Probleme, bei denen eine Erziehungsberatung helfen kann und mögliche Anlaufstellen
Die Inanspruchnahme von Erziehungsberatungsstellen steigt. Typische Probleme und Schwierigkeiten, die dabei behandelt werden können, sind beispielsweise Scheidung, Schulprobleme oder psychische Beschwerden. Die Erziehungsberatung ist kostenlos, vertraulich und freiwillig. Durch die freiwillige Teilnahme sind die Eltern motiviert, mitzuarbeiten. Auch Kinder und Jugendliche können eine Erziehungsberatung in Anspruch nehmen. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Inanspruchnahme einer Erziehungsberatung.

Merkmale einer Erziehungsberatungsstelle
In einer Familie kann es immer mal wieder zu einer Konfliktsituation kommen, welche die Betroffenen vor scheinbar unlösbare Probleme stellt. In einer Erziehungsberatungsstelle arbeiten Fachkräfte, die auf solche Situationen spezialisiert sind. Sie bieten eine Beratung und auch Hilfestellung bei der individuellen Problematik an. Es gibt Erziehungsberatungsstellen in kommunaler und freier Trägerschaft, auch konfessionelle Einrichtungen bieten eine Erziehungsberatung an.
Die Erziehungsberatungsstellen arbeiten mit qualifiziertem Fachpersonal, wie:
- Psychotherapeuten für Jugendliche
- Psychologen
- Sozialpädagogen
- Heilpädagogen
- Ärzten
- Fachkräften mit besonderen Zusatzausbildungen
Manche Mitarbeiter haben sich für die Behandlung bestimmter Zielgruppen qualifiziert. So kann jeder Themenbereich abgedeckt werden.
Inanspruchnahme
Der oder die ratsuchende Person kann die Erziehungsberatungsstelle auf direktem Weg aufsuchen und die Beratung in Anspruch nehmen, ohne vorherige Entscheidung durch das Jugendamt. In den letzten Jahren ist die Inanspruchnahme deutlich angestiegen; zur Zeit werden vor allem Probleme bei Kindern zwischen drei und 15 Jahren behandelt. Dabei sind die neuen Familienformen - die Alleinerziehung und die Stieffamilie - besonders vertreten.
Wichtig: die Einsicht, dass man Hilfe braucht
Viele Eltern und Kinder sind orientierungslos und wollen deshalb fachliche Kompetenz in Anspruch nehmen. Erziehungsberatungsstellen bieten professionelle und erfahrene
- Sozialpädagog/inn/en
- Pädagog/inn/en und
- Psycholog/inn/en,
welche die Familien unterstützen können. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Sanktionen, auch körperliche Züchtigung, eine gängige Methode in der Erziehung der Kinder war.
Eltern müssen umdenken und neue Wege finden; deshalb ist es ein guter und wichtiger Schritt Hilfe überhaupt anzunehmen. Es entspricht dem Zeitgeist, dass Themen in der Erziehung auftauchen, die es früher so gar nicht gab.
Erziehungsberatung reagiert darauf und will Familien in Konfliktsituationen ein Stück weit an die Hand nehmen. In vielen Familien werden so genannte Familienhelfer installiert, die gefährdete Familien eine zeitlang begleiten.
Für die Eltern ist es wichtig, sich von der Schuldfrage zu lösen, auch wenn bereits Fehler gemacht wurden. Vielmehr ist es ein Fortschritt sich einzugestehen, dass man Hilfe in Anspruch nehmen muss. Dies ist der Boden für eine sinnvolle Erziehungsberatung.
Probleme, bei denen eine Erziehungsberatung hilft
Erziehungsberatungsstellen sind sehr gefragt und hoch frequentiert. Immer mehr Eltern fühlen sich mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert und suchen Rat und Hilfe. Aber auch Kinder und Jugendliche selbst brauchen eine Unterstützung.
