Ballett lernen als Erwachsener - auch ein Sport für echte Kerle
Die meisten Menschen würden wohl kaum auf die Idee kommen, Ballett im Erwachsenenalter zu lernen. Schließlich hat man meist ein Bild von kleinen Ballerinas im Kopf, die sich in ihren pinken Kleidchen noch recht wackelig an der Ballettstange festhalten. Doch natürlich kann man diesen Tanz auch als Erwachsener - auch männlich, übrigens - lernen; es ist lediglich ein wenig schwieriger. Holen Sie sich Tipps, um auch noch im Erwachsenenalter Ballett zu lernen.
Darum sind Kinder beim Ballett Erwachsenen gegenüber im Vorteil
Kindern fällt es im Vergleich mit Erwachsenen aus mehreren Gründen wesentlich leichter, Ballett zu erlernen.
Sie befinden sich im Wachstum, weshalb der Körper Trainingsimpulse für die Muskeln und die Gelenke sehr viel besser annimmt.
Gerade die letzten spielen dabei eine zentrale Rolle, denn es gibt kaum eine sportliche Aktivität, die so sehr die Gelenke belastet wie der Ballett-Tanz.
Der Wachstumsprozess nimmt den Kindern und Jugendlichen viel von der körperlichen Vorbereitung auf diese Belastung ab. Erwachsene haben diesen Vorteil natürlich nicht. Kinder können deshalb die Trainingsdosis steigern und irgendwann in einer Intensität üben, die Erwachsenen nicht mehr offensteht.
Ballett will vorbereitet sein
Doch der Umstand, dass Erwachsene nicht über diese Vorteile verfügen, macht es ihnen nicht unmöglich, Ballett zu erlernen. Sie brauchen nur eine angemessene Vorbereitung und Begleitung.
- Diese enthalten vor allem ein angemessenes Konditons- und Krafttraining.
Für Erwachsene gilt zudem: Wer ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen mit sich herumträgt, muss diese loswerden, bevor er mit dem Ballett beginnt. Denn an dieser Stelle spielen wieder die Gelenke eine wesentliche Rolle: Übergewicht belastet diese ohnehin schon mehr. Beim Ballett wirken sich die Pfunde deshalb als Gift aus.
Was muss trainiert werden?
Begleittraining für:
- Rücken
- Bauch
- Oberschenkel
- Beckenboden
Beim Krafttraining gilt: Der ganze Körper muss gestählt werden. Unverzichtbar sind aber
- ein starker Rücken
- eine angemessene Spannung im Bauchbereich sowie
- kräftige Oberschenkel- und Beckenbodenmuskeln.
Generell hilft es, sich im Fitnessstudio vom Trainer so genannte "Stabi-Übungen" (Stabilisationsübungen) zeigen zu lassen. Anfangs muss das Begleittraining deutlich zeitintensiver als das eigentliche Ballett sein, doch im Laufe der Zeit verschieben sich hier die Gewichte.
Den richtigen Zeitpunkt, sich jetzt mehr dem Tanz zu widmen, gibt es aber nicht. Jeder Körper durchläuft einen individuellen Prozess, weshalb jeder Mensch selbst entscheiden muss, wann es soweit ist, sich vermehrt dem Ballett zu widmen.
Ganz verschwinden darf das Begleittraining jedoch nie. Die gute Nachricht ist: Die meisten Menschen merken aber von allein, dass es jetzt an der Zeit, seinen Trainingsplan umzustellen.
Vorurteil "Ballett ist nichts für echte Kerle" widerlegt
Viele Männer kann man nicht direkt als Freunde des Balletts bezeichnen. Mehr noch: Sie geben ihre Abneigung dem Ballett über ganz offen zu. Ballett sei nichts für "echte Kerle". Weder als Zuschauer noch als Akteure seien beim Ballett Männer gefragt. Ein Vorurteil, mit dem wir an dieser Stelle aufräumen möchten.
- Ballett ist ein Teil der europäischen Kultur, der sich ein offener und mündiger Bürger in keinem Falle verschließen sollte.
- Ferner sollte man nicht über Dinge urteilen, die man nur vom Hörensagen kennt.
Zwei Argumente also, die unsere Männer zumindest dazu bewegen sollten, sich eine Ballettvorführung wenigstens einmal anzuschauen. Lautet das Urteil dann, dass ihnen das Ballett nicht gefallen habe, so kann man dies als Aussage ja durchaus akzeptieren.
Viele Ballettaufführungen ohne männliche Tänzer undenkbar
Was jedoch die Abneigung gegen männliche Balletttänzer allgemein betrifft, so ist die Argumentation schon etwas komplexer. Einmal ganz davon abgesehen, dass viele Aufführungen ohne das Mitwirken männlicher Tänzer gar nicht möglich wären.
Die körperliche Kraft der Männer wird benötigt, um schmale Ballerinen
- zu heben
- zu stützen und
- zu werfen.
Wenn die Zuschauer erst einmal sehen, welche athletischen Leistungen männliche Tänzer hier vollbringen, so sind sie meistens sehr beeindruckt und können ihre Vorurteile schnell ablegen.
Entgegen vieler Vorbehalte eine männliche Sportart
Weitere Vorbehalte gegen männliche Balletttänzer entstammen häufig dem Klischee, dass männliche Tänzer häufig oder meistens homosexuell sind. Dies ist nicht ganz von der Hand zu weisen, denn in der Tat findet sich in sämtlichen künstlerischen Berufen ein prozentual höherer Anteil homosexueller Menschen beiderlei Geschlechts als in den anderen Berufssparten. Diese Vorbehalte sind heute jedoch nicht mehr zeitgemäß, und so sollten die mit vorurteilen behafteten Zuschauern ihr Weltbild besser noch einmal überdenken.
Ein Balletttänzer benötigt für die Ausführung seiner Arbeit viele Tugenden, die andernorts als "rein männlich" dargestellt werden. So muss er über große körperliche Kraft und Fitness verfügen.
Ebenso benötigt er einen sehr starken Willen, um das harte tägliche Trainingsprogramm überhaupt zu bewältigen. Ausdauer und Konditionsstärke sind weiterhin wesentliche Bestandteile seines Berufsbilds.
Die Fähigkeit, hart zu sich selbst zu sein und nicht schnell aufzugeben, benötigen alle Sportler und Sportlerinnen in jeder Sportart. Dennoch wird sie als typisch männlich eingestuft. In der Darbietung selbst nimmt der Tänzer meist eine typisch männliche Rolle ein, denn die Rollenverteilung im klassischen Ballett folgt in älteren Stücken noch den damaligen Klischees.