Unterschiedliche Anwendungsgebiete und Durchführung des Tai Chis
Als Tai Chi oder Taijiquan bezeichnet man eine spezielle chinesische Bewegungsmethode. Sie dient zur Gesunderhaltung und Entspannung von Körper, Geist und Seele. Dabei werden langsame, fließende Bewegungen durchgeführt. Wichtig zur Ausübung des Tai Chi sind die Grundhaltung sowie der Grundschritt. Zwei wichtige Ausgangsstellungen sind der Bär und das Pferd.
Ziel und Zweck
Ziel und Zweck des Tai Chi oder Tajiquan, das man auch als chinesisches Schattenboxen bezeichnet, ist die ganzheitliche Gesunderhaltung und Entspannung von Körper, Geist und Seele sowie das Erlangen eines besseren Körperbewusstseins durch die Anwendung von bestimmten Bewegungen.
Dabei wird ein langsames Schattenboxen gegen einen imaginären Gegner durchgeführt. So werden durch die chinesische Technik
- die Muskeln entspannt und
- der Kreislauf angeregt.
Ebenso können die Gelenke von Tai Chi profitieren.
Das Tai Chi ist eine Form von chinesischer innerer Kampfkunst, die im alten Kaiserreich entstand. Der genaue Ursprung ist nicht bekannt. Im Laufe der Jahrhunderte fand diese Kampfkunstform, die der Selbstverteidigung diente, in China immer größere Verbreitung.
Fünf Familienstile
Dabei bildeten sich fünf so genannte Familienstile:
- der Chen-Stil
- der Yang-Stil
- der Wu/Hao-Stil
- der Wu-Stil
- der Sun-Stil
In der Mitte des 20. Jahrhunderts gelangte Tai Chi schließlich auch in den Westen. Heutzutage ist Tai Chi in der Volksrepublik China ein Volkssport und wird vereinfacht in langsamen, fließenden Bewegungen ausgeübt.
Dabei ist der Kampfkunstaspekt immer mehr von dem gesundheitsfördernden und geistigen Aspekt zurückgedrängt worden. So sieht man Tai Chi in der heutigen Zeit vor allem als Bewegungslehre oder Gymnastik.
Grundprinzip
Im Gegensatz zu anderen asiatischen Kampfkunstformen wird Tai Chi zumeist mit langsamen, fast zeitlupenhaft wirkenden, Bewegungen ausgeübt. Allerdings gibt es auch Tai Chi-Stilarten, in denen schnelle Bewegungen vorkommen.
Das Prinzip von Tai Chi beruht auf
- natürlichen,
- lockeren,
- fließenden und
- entspannenden
Bewegungen.
Kraft- oder Schnelligkeitsübungen gibt es beim Tai Chi hingegen nicht. Die Bewegungen sollen sogar kraftlos erfolgen. Beim Tai Chi wird von der Annahme ausgegangen, dass es durch bewusst gesteuerte Bewegung und Atmung zu innerer Ruhe und gedanklicher Leere kommt.
Beim Tai Chi gibt es verschiedene Abläufe, die man nach bestimmten Formen durchführt. Manche davon werden mit einem Partner oder Waffen wie Schwertern ausgeübt.
Drei große Säulen
Die Lehre des Tai Chi begründet sich auf drei großen Säulen.
Formen
Die erste Säule sind die so genannten Formen. Eine Form ist ein festgelegter Ablauf von bis zu hundert verschiedenen Stellungen. Die Form besteht aus den drei Teilen die symbolisch als Erde, Himmel und Mensch bezeichnet werden.
- Der Formteil "Erde" umfasst die Basisübungen, in denen unter anderem ein fester und sicherer Stand gelehrt wird.
- Die Techniken im Teil "Himmel" bauen darauf auf und ergänzen die Übungen um weitere Elemente.
- Ziel des dritten Formteils (Mensch) ist, die Teile Himmel und Erde zu verbinden.
