Der Altersabstand bei Geschwistern und die Bedeutung der Geschwisterrolle für das spätere Leben
Jedes Familienmitglied hat seinen ganz eigenen Platz in der Familie. Welcher Altersabstand bei Geschwistern der richtige ist, muss jedes Paar selbst entscheiden, denn jedes Alter der Kinder hat seine Vor- und Nachteile. Auch für das spätere Leben ist die Geschwisterrolle von Bedeutung. Lesen Sie über die Vor- und Nachteile in Sachen Altersabstand bei Geschwistern und erfahren Sie, inwieweit die Geschwisterrolle das spätere Leben beeinflusst.
Der Altersabstand bei Geschwistern
Kleinere Kinder lernen viel von ihren größeren Geschwistern. In der Regel haben die Kinder ein besonderes Verhältnis zu dem Geschwisterkind, das vor ihnen geboren wurde.
Häufig werden diese Kinder als Vorbild angesehen. Wie viele Geschwister ein Kind hat, hat maßgeblichen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Kindes.
Vorsicht vor Überforderung
Streit gehört natürlich in jeder Familie zum normalen Alltag dazu.
Während das älteste Kind für die Eltern immer die oder der Große sein wird, behandeln viele Eltern ihr jüngstes Kind immer als die oder der Kleine. Auch die Kleinen können in der Familie schon Aufgaben übernehmen.
Und umgekehrt ist es aber auch nicht immer die Aufgabe der Großen, auf ihre kleinen Geschwister aufzupassen. Sicher neigen Eltern leichter dazu, Aufgaben wie z.B. auf die Geschwister aufpassen, den Tisch decken, aufräumen etc. auf die großen Kinder zu verteilen. Hier wissen sie, es klappt.
Doch so gerne die Großen Verantwortung übernehmen, so wenig darf man sie auch damit überfordern.
Vor- und Nachteile der verschiedenen Altersabstände
Egal wie groß der Altersabstand ist, wachsen erstgeborene Kinder, die so genannten Mittelkinder und das Nesthäkchen unterschiedlich auf und entwickeln auch unterschiedliche Charaktere. Je geringer der Altersabstand zwischen den Kindern ist, desto stressiger ist es in der Regel für die Eltern.
Zwei Wickelkinder können schon enorm viel Arbeit machen. Dafür können die Kinder gut miteinander spielen, wenn sie nur wenige Jahre auseinander sind.
Die Bedeutung der Geschwisterrolle für das spätere Leben
Dass die Kindheit das gesamte Leben beeinflusst, weiß man nicht erst, seitdem Studien belegt haben, wie sehr Kinder im Erwachsenenalter noch darunter leiden, wenn sie mit Gewalt erzogen wurden. Auch die Geschwisterrolle in der Familie hat maßgeblichen Einfluss auf das spätere Leben.
Die erstgeborenen Kinder einer Familie werden in der Regel als "die Großen" behandelt. Sie haben mehr Privilegien, müssen aber auch mehr Verantwortung übernehmen und auch einmal auf die kleinen Geschwister aufpassen.
Gleichzeitig werden sie aber häufig weniger beachtet, wenn das Augenmerk der Eltern mehr auf den kleineren Geschwistern liegt. Dies prägt einen Menschen Jahre später auch im Erwachsenenalter.
Erwachsene, die die Erstgeborenen in einer Familie sind, werden später häufig zu ordentlichen und fleißigen Erwachsenen. Sie kümmern sich auch dann noch um ihre Mitmenschen, können gut Führungspositionen übernehmen und sind äußerst realistisch.
Die Doppelrolle der mittleren Geschwisterkinder
Die Kinder, die die Zweitgeborenen sind, haben eine große Schwester bzw. einen großen Bruder sowie teilweise noch jüngere Geschwister. Diese Kinder lernen unterschiedliche Seiten kennen, wenn auch noch jüngere Geschwister da sind.
- Zum einen lernen sie gegenüber ihren jüngeren Geschwistern genau die Position kennen, die auch der/die Erstgeborene kennenlernt.
- Zum anderen aber lernen die Zweitgeborenen im Umgang mit dem großen Bruder oder der großen Schwester, dass sie sich unterordnen müssen und häufig das tun sollen, was er/sie sagt.
Gleichzeitig werden die Zweitgeborenen aber von dem/der Großen auch umsorgt und geben genau das den jüngeren Geschwisterkindern weiter. Zweitgeborene sind im Erwachsenenalter häufig besonders ehrgeizig und geben sich nicht mit Kleinigkeiten zufrieden. Sie nehmen im Alltag immer den kürzesten Weg, auch wenn dies nicht immer der Beste ist. Sie boxen sich durch ihr Leben und können dabei auch aggressiv sein.
