ABCDE-Regel - Untersuchung der Haut auf krankhafte Veränderungen

Bei der ABCDE-Regel handelt es sich um eine Möglichkeit, Veränderungen der Haut, die mitunter auch krankhaft sein können, zu erkennen. Dabei überprüft man Leberflecken anhand eines bestimmen Schemas beispielsweise anhand der Form, Größe oder auch Begrenzung und Farbe. Entsprechende Veränderungen können ein erster Hinweis für eine mögliche Hautkrebserkrankung sein. Informieren Sie sich über den Nutzen und die Details der ABCDE-Regel.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

ABCDE-Regel - Definition und Nutzen

Bei der ABCDE-Regel handelt es sich um eine Untersuchungsmöglichkeit der Haut: dabei werden Leberflecken bzw. Muttermale oder auch sonstige Flecken sowie trockene, schuppige Hautstellen auf mögliche krankhafte Veränderungen hin untersucht. Ziel ist die frühzeitige Erkennung von Hautkrebs.

Leberflecken, die sich fast überall am Körper befinden können, haben sehr viele Menschen. Meistens sind diese bräunlichen Flecken harmlos, doch kann sich manchmal der Hautkrebs dort befinden, so ist besonders wenn sich die Größe, Form und Farbe ändert, Vorsicht geboten. Zur Sicherheit sollte ein Hautarzt zu Rate gezogen werden, der diese gegebenenfalls operativ entfernt.

Hilfreich ist zudem eben die ABCDE-Regel. Die einzelnen Buchstaben der Regel stehen für bestimmte Parameter, anhand derer man den Leberfleck begutachtet:

  • A: Asymmetry (Asymmetrie): der Fleck ist nicht symmetrisch, also beispielsweise nicht oval oder rund
  • B: Border (Begrenzung): der Fleck hat unscharfe oder unregelmäßige Ränder; eine klare Begrenzung fehlt
  • C: Colour (Farbe): der Fleck weist mehrere Farben oder eine unterschiedlich starke Pigmentierung auf
  • D: früher: Diameter (Durchmesser) - der Fleck weist einen über 5cm großen Durchmesser auf; heute: Dynamik - der Verlauf bezogen auf Wachstum und Zeit
  • E: Evolution (Erhabenheit/Entwicklung): neu und innerhalb kurzer Zeit entstanden, zuvor flacher Grund

Sofern zwei dieser Parameter zutreffen, wird in der Regel zur vorsorglichen Entfernung des Leberflecks geraten.

ABCDE-Schema in der Traumatologie

Neben der ABCDE-Regel in der Dermatologie gibt es auch in der Traumatologie ein solches Schema, um kritisch verletzte Personen zu behandeln bzw. zu reanimieren. Die Buchstaben stehen in diesem Fall für

  • Airway (Atemweg)
  • Breathing (Beatmung
  • Circulation (Kreislauf)
  • Disability (Defizit) und
  • Exposure/Environment (Exploration)

Hautkrebs-Früherkennung

Durch die ABCDE-Untersuchung in der Dermatologie lässt sich eine mögliche Hautkrebserkrankung frühzeitig erkennen. Wer regelmäßig zur Kontrolle beim Dermatologen geht, ist somit auf der sicheren Seite.

Im Verlauf der letzten Jahre hat die Häufigkeit der Erkrankungen deutlich zugenommen. Über 200.000 Menschen erkranken pro Jahr an hellem Hautkrebs (Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom), welcher sich durch UV-Licht entwickelt.

Zudem gibt es den schwarzen Hautkrebs, auch malignes Melanom genannt, von dem jährlich mehr als 18.000 Menschen betroffen sind. Ab einem Alter von 35 Jahren steht jedem Versicherten ein ärztliches Hautkrebs-Screening zu, und zwar alle zwei Jahre.

Bei der Untersuchung erfolgt zunächst eine Anamnese. Anschließend erfolgt die Kontrolle der gesamten Körperoberfläche samt Schleimhäute und Kopfhaut. Auch eine Lupe wird in der Regel verwendet. Gibt es auffällige Bereiche, entnimmt der Arzt aus diesen eine Gewebeprobe, um sie zur feingeweblichen Untersuchung an ein Labor zu schicken.