Probleme von Kindern und Jugendlichen

Kinder suchen oft Hilfe und Unterstützung:
- wenn sich die Eltern trennen oder scheiden lassen
- bei Drogenkonsum oder Alkoholmissbrauch der Eltern
- bei körperlicher Gewalt und sexuellen Übergriffen
- bei einer psychischen Erkrankung eines Elternteils
- wenn sie zu wenig Taschengeld bekommen
- wenn sie sich unverstanden fühlen und nicht richtig behandelt werden
- bei Ärger mit Geschwistern
- bei schulische Probleme
Für Jugendliche sind neben Drogen und Alkohol auch Sexualität und Partnerschaft wichtige Themen, sowie Probleme
- in der Schule
- mit Freunden oder
- bei der Ausbildung.

Virtuelle Erziehungsberatungsstellen für Jugendliche
Dabei gibt es auch immer mehr virtuelle Erziehungsberatungsstellen. Diese sollen den Weg erleichtern sie in Anspruch zu nehmen, wenn Hemmschwellen bestehen oder die Beratungsstelle schwer zu erreichen ist. Gerade für Jugendliche ist dies ein sehr lukratives Angebot, von dem sie profitieren können.
Probleme der Eltern
Auch für Eltern besteht eine Nachfrage nach fachkundiger Hilfe. Zum Beispiel bei:
- Verhaltensauffälligkeiten und Verhaltensstörungen der Kinder (wie etwa ADS und ADHS)
- behinderten Kindern
- Lernblockaden und anderen schulischen Problemen
- Essstörungen
Oft sind Eltern mit der Erziehung überfordert und suchen eine Orientierungshilfe. Patchworkfamilien sind immer mehr Gang und Gebe, stellen die betroffenen Familien aber unter Umständen vor spezielle Probleme, auch dies kann Thema in einer Erziehungsberatung sein.
Für frischgebackene Eltern kann der Umgang mit Säuglingen und später mit Kleinkindern ein wichtiges Thema sein. Manche Eltern haben auch einfach nur Fragen zur Erziehung und der kindlichen Entwicklung, um sich orientieren zu können.
Fazit
Menschen, die eine Erziehungsberatungsstelle aufsuchen, befinden sich in der Regel in einer Krisensituation. Dabei sind die anliegenden Themen so vielschichtig wie das menschliche Miteinander an sich.
Alle auftauchenden psychologischen und pädagogischen Probleme können zum Gegenstand einer Erziehungsberatung werden. Zu bestimmten Themen werden auch immer wieder Fachvorträge angeboten. Eine Erziehungsberatungsstelle strebt immer eine Klärung an und erarbeitet mit den Betroffenen Lösungsmöglichkeiten, um diese dann auch praktisch umzusetzen.
Mögliche Anlauf- und Beratungsstellen
Die richtige Erziehungsberatungsstelle zu finden, ist nicht unbedingt einfach. Im Vorfeld ist es gut, sich Gedanken zu machen; vielleicht sprechen gute und persönliche Gründe zum Beispiel für eine konfessionelle Einrichtung. In jedem Fall sollte man sich angenommen, aufgehoben und verstanden fühlen. Da die Eltern und Kinder die Einrichtung freiwillig aufsuchen, ist in der Regel auch die Bereitschaft zur guten Mitarbeit vorhanden.
Erziehungsberatung wird von verschiedenen Institutionen angeboten. Konfessionelle Träger wie zum Beispiel Caritas oder die Diakonie haben in der Regel in allen größeren Städten auch Erziehungsberatungsstellen. Je nach Region werden auch Onlineberatungen und Telefongespräche angeboten.
Städtische Einrichtungen helfen meist über die zuständigen Jugendämter, aber vermehrt bieten auch
- Schulen,
- Kindertagesstätten und
- Kindergärten
eine Erziehungsberatung an. Beratungen sind in der Regel freiwillig und kostenlos. Eine Erziehungsberatung möchte immer eine Hilfe in Konfliktsituationen anbieten. In den jeweiligen Einrichtungen arbeiten Fachkräfte, die ganz individuell auf die familiäre Problematik reagieren können.
Vorhandene oder vermutete Entwicklungs-, Leistungs- und Verhaltensprobleme oder Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung sollen behandelt werden. Stück für Stück sollen mit den Betroffenen Lösungsschritte erarbeitet werden.
Erstes unverbindliches Gespräch
Unverbindlichkeit: Die Inanspruchnahme einer Erziehungsberatungsstelle ist freiwillig - bei einem ersten unverbindlichen Gespräch kann man schauen, ob man sich dort wohlfühlt.