Um die vollständige Form, die insgesamt ungefähr 37 Minuten dauert, sicher ausführen zu können, sind bis zu zwei Jahre nötig. Beherrscht man die Grundform kann man seine Übungen mit Waffen wie Stöcken oder Schwertern komplettieren.
Einzelübungen
Die zweite Säule des Tai Chi Chuan ist das Qi Gong. Hier werden Einzelübungen zur gleichmäßigen Atmung und zu einem positiven Energiefluss ausgeführt.
Partnerübungen
Die Partnerübungen stellen die dritte Säule des Tai Chi dar. Hier lernen die Partner, die Bewegungen des Gegenübers wahrzunehmen und entsprechend darauf zu reagieren. Alle Bewegungen im Tai Chi werden langsam und sanft in einem Bewegungsfluss durchgeführt.
Anwendungsgebiete
Durch die Konzentration auf die Übungen und die weichen, fließenden Bewegungen
- fördert Tai Chi Chuan den Stressabbau und
- kann zu mehr Ausgeglichenheit und Aufmerksamkeit verhelfen.
Zudem wirken die Übungen des Tai Chi
- kräftigend auf die Rückenmuskulatur und
- entlasten die Wirbelsäule.
Somit ist Tai Chi für jeden geeignet, der mehr Ruhe und Entspannung in seinen Alltag bringen und zugleich seinen Körper kräftigen möchte.
Auch Menschen, die häufig im Sitzen arbeiten, können von der Anwendung des Tai Chi profitieren, da auf diese Weise Verspannungen gelockert werden. Da die Tai Chi-Übungen einfach auszuführen sind, eignen sie sich auch gut für ältere Menschen.
In Deutschland übernehmen einige gesetzliche Krankenkassen im Rahmen der Gesundheitsvorsorge einen Teil der Kosten für Tai-Chi-Kurse. Bedingung dafür ist jedoch, dass der Kursleiter von den Krankenkassen zugelassen wurde.
Durchführung von Tai Chi
In Deutschland findet man zahlreiche Lehrer, Schulen, Verbände oder Vereine, die Tai Chi unterrichten. Zudem kann Tai Chi problemlos zu Hause oder im eigenen Garten ausgeführt werden.
Die Grundregeln des Tai Chi
Zu den bekanntesten Tai Chi-Stilarten im Westen gehört der Yang-Stil, der über 37 aneinander gereihte Bilder verfügt. Zudem gibt es zehn Grundregeln, die bei der Ausübung des Yang-Stils zu beachten sind.
- Zunächst sollte der Kopf aufrecht gehalten werden, um dadurch den Geist zu entfalten.
- Die Ellenbogen werden gelockert, um die Schultern zu senken,
- Brust und Rücken werden entspannt und die Taille gelockert.
- Zudem sollen das Gewicht des Körpers richtig verteilt und der Ober- und der Unterkörper miteinander in Einklang gebracht werden.
Die Bewegungen beim Tai Chi müssen fließend erfolgen und anstatt roher Muskelkraft soll Yi (Intention, Absicht) gebraucht werden. Außerdem sollen Geist und Körper miteinander verbunden sowie die Ruhe in der Bewegung gesucht werden.
Beim Tai Chi gibt es verschiedene Abläufe, die man nach bestimmten Formen durchführt. Manche davon werden mit einem Partner oder Waffen wie Schwertern ausgeübt. Da Tai Chi heutzutage der Entspannung dient, wurde die Geschwindigkeit der Bewegungen stark verlangsamt. Die unterschiedlichen Stile, die im Laufe der Jahre entstanden, umfassen bis zu 108 Bewegungsfiguren.
Tai Chi umfasst die verschiedensten Stile und Bewegungsfiguren. Wer diese ausüben möchte, sollte zunächst die Grundhaltung und den Grundschritt kennen.
