Zusammenziehen - Voraussetzungen, Vorzüge, typische Ängste und Tipps zur Planung und Organisation

Es klingt so einfach: Wenn man den richtigen Partner gefunden hat, dann möchte man den Rest des Lebens mit ihm verbringen. Man zieht zusammen, heiratet und gründet vielleicht auch eine Familie. Doch was sich in der Theorie so simpel und logisch anhört, ist im wahren Leben gar nicht immer so einfach. Schon das Zusammenziehen kann problematisch werden. Was kann man tun, wenn einer der Partner Angst vor dem Zusammenziehen hat? Wie kann man dies organisieren und was wiederum spricht gegen das Zusammenziehen? Antworten auf diese Fragen finden Sie hier.

Von Kathrin Schramm

Zusammenziehen: Reif für das gemeinsame Nest?

Das Beziehen einer gemeinsamen Wohnung ist für viele Pärchen ein wichtiger erster Schritt in die gemeinsame Zukunft. Doch längst bedeutet das Zusammenziehen nicht mehr, dass man sich auf den Partner festgelegt hat. Denn das Beziehen einer gemeinsamen Wohnung ist vor allem eine gute Möglichkeit, auszutesten, ob man wirklich zusammenpasst.

Die gemeinsame Wohnung als Liebesbeweis oder Test

Eines Tages schleicht sich vielleicht bei einem der Beziehungspartner das Gefühl ein, dass etwas geschehen muss, um die Ernsthaftigkeit der Partnerschaft zu besiegeln. Das Zusammenziehen wird gern als Beweis dafür angesehen, dass man einander liebt und sich gänzlich zum Partner bekennt.

Auf der anderen Seite entscheiden sich immer mehr Pärchen für eine gemeinsame Wohnung um auszutesten, inwiefern man den Alltag gemeinsam bewältigen kann. Zumeist zeigt sich schon nach kurzer Zeit, ob die anfängliche Leidenschaft auf der Strecke bleibt und dem Alltagstrott Platz macht. Wenn jedoch das Projekt der gemeinsamen vier Wände gelingt, so kann die Beziehung an der Erfahrung reifen und sich entwickeln.

Gründe für und gegen die gemeinsame Wohnung

Wer eine gute Partnerschaft führt, der wird sich früher oder später Gedanken über das Zusammenziehen machen. Idealerweise sind beide Partner zu diesem Thema einer Meinung, dann können keine hässlichen Diskussionen und bösen Streitereien entstehen.

Wichtig ist jedoch, dass keiner der Partner zu diesem Thema Kompromisse machen muss, die ihm zuviel abverlangen. Die Frage, ob man besser zusammenzieht oder getrennt wohnt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle.

Geplante Familiengründung

Sind beide Partner noch jünger und möchten langfristig gern eine Familie gründen, so empfiehlt es sich auf jeden Fall, es rechtzeitig mit dem Zusammenleben zu probieren. Denn häufig zeigen sich die Schwierigkeiten ja erst im Alltag, und beide Partner sollten vor der Familiengründung genug Zeit haben, sich ohne Druck endgültig füreinander zu entscheiden.

Besser kennenlernen

Allerdings kann es auch in diesen Fällen sinnvoll sein, nicht sofort zusammenzuziehen, sondern erst einmal einige Zeit verstreichen zu lassen, um sich besser kennenzulernen. Wenn beide Partner schon etwas reifer sind und möglicherweise erste Erfahrungen im Eheleben oder im Zusammenleben mit anderen Partnern gemacht haben, dann kann es sinnvoll sein, sich mit dem Zusammenziehen noch etwas länger Zeit zu lassen.

Je länger man bereits allein gelebt hat, desto besser hat man sich nach außen abgegrenzt und lieb gewonnene Angewohnheiten und vielleicht auch kleine Macken entwickelt, die man so schnell nicht ablegen möchte oder kann. Besonders, wenn beide Partner starke Individualisten sind, kann es sinnvoll sein, mit dem Zusammenziehen noch zu warten und sich erst näher kennenzulernen.

Man muss es auch wirklich wollen

In jedem Fall sollte man nur dann zusammenziehen, wenn man dies auch wirklich möchte. Wenig Aussicht auf Erfolg hat eine solche Verbindung, wenn einer der Partner in die Entscheidung gedrängt wird, obwohl er sich noch gar nicht reif dazu fühlt.

Schnell können dann Unzufriedenheit und Missstimmung aufkommen. Wer sich also nicht wirklich ganz sicher ist, der sollte besser mit seinem Partner in Ruhe sprechen und ihn darum bitten, die Entscheidung noch aufzuschieben.

