Labyrinthe - Merkmale, Arten und lohnende Irrgärten in Deutschland und Nachbarländern
Rätsel und Mysterien ziehen den Menschen von jeher in ihren Bann. Für viele gibt es nichts Schöneres, als sich mit Rätseln und Knobeleien zu beschäftigen. Wahrhaftig am eigenen Leib spüren kann man den Rätselspaß in einem begehbaren Labyrinth. Von dieser Sorte gibt es in Deutschland relativ viele, doch nur wenige eignen sich für einen wahrhaft spannenden Nachmittag. Kennen Sie die unterschiedlichen Arten von Labyrinthen und wissen Sie, wo es in Deutschland lohnenswerte Irrgärten gibt? Wir zeigen es Ihnen.
Arten von Labyrinthen
In jedem Menschen steckt ein ganz natürlicher Spieltrieb. Mit der Zeit lernt man zwar, diesen Trieb zugunsten von gesellschaftlichen Ansprüchen zu kontrollieren, ganz verschwinden wird er jedoch nie.
Nur so ist es zu erklären, dass erwachsene Menschen eine diebische Freude an Spielekonsolen und Quizshows haben. Einen Spielspaß für die ganze Familien bieten begehbare Labyrinthe. Hier kann man auch als Elternteil noch einmal ganz Kind sein.
Der Unterschied zwischen Irrgarten und Labyrinth
Als großer Rätselfan sollte man unbedingt den Unterschied zwischen einem Irrgarten und einem Labyrinth kennen.
Labyrinthe sind in der Regel so angelegt, dass sie den Benutzer ziemlich schnell zum Ziel führen. Es gibt mehrere Wege, die zur Mitte hin verlaufen, so dass die Chance groß ist, relativ schnell einen davon zu erwischen.
Eine ganz andere Funktion hat der Irrgarten. Wie der Name schon sagt, ist er darauf ausgelegt, den Gast in die Irre zu führen. Deshalb laufen manche Wege einfach im Kreis, hören plötzlich auf oder machen einfach eine Schleife zum Eingang zurück.
Durch diese zahlreichen Verästelungen hat es auch der beste Geograph schwer, im Kopf den Überblick zu erhalten. Doch auch wenn man selbst nach Stunden die Mitte noch nicht gefunden hat, ist der Zauber meist ungebrochen. Aufgeben kommt dann noch weniger in Frage als zu Beginn des Weges.
Es gibt unterschiedliche Arten von Labyrinthen, die wir im Folgenden vorstellen.
Kretisches Labyrinth
Die ursprünglichste Form nennt sich kretische Form. Hierbei handelt es sich um ein Labyrinth, dass im Herzen aus einem Kreuz besteht, um das sich insgesamt sieben verschiedene Wege winden.
Otfried-Labyrinth
Eine Weiterentwicklung dieser Urform stellt das Otfried-Labyrinth dar, allerdings kann man das Kreuz in der Mitte nicht mehr gut erkennen. Stattdessen befindet sich in der Mitte ein Kreis; darum herum schlängeln sich ebenfalls kreisförmig die elf Wege des Otfried-Labyrinths.
Römisches Labyrinth
Eine ganz andere Form hat hingegen das römische Labyrinth. Diese Form des Irrgartens ist quadratisch und wiederum in vier kleine Vierecke aufgeteilt. Der Besucher muss erst jedes dieser vier kleinen Labyrinthe erfolgreich durchschreiten, bis er zur Mitte durchdringen kann.
Busch-Labyrinth
Daneben gibt es natürlich auch verschiedene Wege, um ein Besucher-Labyrinth zu verwirklichen. Die bekannteste Form ist wohl der Irrgarten aus Buschwerk, der wie eine Gartenhecke geschnitten und gepflegt werden muss. Hierbei steht meist nicht der Unterhaltungswert, sondern eher die landschaftliche Wirkung im Vordergrund.
