Ritterspiele im Mittelalter und heutige Umsetzung der Ritterturniere
Ritterturniere waren im Mittelalter besonders populär. Sie dienten als Möglichkeit des Kräftemessens und der Vorbereitung auf den Krieg. Das Volk erfreute sich an der Abwechslung, die solche Ritterspiele boten; die Grausamkeit wurde dabei leicht vergessen. Heutzutage dienen Ritterspiele der Unterhaltung und werden gerne auf mittelalterlichen Veranstaltungen angeboten. Lernen Sie die unterschiedlichen Arten von Ritterspielen kennen und erfahren Sie, wo man heute noch regelmäßig Ritterturniere als beliebtes Ausflugsziel besuchen kann.
Ritterspiele im Mittelalter
Widmen wir uns zunächst den Ritterspielen mit ihrer ursprünglichen Bedeutung.
Entwicklung und Organisation der Ritterturniere
das Ziel eines Ritterturniers war es, ritterliche Rituale und Normen zu verbreiten. Als Anfangszeit der Turniergeschichte gelten die Jahre 1050 bis 1150; das erste nach Regeln absolvierte Turnier geht auf den Franzosen Gaufridus de Prulaco (Preuilly) zurück. In Deutschland hingegen gilt. Heinrich I., sächsischer Kaiser, als Urheber der Ritterturniere.
Bei Ritterspielen handelte es sich in den stärksten Zeiten nicht nur um einfache Sportwettkämpfe. Sie waren häufig Programmpunkt eines Festes; dabei handelte es sich beispielsweise um
- Geburten
- Hochzeiten
- Treffen des Landtags oder
- Auslandsbesuch.
Umrahmt wurden diese Ritterspiele von Gesang und Dichterkunst, von Akrobatik und Theaterdarbietungen. Zuvor jedoch wurde auf diesen Prunk verzichtet; man veranstaltete die Turniere als reine Möglichkeit des Kräftemessens. Letztendlich konnte sich die Form des Hofturniers aber durchsetzen.
Organisiert wurden die Turniere in den meisten Fällen von Turniergesellschaften; selten kam es auch zu Einladungen durch einzelne Ritter. Der Mai galt als beliebter Turniermonat.
Durchführung
Zu Beginn jeder Veranstaltung standen die Einladungen. Dabei wurde nicht jeder Ritter wirklich eingeladen, sondern er konnte auch eine Herausforderung erhalten, derer er sich stellen musste.
Die Ritter erhielten freies Geleit zum Turnier oder teilweise sogar königlichen Schutz. Für die Kämpfe selbst galt das freilich nicht.
Zu Beginn der Ritterspiele waren die Turnierplätze so groß, dass sie teilweise mehrere Dörfer umfassten - für die Zuschauer ein Mobilitätsproblem. Später erst wurde der Platz abgegrenzt und abgesperrt. Nur so konnte auch gewährleistet werden, dass die Regeln eingehalten wurden.
Die Ritter zogen dann zum Turnierplatz und wurden in Mannschaften eingeteilt. Die beiden Gruppen wurden durch eine Schnur getrennt, die dann weggezogen wurde.
Mit Lanzen und Schwertern gingen alle aufeinander los. Es konnten dabei sogar Gefangene gemacht werden, die gegen Zahlung eines Lösegelds wieder freikamen.
Der Kampf war natürlich nicht wohl geordnet. Es ging relativ wild durcheinander; es kam zu scharfen Wendungen mit den Pferden und dem Herunterholen des Gegners vom Pferd.
Abgeschlossen wurde der Turniertag häufig durch einen Ball oder ein Bankett. Durch die einzelnen Aufpralle ergab sich ein buntes Knäuel aus Rittern und gestürzten Pferden.
Zwei Arten von Ritterspielen
Der Buhurt: Er war vergleichbar mit den Manövern, die auf einem Feldzug geritten wurden. Aus ihm gingen später die Reiterspiele hervor.
Die Tjost: Dabei handelte es sich um einen Einzelkampf zu Pferd. Die Tjost ist eine Weiterentwicklung des Buhurts. Die Ritter traten in voller Rüstung gegeneinander an.
Die Siegermittlung
Bei den Ritterspielen ging es darum, dass
- Werte
- ritterliche Tugenden und
- das Können der Ritter
dargestellt wurden. Im Endergebnis wurden diese für Jedermann ersichtlich. Als Sieger wurde der Beste ermittelt. Allerdings hatte das Ergebnis im Turnier keinen Einfluss auf den sozialen Stand.
Wenn ein Vasall sehr gut abschnitt, auch bei mehreren Turnieren, änderte das nichts an seinem Rang als Vasall. Selbst, wenn er gegen höherrangige Adlige siegte, blieb er ein Vasall. Sieger wurde der, der den Gegner mit seinen Waffen bezwang und der die Gunst der anwesenden adligen Damen besaß.
Ritterspiele heute
Heutzutage sind Ritterspiele (oder Ritterturniere) als Kunstform anzusehen; sie sind beispielsweise auf Volksbühnen sowie in diversen Theatern erhalten geblieben. Besonders bei Veranstaltungen im mittelalterlichen Spiel - wie etwa einem Mittelaltermarkt - werden sie gerne als Programmpunkt aufgeführt.
Des Weiteren setzt man sie in einigen Regionen im Süden Deutschlands sowie in Österreich als Werbemittel ein, um für bestimmte Orte zu werben. Häufig werden sie im Rahmen von Familienausflügen besucht. Zu den größten Mittelalterspielen hierzulande zählen die Freienfelser Ritterspiele; zudem beliebt sind
- die Römer- & Ritterspiele "Ehrenberg - Die Zeitreise"
- die Ritterspiele Türkheim
- die Maximilian Ritterspiele in Horb am Neckar
- der Deutsche Ritterconvent in Löhnberg / Weilburg
- das Mittelalterspektakel & Ritterturnier Iffezheim
- die Ritterfestspiele Scherneck
- die Ritterspiele auf Burg Satzvey
- die Ritterspiele auf Burg Herzberg
- das Wimpfener Stauferfest
- das Mittelalter-Spektakel & Ritterturnier im Historischen Museum Bern
- die Ritterspiele auf Burg Sommeregg in Seeboden am Millstätter See oder
- das Kaltenberger Ritterturnier in Geltendorf.