Knochenszintigrafie (Skelettszintigrafie) - Indikationen und Ablauf
Mithilfe der Knochenszintigrafie (auch Skelettszintigrafie) lassen sich Knochen sowie der Knochenstoffwechsel untersuchen. Dazu wird dem Patienten eine radioaktive Substanz injiziert, die sich in den Knochen ablagert und dadurch Rückschlüsse auf den Knochenstoffwechsel erlaubt. Die Untersuchungsmethode kommt bei verschiedenen Erkrankungen des Skeletts zur Anwendung, zum Beispiel Frakturen, Knochenentzündungen oder auch Knochentumoren. Mehr zu den Indikationen und wie die Knochenszintigrafie genau abläuft, erfahren Sie hier.
Ziel und Zweck der Knochenszintigrafie
In der Medizin wird die Knochenszintigrafie auch als Skelettszintigrafie bezeichnet. Gemeint ist damit ein nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren zur Kontrolle von Knochen und Knochenstoffwechsel.
Bei der Knochenszintigrafie handelt es sich um eine Variante der Szintigrafie. Bei dieser Methode injiziert man dem Patienten eine Substanz in den Körper, die radioaktiv markiert ist. Die Ärzte sprechen auch von einem Radionuklid. Das Radionuklid hat die Eigenschaft, sich in den Knochen abzulagern. Je höher der Umfang der Stoffwechselaktivitäten ausfällt, desto stärker lagert sich der radioaktive Stoff ab. Die Strahlung, die durch diesen Vorgang entsteht, lässt sich zu medizinischen Zwecken messen und sogar bildlich darstellen. Im Rahmen der Knochenszintigrafie kommen radioaktive Markierungen mit Technetium-99m zur Anwendung.
Formen der Knochenszintigrafie
Teilkörperskelettszintigrafie
Bei einer Teilkörperskelettszintigrafie werden nur einzelne Skelettteile untersucht. Das bringt den Vorteil einer geringeren radioaktiven Strahlenbelastung mit sich.
Ganzkörperskelettszintigrafie
Eine Ganzkörperskelettszintigrafie wird durchgeführt, um zum Beispiel Krebs-Metastasen aufzuspüren. Dabei kann es sich um Tochtergeschwüre von Lungentumoren, Prostatatumoren, Nierenkarzinomen oder Brustkrebs handeln.
Mehrphasenszintigrafie
Eine Variante der Knochenszintigrafie stellt die Mehrphasenszintigrafie dar. Sie wird auch 3-Phasen-Skelettszintigrafie genannt und in unterschiedlichen Zeiträumen vorgenommen. Durch diese Phasenuntersuchung erfolgt die Darstellung des Blutflusses in Venen und Arterien. Das Verfahren wird zur Untersuchung von Knochenmetastasen oder Knochenentzündungen verwendet.
Der Knochenstoffwechsel
Der Knochenstoffwechsel ist für die Knochenszintigrafie von besonderer Bedeutung. So werden die Knochen vom Körper permanent umgebaut. Bereits ein leichtes Anstoßen des Körpers hat kleinere Umbauten der betroffenen Knochen zur Folge. Ebenso findet ein Knochenumbau statt, wenn es zu schwereren Verletzungen wie einer Knochenfraktur kommt. Auch Entzündungen im Rahmen von Infektionen rufen einen erhöhten Stoffwechsel der Knochen hervor. Befinden sich im Körper Tumore oder Krebsmetastasen, steigt der Knochenstoffwechsel sogar massiv an.
Gegenüber konventionellen Röntgenuntersuchungen hat die Knochenszintigrafie den Vorteil, dass sie die krankhaften Vorgänge im Körper bereits frühzeitig anzeigt. Darüber hinaus lässt sich von ihr das komplette menschliche Skelett erfassen.
Indikationen der Knochenszintigrafie
Zur Anwendung gelangt eine Knochenszintigrafie bei Erkrankungen des Skeletts, bei denen sich keine Magnetresonanztomographie (MRT) durchführen lässt und in deren Rahmen sich die Stoffwechselaktivitäten entweder erhöhen oder vermindern. Dazu gehören:
- eine Osteomyelitis oder Spondylodiszitis (Knochenentzündungen)
- Knochentumore
- Knochenmetastasen
- ein Knocheninfarkt
- eine rheumatoide Arthritis
- Störungen des Knochenstoffwechsels wie eine Osteomalazie oder Morbus Paget
- degenerative Veränderungen
- versteckte Knochenbrüche
- Durchblutungsstörungen der Knochen wie Morbus Sudeck
Des Weiteren können mit einer Knochenszintigrafie Entzündungen oder Lockerungen von Gelenkimplantaten wie Knie- oder Hüftprothesen festgestellt werden.