Maislabyrinth
Maislabyrinthe sind hingegen vollends darauf ausgerichtet, Besucher anzuziehen. Aufgrund des natürlichen Wachstums der Maispflanze kann das Labyrinth nur innerhalb eines begrenzten Zeitkorridors genutzt werden. Vorher ist der Bewuchs zu schwach, um ihn als Irrgarten nutzen zu können; nachher müssen die Pflanzen geerntet werden, damit der Betreiber noch einen zusätzlichen Gewinn mit dem Mais einfahren kann.
Oftmals legt der Bauer das Maisfeld für seinen Irrgarten eigens an, denn es soll extra dicht werden. Das heißt, dass das Feld mit doppelter Dichte besät wird.
Nach einer Anwachsphase werden in das junge Feld nach einem zuvor angelegten Plan die zahlreichen verwirrenden Wege gefräst. Neben dem Mais eignen sich dafür auch Sonnenblumen.
Cleverer Kundendeal
Oft sind mit solchen landwirtschaftlichen Sommerspäßen noch anderen Absichten verbunden. Der Landwirt klärt seine Besucher zugleich über den Mais- oder über anderen landwirtschaftlichen Anbau auf. Er bietet seine Erzeugnisse über den Direktverkauf an und erstellt über den Irrgarten eine Kundenbindung.
Landwirtschaft braucht heute eben andere Marketingmethoden als vor 30, 40 oder 50 Jahren. Dagegen ist gar nichts zu sagen - im Gegenteil: eine pfiffige Idee, die auch zeigt, dass sich die Aufgaben eines Landwirts gewandelt haben.
Fest installierte Labyrinthe
Von der Jahreszeit unabhängig sind nur fest installierte Labyrinthe aus Holz oder Mauerwerk. Hierbei hat man den Vorteil, dass nicht geschummelt werden kann, wie etwa beim Maislabyrinth. Dort kann man sich schnell einmal zwischen ein paar Pflanzen durchmogeln.
Allerdings ist in einem festen Irrgarten auch das Ambiente nicht so schön. Kleine Kinder könnten sich eventuell sogar fürchten, wenn die Mauern besonders hoch und massiv sind.
Wer so ein Labyrinth einmal besuchen möchte, hat in einigen deutschen Städten die Möglichkeit dazu; auch in den Nachbarländern wird man fündig...
Lohnenswerte Ausflugsziele
Labyrinthehaus Altenburg
Das größte Kulissen- und Themenlabyrinth im Gebäude findet man in Altenburg im weltweit einmaligen Labyrinthehaus. Hier wird der Fokus auf fantastische Wesen gelegt; ein Rundgang ist mit Geräuscheffekten und spannender Musik nichts für schwache Nerven.
Angeboten werden die Themenwelten
- Zauberlabyrinth
- Tiefseelabyrinth
- Kongo King sowie
- Tinka Tempel.
Kieler Grusellabyrinth
Gruselfans kommen in Kiel mit Sicherheit auf ihre Kosten. Hier, am alten Güterbahnhof, befindet sich ein Gruselkabinett, das sich gewaschen hat.
Die Anlage ist wie ein Labyrinth gestaltet, nur dass die Gänge von Showrooms unterbrochen werden, die den Besucher so richtig das Gruseln lehren. Das gesamte Labyrinth dreht sich um die Frage, was wohl passieren würde, wenn man Zutritt zu seinen schlimmsten Albträumen hätte. Die Gäste müssen während ihrer Wanderung durch das Labyrinth zahlreiche kleine Aufgaben lösen und sich dabei unter Umständen ihren größten Ängsten stellen.
Das Kieler Grusellabyrinth ist für Kinder ab 10 Jahren freigegeben, was jedoch nicht bedeutet, das nicht auch Erwachsene hier den ein oder anderen Schauer auf dem Rücken fühlen werden.
