchens aus Kunststoff oder Metall.
Pro Jahr werden mehr als 260.000 Stents in Deutschland eingesetzt. Eingepflanzt wird ein Stent zumeist im Rahmen eines Herzkatheters.
Durch die Glättung der Blutgefäßinnenräume und die Fixierung von Kalkfragmenten kann der Blutfluss innerhalb des Gefäßes wieder verbessert werden. Darüber hinaus wird durch das Implantat verhindert, dass sich das Gefäß nach der Aufdehnung erneut verschließt.
Vorteile des Stents: Flexibel und haltbar
Vorteilhaft gestaltet sich die Verwendung eines solchen Gefäßimplantates, da es von dem Patienten in seinem Alltag nicht wahrgenommen wird. Die Verwendung des grobmaschigen Netzes in Form des Röhrchens führt dazu, dass der Stent sich allen Bewegungen der Adern und Bahnen anpasst.
Er blockiert daher selbst nicht, sondern ist biegsam. Zudem sitzt er derart fest, dass auch ein Verrutschen selten einmal vorkommt.
Für den Betroffenen ergibt sich somit die Chance, einige Jahre ohne verstopfte Gefäße leben zu können. Dennoch befreit das nicht von der lästigen Pflicht, die Adern und den Stent regelmäßig überprüfen zu lassen, um gänzlich in den Vorzug seiner Leistungen kommen zu können.
Herz, Bein, Gallengang und Co. - Gründe für einen Stent
Mögliche Gründe für das Implantieren einer Gefäßstütze sind
- Gefäßverengungen
- die Vorbeugung von erneuten Verengungen
- akuter Gefäßverschluss
- Verengungen in einem Venen-Bypass oder
- eine Abspaltung der Gefäßinnenwand.
Stents werden aber auch bei Krebserkrankungen eingesetzt. So kann es durch einen bösartigen Tumor zu einer Verengung der Atemwege, der Speiseröhre oder der Gallenwege kommen. Sie kommen somit an unterschiedlichen Bereichen des Körpers zum Einsatz, so etwa am Herzen, am Bein oder auch am Gallengang.
Mittlerweile haben sich die Einsatzgebiete der Stents weiter entwickelt...
Stents bei der Schaufensterkrankheit
Eines der wichtigsten Einsatzgebiete der Stents stellt die Schaufensterkrankheit dar. Hierbei lösen verengte Beinarterien heftige Schmerzen beim Gehen aus. Zudem stirbt das Gewebe aufgrund der Unterversorgung nach zu nach ab, was auch unter der Bevölkerung recht gut als "Raucherbein" bekannt ist.
Stents erweisen sich als Retter in der Not und können solch ein Gewebeabsterben verhindern. Eine neue Form der Stents beinhält zusätzlich die Möglichkeit, nach und nach den integrierten Wirkstoff Paclitaxel abzugeben und somit einen neuerlichen Gefäßverschluss zu unterbinden.
Stents bei Glaukom/Grauem Star
Auch bei einem Glaukom, bekannt im Volksmund als Grauer Star, finden Stents ihren effektiven Einsatz. Bei dieser Augenerkrankung liegt ein zu hoher Augendruck vor, der bis zu einer Erblindung führen kann.
Therapeutisch werden zunächst Medikamente eingesetzt, allerdings kann bei einer fortgeschrittenen Erkrankung eine Operation nötig werden. Eine neuartige OP-Methode ist hierbei der Einsatz von Mikro-Stents. Diese ultrafeinen Röhrchen werden im inneren Augenwinkel eingesetzt und ermöglichen dadurch das Abfließen des Kammerwassers in den natürlichen Abfluss des Auges.
Stents bei einem Aneurysma
Eine dritte Erkrankung, bei der Stents eingesetzt werden, ist das so genannte Aneurysma, die mehr als 200.000 Menschen in Deutschland betrifft. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine sackartige Erweiterung einer Ader, die durch eine krankhafte Schwäche der Gewebewand auftritt.
Aneurysmen sind deshalb so gefährlich, da sie wesentlich leichter ein Blutgerinnsel hervorrufen können, die zu einer nachfolgenden Verschließung weiterer Adern führen und bei einem Platzen durchaus den Tod des Betroffenen auslösen. Eine neue Methode, bei der der Chirurg mittels eines Katheters eine schlauchförmige Stent-Prothese bis zur Aussackung einbringt, ermöglicht eine schonende Behandlung für den Patienten, die dazu führt, dass der betroffene Arterienabschnitt wieder zu einer normalen Größe gelangen kann.