Ablauf der Knochenszintigrafie
Für eine Knochenszintigrafie benötigt der Patient reichlich Geduld. So nimmt die Untersuchung bis zu fünf Stunden in Anspruch. Eine spezielle Vorbereitung wie der Verzicht auf Nahrungsmittel ist nicht erforderlich. Es gilt jedoch als sinnvoll, ab dem Tag vor der Untersuchung viel zu trinken.
Erster Schritt der Skelettszintigrafie ist das Injizieren eines radioaktiven Stoffes in eine Armvene. Findet eine Mehrphasenskelettszintigrafie statt, werden unmittelbar nach der Injektion Frühaufnahmen der Perfusionsphase aufgezeichnet. Dabei wird die Durchblutung der Knochen angezeigt. Zehn Minuten später macht der Arzt mit einer speziellen Gammakamera Aufnahmen von der Blutpoolphase.
Im weiteren Verlauf der Knochenszintigrafie muss der Patient viel Flüssigkeit von wenigstens einem Liter zu sich nehmen und abwarten. Weil sich die Funktionen von Niere und Harnblase erhöhen, wird die radioaktive Substanz, die sich nicht an den Knochen abgelagert hat, wieder aus dem Organismus ausgeschieden, was wiederum die Strahlenbelastung reduziert. Auch für die Qualität der Aufnahmen ist dieser Vorgang von Vorteil.
Während der mehrstündigen Wartezeit darf der Patient in der Regel die Arztpraxis verlassen und etwas essen.
Bis die Hauptaufnahmen angefertigt werden können, dauert es in der Regel zwei bis vier Stunden. Dabei kommt es zur Darstellung des Knochenstoffwechsels. Für die Aufnahmen muss der Patient mit einer Dauer von etwa 60 Minuten rechnen. Wichtig ist, dass er während der Untersuchung so ruhig wie möglich liegen bleibt, damit die Aufnahmen nicht beeinträchtigt werden.
Zunächst wird eine Aufnahme des kompletten Skeletts gemacht. Der Arzt beurteilt dann, ob noch weitere Bilder von bestimmten Körperstellen notwendig sind. Falls erforderlich, können auch Schichtaufnahmen in Form einer Computertomographie (CT) oder SPECT (Single Photon Emission Computed Tomography) gemacht werden.
Risiken und Nebenwirkungen
Im Rahmen der Knochenszintigrafie wird eine gewisse Menge an radioaktiven Strahlen abgegeben. Allerdings fällt diese Menge sehr gering aus. So kommt es nur äußerst selten zu allergischen Reaktionen wie Juckreiz oder Ausschlägen auf der Haut. Außerdem fällt die Strahlendosis niedriger aus als bei einer Computertomographie.
Partiell kommt es im Körper zum Zerfall der radioaktiven Teilchen, sodass die Gammastrahlung nach außen gesendet wird. Den Rest scheidet der Organismus via Nieren und Harn aus. Aus diesem Grund sollte der Patient nach der Skelettszintigraphie viel Flüssigkeit zu sich nehmen, damit er verstärkt Wasser lassen kann. Ist es wichtig, wegen Nieren- oder Herzerkrankungen auf die Trinkmenge zu achten, sollte der Ablauf mit dem Arzt besprochen werden.
Knochenszintigrafie in Schwangerschaft und Stillzeit
Während der Schwangerschaft wird eine Knochenszintigrafie nur durchgeführt, wenn es medizinisch unbedingt notwendig ist. Dadurch soll das ungeborene Kind keinerlei Gefahr ausgesetzt werden.
Während der Stillzeit empfiehlt sich vor der Skelettszintigraphie eine Beratung mit dem Arzt. Normalerweise setzt die Mutter für 48 Stunden mit dem Stillen ihres Kindes aus. Des Weiteren ist es ratsam, am Tag der Untersuchung körperlichen Kontakt zu Kindern zu vermeiden. Üblicherweise reicht ein Abstand von einem Meter aus, um das Kind vor den Strahlen zu schützen.