Ein erstes unverbindliches Gespräch kann Aufschluss geben, was für ein Gefühl man der Einrichtung gegenüber hat. Da die Inanspruchnahme freiwillig ist, ist sie auch nicht verpflichtend und man kann wechseln und sich eine andere Einrichtung ansehen. Es besteht ein rechtlicher Anspruch auf die Beratungsleistung.
Auch so genannte Mütterzentren stellen eine gute Anlaufstelle bei unterschiedlichen familiären Problemen dar...
Merkmale von Mütterzentren
In Mütterzentren finden Mütter - aber auch Väter - Gleichgesinnte zum Gedankenaustausch. Neben Cafés sind Mütterzentren auch Anlaufstelle bei Problemen verschiedenster Art.
Austausch in entspannter Atmosphäre
Wenn man Kinder hat, so können sich ganz verschiedene Probleme entwickeln, die teilweise nur Menschen verstehen können, die ebenfalls Kinder haben. In jeder größeren Stadt gibt es ein Mütterzentrum. Das Herzstück dieser Zentren ist zumeist ein Café, das man ohne Voranmeldung zusammen mit seinem Kind besuchen kann.
In lockerer Atmosphäre finden Mütter und Väter hier Gleichgesinnte, mit denen sie über Probleme reden oder einfach nur nett unterhalten können. Für die Kinder gibt es meist eine Spielecke, so dass auch sie ihren Spaß haben.
In dieses Café in einem Mütterzentrum kann man aber auch gehen, wenn man Oma oder Opa, Onkel oder Tante ist oder keine Kinder hat. Auch die Nationalität spielt keine Rolle.

Ideal für Ausländer
Gerade für Ausländer bietet ein Mütterzentrum die Möglichkeit, Anschluss zu finden und sich zu integrieren. Die Veranstalter vermitteln Sprachkurse und informieren über verschiedenste Angebote für Eltern und Kinder.
Meist gibt es auch Ansprechpartner, die zum Beispiel türkischen Eltern in ihrer Muttersprache erklären können, wo das Kind betreut werden kann oder wie die Mutter den Einstieg in den Beruf finden kann.
Fachpersonal berät und hilft
Mütterzentren bieten auch die Möglichkeit, mit
- Ergotherapeuten,
- Familienberatern,
- Logopäden oder
- Erzieherinnen
zu sprechen. Diese kommen in festgelegten zeitlichen Abständen in das Mütterzentrum und bieten hier eine offene Sprechstunde an.
Angebot der Mütterzentren
Viele Mütterzentren bieten auch eine Kinderbetreuung an, wenn die Mutter wieder ein paar Stunden arbeiten gehen möchte. Neben einem gemeinsamen Mittagstisch gibt es oft auch ein Geschäft mit Second-Hand-Kindermode.
Die Mütterzentren bieten aber auch Freizeitmöglichkeiten an. So veranstalten einige Mütterzentren beispielsweise Schwimmkurse speziell für muslimische Frauen. Daneben gibt es aber auch noch viele andere Angebote, die man auf Nachfrage beim nächstgelegenen Mütterzentrum erfahren kann.
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- Gutes Benehmen - Über die Notwendigkeit, wichtige Verhaltensregeln und Orte, an denen sie gelten
- Alleinerziehung - Das Leben der Kinder einer Einelternfamilie und Tipps für Alleinerziehende
-
Einführung in die Erziehungsberatung, Kohlhammer, 2007, ISBN 3170187333
-
Eltern verstehen und stärken: Analysen und Konzepte der Erziehungsberatung, Juventa, 2010, ISBN 3779907712
-
Handbuch der Erziehungsberatung, Bd.1, Anwendungsbereiche und Methoden der Erziehungsberatung, Hogrefe-Verlag, 2002, ISBN 3801709272
-
Handbuch der Erziehungsberatung, Bd.2, Praxis der Erziehungsberatung, Hogrefe-Verlag, 2000, ISBN 3801709280
-
Zukunft der Erziehungsberatung: Herausforderungen und Handlungsfelder, Juventa, 2006, ISBN 3779916150
-
Die Erziehungsberatung: Grundlagen Organisation, Konzepte und Methoden, Juventa, 1995, ISBN 3779911043