Ultraschall in der Schwangerschaft - Nutzen und Anzahl nötiger Untersuchungen
Zur gründlichen Untersuchung von Mutter und ungeborenem Kind führt der Gynäkologe während der Schwangerschaft mehrere Ultraschalluntersuchungen durch. Auf diese Weise kann er zum Beispiel die Position des Kindes im Mutterleib bestimmen und seine Entwicklung verfolgen. Im Normalfall werden drei Sonografien während der Schwangerschaft vorgenommen, deren Kosten die Krankenversicherung trägt. Ferner können noch zusätzliche Untersuchungen per Ultraschall erfolgen, die jedoch nicht immer medizinisch notwendig sind. Aus diesem Grund müssen die Eltern die Kosten dafür meist selbst übernehmen. In welchem Zeitraum der Schwangerschaft jeweils ein Ultraschall vorgenommen wird und was dabei genau untersucht wird, lesen Sie in diesem Artikel.
Die Sonografie
In der Medizin werden Ultraschalluntersuchungen auch als Sonografie bezeichnet. Bei diesem bewährten Verfahren kommt ein Schallkopf zur Anwendung, der Schallwellen ins Innere des Körpers leitet. Durch Hindernisse werden diese Schallwellen zurückgeworfen. Dabei handelt es sich gewissermaßen um "Echos" von unterschiedlicher Intensität. Der Ultraschallkopf ist in der Lage, diese Echos wieder aufzunehmen. Mithilfe eines Computers lässt sich daraus ein bewegtes Bild erstellen, das auf einem angeschlossenen Monitor erscheint.
Während der Sonografie wird entweder der Schallkopf über die Bauchdecke der Schwangeren geleitet (Abdomen-Sonografie) oder über die Vagina eingeführt (Vaginal-Sonografie). Via Bauchdecke können die Ultraschalluntersuchungen die ganze Schwangerschaft über vorgenommen werden. Dagegen lassen sich vaginale Sonografien nur während des ersten Schwangerschaftsdrittels durchführen. Grund dafür ist die zunehmende Größe des Kindes.
Dieser Artikel behandelt in erster Linie den Schwangerschaftsultraschall über die Bauchdecke. Mehr über die vaginale Ultraschalluntersuchung lesen Sie in unserem Artikel "Anwendung und Ablauf der Vaginal-Sonographie".
Schwangerschaft mit Ultraschall feststellen
Durch eine Ultraschalluntersuchung lässt sich eine Schwangerschaft eindeutig feststellen. Allerdings ist dieser Nachweis erst ab der 5. Schwangerschaftswoche (SSW) möglich, da sich ab diesem Zeitpunkt die Fruchthöhle erkennen lässt. Bis zur 5. Schwangerschaftswoche kann die Schwangerschaft nur durch eine Blutuntersuchung ermittelt werden.
Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft
Ist die Schwangerschaft eindeutig diagnostiziert, erwarten die Schwangere sogleich und in den nachfolgenden Monaten insgesamt drei ausführliche Ultraschalluntersuchungen im Rahmen der Pränatadiagnostik. Die Kosten für diese drei Untersuchungen werden von der Krankenversicherung übernommen.
Während diverse andere Untersuchungen in der Schwangerschaft nur bei begründetem Anlass zur Sorge durchgeführt werden, erhält jede Schwangere routinemäßig mindestens drei Ultraschalluntersuchungen in ihrer Schwangerschaft.
Bis zur zwölften Schwangerschaftswoche wird der Ultraschall in der Regel als Vaginalultraschall durchgeführt, danach per Schallkopf über die Bauchdecke. Beide Untersuchungsformen sind schmerzfrei und für Mutter und Baby ungefährlich.
Sofern auffällige Befunde vorliegen, nimmt der Arzt mehr Ultraschalluntersuchungen vor, als dies normal üblich ist. Auch diese zusätzlichen Ultraschalluntersuchungen werden zur Pränataldiagnostik gezählt.
Besonders bei auffälligen Befunden sind diese zusätzlichen Untersuchungen sicherlich sinnvoll. Auch die Blutwerte der Mutter können öfter kontrolliert werden, wenn sich Auffälligkeiten ergeben.
Nutzen des Ulterschalls während der Schwangerschaft
Die kindliche Entwicklung beobachten können
Was viele werdenden Eltern an der Ultraschalluntersuchung wunderschön finden, ist die Tatsache, dass auch sie selbst an einem Monitor alles verfolgen können, was der Frauenarzt sieht.