Kinder aus früheren Beziehungen

Auch dann, wenn einer oder beide Partner noch Kinder aus früheren Beziehungen mitbringen, ist die Entscheidung des Zusammenziehens gründlich zu prüfen. Hier sollte man unbedingt auch auf die jeweiligen Wünsche der Kinder hören und sie nicht vor beschlossene Tatsachen stellen, denn Kinder benötigen Zeit, um einen neuen Partner eines Elternteils zu akzeptieren.

Generell gibt es einige Voraussetzungen, die für ein harmonisches Zusammenleben wichtig sind...

Voraussetzungen

Doch nicht immer klappt das Zusammenleben auf Anhieb. Wichtig ist, das Mittelmaß zwischen Individualität und Zugeständnissen an den Partner zu finden. Gerade wenn sich Pärchen dazu entscheiden, eine gemeinsame Wohnung zu nehmen, ist die Gefahr groß, die eigene Person aus den Augen zu verlieren.

Die Balance zwischen dem Ich und dem Wir muss gewissermaßen neu erlernt werden. Wie viel Zeit die Partner miteinander verbringen können, ohne sich zu sehr auf den Partner zu fixieren, ist dabei von Paar zu Paar unterschiedliche und muss erst ausgetestet werden.

Wenn Paare zusammenleben, müssen sich beide immer wieder arrangieren. Kleine Reibereien sind häufig vorprogrammiert - sei es die offene Zahnpastatube, die verstreuten Klamotten auf dem Boden oder die seltsam anmutende Musikgeschmack des Partners.

Kompromisse gehören zum friedlichen Zusammenleben. Dabei sollte jeder für sich abstecken, wo er einen Schritt auf den Anderen zugehen möchte und was ihm wirklich wichtig ist.

Auf der anderen Seite sollte immer abgewogen werden, ob man etwa wegen der verstreuten Socken auf dem Boden ein Fass aufmachen sollte oder ob nicht diese Eigenart eben zum Paket dazugehört. Beide Partner müssen dazu bereit sein,

  • an dem Miteinander zu arbeiten
  • tolerant zu sein und
  • Freiräume einzugestehen.

Getrennte Aktivitäten etwa können die Beziehung bereichern. Frischer Input sorgt für neuen Gesprächsstoff und schürt die Vorfreude auf gemeinsame Stunden.

Zusammenziehen auf Zeit im Ferienhaus

Wer sich übrigens nicht sicher ist, ob er bereit fürs Zusammenziehen ist, kann im Vorfeld die Feuerprobe in einem gemeinsam angemieteten Ferienhäuschen machen. Irgendwann fällt die anfängliche Zurückhaltung und der Alltag mit all seinen kleinen Ecken und Kanten hält Einzug. Wenn die Testzeit jedoch ohne gravierende Auseinandersetzungen und miese Laune vorüberzieht, steht dem gemeinsamen Nest nichts mehr im Weg.

Der beste Zeitpunkt

Viele Paare stellen sich die Frage, wann der richtige Zeitpunkt zum Zusammenziehen ist. Diese Frage kann leider nicht so einfach pauschal beantwortet werden.

Im Gegenteil: Es handelt sich dabei um eine sehr persönliche und daher sehr individuelle Entscheidung. In jedem Fall kann aber festgehalten werden, dass zwei Partner nur dann zusammenziehen sollten, wenn sie es auch wirklich beide wünschen.

Relativ einfach ist die Entscheidung dann, wenn die Partner miteinander eine Familie gründen möchten. Dann ist ein Zusammenziehen sinnvoll, da es die räumliche Basis für die Lebensplanung schafft.

Dennoch sollte man sich - gerade wenn man jünger ist - diesen Schritt gut überlegen. Wenn die Beziehung doch nicht funktioniert, dann ist zwar eine gemeinsame Wohnung auch schnell wieder aufgelöst, wenn jedoch Kinder vorhanden sind, wird es ungleich komplizierter.

Veränderung der Lebensumstände

Das Zusammenziehen kann auch unter rein wirtschaftlichen Aspekten sinnvoll sein, diese sollten jedoch keinesfalls den Ausschlag für diese Entscheidung geben. Ideal ist das Zusammenziehen dann, wenn die ursprünglichen Wohnungen beider Partner nicht weit voneinander entfernt liegen, so dass sich für keinen der Partner die Lebensumstände sehr verändern.

So bleibt zum Beispiel die Entfernung zum Arbeitsplatz ungefähr gleich groß, und man entfernt sich auch nicht räumlich aus seinem gewohnten Bekannten- und Freundeskreis. All dies trägt zu mehr Zufriedenheit in der Partnerschaft bei. Wichtig ist, dass keiner der Partner durch das Zusammenziehen zu große Opfer erbringen muss und auf lieb gewonnene Dinge verzichtet, die seine Lebensqualität definieren.

