Der Umgang mit Kränkungen in einer Partnerschaft - Entschuldigung, Verzeihung und Vermeidung

Wenn zu viele Konflikte und Kränkungen in einer Beziehung eingetreten sind, ist es oftmals nicht leicht, sich vorzustellen, dass es auf lange Zeit diese Beziehung weiter geben wird. Zu tief sitzen die gesagten Worte, die daraus resultierenden seelischen Verletzungen, erfolgte Desillusionierungen und schwer wieder gut zu machende Grenzüberschreitungen. Informieren Sie sich über den richtigen Umgang mit Kränkungen in der Partnerschaft - von der Entschuldigung bzw. Verzeihung bis hin zur Vermeidung.

Von Marco Stephan

In den meisten Beziehungen kommt es vor, dass man sich hin und wieder mal von seinem Partner gekränkt fühlt. Oftmals kommt es dabei ganz unbewusst zu dieser Kränkung; man sagt etwas, ohne genauer darüber nachzudenken, was es für eine Folge haben könnte. Derjenige, der dadurch gekränkt wird, fühlt sich in Frage gestellt.

Wie man mit so einer Kränkung umgeht, hängt u.a. auch vom Typ Mensch ab. Je selbstbewusster man ist, desto einfacher wird man damit klarkommen. Und auch die Reaktion darauf fällt entsprechend unterschiedlich aus: viele Menschen fühlen sich verletzt und ziehen sich zurück, während andere direkt mit einem "Gegenangriff" loslegen.

Der richtige Umgang mit einer Kränkung

Manchmal ist die Ablehnung des Partners zu stark geworden und auch die Ablehnung seiner selbst: wie man sich in der Beziehung entwickelt hat, wie gemein man dem anderen gegenüber im Laufe der Zeit wurde oder wie viel man versucht hat vom anderen anzunehmen, positiv zu sehen und darauf vertraute, dass es ein Ende der Probleme geben muss und man sich nur genügend anstrengen und einander verstehen lernen muss, damit man wieder gerne und liebend zusammenleben kann.

Wie viel Respekt und Gefühle sind noch vorhanden?

Viele Menschen kommen im Rahmen ihrer Beziehung an genau diesen Punkt und stehen der gemeinsamen Zukunft ratlos gegenüber. Es ist fraglich, wie der bisherige Alltag unter diesen starken Emotionen und Belastungen weitergeführt werden kann.

Die klare Antwort auf diese Situation ist, dass Sie sich ehrlich fragen müssen,

  • was Sie von Ihrem Partner halten
  • ob Sie ihm gegenüber wieder den Respekt aufbauen können und
  • ob Sie das Gefühl in sich haben, und ist es noch so klein, dass Sie Ihren Partner lieben und nicht verlieren wollen.

Wenn Sie diese Fragen mit Ja beantworten können, dann ist es an dem nächsten Schritt, sich mit Ihrem Partner zu unterhalten und seine Antworten auf die Fragen zu erfahren.

Schwieriges Zusammenraufen

Wenn Sie sich beide gut fühlen miteinander zu reden, dann hören Sie einander gewissenhaft zu, denn es geht um die Grundmauern eines gemeinsamen Neuanfangs. Es ist wichtig, dass Sie einander zu verstehen geben, wenn Sie sich nicht ausreichend verstanden haben und nachfragen.

Sollte es im Laufe des Gesprächs für Sie beide zu emotional werden, dann machen Sie eine Pause, setzen später fort oder an einem anderen Tag. Es ist wichtig, dass Sie sich nicht weiter aufeinander losgehen lassen, sondern dass Sie das Hin und Her beenden, jeweils für sich selbst klären, was Ihnen wichtig ist, was Sie nicht mehr wollen und was Sie anders haben wollen und dann miteinander konstruktiv an einer Umsetzung arbeiten.

Das Bewältigen einer Krisensituation, erst recht, wenn sich diese über Monate oder sogar Jahre festgefahren hat, ist mit eine der schwierigsten und kräftezehrendsten Anforderungen innerhalb einer Beziehung. Geben Sie sich und Ihren Partner nicht auf, sondern sehen Sie den Vorteil im Erkennen, im Verändern und im Verbessern. Rechnen Sie auch mit Rückschlägen, mit dem Zurückfallen in alte Muster des gegenseitigen Umgangs.

