Auf was vegetarische Kinder und Jugendliche achten müssen - einem Nährstoffmangel vorbeugen
Unabhängig davon wie alt Ihr Kind ist, sollten Sie sich selbst einen Überblick verschaffen, welche gesunden Alternativen es zu Fleischprodukten gibt. Hummus, Tofu, Inkakorn und Gemüse sind nur einige Beispiele. Wenn vegetarisch lebende Kinder in einem Fleisch essenden Haushalt leben, sollten sie bei entsprechendem Alter auch selbstverantwortlich mitkochen, damit die Eltern oder älteren Geschwister nicht dazu gezwungen sind, die Last von zwei Mahlzeiten-Optionen allein zu tragen.
Vor- und Nachteile einer fleischlosen Ernährung in der Kindheit
Vegane oder vegetarische Diäten können zu einer Senkung der Blutfettwerte führen und auch den Blutzuckerspiegel normalisieren. Das sind nur zwei von vielen positiven Effekten, die eine fleischlose Ernährung auf unseren Organismus haben kann.
Trotzdem behaupten einige Wissenschaftler und Ernährungsexperten, dass diese Ernährungsform für Kinder schädlich sein würde, da diese sich mitten in der Wachstumsphase befinden und auf eine ausreichende Versorgung von vielen Nährstoffen angewiesen sind, die in pflanzlichen Erzeugnissen mitunter nur in geringen Mengen vorkommen.
Kann eine vegetarische Ernährung während der Schwangerschaft das Baby negativ beeinflussen?
Die Befürworter vegetarischer Diäten, allen voran die in Amerika ansässige "Vereinigung für Veganer", weisen diese Behauptung zurück und vertreten die Ansicht, dass Personen, die sich von tierischen Produkten ernähren, keineswegs gesünder als Vegetarier seien und alle wichtigen Nährstoffe auch in Pflanzen zu finden wären.
Die Wissenschaft antwortet darauf mit Studien, die zeigen, dass Mütter, die sich während der Schwangerschaft an eine strikte vegetarische Diät gehalten haben, oft untergewichtige Babys zur Welt gebracht haben. Ebenfalls sei statistisch betrachtet in diesen Fällen auch die Häufigkeit von Entwicklungsproblemen größer gewesen.
Proteinbedarf auf vegetarische Weise decken
Verfechter der vegetarischen Lebensweise können hierbei jedoch zu Recht anführen, dass man seinen Proteinbedarf auch ohne Fleisch decken kann, etwa durch:
Ernährungsempfehlung für schwangere und stillende Mütter sowie Kinder
Gegenwärtig lautet daher die Empfehlung, dass schwangere Frauen und stillende Mütter auf Grund moralischer Wertvorstellungen in dieser Lebensphase tierische Lebensmittel nicht konsequent meiden sollten.
Weiter raten die Experten dazu, Kinder solange nicht zu einer vegetarischen Lebensweise zu drängen, bis ihr Wachstum weitestgehend abgeschlossen ist, da bereits eine Mangelernährung im geringen Umfang zu einer ernsthaften Unterentwicklung führen kann. Und dies trifft auf Embryonen im Mutterleib genauso zu wie auf Kinder, die ihre Pubertät noch nicht abgeschlossen haben.
Studie bestätigt: Fleisch liefert einen Entwicklungsvorsprung
Eine Studie, die mit unterernährten Kindern in Afrika durchgeführt wurde, machte die Bedeutung von tierischen Nahrungsmitteln deutlich.
Eine Gruppe bekam jeden Tag zu ihrer üblichen Ernährung zwei Esslöffel durchgedrehtes Fleisch zu essen. Eine zweite Gruppe von Kindern erhielt ein Proteinpräparat auf Milchbasis. Als Kontrollgruppe dienten alle übrigen Kinder, die sich unter den gegebenen Umständen nur von nährstoffarmen und vorwiegend pflanzlichen Nahrungsmitteln ernähren konnten.
Sowohl die Kinder, denen täglich etwas Fleisch erhielten, als auch jene, die Milchprotein bekamen, zeigten in wenigen Wochen einen deutlichen Entwicklungsvorsprung gegenüber ihrer Altersgenossen. Die Kinder waren nicht nur körperlich gesünder, sondern schnitten auch bei Intelligenztests besser ab.
