Blutzucker messen - Anwendung und Ablauf der Blutzuckermessung
Die Blutzuckermessung ist eine medizinische Methode zur Feststellung des Glukosegehaltes des Blutes. Sie gilt als schnelles und unkompliziertes Verfahren, um bestimmte Krankheiten wie Diabetes mellitus festzustellen. Der Blutzucker kann dabei beim Arzt, aber auch vom Patienten selbst zuhause gemessen werden. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um die Blutzuckermessung.
Blutzuckermessung - Definition und Indikationen
Die Blutzuckermessung, die auch punktuelle Blutglukosemessung genannt wird, dient zur Feststellung des bei der Blutabnahme entnommenen Blutzuckerspiegels. Damit können Erkrankungen mit zu niedrigem oder zu hohem Blutzuckerspiegel festgestellt werden. Ebenso dient die Messung zur Kontrolle solcher Krankheiten, wie etwa bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).
Anwendungsgebiete: Wann wird der Blutzucker gemessen?
Wenn bei Krankheiten wie Diabetes mellitus die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse ihre Funktion verlieren, kommt es zu einer Steigerung des Blutzuckerspiegels, weil dadurch mehr Insulin ausgeschüttet wird. Dadurch entsteht eine Überzuckerung (Hyperglykämie), die mit Hilfe einer Blutzuckermessung diagnostiziert werden kann.
Auch ein zu niedriger Blutzuckerspiegel (Unterzuckerung/Hypoglykämie) wird durch die Blutzuckermessung ermittelt. Außerdem können schwere Erkrankungen wie beispielsweise ein Herzinfarkt oder eine Bauchspeicheldrüsenentzündung den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen.
Kommt es zu einem Abfall des Blutzuckerspiegels im Serum, der durch starke Leberschäden oder zu großen Alkoholkonsum verursacht werden kann, droht sogar Lebensgefahr. In dem Fall muss eine Behandlung mit Glukose oder Glukagongabe erfolgen.
Auch zu hohe Blutzuckerwerte verursachen gesundheitliche Probleme wie:
Die Blutzuckermessung zur Diagnostik und als Therapiemaßnahme
Blutzuckermessungen dienen sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapiegestaltung für den Patienten. So kommen die Messungen zur Kontrolle der Wirkung von Medikamenten zum Einsatz wie bei der Ersteinstellung der Diabetesmanifestation, dem Nachweis zum Einhalten der Behandlungsziele oder zum Erreichen von Behandlungszielen nach einer Behandlungsumstellung. Außerdem dient eine Blutzuckermessung auch für die Anpassung der Insulinmenge vor einer Mahlzeit oder um die Insulinmenge bei geplanter Kohlenhydratmenge zu berechnen.
Ablauf einer Blutzuckermessung
Eine Blutzuckermessung lässt sich schnell und problemlos durchführen. Als Messart kommen ein Schnelltest oder enzymatische Methoden infrage.
Wann sollte man den Blutzucker messen?
Der Blutzucker sollte immer vor dem Essen sowie 1,5 bis 2 Stunden nach einer Mahlzeit gemessen werden.
Der Schnelltest zum Messen des Blutzuckers
In den meisten Fällen wird eine Messung des Blutzuckers mit einem Schnelltest vorgenommen. Dabei wird dem Patienten durch einen geringfügigen Stich in die Kuppe eines Fingers etwas Blut entnommen.
Dieses wird auf einem Teststreifen aufgetragen. Anschließend wird die entnommene Probe mit einem Blutzuckermessgerät analysiert. Um möglichst genaue Werte zu erhalten, sollte der zu Testende zwölf Stunden lang vorher nichts gegessen haben, da sonst zuckerhaltige Lebensmittel das Ergebnis verfälschen könnten.
Enzymatische Tests zum Messen des Blutzuckers
Neben dem Schnellverfahren gibt es auch enzymatische Methoden. Bei diesem Messverfahren wird das entnommene Blut des Patienten in einem Labor mit verschiedenen Enzymen gemischt. Dadurch wird die Glukose umgesetzt und es bilden sich neue Substanzen, die mit einem Farbumschlag nachgewiesen werden können.
Daher gilt die enzymatische Methode auch als genaueste Messart des Blutzuckerspiegels. Allerdings ist der Test mit dem Blutzuckermessgerät wesentlich schneller und unkomplizierter.
Richtig Blutzucker messen: Anleitung zum Messen des Blutzuckers
Mit einer feinen Lanzette wird ein Tropfen Blut aus der Fingerspitze gewonnen. Dieser wird auf einem Teststreifen aufgebracht.
Nun wird dieser Streifen in das Blutzuckermessgerät geschoben. Nach kurzer zeit wird der Blutzuckerwert angezeigt.
Am besten wählt man die seitlichen Fingerspitzen zur Gewinnung des Bluttropfens. Hier gibt es weniger Schmerzrezeptoren; außerdem sind die Blutgefäße hier dichter.