Keiner von Ihnen beiden ist unfehlbar und es gibt neben den Beziehungsdifferenzen und der daraus resultierenden Belastung auch jeweils ein Alltagsleben zu leben. Geben Sie sich also Zeit, seien Sie nachsichtig mit Ihrem Partner und mit sich und prüfen Sie ab und an die Veränderungen.

Ehrliche Gespräche sind wichtig um die Beziehung retten zu können
Ehrliche Gespräche sind wichtig um die Beziehung retten zu können

Wie Sie daran wachsen können

Für gemeinsame Gespräche können Sie auch gerne eine gemeinsame Freundin oder einen gemeinsamen Freund hinzuziehen. Oft treten unter der Anwesenheit dritter die eingefahrenen Pärchenverhalten nicht so schnell auf und man kann sich weniger kampflustig und verschroben begegnen.

Solange Sie noch einen Funken des Redens und Zuhörens mit Ihrem Partner teilen, lohnt es sich, an der Verbesserung der Beziehung zu arbeiten. Lernen Sie sich mit der Betrachtung der Beziehung auch besser kennen und finden Sie heraus, welchen Anteil Sie in die aktuelle Situation eingebracht haben.

Nicht selten ist es der Fall, dass man nach Beendigung einer Beziehung in der Folgebeziehung wieder in eine ähnliche Konfliktfalle gerät, weil man selbst den Nährboden liefert. Daher ist es wichtig, die eigenen Fehler und den eigenen Beitrag an dem Konflikt zu erkennen und zu verstehen, damit man es selbst ändern kann und nicht in einer weiteren Beziehung unglücklich wird, um dann wieder an dasselbe Problem zu geraten. Lösen Sie Konflikte in der Partnerschaft und mit sich selbst, sobald Ihnen diese klar werden und Sie die Kraft und Energie besitzen, um eine Veränderung zuzulassen.

Über eine Kränkung hinwegkommen

In jeder guten Beziehung oder Partnerschaft gibt es ab und zu Streit. In den meisten Fällen dient er dazu, die Luft zu reinigen und einmal wieder für klare Fronten zu sorgen. Zwar wäre es häufig angenehmer, wenn man sich auch ohne Streit verständigen könnte, doch ist dies nun eben einmal nicht immer der Fall.

In der Natur des Streits liegt es ebenfalls, dass die Beteiligten nicht immer sachlich bleiben. Manchmal werden sogar harte Kränkungen ausgesprochen und richtige Tiefschläge verteilt. Wie man mit diesen umgehen soll, und wie man über sie hinwegkommen kann, das ist nicht immer so einfach.

Wenn Sie selbst von Ihrem Partner gekränkt wurden, dann ist es Ihr gutes Recht, eine Zeit lang ärgerlich oder traurig zu sein und sich gut zu überlegen, ob und wie Sie mit dieser Kränkung umgehen können. In sehr schlimmen Fällen kann eine Kränkung auch zur Trennung führen, allerdings ist dann meist schon so einiges voraus gegangen und die einzelne Kränkung nicht wirklich der Trennungsgrund.

Über die Ehrlichkeit der Entschuldigung nachdenken

Hat der Partner sich entschuldigt und möchten Sie ihm gerne verzeihen, so wird auch dies manchmal einige Zeit in Anspruch nehmen. Wenn die Entschuldigung ehrlich und aufrichtig wirkte, ist es für Sie am einfachsten.

Wenn Sie jedoch die Kränkung als wirklich böswillig und gemein empfunden haben, und zudem an der ehrlichen Reue Ihres Partners zweifeln, dann ist es schwierig, wieder Vertrauen zu fassen. Hören Sie in jedem Fall auf Ihr Gefühl.

Selbst wenn die Angelegenheit bereits bereinigt ist, können Sie noch darunter leiden. Verleihen Sie Ihren Emotionen Ausdruck, lassen Sie den Partner darüber Bescheid wissen. Nur so kann er Ihnen helfen, dass Sie durch sein Verhalten wieder zu Ihrem alten Vertrauen zurück finden.

Abstand nehmen

Manchmal hilft auch etwas Abstand, um mit erfahrenen Kränkungen zurecht zu kommen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Ist dies nicht möglich, so können Sie immer noch vereinbaren, dass das betreffende Thema vorerst ausgeklammert und nicht mehr angesprochen wird.

Endlose Diskussionen, in denen Vorfälle immer wieder aufgerollt werden, bringen meistens nicht viel, außer der erneuten emotionalen Verstrickung. Besser ist es, Sie lassen das betreffende Thema einfach hinter sich. Mit der Zeit verliert es möglicherweise an Gewicht.