Obwohl die Studie in einem so genannten "Dritte-Welt-Land" durchgeführt wurde, wird sie von den meisten Experten als wissenschaftlich valide anerkannt und als Beleg dafür hergenommen, dass Proteine aus tierischen Quellen eine bedeutsame Rolle für die kindliche Entwicklung haben.
Fazit
Die aktuelle Empfehlung der Ernährungsexperten, Kinder mit Fleisch zu versorgen, generiert sich neben den Studienergebnissen auch aus der praktischen Erfahrung, wonach es leichter ist, den Proteinbedarf mit einer Mischernährung zu decken.
Auf was vegetarische Kinder und Jugendliche achten müssen
Häufige Fehler im Rahmen einer vegetarischen Ernährung
Gerade jugendliche Vegetarier neigen dazu, beim Mittagessen einfach die Fleischportion wegzulassen und nur die Beilagen wie Erbsen, Kartoffeln und Co. zu essen. Eine ausgewogene Ernährung, die alle notwendigen Nährstoffe in der ausreichenden Menge zur Verfügung stellt, ist das jedoch nicht.
Jede Mahlzeit mit Eiern oder fettem Käse zu überhäufen, ist ein weiterer häufig zu beobachtender Fehler.
Vegane Ernährung
Wenn sich Ihr Kind ausschließlich vegan ernähren und auf Milch und Eier verzichten möchte, müssen die pflanzlichen Proteinlieferanten miteinander kombiniert werden, um alle wichtigen Aminosäuren auf den Teller zu bekommen, wie etwa:
Das bedeutet jedoch nicht, dass sie alle in einer Mahlzeit aufgenommen werden müssen.
Wichtige Nährstoffe für eine gesunde Entwicklung
Ernährungsexperten sehen folgende Nährstoffe als die entscheidenden an, wenn es um den jugendlichen Körper und seiner rasanten und vollständigen Entwicklung geht:
Milchprodukte und Eier sind vollwertige Proteinlieferanten, die wie Fleisch alle wichtigen Aminosäuren enthalten. Sie stellen unseren Kindern außerdem Kalzium und Vitamin D zur Verfügung. Beides ist für die Knochenentwicklung und leistungsfähige Muskeln sehr wichtig - insbesondere während der sporadisch auftretenden Wachstumsschübe.
Ein großes Ei enthält ungefähr fünf Gramm Protein, eine Tasse Milch hat acht Gramm und eine Portion Joghurt stattliche elf Gramm.
Vitamin B12
Ein Mangel an Vitamin B12 gehört zu den Standardproblemen vieler vegetarischer Speisepläne. B12 ist essentiell für die Produktion von DNA und roten Blutkörperchen und ist an der Aufrechterhaltung der Nervenfunktion beteiligt. Es kann über Meeresfrüchte, Fisch und Fleisch aufgenommen werden. Im geringeren Maße kommen sie auch in Milch und Joghurt vor.
Veganer müssen nicht selten auf Supplemente zurückgreifen, um ihren Bedarf an B12 zu decken. Stillenden Müttern, die sich vegan ernähren, wird meist prophilaktisch ein B12-Präparat verschrieben.
Eisen
Eisen kommt in Bohnen, Tofu, Spinat und Rosinen vor. Allerdings in einer gebundenen Form, die unser Organismus nur schwer absorbieren kann. Die Verwertung von Eisen kann jedoch verbessert werden, wenn man die Aufnahme mit Vitamin C kombiniert.
Mit Nussbutter bestrichene Orangenspalten sind ein leckerer Lösungsvorschlag aus der Praxis.
Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren unterstützen eine optimale Gehirnfunktion und stehen außerdem mit der Prävention von Herz- und Krebserkrankungen im Zusammenhang. Fischessende Vegetarier bekommen genügend Omega-3-Fettsäuren.
Veganer müssen jedoch auf Flachssamen und Walnüsse ausweichen. Eier und mit Omega-3 angereicherter Joghurt wären weitere Speisealternativen.
Sojaprodukte in der Kritik
Hinsichtlich Soja bleibt sich die Wissenschaft uneinig. Einige Untersuchungen deuten daraufhin, dass ein übermäßiger Verzehr die Ausschüttung von Östrogen fördern kann, weshalb jugendlichen wie erwachsenen Männern zuweilen nur eine Portion pro Tag empfohlen wird.
Frauen, die an Brustkrebs leiden oder gelitten haben, sollen nach Aussage einiger Ärzte ebenfalls ihren Soja-Konsum einschränken.
