Merkmale der verschiedenen Liebesstile nach John Alan Lee
Liebe ist ein vielschichtiges Phänomen und gleichzeitig ein zentrales Merkmal menschlichen Lebens. Bereits in der Antike erkannten die Menschen allerdings, dass es verschiedene Liebesstile gibt. John Alan Lee hat sich diesen gewidmet. Wussten Sie, dass es unterschiedlich definierte Liebesstile gibt? Haben Sie eine Ahnung, welche Formen der Liebe es geben könnte? Wir klären Sie auf und informieren Sie über die romantische, pragmatische, spielerische und weitere Liebesstile.
Nach John Alan Lee gibt es sechs Liebesstile, welche verschiedene Arten von Liebe innerhalb einer Beziehung beschreiben. Setzt man sich mit diesen einmal auseinander, können sie dabei helfen, seine Partnerschaft besser zu verstehen und mitunter auch zu vertiefen.
Das Konzept
Autor John Alan Lee möchte mit dem Konzept der sechs Liebesstile die verschiedenen Möglichkeiten, mit einem Menschen zusammen zu sein, beleuchten. Dabei gelten diese Stile sowohl für die heterosexuelle als auch die homosexuelle Beziehung.
Das Konzept kann einem Paar auf unterschiedliche Art und Weise Hilfestellung geben:
- Selbsterkenntnis: kennt man seinen Liebesstil, hat man die Möglichkeit, seine Bedürfnisse zu verstehen und zu leben.
- Verständnis: es fällt viel leichter, seinen Partner zu verstehen; manchmal werden unterschiedliche Liebesstile gelebt - weiß man um die Unterschiede und versteht diese, kann die Beziehung vertieft werden.
- Partnerwahl: weiß man, welche Stile einem am meisten zusagen bzw. auf einen zutreffen, kann dies bei der Suche nach dem zukünftigen Partner helfen
- Mitgefühl: wer diese sechs Liebesstile kennt, kann seine Mitmenschen besser verstehen, Ratschläge geben und Mitgefühl äußern.
Im Folgenden geben wir einen Überblick über die sechs unterschiedlichen Liebesstile.
Romantische Liebe (Eros)
Die romantische Liebe, auch als Eros oder leidenschaftliche Liebe bezeichnet, kann wohl auch als die klassische Form der Liebe bezeichnet werden. So handelt es sich bei dieser Liebesform um jene Form der Zuneigung, welche wir wohl zuerst mit dem Begriff "Liebe" assoziieren.
So verspüren die Partner eine Anziehung, welche sich sowohl über die psychische als auch die physische Ebene erstreckt. Die Sexualität ist dabei ein wichtiger Bestandteil der romantischen Liebe und kann als Ausdruck dieses aufrichtigen Begehrens gedeutet werden.
Problematisch kann es werden, wenn man von dieser Beziehung zu viel erwartet. Die romantische Liebe wird heutzutage als Ideal angesehen, ist jedoch vielen Psychologen zufolge auch ein möglicher Grund dafür, dass viele Partnerschaften zerbrechen.
Mit der Zeit kann es in einer Beziehung zu nachlassenden Gefühlen kommen, besteht die Partnerschaft nicht nur aus "rosigen" Zeiten. Schleicht sich der Alltag ein, bleiben romantische Momente häufig auf der Strecke, was in einigen Fällen dazu führt, dass die Paare sich "auseinander leben".
Freundschaftliche Liebe (Storge)
Anders gestaltet sich das Ganze hingegen bei der freundschaftlichen Liebe, auch als Storge bezeichnet. Bei dieser spielt die Sexualität nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen handelt es sich hierbei um eine Liebesform, welche vor allem auf Werten wie Vertrautheit und Verbundenheit beruht.
Eine freundschaftliche Liebe entwickelt sich dementsprechend auch nur graduell und langsam, wobei die Grenze zwischen Freundschaft und Liebe oft nicht klar zu ziehen ist.
Besitzergreifende Liebe (Mania)
Die besitzergreifende Liebe bzw. obsessive Liebe oder Mania ist wiederum eine deutlich intensivere und destruktive Liebesform, welche nur selten als erfüllend empfunden wird. Stattdessen stellen sich beim Betroffenen ständige Eifersuchtsgedanken ein, welche auch durch ausgiebige Zuwendung nur vorübergehend beseitigt werden können.