Sich für Kränkungen richtig entschuldigen

Das ist Ihnen sicher auch schon passiert: In einem Streit ging es hoch her, und plötzlich sagt man etwas wirklich Gemeines, das den anderen richtig tief kränkt. Vielleicht ist man sogar selbst der Meinung, dass man jetzt wirklich einen Schritt zu weit gegangen ist.

Wenn einem der Streitpartner wichtig ist, sollte man sich nach Möglichkeit dafür entschuldigen. Wenn es der eigene Partner ist, dann sowieso.

Doch Entschuldigungen können auch peinlich sein. Wer gibt schon gerne zu, dass er einen Fehler gemacht hat oder ungerecht war. Womöglich ist der andere noch sauer, und nimmt die Entschuldigung gar nicht an?

Doch es führt kein Weg daran vorbei: Eine Kränkung sollte aus dem Weg geräumt werden, damit sie nicht nach und nach die Partnerschaft vergiften kann.

Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit

Eine Entschuldigung wird in der Regel dann am besten angenommen, wenn sie ehrlich und aufrichtig wirkt. Ein hingenuscheltes "Sorry für gestern" kommt nicht immer ausreichend gut an. Stattdessen sollten Sie Ihrem Partner besser in die Augen sehen und Ihrer Entschuldigung das nötige Gewicht geben.

Manchmal kann es genügen, dass man sagt "Ich möchte mich bei Dir entschuldigen. Dass ich dies und jenes gesagt habe, war ungerecht und dumm." Ist die Entschuldigung ehrlich und aufrichtig, so wird sie der Partner in den meisten Fällen annehmen. Möglicherweise wird er sogar einlenken und auch eigene Fehler zugeben.

Sachverhalte klar aussprechen

Am wichtigsten ist es, dass der Sachverhalt klar ausgesprochen wird. Der Wortlaut der Entschuldigung muss zu hören sein. Der Partner muss in gezielten Worten hören können, dass es Ihnen Leid tut und sich an den Worten festhalten können.

Ein großer Blumenstrauß mit Hundeblick überreicht, ist keine gute Entschuldigung, außer dann, wenn er von den richtigen Worten begleitet wird. Auch reuevoll vor der Tür abgelegte Geschenke erfüllen nicht immer ihren Zweck.

Denn nicht jeder ist für ein Entschuldigungsgeschenk empfänglich. Je nach Größe des Geschenks kann es auch als Bestechungsversuch gewertet werden und erst recht Zorn auslösen.

Fazit

Geben Sie Ihrem Partner auch die Chance, dass er zwar Ihre Entschuldigung annehmen kann, aber sich trotzdem noch etwas Zeit lassen kann, um die durch Sie erfahrene Kränkung zu verdauen. Manchmal lassen sich Dinge zwar schnell und einfach aus der Welt schaffen, manchmal aber eben auch nicht.

Kränkungen verzeihen

Manchmal wird man so sehr gekränkt, dass man nicht sicher ist, ob man dem Verursacher jemals verzeihen und die Kränkung vergessen kann. Viele Freundschaften sind so schon auseinandergebrochen.

Besonders schwer wiegen Kränkungen in einer Beziehung oder Partnerschaft. Was kann man dem Partner verzeihen, was nicht? Und wie schaffe ich es, eine Kränkung auch wirklich zu verzeihen und sie zu vergessen?

Wenn Sie von einer Kränkung wirklich sehr getroffen sind, dann in den meisten Fällen deshalb, weil der Verursacher eine Ihrer ganz persönlichen Schwachstellen getroffen hat. Dieses Wissen bleibt meist nur Menschen vorbehalten, mit denen wir in sehr engem und intimem Verhältnis stehen.

Ein oberflächlicher Bekannter wird gar nicht über die Möglichkeiten verfügen, uns in dieser Form bis ins Mark zu treffen. Die ersten Reaktionen auf eine Kränkung sind Erschütterung und Entsetzen. Fassungslosigkeit und Vertrauensverlust schließen sich an, was bleibt ist die Unsicherheit. Warum verletzt mich mein Partner so?

Warten Sie die Entschuldigung Ihres Partners ab

Vielleicht können Sie ihm glauben, dass es ihm leid tut. Zeigen Sie ihm dann aber auch ganz deutlich seine Grenzen auf. Wenn er in Kauf nimmt, Sie dermaßen zu verletzen, dann kann sein Respekt vor Ihnen nicht allzu hoch sein.