Kalorienanzahl beachten
Der Schlüsselfaktor in einer vegetarischen Diät für Kinder und Jugendliche ist die Kalorienanzahl. Die kleinen Mägen der Kinder können schnell mit Gemüse gefüllt werden, ohne dass dabei genügend Kalorien zugeführt wurden. Achten Sie daher darauf, dass der Nachwuchs pflanzliche Produkte isst, die über eine relativ hohe Nährwert- und Energiedichte verfügen.
Warum eine vegetarische Ernährung bei Teenagern eine Essstörung fördern kann
Eine vegetarische Diät schließt den Genuss von Fleisch, Fisch und Geflügel aus, wobei bei einer veganen Diät ebenfalls Eier, Milchprodukte und Honig gemieden werden. Ein gut durchdachter vegetarischer Ernährungsplan kann den Körper mit allen benötigten Nährstoffen versorgen und kann zudem das Erkrankungsrisiko von Krebs, Herzleiden und anderen Krankheiten senken. Der vegetarische Lebensstil hat in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen einen Popularitätsschub unter weiblichen Jugendlichen erfahren und könnte die heranwachsenden Frauen einem erhöhten Risiko aussetzen, eine ernsthafte Essstörung zu entwickeln.
Studienergebnisse zum Zusammenhang von Vegetarismus und Magerwahn
Eine aktuelle Studie, die im "Journal of the American Dietic Association" veröffentlicht wurde, sagt aus, dass junge Vegetarier, im Vergleich zu ihren nicht-vegetarischen Altersgenossen, weniger häufig an Übergewicht leiden. Dafür zeigt jedoch mit 25 Prozent ein auffällig hoher Anteil von jungen Vegetariern ungesunde Verhaltensweisen hinsichtlich der Körpergewichtskontrolle.
Dazu zählt unter anderem die Einnahme von Diätpillen, bewusstes Erbrechen sowie die Verwendung von Abführmitteln und Diuretika (entwässernde Substanzen).
Ramona Robinson-O'Brien, die Autorin der Studie, eine Professorin für Ernährungswissenschaft an der St.-John's-Universität in Amerika, sagt, dass die Ergebnisse Ärzte wie Ernährungsberater gleichermaßen zu mehr Achtsamkeit veranlassen sollten. Gerade junge Menschen neigen dazu, aus einem kontrollierten Ernährungsschema, wie es die vegetarische Diät nun einmal ist, ein exzessives Muster werden zu lassen.
Durchführung der Studie
Die Wissenschaftlerin sammelte für ihre Untersuchung die Daten von 2.516 Teilnehmerinnen, darunter Teenager und junge Erwachsene. Sie teilte alle Personen einer der folgenden Kategorie zu:
- Vegetarier
- ehemalige Vegetarier
- Nicht-Vegetarier
Jede Kategorie unterteilte sie dann in zwei Altersklassen ein: 15-18 sowie 19-23 Jahre. Die teilnehmenden jungen Frauen wurden im Laufe der Studie befragt, ob sie jemals Symptome einer Essstörung gezeigt hätten, wie zum Beispiel:
- bewusst herbeigeführtes Erbrechen
- Zwang nach Gewichtskontrolle
- unkontrollierte Essanfälle
- ...
Es zeigte sich, dass 27 Prozent der ehemaligen Vegetarier, 16 Prozent der aktuellen Vegetarier und 15 Prozent der Nicht-Vegetarier Symptome einer Essstörung erlebt haben.
Schlussfolgerung der Studienautorin
Die Wissenschaftlerin erklärte, dass Teenager eine vegetarische Diät zwar als Option wahrnehmen, um einen gesunden Lebensstil zu führen, eigentlich aber von der Möglichkeit der besseren Gewichtskontrolle motiviert sein könnten. Jugendliche verspüren oft eine hohe Unsicherheit bezüglich ihres Körpers und fühlen sich gedrängt, kulturellen Schönheitsidealen zu entsprechen.
Elternteile sowie andere Aufsichtspersonen sollten daher auf Anzeichen für eine Essstörung achten, wenn sich eine heranwachsende Frau für eine vegetarische Diät entscheidet, schlussfolgert die Autorin der Studie.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein vegetarischer Lebensstil mit einer Essstörung gleichzusetzen sei. Vielmehr sollten die Ergebnisse der Studie so interpretiert werden, dass gerade bei Jugendlichen eine gewisse Vorsicht zu walten lassen sei, wenn diese sich für diese Ernährungsform entscheiden.