Arrangierte Ehen - Merkmale, mögliche Gründe und Vorteile
Arrangierte Ehen sind etwas, was wir als Mitteleuropäer meistens nur aus Bollywood-Filmen kennen. Hin und wieder nehmen sich auch Nachrichtenmagazine oder Seifenopern das Thema an. In der Regel wird dieses nur als dramatisches Element benutzt, ohne dabei jedoch auf seine Hintergründe einzugehen. Informieren Sie sich über die arrangierte Ehe mit ihren Merkmalen, Gründen und Vorteilen.
Was ist eine arrangierte Ehe?
Unter einer arrangierten Ehe, auch arrangierte Heirat genannt, versteht man Hochzeit, bei der sich zwei Partner nicht selbst für ein Leben und die Ehe miteinander entscheiden; vielmehr übernehmen Dritte, in vielen Fällen die Eltern, die Aufgabe, einen Partner für deren Tochter zu bestimmen. Diesen heiratet sie dann; häufig kennt sie ihn gar nicht richtig.
Solch eine Hochzeit kennt man vor allem aus anderen Kulturen, beispielsweise Indien. Auch die Ehe, die mithilfe von Heiratsvermittlungen geschlossen wird, bezeichnet man als arrangierte Ehe, auch wenn in diesem Fall lediglich Unterstützung geboten wird, einen geeigneten Partner zu finden - um diese Form geht es in diesem Artikel jedoch nicht.
Gründe für arrangierte Ehen
Arrangierte Ehen gibt es nicht nur in Indien, sondern sie sind jenseits des europäischen Raums durchaus nicht ungewöhnlich. Kerngedanke einer solchen Ehe ist die soziale wie wirtschaftliche Notwendigkeit.
Die Frage, ob sich Braut und Bräutigam tatsächlich lieben, wird hierbei zu keinem Zeitpunkt gestellt. Viel mehr ist es wichtig, dass die Ehe stabil und dauerhaft ist.
Aber nur weil bei arrangierten Ehen nicht die Liebe im Mittelpunkt steht, bedeutet es nicht, dass es sie bei solchen Verbindungen nicht gibt. Die Liebe kann während der Zeromonie ihren Anfang finden oder über die Jahre des Zusammenseins wachsen.
Beispiel: Die Ehe von Bundeskanzler Helmut Schmidt
In diesem Zusammenhang kann man die Ehe des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt (Kanzler vom 16. Mai 1974 bis 1. Oktober 1982) anführen. Seine Frau Loki sagte in mehreren Interviews, dass es anfänglich keine Liebesbeziehung war.
Zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges war es überlebensnotwendig, nicht allein zu sein. Über die Jahre entstand ein Vertrauen, aus dem innige Zuneigung und schließlich Liebe wurde.
Auch wenn die Ehe der Schmidts nicht arrangiert war, so ist sie in ihrem Kern doch den vermeintlichen "Zwangsehen" nicht ungleich. Und dennoch ist das Paar bis zu Lokis Tod zusammen geblieben. Die Schmidts sind kein Einzelfall.
Beispiel: Ehe in königlichen Familien
Denn arrangierte Ehen finden keineswegs ausschließlich in fernen Ländern statt. In den königlichen Familien ist es alles andere als ungewöhnlich, dass die ältere Generation sich in die Wahl potentiellen Ehepartner ihrer Nachkommen einmischt. Das geschieht mal mehr und mal weniger auf offizieller Ebene. Wer seine adlige Stellung nicht verlieren will, muss darauf hoffen, dass die Eltern und zum Teil auch noch andere Teile der Verwandtschaft mit der Wahl einverstanden sind.
Vorzüge: Arrangierte Ehen halten länger
Statistiken zeigen, dass arrangierte Ehen im Durchschnitt länger, wenn nicht sogar für immer halten. Hierbei mag auch die Tatsache eine Rolle spielen, dass in Kulturen, in denen arrangierte Hochzeiten durchgeführt werden, Scheidungen gesellschaftlich nicht akzeptiert sind.
Unterstützung durch Angehörige
Dennoch scheint es für das Fortbestehen von Ehen wichtig zu sein, dass sie von der Familie insgesamt akzeptiert werden. Geht man ins Detail, erschließt sich auch der Grund.
Wenn die Eltern, Onkeln und Tanten mit dem künftigen Ehepartner zufrieden sind, ist auch ihr Grad an Unterstützung deutlich höher. Das wirkt sich nicht nur in Ländern mit wirtschaftlicher Armut positiv auf den Ehealltag aus, sondern auch in westlichen Kulturen.
Zum Beispiel werden sich die Eltern und andere Familienangehörigen dann eher anbieten, den Ehepartner bei seinen Projekten zu unterstützen, wenn er voll von ihnen akzeptiert wird. Diese Unterstützung muss nicht immer finanzieller Natur sein, sondern kann sich auch in Hilfe beim Babysitting, Renovierungen oder den Vermitteln von beruflichen Kontakten manifestieren.
Je mehr der Partner in die Familie eingebettet ist, um so weniger Konfliktherde gibt es auch im täglichen Leben der Eheleute. Als weiterer Vorteil wird genannt, dass Äußerlichkeiten bei einer Liebesheirat zu viel Bedeutung zukommt; Eltern würden den potentiellen Kandidaten hingegen ohne die berühmte "rosarote Brille" prüfen.
Auf das Äußere kommt es in diesem Zusammenhang nicht an - vielmehr sind Sicherheit und Verträglichkeit der entscheidende Faktor, ob derjenige zur Tochter und Familie passt, oder nicht. Aus diesem Grund wird arrangierten Ehen mehr Stabilität zugesprochen.
Fazit
So wird verständlich, warum die "Liebe auf den ersten Blick" nicht unbedingt ausschlaggebend für eine gesunde und dauerhafte Ehe sein muss. Liebe wächst aus dem Leben heraus und selten aus einen einzelnen Augenblick.