Weißer Hautkrebs schwieriger erkennbar

Veränderungen bei den Muttermalen lassen sich vergleichsweise leicht erkennen. Schwieriger ist es beim weißen Hautkrebs, der sich durch Merkmale wie glasige Knötchen zeigt. Häufig finden sich auch kleine rote Adern in diesem Bereich.

Vermeidung von Metastasen

Beim Verdacht auf den "schwarzen Hautkrebs" muss der Leberfleck operativ entfernt werden, damit der Krebs nicht zu tief in das Hautgewebe wächst. Diesen Eingriff, der etwa eine halbe Stunde dauert, macht fast jeder Hautarzt ambulant.

Aber erst nach der Entfernung wird es sich, mittels Laboruntersuchung, herausstellen, ob es sich um einen gut- oder bösartigen Leberfleck gehandelt hat. Die frühzeitige Erkennung ist deshalb so wichtig, weil sich das Melanom in diesem Fall noch an der Lederhautgrenze befindet - besteht bereits Kontakt zu Lymph- und Blutgefäßen, erfolgt der Weitertransport der bösartigen Zellen, was zur Metastasenbildung im gesamten Körper führen kann.

ABCDE-Regel und Melanom: Tipps zur Selbstuntersuchung

Anhand der genannten Kriterien beurteilt somit auch der Hautarzt die Muttermale eines Patienten. Doch auch als Selbstuntersuchung zuhause kann man die Haut daraufhin untersuchen, und so ein mögliches Melanom frühzeitig erkennen.

In Sachen Symmetrie sollte man bei den Muttermalen und Hautveränderungen darauf achten, ob sie eine runde bzw. ovale Form aufweisen oder ob es in dieser Hinsicht Ungleichmäßigkeiten gibt. Auch ist ein Blick auf die Ränder wichtig: harmlose Pigmentflecken und Muttermale haben eine scharfe und glatte Begrenzung.

Ist hingegen ein rauer, unebener oder etwa verwaschener Rand zu erkennen, sollte man einen Hautarzt aufsuchen. Was die Farbe angeht, ist vor allem auf unterschiedliche Pigmentierungen oder auch besonders dunkle Flecken zu achten.

Weist der Fleck eine gewisse Dynamik auf; hat er sich in kurzer Zeit deutlich verändert, sollte dies ebenfalls ein Grund für den Arztbesuch darstellen. Auch über die Haut hinausragende Hautstellen bedürfen einer Kontrolle.

Weitere Indikationen für einen Arztbesuch

Besonders Muttermale und Co., die man schon lange hat, sollte man auch stets im Auge behalten. Wenn diese sich mit der Zeit verändern, ist eine ärztliche Begutachtung anzuraten. Dabei spielen zählen auch

  • plötzlich trockene/schuppige Hautstellen
  • blutende Leberflecken
  • brennende Muttermale
  • Juckreiz und
  • Vergrößerungen

zu den Indikationen.

Ugly duckling sign

Im Bereich der möglichen Indikationen für krankhafte Hautveränderungen wird man auch auf das so genannte ugly duckling sign, übersetzt das "Zeichen des hässlichen Entleins" stoßen. Man geht grundsätzlich davon aus, dass sich die Pigmentflecken eines Menschen ähnlich sind - sticht eines besonders heraus, sollte dies ein Anlass für eine Untersuchung darstellen.

Hilfeich ist die Dokumentation der Untersuchungsergebnisse. Sie kann bei der Anamnese hilfreich sein. Bei Auffälligkeiten wendet man sich dann an einen Hausarzt, der sich um die Überweisung an einen Hautarzt kümmert, oder direkt an einen Dermatologen.

Regelmäßigkeit und hilfreiche Tipps zur Selbstuntersuchung

Eine Selbstuntersuchung sollte nach Möglichkeit einmal monatlich erfolgen. An schlecht einsehbaren Bereichen ist es ratsam, den Partner bzw.die Partnerin um Hilfe zu bitten; alternativ kommt man auch mit einem Spiegel zurecht.