Zudem haben Menschen, welche die besitzergreifende Liebe empfinden, häufig Probleme damit, ihren Alltag zu bewältigen. Stattdessen wird der Fokus lediglich auf den Partner gelegt, welcher sich hierdurch häufig gestört und eingeengt fühlt.
Zu Beginn einer Beziehung ist es normal, dass es mitunter zu Zügen einer obsessiven Liebe kommen kann. Wird sie jedoch zur Besessenheit, kann sie krankhaft werden und zu einer Psychose führen, vor allem, wenn sie vom Partner nicht erwidert wird.
Als besonders intensive Liebe wird sie durch bestimmte Merkmale gekennzeichnet. Sie beeinflusst die Denkweise, die Gefühlslage sowie die Handlung eines Menschen und kann als Grundlage angesehen werden, tiefe Erfahrungen zu machen und sein Leben neu zu bewerten.
Hilfreich ist sie dann, wenn sie einen von der Ichbezogenheit wegführt. Allerdings sollte man darauf achten, dass diese Form der Liebe mit der Zeit in gegenseitige Liebe und Vertrauen mündet, in eine Beziehung, die dem Partner ausreichend Freiraum lässt.
Pragmatische Liebe (Pragma)
Die pragmatische Liebe oder Pragma kennt solche Probleme hingegen überhaupt nicht. Statt einer emotionalen und triebhaften Fixierung auf den Partner herrschen hier rationale Gedanken vor, welche wiederum die Entstehung und Verwaltung der Liebe steuern.
Menschen der pragmatischen Liebe sind davon überzeugt, dass sich Liebe künstlich generieren lasse, solange die Partner zueinander passen und das Umfeld abgestimmt wird. Es geht aber vor allem auch darum, eine gute Balance von Dingen, die wichtig sind, herzustellen.
Wer diesen Liebesstil lebt, kann über Kränkungen hinauswachsen. Übertriebene Sehnsüchte und Hoffnungen werden gemieden und deutlich seltener kommt es zu Auseinandersetzungen aufgrund von Angst, Eifersucht oder Wut. Man stellt sich die Fragen:
- Was wünsche ich mir?
- Was wünscht sich mein Partner?
- Wie geht man die Verbindung der beiden Anliegen an?
- Was sind die gemeinsamen, was die eigenen Wünsche?
- Wie sieht die bestmögliche Kommunikation miteinander aus?
- Was kann man tun, um die Partnerschaft erfüllender zu gestalten?
- Wie sieht der Sinn des Lebens aus und was kann man innerhalb der Beziehung tun, um diesen zu finden?
Spielerische Liebe (Ludus)
Die spielerische Liebe (Ludus, unverbindliche Liebe) kennt solche Überlegungen nicht, sondern sieht die Liebe als einen Spielplatz der Lust und als Merkmal des Lebens, welches es auszuleben gilt. Aus diesem Grund fällt es Menschen dieses Liebesstils häufig schwer, dauerhafte und feste Beziehungen einzugehen. Stattdessen gestaltet sich das Liebesleben sprunghaft und impulsiv, was sich beispielsweise in Affären äußern kann.
Altruistische Liebe (Agape)
Abgeschlossen werden die sechs Liebesstile durch die altruistische Liebe oder auch aufopfernde Liebe bzw. Agape. Hierbei handelt es sich um eine aufopfernde Form der Liebe, welche allerdings dennoch als erfüllend empfunden werden kann. Menschen dieses Liebestyps erfüllen deshalb nahezu alle Wünsche des Partners und fühlen eine tiefe Verbundenheit, welche aus selbstloser Hingabe entspringt.
Das Wohl des Partners wird bei diesem Liebesstil in den Fokus gestellt. Geht es dem Partner gut, fühlt man sich auch selbst wohl. Man ist für den anderen da, das ist der Sinn des Lebens.
Diese Form der Beziehung gilt mit als die beständigste, sofern beide Partner den Stil leben. Auf diese Weise kann man sich stets auf den anderen verlassen und fühlt sich geborgen. Empfindet und pflegt jedoch nur einer der beiden Partner die altruistische Liebe, riskiert er die Ausnutzung durch den anderen - kommt die Enttäuschung, fällt der Lebenssinn weg.
Insgesamt hat die Liebe viele Facetten, welche sich in den verschiedenen Liebesstilen widerspiegeln. Letztlich ist es nur noch wichtig zu wissen, dass eine Beziehung durch mehrere dieser Stile gekennzeichnet sein kann und nicht auf einen Stil beschränkt sein muss.