Die Grundhaltung
Zahlreiche Menschen, die sich mit Tai Chi befassen, empfinden die Bewegungen der Übungen oft als ungewöhnlich und sogar anstrengend. Umso wichtiger ist es, die Grundbewegungen einzustudieren, bevor man sich anderen Übungen widmet.
Nach Ansicht der Chinesen hat die Energie ihre Wurzeln in den Füßen. Von dort aus strömt sie durch die Beine und die Hüfte bis zu den Fingern. Daher beginnt man beim Üben immer von unten nach oben.
- Um die Grundhaltung einzunehmen, beugt der Übende seine Knie ein wenig vor und öffnet sie etwas nach außen.
- Außerdem kippt man sein Becken leicht nach vorne, während man den Oberkörper in aufrechter Position lässt. Das Gleiche gilt für den Hals.
- Der Kopf befindet sich senkrecht über der Wirbelsäule und wird nach oben gedrückt.
- Die Arme lässt man lose an den Seiten herabhängen.
Der Grundschritt
Nachdem man die Grundhaltung eingenommen hat, kann man daran gehen, den Grundschritt auszuführen.
- Zunächst atmet man tief ein und wieder aus.
- Gleichzeitig wird das Körpergewicht von einem Bein zum anderen verlagert.
- Während des Ausatmens löst man den unbelasteten Fuß etwas vom Boden. Dann setzt man ihn beim Einatmen wieder auf die Erde und begibt sich erneut in die Grundhaltung.
Der Oberkörper sollte bei diesem Vorgang stets aufrecht bleiben. Die Bewegungen werden nun abwechselnd durchgeführt, sodass man immer nur ein Bein belastet.
Dann wird der eigentliche Grundschritt durchgeführt. Zu diesem Zweck
- verlagert der Übende sein Gewicht beim Einatmen auf das rechte Bein,
- während beim Ausatmen der linke Fuß angehoben wird.
- Anschließend setzt man den Fuß mit der Ferse ein oder zwei Fußlängen in die vordere Richtung auf.
- Nachdem der Übende wieder eingeatmet hat, rollt er die gesamte Fußsohle ab. Anschließend wird beim Ausatmen das Gewicht auf das andere Bein verlagert.
Diese abwechselnde Verlagerung des Körpergewichts lässt sich beliebig oft fortsetzen.
Zu den zahlreichen Stellungen und Übungen zählen auch der Bär und das Pferd.
Ausgangsstellung Bär
Im Tai Chi gibt es zahlreiche Übungen. Dazu gehören zum Beispiel die acht Brokate, die auch von Anfängern gut ausgeübt werden können. Aufgebaut werden die acht Übungen von zwei Ausgangsstellungen, die man Bär und Pferd nennt.
- Für die Bär-Stellung nimmt der Übende zunächst die Grundhaltung des Tai Chi ein.
- Anschließend werden beide Arme leicht angewinkelt.
Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass der Körper Gelassenheit ausstrahlt und völlig entspannt ist.
Ausgangsstellung Pferd
- Auch die Ausgangsstellung Pferd wird mit dem Einnehmen der Grundhaltung begonnen.
- Dann stellt man die Beine so auf, dass man eine stabile Haltung erreicht. Die Füße sollten dabei in die vordere Richtung zeigen.
- Außerdem ist es wichtig, die Knie etwas anzuwinkeln und direkt über den Füßen zu positionieren.
- Der Oberkörper wird währenddessen gerade gehalten.
Dabei kann man sich ruhig vorstellen, dass man auf einem Pferd reiten würde. Für Anfänger erweist es sich allerdings meist als schwierig, diese Stellung lange zu halten. Mit zunehmender Übungsdauer fällt es einem jedoch leichter. Beherrscht man die Ausgangsstellungen Bär und Pferd, können weitere Übungen durchgeführt werden. Dazu gehören zum Beispiel
- "Den Himmel mit den Händen stützen" oder
- "Den Adler schießen".
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