Mögliche Probleme der "Nesthäkchen" und Einzelkinder
Schließlich gibt es noch die dritte Konstellation der Geschwisterrolle: die Einzelkinder und Nesthäkchen. Diese Kinder werden besonders von den Eltern bzw. den älteren Geschwistern umsorgt.
Vorurteile gegenüber Einzelkindern
Einzelkinder stehen immer im Mittelpunkt der Familie und tun sich daher im Erwachsenenleben häufig schwer, wenn sich nicht mehr alles um sie selbst dreht. Sie sind oft nicht bereit, ihr Leben aktiv in die Hand zu nehmen und etwas dafür zu tun, weil sie sich in jungen Jahren nichts erkämpfen mussten. Einzelkinder sind als Erwachsene oft auch ängstlich.
Kinder, die in einer Familie das Nesthäkchen sind, können als Erwachsene oft launisch wirken. Zudem sind sie chaotisch und tun oft Dinge, die sie im Leben nicht weiterbringt.
Probleme in der Partnerschaft
Bei Partnerschaften ist es oftmals ebenfalls nicht ganz einfach, wenn beide Partner Einzelkinder, Erstgeborene, Zweitgeborene oder Nesthäkchen waren. Auch in der Partnerschaft müssen sie dann erst herausfinden, wie das Zusammenleben am besten klappt.
Beeinflussung der Zukunft der Kinder durch Geschwister und Erziehung
Studien zeigen, dass Erstgeborene geringfügig intelligenter sind als Zweitgeborene oder Nesthäkchen. Dafür neigen sie oftmals zu Verhaltensauffälligkeiten. Dies erklärt sich vermutlich dadurch, dass es für den/die Erstgeborene(n) schwierig ist, vom Thron verdrängt zu werden. Plötzlich steht man nicht mehr im Mittelpunkt, wenn ein Geschwisterchen geboren wird.
Für die Zweitgeborenen ist es hingegen kein großes Problem, wenn noch mal ein Geschwisterchen kommt. Sie kennen schließlich die Situation eines Erstgeborenen nicht.
Doch unabhängig von der Geschwisterrolle beeinflusst es den Menschen auch, wie viele Brüder und Schwestern er/sie hat. Zusätzlich spielt es später auch in der Erziehung der eigenen Kinder eine Rolle, wie man selbst mit seinen Geschwistern aufgewachsen ist und welche Geschwisterposition man hatte.
Auf den folgenden Seiten geben wir einen Überblick darüber, welche Rolle welches Kind übernimmt, welche Aufgaben ihm zuteil werden und welche möglichen Probleme es dabei geben kann.
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Immer nur Philip: oder Wie Geschwister lernen,nicht mehr eifersüchtig zu sein und eigene Stärken zu entdecken, Albarello, 2010, ISBN 3865590640
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Wenn Geschwister streiten: Lösungswege, die funktionieren, Kösel-Verlag, 2005, ISBN 3466306957
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Geschwister behinderter Kinder: Besonderheiten, Risiken und Chancen. Ein Familienratgeber, Care-Line, 2005, ISBN 3937252681
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Der kleine Hase wird großer Bruder, Boje Verlag, 2007, ISBN 3414820447
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Geschwister: Vorbilder, Rivalen, Vertraute, Reinhardt, München, 2003, ISBN 349701656X
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Geschwister - Liebe und Rivalität: Die längste Beziehung unseres Lebens, Kreuz-Verlag, 2006, ISBN 3783127114
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Erstgeborene: Über eine besondere Geschwisterposition, Kösel-Verlag, 2000, ISBN 3466305292
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Ich mag dich - du nervst mich! Geschwister und ihre Bedeutung für das Leben, Huber, Bern, 2009, ISBN 3456847041
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Geschwisterkonstellationen. Die Familie bestimmt Ihr Leben., Moderne Verlagsges. Mvg, 2004, ISBN 363607007X
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Geschwisterliebe, Geschwisterhaß: Die prägendste Beziehung unserer Kindheit, Piper, 2006, ISBN 3492244564
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Geschwister - Liebe, Hass, Annäherung, Emu, 2001, ISBN 3891890826
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Ich bin groß du bist klein, Ravensburger Buchverlag, 2010, ISBN 3473314587
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Mama, Papa, ich und du: Ein Geschwisterchen kommt. Mit Mobile zum Basteln, Oetinger, 2005, ISBN 3789167851
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Hurra, mein Geschwisterchen!: Ein Klapp- und Entdeck-Buch, Ars Edition, 2005, ISBN 3760774598
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Die Geschwister sind los: 4 Bilderbuchgeschichten über das Glück, einen Bruder oder eine Schwester zu haben, Thienemann Verlag, 2009, ISBN 3522301722
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Geschwister von Menschen mit Behinderungen: Entwicklung, Risiken, Chancen, Reinhardt, München, 2008, ISBN 3497020257
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Geschwister, Beltz, 2000, ISBN 340722821X