Helfersyndrom in der Partnerschaft - Merkmale und Möglichkeiten, es zu überwinden

Eine Partnerschaft sollte aus einem gegenseitigen Geben und Nehmen bestehen. Ebenso muss sie beide Personen als vollwertiges Mitglied der Beziehung ausweisen, statt eine von ihnen in ihren Möglichkeiten zu hemmen, ja sogar zu bevormunden. Letztgenannte Symptomatik weist nicht selten auf das so genannte Helfersyndrom innerhalb einer Partnerschaft, das den gemeinsamen Umgang erheblich erschweren kann. Lesen Sie über die Merkmale des Helfersyndroms in der Beziehung, und über Möglichkeiten, es zu überwinden.

Maria Perez
Von Maria Perez

Worum handelt es sich bei dem Helfersyndrom?

Betroffen sind in der Regel solche Menschen, die ohnehin über ein schwaches Selbstwertgefühl verfügen. Sie sehen ihren einzigen Lebenssinn mitunter darin, anderen Personen zu helfen.

Bevorzugt kümmern sie sich dabei um den eigenen Partner, dem sie alles so angenehm wie möglich gestalten wollen. Das Glück des Anderen stärkt das eigene Ego.

Erreicht wird dieses positive Empfinden, indem der Freund oder die Freundin häufiger unterstützt, nach Belanglosigkeiten gefragt oder anderweitig entlastet wird. Natürlich gefällt das nicht jedermann, zumal das Helfersyndrom in seinen intensiven Ausformungen eine schwere Belastung des partnerschaftlichen Zusammenseins darstellen wird.

Merkmale und Folgen des Helfersyndroms

Gerade für solche Paare, die frisch zueinandergefunden haben, ist es meist schwierig, die Symptome wahrzunehmen. Ist der Freund einfach nur zuvorkommend und sorgt er sich um das Wohlergehen seiner Freundin oder aber ist er aufgrund der Krankheit in seinem Bewusstsein getrübt?

Das Unterscheidungsmerkmal wird darin zu sehen sein, wie sich der Betroffene selbst verhält. Zieht er einen großen Nutzen daraus, dass er einer anderen Person helfen kann, und wertet er damit sein eigenes Ich auf, so spricht vieles für das Syndrom. Bietet er jedoch hin und wieder einmal seine Hilfe an, sollte davon noch nicht ausgegangen werden.

Ist die zuvorkommende Art des Partners noch normal oder schon krankhaft?
Ist die zuvorkommende Art des Partners noch normal oder schon krankhaft?

Der Helfer lenkt die Aufmerksamkeit auf sich. Durch sein Verhalten werden das Bedürfnis nach Wertbestätigung sowie das Bedürfnis nach Zugehörigkeit befriedigt. Nach und nach steigt die Abhängigkeit vom Helfen; ohne dies gerät der Betroffene aus dem Gleichgewicht.

Das Helfersyndrom schadet zum einen dem Helfer. Er ist ständig um das Wohl seines Partners bemüht und besorgt und steckt so viel Energie hinein, dass seine eigenen Bedürfnisse auf der Strecke bleiben.

Wird ihm für sein Verhalten zudem in seinen Augen nicht ausreichend gedankt, kommt es häufig zu einem Gefühl der Bitterkeit. Des Weiteren macht er sich Vorwürfe.

Zum anderen schadet das Syndrom dem Partner und demzufolge auch der Beziehung. Mit der Zeit wird er sich von dem Helfer eingeengt fühlen und wendet er sich ihm als Gegenleistung nicht ausreichend zu, kann es zu Schuldgefühlen kommen.

Behandlung

Natürlich erweist es sich für jenen Teil der Partnerschaft, der über die Maßen umsorgt wird, als nicht immer ganz einfach, sich diesen Einflüssen zu entziehen, zumal der Prozess in der Regel gleitend verläuft. Die Krankheit nimmt mit ihrer Dauer zu, wird intensiver und der Erkrankte übt zunehmend mehr Druck auf sein Gegenüber aus - nicht selten so weit, dass dieser darunter zerbricht.

Für den vermeintlich Unterstützten wird es darüber hinaus unmöglich, sich selbst zu verwirklichen, eigene Hürden zu überwinden und sich den Problemen des Alltags zu stellen, ohne die unerwünschte Hilfe an die Seite gestellt zu bekommen.

Das zuviel an Hilfe kann den Partner regelrecht erdrücken
Das zuviel an Hilfe kann den Partner regelrecht erdrücken

Erst Signale wahrnehmen

Ratsam ist es, bereits die Anfänge der Krankheit nicht zu leugnen und sich nachdrücklich von der Unterstützung zu distanzieren. Hier sollte das gemeinsame Gespräch gesucht werden. Liegen die Tatsachen offen auf dem Tisch, sind sie einer gegenseitigen Betrachtung möglich.

Wer lediglich die Symptome erkennt, seinem Gegenüber aber nicht äußert, wird eine Heilung nicht oder zumindest doch zu spät ermöglichen. Je früher das Stadium für den eigenen Widerstand gewählt wird, desto mehr können beide Seiten davon profitieren - auch das Wohl der Beziehung wird dann noch zu retten. Wer zu spät agiert, verliert meist nicht nur den Partner, sondern setzt auch die eigene Psyche auf das Spiel.

Professionelle Hilfe suchen

Eine starke Partnerschaft ist gerade darin zu sehen, dass sich beide Liebenden gegenseitig unterstützen und helfen. Das jedoch in einem verträglichen Maß. Ist eine Lösung des Problems in den Gesprächen nicht möglich, so empfiehlt es sich, einen Therapeuten aufzusuchen und dort eine Zerschlagung der meist tief in der Psyche sitzenden Ursachen herbeizuführen.

In keinem Falle darf der Erkrankte seine Fürsorge zu weit gedeihen lassen - je mehr Druck er ausüben darf, desto schwerer wird es ihm später sein, davon abzulassen. Lässt er sich trotz aller Maßnahmen und Therapien nicht einschränken, muss die Zukunft der Partnerschaft hinterfragt werden.