Verschiedene Arten von Stents
Bei Stents unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten.
Selbst entfaltender Stent
Unter einem selbst entfaltenden Stent versteht man eine Gefäßstütze, die nicht entfaltet durch einen Herzkatheter in ein verengtes Gefäß implantiert wird. Umschlossen wird der Stent von einer Hülle aus Plastik, die sich zurückzieht, was zur Entfaltung des Stents führt.
Ballon expandierender Stent
Ein so genannter Ballon expandierender Stent liegt nicht entfaltet auf einem Ballonkatheter. Sowie der Ballonkatheter an der richtigen Stelle angelangt ist, bläst man ihn auf, wodurch das Implantat platziert wird.
Medikamentenbeschichtete Stents (DES)
Als DES (drug eluting stent) bezeichnet man eine Gefäßstütze, deren Oberfläche mit einem bestimmten Medikament beschichtet wird. Nachdem der Stent in das Gefäß implantiert wurde, gibt es eine bestimmte Menge des Medikaments über einen gewissen Zeitraum ab.
Durch die beschichteten Stents lässt sich die Rate an Restenosen senken. Darüber hinaus gibt es Neuentwicklungen, die dazu dienen, die Gefahr einer späten Blutgerinnselbildung zu reduzieren.
Dazu gehören spezielle Medikamenten-Reservoirs, die erst nach ein paar Monaten aufgelöst werden. Noch im Teststadium befinden sich absorbierbare Metallstents, die sich nach einem bestimmten Zeitraum vollständig von selbst auflösen.
Da nach der Implantation eines Stents die Gefahr einer Thrombose besteht, ist es erforderlich, dass der Patient bestimmte Medikamente einnimmt.
Einen Stent setzen: Die Operation zum Einsetzen einer Stentprothese
Bevor eine Stent-Implantation stattfindet, nimmt man dieselben Untersuchungen wie bei einem Herzkatheter vor. Auch der Eingriff wird in einem Herzkatheter-Raum ausgeführt.
- Zu Beginn der Operation dehnt man die Engstelle des Gefäßes mithilfe eines PTCA-Ballons auf.
- Anschließend tauscht man den Ballonkatheter mit einem nicht entfalteten und aufmontierten Stent aus.
- Dann platziert man den Stent-Ballon an der Engstelle.
Durch die vorherige Gabe eines Kontrastmittels kann die genaue Lage der Stentprothese auf einem Röntgenbildschirm kontrolliert werden. Schließlich zieht man die Schutzhülle des Implantats zurück und weitet den Ballon durch Druck auf.
Zum Ende des Eingriffs kontrolliert man auf dem Bildschirm den korrekten Verlauf der Operation. In größeren Behandlungszentren benutzt man auch Ultraschall für die Kontrolle.
Im Verlauf der Operation verabreicht man dem Patienten mehre Male mit Infusionen ein blutgerinnungshemmendes Medikament. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich Blutplättchen anlagern und die Gefäßstütze womöglich blockieren. Diese Infusionen müssen auch am Tag nach der Operation verabreicht werden.
Nach der Implantation eines Stents besteht für den Patienten ein erhöhtes Thromboserisiko. Aus diesem Grund ist es nötig, dass er bestimmte Medikamente zu sich nimmt.
Bei Medikamentenbeschichteten Stents muss ein Patient sogar ein halbes Jahr lang zwei blutverdünnende Arzneimittel wie Clopidrogel und Acetylsalicylsäure einnehmen. Wurde ein normaler Stent eingesetzt, ist dies nur einen Monat lang erforderlich.
Mögliche Risiken eines Stents und Beschwerden nach einer Stent-OP
Leider ist ein solches Implantat für sich genommen nur selten einmal eine Hilfe. In nahezu allen Fälle besteht das Risiko eines neuerlichen Verschlusses weiterhin, wurden doch die Symptome und nicht deren Ursachen behoben. Insofern wird oft auf vielfältige Arzneimittel zurückgegriffen, die ein abermaliges Verstopfen verhindern sollen.
Etwa ein Drittel der Patienten muss sich trotzdem nach wenigen Jahren einer erneuten Operation unterziehen, die Gefäße wiederum reinigen und das Implantat einsetzen lassen. Möglich ist es dabei allerdings, dass auch der Stent selbst eine bestimmte Medikation an die Bahnen abgibt und somit selbst an der betroffenen Stelle im menschlichen Leib eine Verstopfung der Bahnen zu verhindern imstande ist.
