Anwendung und Ablauf eines Abstrichs

Als Abstrich bezeichnet man in der Medizin die Entnahme von Untersuchungsmaterial, das dem Körper entnommen wird. Dabei wird das zu untersuchende Material aus den Schleimhäuten oder aus Oberflächen von Wunden entnommen.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck

Ein Abstrich dient zu einer zytodiagnostischen oder einer mikrobiologischen Untersuchung und wird entweder mit kleinen Spateln, keimfreien Wattetupfern oder mit Hilfe von kleinen Bürsten vorgenommen. Nach der Entnahme der Zellen und dem Ausstreichen auf einen Objektträger wird der Abstrich unter einem Mikroskop untersucht.

Auch für eine DNA-Analyse werden Abstriche der Mundschleimhaut angewendet, um Abstammungsgutachten, eine Typiserung oder einen genetischen Fingerabdruck zu erstellen.

Verfahren

Beim medizinischen Abstrich wird das zu untersuchende Material von Stellen entnommen, an denen man einen Krankheitsherd oder eine Entartung annimmt. Sinnvoll ist ein Abstrich, wenn Verdacht auf eine Infektion, beispielsweise durch Pilze oder Bakterien besteht, um so die Ursache der Erkrankung zu ermitteln. Auch um Krebserkrankungen auszuschließen, werden Abstriche vorgenommen.

Bei den Arten der Abstriche unterscheidet man zwischen:

  1. mikrobiologischen Abstrichen
  2. zytologischen Abstrichen

Zu den zytologischen Abstrichen gehören zum Beispiel der bronchoskopische Abstrich, der bei Verdacht auf ein Bronchialkarzinom angewendet wird sowie der gynäkologische Portioabstrich, der auch Pap-Test genannt wird und als gynäkologische Routinemaßnahme im Rahmen der Krebsfrüherkennung dient.

Anwendungsgebiete

Zu den häufigsten Stellen an denen Abstriche vorgenommen werden, zählen:

Bei weiblichen Patienten werden auch Abstriche am Gebärmutterhals gemacht, um einen Zellabstrich anzufertigen sowie an der Scheide, wenn Verdacht auf Pilzinfektionen oder andere Keime wie Trichomonaden besteht.

Ablauf eines Abstrichs

Hat sich der Arzt dazu entschieden einen Abstrich vorzunehmen, um eine mögliche Krankheitsursache zu klären, kommt es zur Entnahme und zur anschließenden Untersuchung des Abstriches. Für die Untersuchung und Auswertung gibt es verschiedene Verfahren.

Durchführung eines Abstriches

Die Durchführung eines Abstriches ist ohne großen Zeitaufwand verbunden und für den Patienten meist schmerzfrei und problemlos. Für die Zellentnahme kommen unterschiedliche Körperregionen in Frage, wie:

Dabei werden in der Regel Wattestäbchen, Spateln oder Bürsten verwendet.

Bei einer DNA-Analyse wird stets ein steriles Wattestäbchen benutzt mit dem die Schleimhautzellen aus der Innenseite der Mundhöhle entnommen werden.

Anschließende Untersuchungen

Ist der Abstrich erfolgt, wird das entnommene Material untersucht. Dabei gibt es verschiedene Methoden.

So wird bei Infektionsverdacht der Abstrich auf einen Nährboden oder eine Nährlösung aufgetragen. Wenn eine Infektion vorliegt, bildet sich auf dem Nährboden eine Pilz- oder Bakterienkultur, was von der Art des Erregers abhängt.

Abstriche von Sekreten oder Körperflüssigkeiten werden auch zu bestimmten Zwecken unter dem Mikroskop untersucht.

Ein Zellabstrich, der zum Ausschluss einer Krebserkrankung dient, wird umgehend auf eine Glasplatte aufgetragen und fixiert. Danach wird der Zellabstrich gefärbt und ausgewertet.

Beim Wangenabstrich für die DNA-Analyse wird Erbmaterial aus den entnommenen Schleimhautzellen untersucht.

In der Regel verläuft ein Abstrich komplikationslos. Nur in dem Fall, dass zu wenig Untersuchungsmaterial entnommen wurde, muss ein Abstrich wiederholt werden.

Die fünf Klassen des Zellabstrichs als gynäkologische Vorsorgeuntersuchung

Zur gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung im Rahmen des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms gehört der Zellabstrich, um Erkrankungen wie Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs rechtzeitig diagnostizieren zu können.

Zu diesem Zweck wird aus der Scheide das Scheidensekret mit entsprechendem Utensil entnommen und unter dem Mikroskop auf Infektionshinweise untersucht. Tumorzellen können unter dem Mikroskop auf Gut- oder Bösartigkeit hin untersucht werden.

Die fünf Klassen eines Vaginalabstriches

Der Zellabstrich wird je nach Untersuchungsresultat in fünf Klassen eingeteilt. Diese Klassen sind nach dem griechischen Arzt George Papanicolaou benannt, der eine spezielle Färbemethode für die Begutachtung von Gebärmutterhalszellen unter dem Mikroskop entwickelte.

  1. Die Klassen Pap I und Pap II sind Normalbefunde.

  2. Die Klasse Pap III ist ein zweifelhafter Abstrich. Kontrolle und Abklärung sind innerhalb von drei Monaten notwendig.

    Auch hier finden sich meistens entzündliche Veränderungen, die aber deutlicher sind als beim Pap II. Die Entzündung sollte behandelt und dann erneut kontrolliert werden.

    Die Klasse Pap III D ist die erste Auffälligkeit mit leichten Zellveränderungen, die nach drei Monaten wieder untersucht werden müssen. Man bezeichnet diesen Befund als eine leichte bis mittlere Dysplasie.

    Häufig findet sich ein solcher Abstrich bei einer Infektion mit dem Humanen Papillom-Virus (HP-Virus). Bleibt der Befund länger als ein Jahr bestehen, sollte eine feingewebliche (histologische) Untersuchung durchgeführt werden.

  3. Die Klassen Pap IV und Pap V sind verdächtige Abstriche. Der Gynäkologe muss das Ergebnis sofort abklären. Es handelt sich um schon stark veränderte Zellen (schwere Dysplasie).

    Bei Klasse IV a wird eine Konisation (Gewebeentnahme) durchgeführt. Dabei wird ein kleiner Gewebe-Kegel aus dem Gebärmutterhals herausgeschnitten.

    Bei Klasse IV b besteht akuter Krebsverdacht, allerdings eher noch in oberflächlicher Ausdehnung.

  4. Bei Klasse V besteht der Verdacht, dass der Krebs schon in die Tiefe vorgedrungen ist. Bei den Klassen IV b und V werden zusätzlich zur Konisation Proben (Biopsien) entnommen.

  5. Die Klasse Pap 0 bedeutet, dass der Abstrich nicht auswertbar ist. Diese Abstriche müssen innerhalb kürzester Zeit wiederholt werden.