Die Angabe des Blutzuckerwerts kann in Milligramm pro Deziliter - mg/dl - oder auch in Millimol pro Liter mmol/l - angegeben werden. Im nüchternen Zustand sollte ein gesunder Mensch einen Blutzuckerwert von 60 bis 110 mg/dl bzw. 3,3 bis 6,1 mmol/l aufweisen. Diabetiker Typ 2 haben dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte; der Nüchternzucker liegt bei über 126 mg/dl bzw. 7 mmol/l und der Blutzucker nach dem Essen bei über 200 mg/dl, also 11,1 mmol/l.
Fehler beim Blutzucker messen vermeiden
Um Fehler beim Messen des Blutzuckers zu vermeiden, sollten folgende Tipps beherzigt werden:
- die Lanzetten sollten jeweils nur einmal benutzt werden
- vor dem Messen sollten die Hände mit warmem Wasser gewaschen und die Finger massiert werden
- für die Messung sollten die Finger sauber und trocken sein
- die Entnahmestellen sollte man regelmäßig wechseln
- ein zu starkes Pressen des Fingers auf dem Teststreifen kann das Messergebnis verfälschen
- nach dem Messen sollte man ein Verschmutzen der Einstichstelle vermeiden
- die Haut sollte durch regelmäßiges Eincremen (nicht unmittelbar vor dem Messen) vor dem Austrocknen bewahrt werden; auch ist eine milde Seife zum Händewaschen wichtig
- als Diabetiker mit Sensibilitätsstörungen kann man Stechsysteme mit automatischem Auswurf der Lanzette verwenden
- die Teststreifen sollten stets in der verschlossenen Verpackung aufbewahrt werden - Temperaturschwankungen gilt es zu vermeiden
- Teststreifen sollten maximal sechs Monate nach Anbruch der Packung aufgebraucht bzw. danach nicht mehr verwendet werden
In der Apotheke den Blutzucker messen lassen
Viele Apotheken bieten ihren Kunden die Messung des Blutzuckers an. Dabei sollte man bedenken, dass es sich dabei nur um eine Momentaufnahme handelt - wer sich einen Eindruck über seine Blutzuckerwerte machen möchte, sollte auf regelmäßige Messungen und deren Dokumentation achten. Die Kosten eines solchen Tests liegen in der Regel bei unter 5 Euro.
Messung des Blutzuckers im Urin
Es ist auch möglich, den Blutzucker im Urin zu messen. Ist ein Nachweis möglich, liegen in der Regel hohe Blutzuckerwerte vor - überschüssiger Zukcer im Blut wird über die Nieren meist erst ab Werten von 180 mg/dl bzw. 10 mmol/l ausgeschieden.
Für die Urinzucker-Selbstmessung benötgit man einen Auffangbecher sowie einen Urin-Teststreifen. Zuvor sollte mit dem Arzt besprochen werden, wann man den Test machen sollte, ob vor der nach dm Essen. Der Urin sollte sich erst möglichst kurz in der Blase befinden - so ist der Morgenurin beispielsweise nicht möglich.
Der Teststreifen wird in den Auffangbecher mit dem Urin getaucht. Nach wenigen Minuten lässt sich das Ergebnis anhand eines Farbfelds ablesen.
Bei Nicht-Verfärbung ist kein Zucker im Urin vorhanden. Je stärker die Verfärbung, desto mehr Zucker. Einen genauen Blutzuckerwert kann der Urintest nicht angeben.
HbA1c: Bestimmung des Blutzuckergedächtnisses
Darüber hinaus gibt es noch die Bestimmung des Blutzuckergedächtnisses, die HbA1c genannt wird und Rückschlüsse auf den Blutzuckerspiegel zulässt. Dabei wird das Zuckerhämoglobin HbA1c mit Hilfe einer Blutprobe bestimmt, indem untersucht wird wie viel Hämoglobin (Blutfarbstoff) mit Zucker verbunden ist.
Des Weiteren wird der HbA1c-Test auch zur Kontrolle bei einer Diabetestherapie verwendet - informieren Sie sich im folgenden Abschnitt.
Diabetiker-Tipps zur Blutzuckerselbstkontrolle: Der HbA1c-Wert zur Therapieüberwachung
Bundesweit leiden sechs Millionen Menschen an Diabetes mellitus, wovon sich 1,7 Millionen jeden Tag zur Blutzuckermessung in den Finger stechen müssen. Doch bei dieser Routine schleichen sich auch Fehler ein, die zu unkorrekten Messwerten führen. Tipps zur Blutzuckerselbstkontrolle helfen beim Erkennen von Fehlerquellen und machen die Messung weniger schmerzhaft.