Während des Eingriffs kann es mitunter zu kurzzeitigen Druckgefühlen sowie leichten Schmerzen kommen, da die verengten Blutgefäße aufgedehnt werden. Nach Druckentlastung des Ballons sollten die Beschwerden bald wieder nachlassen. Bei starken Schmerzen, die einige Zeit nach dem Eingriff andauern, sind ein möglicher Hinweis auf Komplikationen.
Zu den möglichen Risiken und Komplikationen einer Stentimplantation zählen:
- Herzrhythmusstörungen
- Gefäßverschluss
- erhöhtes Blutungsrisiko
- Stentthrombose
- Herzinfarkt
Krankenhausaufenthalt und Leben mit Stent - Was ist nach dem Einsetzen zu beachten?
Nach dem Eingriff wird der Patient in den meisten Fällen schon am nächsten Tag entlassen; zuvor werden noch Blutuntersuchungen und ein Elektrokardiogramm durchgeführt. Um Blutgerinnsel zu vermeiden, werden blutverdünnende Medikamente verschrieben.
Es werden zwei Wirkstoffe eingsetzt; dabei ist eine Behandlung von sechs Monaten bei medikamentenbeschichteten Stents für sechs Monate und bei unbeschichteten Stents für vier Wochen nötig. Nach dieser Therapie müssen Patienten ein Leben lang Acetylsalicylsäure einnehmen.
Eine körperliche Untersuchung mit Abhören von Herz und Lunge, sowie ein Ruhe-EkG, laborchemische Untersuchungen und Blutdruckmessungen sollten im Laufe der ersten Woche nach Einsetzen des Stents erfolgen. Zu empfehlen ist zudem eine Myokardszintigraphie und eine weitere Herzkatheteruntersuchung.
In der Regel ist nicht mit Einschränkungen im Alltag zu rechnen. Zu empfehlen ist jedoch eine gesunde Lebensweise mit ausreichend körperlicher Aktivität und einer ausgewogenen Ernährung.
Reha nach Stent-OP, z.B. am Herzen
Wer einen Stent - etwa am Herzen - eingesetzt bekommen hat, sollte sich überlegen, eine Anschlussheilbehandlung in Form einer Reha zu beantragen. Vorab ist es wichtig, die Einverständniserklärung der Versicherung einzuholen.
Nachsorge ist wichtig und besonders im Bereich der Herzgesundheit ein wichtiger Faktor. Es gibt einige Kliniken, die einen darauf spezialisierten Bereich aufweisen.
Lebensdauer eines Stents, z.B. am Herzen
Dass es erneut zu Gefäßverengungen kommt, ist dank heutiger Technologie nur bei etwa fünf Prozent aller Patienten der Fall. Wenn, dann kommt es meist innerhalb der ersten sechs bis 12 Monate nach dem Eingriff dazu.
Im Bereich des Herzens wäre dies etwa durch Engegefühl in der Brust und Atemnot zu bemerken. Wenn eine Verengung festgestellt wird, kann eine Nachdehnung des verengten Stents durch einen Ballon erfolgen; alternativ setzt man einen zweiten in diesen Stent ein. Nach Ablauf der erwähnten sechs bis 12 Monate ist das Risiko für eine erneute Verengung sehr gering.
- Herzinfarkt - Alternativen zu Bypass, Stent und Herzkatheter: Was tun bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen?, VAK, 2019, ISBN 386731229X
- Self-Expandable Stents in the Gastrointestinal Tract, Springer, 2012
- Mensch Körper Krankheit für den Rettungsdienst, Urban & Fischer Verlag, 2018, ISBN 9783437462023
- Endovascular Aortic Repair: Current Techniques with Fenestrated, Branched and Parallel Stent-Grafts, Springer, 2017, ISBN 3319151916
- Das Herzkatheterbuch: Diagnostische und interventionelle Kathetertechniken, Thieme, 2019, ISBN 3132414816
- Gefäßchirurgie, Urban & Fischer Verlag, 2006, ISBN 3437313088
- Endovascular Skills: Guidewire and Catheter Skills for Endovascular Surgery, Taylor & Francis Ltd., 2019, ISBN 1482217376
- Der große TRIAS-Ratgeber Bypassoperation, Ballondilatation, Stents, 2006, TRIAS, ISBN 3830433220
- Stent-Implantationen und vaskuläre MR-Diagnostik: Eine Standortbestimmung, Springer, 2012, ISBN 3642768083
Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.