Doch nicht nur junge Menschen mit Familienplänen sollten zusammenziehen. Auch für reifere Menschen kann das Zusammenziehen ein wichtiger Schritt zur Festigung ihrer Beziehung sein.

Ist man sich sicher, dass man die Zukunft gemeinsam verbringen möchte, so kann man dies getrost auch in einer gemeinsamen Wohnung tun. Denn gerade der Alltag stellt einen wichtigen Teil des Lebens dar, und so ist es kein Fehler, ihn zu teilen.

Der Plan als Elternteil

Zusammenziehen kann auch dann sinnvoll sein, wenn einer oder beide Partner noch Kinder aus einer früheren Beziehung mitbringen, die mit in der gemeinsamen Wohnung wohnen werden. Dieser Schritt muss zwar gut geprüft und auch mit den Kindern abgesprochen werden, kann aber dazu beitragen, den Kindern wieder eine neue Familienstruktur und Festigkeit zu geben, was sich meist auf deren Entwicklung positiv auswirkt. Dazu ist es aber Grundvoraussetzung, dass die Kinder den neuen Partner auch akzeptieren.

Es kommt vor, dass der Zeipunkt perfekt zu sein scheint - von außen betrachtet spricht nichts dagegen, zusammen zu ziehen - und dennoch wird einer der Partner von Ängsten geplagt...

Angst vor dem Zusammenziehen

Für die Angst vor dem Zusammenziehen kann es sehr viele verschiedene - und darunter sogar auch gute - Gründe geben. Diese können einerseits in der aktuellen Partnerschaft zu finden sein, andererseits aber auch aus Erfahrungen mit vorangegangenen Beziehungen resultieren.

Kindheitserfahrungen sind prägend

Ebenfalls nicht unwichtig sind die Erfahrungen, die man als Kind mit der Ehe seiner Eltern gemacht hat oder beobachten konnte. So gibt es zum Beispiel Studien die beweisen, dass Kinder aus Scheidungsehen sich später sehr viel schwerer damit tun, sich verbindlich auf eine Partnerschaft einzulassen. Demgegenüber sind Kinder, deren Eltern eine funktionierende und harmonische Beziehung führen, auch eher bereit, an die Ehe oder die Partnerschaft zu glauben und ihr Glück zu versuchen.

Die Angst vor dem Zusammenziehen wird oft in der eigenen Kindheit begründet
Die Angst vor dem Zusammenziehen wird oft in der eigenen Kindheit begründet

Suchen Sie das Gespräch

Wenn einer der Partner Angst vor dem Zusammenziehen hat oder sich noch nicht ganz sicher ist, so ist es am besten, wenn er dies offen und ehrlich anspricht. Kann er seine Angst begründen und formulieren, so ist die Chance hoch, dass er auf Verständnis stoßen wird. Manchmal helfen schon ein paar offene Gespräche, um solche Ängste abzubauen oder zu mildern oder den Druck abzuschwächen, den der andere Partner automatisch mit seiner Erwartungshaltung ausübt.

Geben Sie Ihrem Partner Zeit

Wenn Sie jedoch merken, dass Sie mit Ihrem Partner oder mit Ihrer Partnerin nicht über Ihre Ängste bezüglich des Zusammenziehens sprechen könnten, dann sollten Sie sich auf jeden Fall Zeit mit der Entscheidung nehmen. Häufig ist es so, dass der zögernde Part unterschwellig spürt, dass er nicht wirklich an die Partnerschaft glaubt, und sich eine gemeinsame, dauerhafte Zukunft nicht wirklich vorstellen kann und will.

Entweder weil er sich dafür noch zu jung fühlt, oder weil er instinktiv spürt, dass der momentane Partner vielleicht doch nicht der richtige sein könnte. In diesem Fall können offene Gespräche mit guten Freunden weiterhelfen und etwas mehr Klarheit bringen.

Wer daran zweifelt, dass das Zusammenziehen die richtige Entscheidung darstellt, kann sich die folgenden Vorzüge einmal vor Augen halten...

Die Vorteile des Zusammenziehens

Sicher - damit das Zusammenleben in der gemeinsamen Wohnung überhaupt klappen kann, müssen sich beide Partner sicher sein, dass sie in dem jeweiligen Menschen denjenigen gefunden haben, mit dem sie es ernst meinen und den sie in Zukunft an ihrer Seite haben wollen. Doch auch dann noch können Zweifel aufkommen. Dabei hat das Zusammenziehen einige Vorteile:

  • Mehr Freiheiten - wer zuvor z.B. in einer WG gelebt hat, wird die neue Form des Wohnens lieben: kein langes Warten vor dem Badezimmer, keine Klebezettelchen und nervigen Aufteilungen im Kühlschrank, ein eigenes Wohnzimmer und die Möglichkeit, sich so einzurichten, wie man möchte, und zwar überall. Gleiches gilt natürlich für diejenigen, die bislang noch bei den Eltern wohnen bzw. gewohnt haben.