Respekt wiederum hat sehr viel mit Wertschätzung und Liebe zu tun. Hat Ihr Partner gar keine Angst, Sie durch solches Verhalten zu verlieren? Oder wäre ihm das womöglich gleichgültig?

Lassen Sie sich nicht in eine Rolle drängen

Gerade in noch sehr frischen Beziehungen sollte man gut abwägen, wie man auf Kränkungen reagiert und ob und wie man sie verzeihen kann. Denn schon in den ersten Wochen werden Verhaltensmuster angelegt, die oft ein Leben lang bestehen bleiben.

Lassen Sie sich also nicht in eine Rolle drängen, die Ihnen nicht liegt. Erwarten Sie von Ihrem Partner den notwendigen Respekt, den auch Sie ihm entgegen bringen.

Verzeihen Sie nicht alles, und schon gar nicht aus Liebe. Setzen Sie sich lieber gemeinsam mit dem Problem auseinander.

Nehmen Sie sich Bedenkzeit

Doch was tun, wenn alles geregelt und besprochen zu sein scheint, Sie die Kränkung eigentlich gern verzeihen möchten, Ihr Herz aber immer noch nicht davon frei machen können? Auch das ist ein normaler Prozess, denn manche Kränkungen sitzen einfach tief und benötigen Sie Zeit.

Sagen Sie Ihrem Partner Bescheid. Sagen Sie ihm, dass alles besprochen und erledigt ist, dass Sie aber dennoch noch etwas Zeit benötigen, um wieder Vertrauen zu fassen und um den leidigen Vorfall zu vergessen.

Kränkungen vermeiden

Es kann lange dauern, bis man eine erfahrene Kränkung überwunden hat, oder bis einem eine verschuldete Kränkung vergeben wird. Manchmal sitzt der Stachel tief, und man würde am liebsten zurück nehmen, was man gesagt hat oder was vorgefallen ist. So manche Freundschaft oder frische Beziehung wurde schon jäh durch eine Kränkung beendet.

Denken Sie immer daran: Eine Liebe ist ein Geschenk. Aber keines, das vom Himmel fällt, sondern eines, an dem Sie arbeiten müssen. Treten Sie Ihre Beziehung mit Füßen, so wird das in den meisten Fällen nicht lange gut gehen.

Gegenseitiger Respekt

Auch wenn diese auf den ersten Blick nicht unbedingt ersichtlich ist, aber einer der Grundpfeiler einer jeden erfolgreich funktionierenden Partnerschaft oder Freundschaft ist der gegenseitige Respekt.

Und genau der ist es auch, der uns ab einem gewissen Punkt in einem Streit davor zurück halten sollte, Dinge auszusprechen oder letzte Argumente vorzubringen, die den anderen schon allein wegen ihrer harten Wirkung zum Schweigen bringen.

Die meisten Menschen sind nämlich im Austeilen viel besser als im Einstecken. Oftmals reicht die Sensibilität nur für sich selbst aus, nicht aber für den anderen. Daran können Sie arbeiten.

Sensibilität

Wenn Sie wissen, dass Sie selbst dazu neigen, andere zu kränken, dann treffen Sie Vorsichtsmaßnahmen. Sie wissen doch genau, womit Sie Ihren Partner am meisten treffen können und wo seine ganz persönlich empfundenen Schwachpunkte liegen.

Diese entstammen übrigens meist einem subjektiven Empfinden, werden also nur von der Person selbst als kritische Punkte empfunden, während die Umwelt sie als weitaus weniger gravierend einstuft. Machen Sie sich diese Punkte bei Ihrem Partner bewusst, und vermeiden Sie in einem Streit, diese Punkte zu berühren.

Ein einfaches Beispiel: Nehmen wir an, Ihr Partner ist nicht besonders groß, empfindet sich selbst aber als deutlich zu klein. Dann sollten Sie in einem Streit darauf verzichten, ihn mit "Du aufgeblasener Gartenzwerg" zu betiteln. Gerade solche im Streit achtlos dahin gesagten Dinge können mehr kaputt machen, als so manch anderes triftiges Argument.

Rechtzeitig den Rückzug antreten

Zudem könnten Sie sich bemühen, Ihre Streitkultur so zu entwickeln, dass nur bis zu einer bestimmten Grenze gestritten wird. Droht ein Streit zu eskalieren, so ist es meistens besser, irgendwann den Rückzug anzutreten, als sich gegenseitig einfach alles an den Kopf zu werfen. Es hilft, das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt zu vertagen.