Wichtig ein gut beleuchteter Raum mit idealerweise großem Spiegel. Bei der Untersuchung sollten Hautfalten sowie die Bereiche zwischen den Fingern und Zehen sowie unter den Nägeln nicht vergessen werden.

Bei der Untersuchung kann man folgendermaßen bzw. in folgender Reihenfolge vorgehen:

  1. Man untersucht im Sitzen und mithilfe eines Handspiegels Füße - samt Sohlen, Zehen und Nägeln -, anschließend die Beine und schließlich Genitalien und After.
  2. Als nächstes kontrolliert man das Gesicht, den Hals, die Ohren sowie die Kopfhaut; auch hier erweist sich ein Handspiegel sowie gegebenenfalls ein Föhn, als hilfreich.
  3. Mithilfe des Handspiegels sollten nun der ganze Rücken, die Rückseiten der Arme sowie der Nacken begutachtet werden.
  4. Im letzten Schritt stellt man sich vor den Spiegel und hebt die Arme; nun betrachtet man den gesamten Körper und dreht sich dabei langsam - zuletzt folgen die Vorderseiten der Arme sowie die Hände.

Kinder regelmäßig untersuchen

Neben der eigenen Haut sollte man auch die seiner Kinder regelmäßig untersuchen. In den meisten Fällen haben Kinder weniger Leberflecke als Erwachsene, aber wenn solche vermehrt zu sehen sind, so sollten die Eltern mit ihrem Kind zu einem Hautarzt zu einem so genannten Hautscreening gehen, wobei der Arzt den gesamten Körper nach Leberflecken absucht und begutachtet.

Im Normalfall wird zwar eine Untersuchung erst ab dem 35. Lebensjahr von den Krankenkassen alle zwei Jahre bezahlt; für die Untersuchung bei Jugendlichen muss muss man selbst aufkommen, sodass dabei Kosten zwischen 30 und 50 Euro anfallen können. Doch viele Ärzte machen bei Kindern eine Ausnahme, so dass dann keine Kosten anfallen. Aber auch die Eltern selber können im Vorfeld etwas tun und die Leberflecken ihrer Kinder regelmäßig kontrollieren.

Leberflecken bei Kindern können nicht mit der ABCD-Regel beurteilt werden

Erwachsene Menschen, die Leberflecken haben, sollten diese regelmäßig kontrollieren und bei Auffälligkeiten einen Hautarzt (Dermatologen) aufsuchen, der die Leberflecken näher untersucht. Aber für die regelmäßige Kontrolle gibt es auch die besagte "ABCDE"-Regel. Wenn also ein Kriterium festgestellt wird, so könnte dies ein Hinweis für ein Melanom (Hautkrebs) sein.

In früheren Studien wurde auch nur mittels der "ABCD"-Regel kontrolliert. Aber wie US-Wissenschaftler berichten, lässt sich diese Regel nicht auf Kinder und Jugendliche einfach anwenden. Dies hat man in einer Studie, bei der die Daten von 70 jungen Patienten analysiert wurden, herausgefunden.

Im Fazit sollten die Bedeutungen der "ABCDE"-Regel anders lauten, so unter anderem für "A" Amelanose, anstelle des Aussehen oder der Asymmetrie sowie beim "B" für blutende Verletzungen oder Schädigungen der Haut. "E" für Evolution würde hingegen altersunabhängig passen, so die Forscher. Vor allem bei Kindern vor dem Eintritt in die Pubertät sollten jedoch generell andere Faktoren berücksichtigt werden als bei Erwachsenen.

  • Uwe Gieler, Klaus-Michael Taube, Kurt Seikowski, Gabriele Rapp Die Haut und die Sprache der Seele: Hautkrankheiten verstehen und heilen, Fischer & Gann, 2015, ISBN 3903072044
  • Friedrich Breier, Karin Gruber Hautkrebs: Vorbeugen - erkennen - behandeln, Verlagshaus der Ärzte, 2017, ISBN 3990521594
  • Peter Altmeyer, Stefanie Reich Hautkrebs - Ein oft unterschätztes Risiko: Risikofaktoren, Diagnostik, Therapie und Prognose (Rat & Hilfe), W. Kohlhammer GmbH, 2006, ISBN 3170186205

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