  • Gute Chancen für eine schöne Wohnung - Als Paar hat man häufig Vorteile, wenn es darum geht, (s)eine Traumwohnung zu finden. Viele Vermieter haben bei Singles z.B. die Sorge vor lauten Partys oder einem schnellen Wohnungswechsel.

  • Ein bisschen mehr Luxus - Mehr Miete bedeutet mehr Platz, was sich bei zwei Personen schon deutlich positiv auswirken kann. Zudem hat man nun die Möglichkeit, sich endlich mal das XXL-Sofa oder die Spülmaschine leisten zu können - jetzt machen solche Anschaffungen zudem auch Sinn

  • Ein schönes Aufwachen und Einschlafen - morgens und besonders abends beim Schlafengehen vermisst man seinen Partner doch am meisten. Ab jetzt könnte der Tag nicht schöner beginnen und enden.

  • Nähe auch an stressigen Tagen - an besonders langen und stressigen Tagen kommt es bei Paaren häufig vor, dass sie sich nicht so häufig sehen können, wie sie eigentlich möchten. Wohnt man zusammen, hat man zumindest ein bisschen was von seinem Partner, auch wenn der Tag vollgepackt.

  • Geteilte Hausarbeit - diesen Punkt werden besonders diejenigen zu schätzen wissen, die zuvor alleine gewohnt haben. Zusammen ist diese Arbeit auch gar nicht mehr so lästig und zudem ist man viel schneller damit durch.

Steht der Entschluss des Zusammenziehens fest und gibt es auch keine Zweifel (mehr), so gilt es als Nächstes, sich Gedanken über die Organisation zu machen...

Die Planung des Zusammenziehens

Haben Sie einen Partner oder eine Partnerin gefunden, mit dem oder mit der Sie zusammenziehen möchten? Dann sollten Sie diesen wichtigen Schritt in Ihrem Leben gut planen und einige Punkte bedenken, damit auch alles gut klappt. Ein harmonische Einzug in eine erste gemeinsame Wohnung ist ein guter Start in ein zukünftiges gemeinsames Leben.

Welche Wohnung soll es sein?

Zuerst müssen Sie natürlich eine gemeinsame Wohnung finden. Bereits hier ist es wichtig, sich im Vorfeld darüber auszutauschen, welche Vorstellungen beide Partner von der zukünfigen Behausung haben: Möchten Sie eine Wohnung mieten oder kaufen, oder denken Sie gleich an ein ganzes Haus?

Oftmals ist es hilfreich, erst einmal kleiner zu denken. Gerade Paare, die noch nicht lange zusammen sind, sollten sich bei der Wohnungssuche keinem unnötigen Druck aussetzen und sich vielleicht zuerst einmal für eine Mietwohnung entscheiden. Wer gleich zum Eigentum greift, sollte sich sicher sein, dass die Beziehung auch von Dauer ist.

Hausstände kombinieren

Wenn Sie eine Wohnung gefunden haben, dann überlegen Sie, wie Sie Ihre beiden Besitztümer dort unterbringen. Meistens sind bei einem Zusammenziehen erwachsener Personen ja zwei komplette Hausstände vorhanden. Nicht jede Wohnung ist jedoch groß genug für eine doppelte Möblierung.

Sprechen Sie also darüber, welche Möbelstücke Sie mitnehmen können, und von welchen Sie sich trennen müssen. Dabei sollten Sie beachten, dass jeder Partner an bestimmten Stücken hängt, auch wenn diese vielleicht nicht immer die schönsten und schicksten sind.

Aufteilung der Kosten

Sprechen Sie auch über die Kosten und deren Aufteilung. Dies gilt sowohl für Neuanschaffungen und deren zukünftige Besitzverhältnisse, als auch für den Umgang mit den zukünftig anfallenden laufenden Kosten. Eine gute Möglichkeit ist es, ein zusätzliches gemeinsames Haushaltskonto einzurichten, auf das beide Partner regelmäßig einen, ihrem Verdienst entsprechenden, Beitrag einzahlen.

Verteilung der Hausarbeiten

Einigen Sie sich auch am besten schon im Vorfeld über die Verteilung der Hausarbeiten. Sinnvoll ist es, wenn jeder Partner seine Bereiche hat, für die er zuständig ist. Diese sollten möglichst gleichmäßig verteilt sein, wenn beide Partner voll berufstätig sind.

Aber auch jede andere Lösung ist in Ordnung - vorausgesetzt beide Partner sind damit einverstanden. Unter Umständen kann es auch sinnvoll sein, sich darüber zu unterhalten, wieviel und welchen Besuch man in der eigenen Wohnung wünscht.