Zu Beginn der Schwangerschaft kann der Frauenarzt beim Ultraschall feststellen, ob die kindlichen Herztöne vorhanden und regelmäßig sind. Später wird er darauf achten, ob
- Arme und Beine des ungeborenen Babys richtig ausgebildet sind,
- ob die Organe angelegt und funktionsfähig sind und
- wie sich das Baby bewegt.
Daneben kann der Arzt aber auch messen,
- wie groß das Baby inzwischen ist,
- wie viel es wiegt und
- wie viel Fruchtwasser sich in der Fruchtblase befindet.
Fruchtwassermenge bestimmen
Ist die Fruchtwassermenge zu gering, so besteht eine Gefahr für das Baby. Gegen Ende der Schwangerschaft ist es ganz normal, dass die Fruchtwassermenge reduziert ist.
Hat das Baby jedoch zu wenig Fruchtwasser, so kann eine vorzeitige Geburtseinleitung notwendig werden. Dazu ist die Ultraschalldiagnostik eine wichtige Untersuchung, die alleine durch Abtasten des Bauches nicht ersetzt werden kann.
2D, 3D oder 4D
Ultraschalluntersuchungen können heutzutage sowohl in 2D als auch in 3D und sogar in 4D durchgeführt werden. Besonders für die werdenden Eltern ist es ein einmaliges Erlebnis, ihr Baby auf diese Weise schon vor der Geburt sehen zu können, auch wenn die meisten Ärzte dieses "Babyfernsehen" dann privat berechnen.
Erste Ultraschalluntersuchung für Schwangere
Die erste Ultraschalluntersuchung erfolgt zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche.
- Durch den ersten Ultraschall lässt sich die Schwangerschaft sicher bestätigen
- Außerdem wird dabei das Einnisten der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter kontrolliert
- Gleiches gilt für den Herzschlag und die Entwicklung des Babys
- Darüber hinaus lassen sich beim ersten Ultraschall bereits auch Mehrlingsschwangerschaften erkennen
- Wichtig ist die Sonografie zudem für die Bestimmung der wahrscheinlichen Schwangerschaftsdauer sowie den möglichen Geburtstermin
Durch die erste große Ultraschalluntersuchung während der Schwangerschaft werden folgende Daten ermittelt:
- Herzaktivität
- Bewegungen des Kindes
- Position des Kindes
- Entwicklung von wichtigen Organen und Gliedmaßen
- Scheitel-Steißlänge
Zweite Ultraschalluntersuchung für Schwangere
Zwischen der 19. und 22. Schwangerschaftswoche findet die zweite große Sonografie während der Schwangerschaft statt. Die werdende Mutter kann dabei zwischen einer Basis-Sonografie und einer erweiterten Basis-Ultraschalluntersuchung wählen.
Basis-Ultraschalluntersuchung
- Im Rahmen der Basis-Ultraschalluntersuchung kontrolliert der Arzt, ob sich das Baby altersgerecht entwickelt hat. Dazu gehören die Messung von Bauch, Kopf und Oberschenkelknochen
- Ferner wird die Menge des Fruchtwassers überprüft
- Ebenso von Bedeutung ist die Position der Plazenta (Mutterkuchen) innerhalb der Gebärmutter. Befindet sich der Sitz der Plazenta nämlich zu tief, sind für die Geburt entsprechende Maßnahmen vorzubereiten
Zeigen sich besondere Auffälligkeiten, schließen sich meist weitere Untersuchungen an.
Erweiterte Basis-Ultraschalluntersuchung
Im Rahmen der erweiterten Basis-Sonografie findet eine zusätzliche Untersuchung statt.
- Der Arzt überprüft dabei die Entwicklung von Kopf, Kleinhirn und Hirnkammer des Babys
- Außerdem überprüft er den Herzschlag des Kindes sowie das Größenverhältnis zwischen Herz und Brustkorb
- Schließlich kontrolliert er verschiedene Organe des Rumpfes und
- schaut nach möglichen Auffälligkeiten an Hals und Rücken
Dritte Ultraschalluntersuchung für Schwangere
Die dritte und letzte standardmäßig vorgesehen Ultraschalluntersuchung während der Schwangerschaft wird zwischen der 29. und 32. Schwangerschaftswoche durchgeführt.
- Es werden Lage und Entwicklung des Babys sowie der Plazenta erneut überprüft
- Ferner kontrolliert der Arzt, ob eine Mehrlingsschwangerschaft besteht
- und ob kräftige Lebenszeichen des Kindes vorhanden sind
- Wichtig sind zudem Hinweise auf eine eventuelle Mangelernährung
- Auch die Menge des Fruchtwassers sowie verschiedene biometrische Daten lassen sich bestimmen
Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft
Abgesehen von den üblichen drei Ultraschalluntersuchungen können noch weitere spezielle Sonografien während der Schwangerschaft vorgenommen werden. Dabei handelt es sich vor allem um den
- Feinultraschall (Organultraschall) und
- Doppler-Ultraschall (Dopplersonografie).