Das Zuckergedächtnis
Der HbA1c-Wert gibt Aufschluss über die Entwicklung der Blutzuckerwerte in den letzten acht bis zehn Wochen. Dieser Laborwert dient der Therapieüberwachung und wird auch als Zuckergedächtnis bezeichnet.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Langzeitblutzuckerwert als eines der wichtigsten Kriterien zur Beurteilung der Diabetikereinstellung eingestuft. Bei einem optimal eingestellten Diabetes liegt dieser Wert zwischen 6,5 und 7,0 Prozent. Ist ein Diabetiker schlecht eingestellt, steigt der HbA1c-Wert auf über 7,5 Prozent. Doch allein die Messungen in der Arztpraxis reichen nicht aus, vielmehr müssen Diabetiker jeden Tag bei der Blutzuckerselbstkontrolle ihre Glukosewerte prüfen, um eine Über- und Unterzuckerung rechtzeitig zu erkennen.
Wie häufig sollten Diabetiker den Blutzucker messen?
Generell messen Diabetiker ihren Blutzucker vor jeder Mahlzeit, denn die Zielwerte beziehen sich auf den Nüchtern-Blutzucker. Besteht der Verdacht, dass Regulationsstörungen nach dem Essen oder bei der Einnahme bestimmter Arzneimittel auftreten, kann die Selbstkontrolle auch nach einer Mahlzeit notwendig sein. Zusätzliche Blutzuckermessungen sind außerdem bei
- Unwohlsein,
- Übelkeit,
- Konzentrationsstörungen,
- Bauchschmerzen oder
- Acetongeruch
nötig.
Die Häufigkeit der Blutzuckermessungen ist individuell unterschiedlich. Der Arzt entscheidet zusammen mit dem Patienten, wann und wie oft die Messungen erfolgen müssen, um eine engmaschige Blutzuckerkontrolle zu gewährleisten.
Anregungen und Tricks zur Blutzuckermessung als Diabetiker
Für die Messung ist eine Blutentnahme mit einer Stechhilfe unerlässlich, was für viele Diabetiker unangenehm und schmerzhaft ist. Wird das Blut direkt in der Mitte auf der Fingerkuppe entnommen, ist das Schmerzempfinden besonders hoch.
Doch die Blutgewinnung lässt sich auch sanfter durchführen. Folgende Anregungen und Tricks erleichtern die Blutzuckermessung und führen zu genauen Messergebnissen.
Blutzucker messen: Tipps gegen den Schmerz beim Pieksen
- Lanzetten nur einmalig benutzen, da sie schnell stumpf werden und die Haut verletzen können
- Vor jeder Blutzuckermessung die Hände mit lauwarmem Wasser waschen und Finger massieren
- Nur bei trockenen Händen messen, denn feuchte Finger können die Messergebnisse verfälschen
- Entnahmestellen immer wieder wechseln
- Nur so tief stechen wie für einen Blutstropfen nötig, denn nur dieser darf zur Messung genutzt werden
- Finger nicht quetschen, da sich Gewebeflüssigkeit mit Blut vermengt, was das Messergebnis verfälscht
- Um Nachblutungen zu verhindern, die Hautpartie mit der Einstichstelle für etwa eine halbe Minute fest zusammendrücken
- Bei Sensibilitätsstörungen sind Stechsysteme empfehlenswert, die Lanzetten automatisch auswerfen
Umgang mit Blutzuckermessgerät und Teststreifen
- Teststreifen grundsätzlich in der geschlossenen Verpackung aufbewahren
- Hohe Temperaturunterschiede zwischen Messgerät und Blutzucker-Teststreifen vermeiden
- Bei einigen Messgeräten muss eine Codierung auf die aktuelle Teststreifen-Packung durchgeführt werden
- Verfallsdatum der Blutzucker-Teststreifen beachten und Hinweise in der Packungsbeilage studieren
- Blutzuckermessgerät regelmäßig auf Funktionsfähigkeit überprüfen und ggf. in der Apotheke kontrollieren lassen
FreeStyle Libre - Blutzucker messen ohne Stechen und Gerät
Ein relativ neues Gerät namens "FreeStyle Libre" ermöglicht das Blutzuckermessen ohne unangenehmes Stechen in den Finger. FreeStyle Libre funktioniert, indem Diabetiker einen Sensor auf die Haut drücken.
Dieser Sensor ermittelt, am Körper getragen, 24 Stunden automatisch die Glukose-Messwerte. Das Lesegerät muss bei diesem Vorgang lediglich an den Sensor gehalten werden.
Das Ergebnis mit den genauen Glukosedaten steht innerhalb weniger Sekunden fest. Diabetiker können das FreeStyle Libre-Messgerät auch beim Sport oder Duschen tragen und den Scan mit Kleidung durchführen.
Noch zählt das Messsystem nicht zu den Kassenleistungen, allerdings wollen sowohl DAK als auch TK die Kosten für das neue Blutzuckermessgerät zum Teil oder komplett übernehmen.
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