Stimmgabelprüfung (Stimmgabeltest)

Als Stimmgabelprüfung bezeichnet man einen speziellen Hörtest. Durch diesen kann zwischen einer Mittelohr- und einer Innenohrschwerhörigkeit unterschieden werden. Bei diesem Hörtest kommt eine Stimmgabel zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein metallisches Instrument mit zwei Zinken. Schlägt man die Stimmgabel an, vibriert sie in einer bestimmten Frequenz und erzeugt einen Ton. Informieren Sie sich über Anwendung und Ablauf der Stimmgabelprüfung.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck einer Stimmgabelprüfung

Ziel und Zweck einer Stimmgabelprüfung, die im Hals-Nasen-Ohren-Bereich zur Anwendung kommt, ist die Diagnose von Hörproblemen. Mit Hilfe einer Stimmgabelprüfung kann festgestellt werden, ob bei einem Patienten eine Schallempfindungs- oder eine Schallleitungsschwerhörigkeit der Fall ist.

Die Stimmgabel

Zur Anwendung kommt dabei eine Stimmgabel, wie sie auch von Musikern zum Stimmen von Instrumenten verwendet wird und die im Kammerton a mit 440 Hertz schwingt.

Anstatt der Schallleitung über die Luft, wird bei dieser Untersuchung eine Schallleitung über die Schädelknochen benutzt. Die Sinneszellen des Innenohres nehmen die Vibrationen der Stimmgabel ohne Weiterleitung über das Mittelohr wahr.

Eine Stimmgabelprüfung ist ein simpler und schmerzloser Test, der nur wenig Zeit in Anspruch nimmt und durch den ermittelt werden kann, von welchem Teil des Ohres eine Hörstörung verursacht wird.

Anwendungsgebiete der Stimmgabelprüfung: Verschiedene Arten von Hörstörungen

Bei einer Hörstörung differenziert man zwischen:

  1. einer Schallleitungsschwerhörigkeit
  2. einer Schallempfindungsschwerhörigkeit

Für den Fall, dass der Schall nicht im Außen- oder Mittelohr weitergeleitet wird, liegt eine Schallleitungsschwerhörigkeit vor. Diese kann durch Ohrenschmalz oder durch eine Mittelohrentzündung (Otitis media) hervorgerufen werden.

Eine Schallempfindungsschwerhörigkeit wird durch Störungen im Innenohr oder am Hörnerv wie einen akuten Hörsturz, einer Schädigung des Innenohrs, einem Tumor am Hörnerv oder der Menière-Krankheit verursacht.

Mit Hilfe einer Stimmgabelprüfung kann der HNO-Arzt feststellen, welche der beiden unterschiedlichen Schwerhörigkeiten bei einem Patienten vorliegt.

Ablauf einer Stimmgabelprüfung

Um festzustellen, ob bei einem Patienten eine Schallempfindungsschwerhörigkeit oder eine Schallleitungsschwerhörigkeit der Fall ist, wird eine Stimmgabelprüfung vorgenommen. Dabei gibt es verschiedene Methoden für die Durchführung.

Für die Anwendung einer Stimmgabelprüfung gibt es drei unterschiedliche Methoden.

Weber-Versuch

Bei dem so genannten Weber-Versuch kommt es zu einer Prüfung der Leitung des Schalls über den Schädelknochen bzw. die Knochenleitung. Dazu wird die Stimmgabel in der Mitte des Kopfes auf dem Scheitel der zu untersuchenden Person befestigt.

Patienten, die auf beiden Seiten schwerhörig sind und Menschen ohne Hörschädigung können den entstehenden Ton auf beiden Ohren gleich stark wahrnehmen.

Personen, die unter einer Schallleitungsschwerhörigkeit leiden, können hingegen den Ton auf dem Ohr, bei dem eine Hörstörung vorliegt, besser hören. Bei Patienten, die von einer Schallempfindungsschwerhörigkeit betroffen sind, ist der Ton im betroffenen Ohr schlechter wahrzunehmen.

Rinne-Versuch

Bei dem Rinne-Versuch kommt es zu einem Vergleich der Luft- und Knochenleitung eines Ohres. Dafür wird die Stimmgabel so lange auf dem Knochen hinter dem Ohr angebracht, bis sie die zu testende Person nicht mehr hören kann.

Anschließend erfolgt eine Überprüfung der Luftleitung. Dafür entfernt der HNO-Arzt die Stimmgabel von ihrem Platz und hält sie unmittelbar vor das Ohr der Testperson.

Für den Fall, dass die Testperson von einer Schallleitungsschwerhörigkeit betroffen ist, kann sie die Stimmgabel über dem Knochen deutlicher und länger hören als vor dem Ohr. Bei jemandem, der über ein normales Hörvermögen verfügt, verläuft der Test umgekehrt. Er hört die Stimmgabel vor seinem Ohr deutlicher und länger als hinter seinem Ohr.

Noch klarer fällt dieser Test bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit aus. Dabei werden beide Schallleitungswege schlechter wahrgenommen.

Gelle-Versuch

Der Gelle-Versuch kommt nur dann zur Anwendung, wenn Verdacht auf Otosklerose, eine Verkalkung der Gehörknöchelchenkette, die sich im Mittelohr befindet sowie von Teilen des Innenohrs, besteht. Auch greift man auf ihn zurück, um die Beweglichkeit der Gehörknöchelchen zu prüfen.

Die Stimmgabel wird hinter dem Ohr auf dem Knochen angebracht. Außerdem wird mit einer Ballonpumpe der Druck auf den Gehörgang sowie das Trommelfell erhöht.

Dabei versteift sich die Gehörknöchelchenkette aufgrund der Druckerhöhung, was zu einem leiseren Hören des Tones der Stimmgabel führt. Wenn der Ton hingegen für die Testperson die gleiche Lautstärke behält, weist dies auf eine Otosklerose hin.