Die Untersuchungen sind nötig, wenn der Verdacht vorliegt, dass das Kind unter Funktionsstörungen bzw. Fehlbildungen der Organe oder einer Mangelversorgung leidet. Mit diesen Verfahren lassen sich überdies Auffälligkeiten erkennen, die aus genetischen Gründen auftreten.
Bei medizinischer Notwendigkeit übernehmen die Krankenkassen die Kosten für diese Zusatzuntersuchungen. Ist dies nicht der Fall, ist eine private Kostenübernahme als IGeL-Leistung erforderlich.
Wann sind mehr als drei Ultraschalluntersuchungen notwendig?
- Wenn das Risiko besteht, dass es zu einer Frühgeburt kommt
- Blutungen der Mutter
- Schwangerschaftskomplikationen wie Bluthochdruck der Mutter oder Störungen des Wachstums beim Kind
- Das Auftreten von Chromosomenstörungen oder Trisomie 21 in der Familie
- Bestimmte Erkrankungen der Mutter wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Bei Mehrlingsschwangerschaften
Ablauf einer Ultraschalluntersuchung in der Schwangerschaft
Die Ultraschalluntersuchung kann von außen durch die Bauchdecke erfolgen oder es wird ein Schallkopf in die Scheide eingeführt. Für die Schwangere ist eine Ultraschalluntersuchung schmerzlos und risikofrei.
Wird die Ultraschalluntersuchung vaginal vorgenommen, was ungefähr bis zur 12. Schwangerschaftswoche möglich ist, führt der Gynäkologe den Ultraschallkopf in die Scheide der werdenden Mutter ein. Das Verfahren bietet den Vorteil, dass die Bilder besonders klar geliefert werden. Mehr zur Vaginal-Sonografie lesen Sie hier.
Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft wird die Sonografie über den Bauchraum durchgeführt (Abdomensonografie). Das bedeutet, dass der Frauenarzt den Ultraschallkopf, der mit einem Gel bestrichen wird, über die Bauchdecke der Schwangeren bewegt. Durch das Gel können die Ultraschallwellen leichter die Bauchdecke durchdringen. Die Bauch-Ultraschallsonografie ermöglicht ein umfangreicheres Blickfeld. Auf diese Weise lassen sich auch größere Abstände messen.
Die Schwangere legt sich für die Bauch-Ultraschalluntersuchung auf den Rücken. Von der Liege aus hat sie in der Regel die Möglichkeit, auf einem Monitor die Bewegungen ihres Babys mitanzusehen.
Keine Risiken und Nebenwirkungen des Ulterschalls in der Schwangerschaft
Schmerzen sind durch eine Sonografie während der Schwangerschaft nicht zu befürchten. Leichte Unannehmlichkeiten entstehen höchstens durch das kühle Gel, das auf den Bauch aufgetragen wird.
Gefahren für das Baby bestehen selbst bei wiederholten Ultraschalluntersuchungen nach derzeitigen Erkenntnissen nicht. So sind die Organe nur kurze Zeit den Ultraschallwellen ausgesetzt. Außerdem kommt es beim Ultraschall - im Gegensatz zum Röntgen - zu keiner Strahlenbelastung.
Wie hoch ist der Aussagewert der Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft?
Durch die Ultraschalluntersuchung erhält der Arzt bereits in der Phase der Frühschwangerschaft wichtige Aufschlüsse über die Entwicklung des Babys. Allerdings sind auch der Sonografie Grenzen gesetzt. So richtet sich der Erfolg der Untersuchung oft nach der Ausbildung und Erfahrung des Arztes. Ebenso spielt die Qualität des Ultraschallgerätes eine wichtige Rolle.
Doch selbst bei guter Qualität des Gerätes und größter Erfahrung des Arztes besteht das Risiko, dass manche Fehlbildungen nicht entdeckt werden. Dies gilt insbesondere bei erschwerten Bedingungen wie besonderer Position des Babys oder starkem Übergewicht der Mutter.
Einige Resultate lassen sich außerdem nur zu bestimmten Zeiträumen erzielen. Organe sollten daher zum Beispiel während der 18. und 22. SSW untersucht werden. Und der voraussichtliche Geburtstermin ist mit relativer Sicherheit nur bis zur 12. Schwangerschaftswoche per Ultraschall bestimmbar.