Erlebnislabyrinth in Bad Kissingen
Ein weniger gruseliges, aber dafür nicht minder spannendes Labyrinth befindet sich in Bad Kissingen. Das Kunstwerk ist in der Kuranlage zu finden und hat einen Durchmesser von etwa 22 Metern.
Im Gegensatz zu den bekannten Maisfeldlabyrinthen ist die Schwierigkeit hier nicht, den Weg in die Mitte zu finden. Das Labyrinth besteht lediglich aus in den Rasen eingefrästen Wegen, so dass wohl auch der kleinste Besucher keine Schwierigkeiten haben dürfte, die richtige Richtung einzuschlagen.
Die Clou an diesem Labyrinth ist der Bodenbelag, der alle paar Meter wechselt. Deshalb macht das Begehen dieses Labyrinths am meisten Spaß, wenn man barfuß unterwegs ist und sich die Augen verbinden lässt. Dann braucht man natürlich jemanden, der einen zuverlässig durch das Labyrinth führt.
So kann die Bad Kissinger Anlage auch als Pfad der Sinne benutzt werden.
Felsengarten in Wunsiedel
Im fränkischen Wunsiedel gibt es ebenfalls ein Labyrinth der ganz besonderen Art. Durch Erosion und Abnutzung ist hier ein riesiger Felsengarten entstanden, der von zahlreichen Wegen und Pfaden durchzogen wird. So durchschreitet man zwar kein Labyrinth im herkömmlichen Sinne, ohne ausgeschilderte Wanderwege oder Karte bekommt man jedoch schnell ein Gefühl dafür, was es heißt, sich hier zu verlaufen.
Hecken-Labyrinth in Altjeßnitz
In Altjeßnitz gibt es ein Hecken-Labyrinth, das es in sich hat. Insgesamt ist das verzweigte Gelände etwa 2.600 Quadratmeter groß; die Sicht wird dem Besucher durch hohe, blickdichte Wände verwehrt.
Das Tragische an diesem Irrgarten, der bereits über 200 Jahre alt ist, liegt in seiner Einfachheit. Wenn man schon von Beginn an den richtigen Weg einschlägt, hat man sein Ziel innerhalb weniger Minuten erreicht. Ein falscher Schritt jedoch und man kann den ganzen Nachmittag zwischen den Büschen verbringen.
Labyrinth Drielandenpunt
Wer nach dem ganz besonderen Irrgartenerlebnis sucht, der muss Deutschland in Richtung der Niederlande verlassen. Hier befindet sich das Labyrinth Drielandenpunt.
Diese Anlage ist nicht nur durch ihre Größe etwas ganz Spezielles. Es gibt verschiedene Mechanismen, die dafür sorgen, dass das Labyrinth flexibel bleibt. So ist es zum Beispiel möglich, dem Herumirrenden mit einer riesigen Wasserwand den Weg zu versperren...
Irrgarten im Schloss Schönbrunn in Wien
Im schönen Wien befindet sich das prunkvolle Schloss Schönbrunn, das neben vielen anderen Sehenswürdigkeiten auch ein Labyrinth zu bieten hat.
Errichtet wurde der Irrgarten um etwa 1720. Danach entschloss man sich dazu, es Schritt für Schritt wieder abzubauen. Wo einst die berühmte Kaiserin Sissi wandelte, befand sich für lange Zeit nur noch schnöder Rasen.
Im Jahr 1999 begann man jedoch damit, den Irrgarten wieder neu aufzubauen und zwar nach den originalen Bauplänen. So hat man heute die Möglichkeit, sich in die prunkvolle Zeit des 18. Jahrhunderts zurückzuversetzen.
Angebot im Labyrinth
Allerdings hat das Labyrinth im Gegensatz zu damals nicht nur seine eigenen Irrwege zur Belustigung zu bieten, sondern auch zahlreiche Stationen, die Spiel und Spaß für alle Altersstufen garantieren. In der Mitte des Labyrinths befindet sich eine Aussichtsplattform, von der aus man seine eigenen Wege nachvollziehen oder aber auf diejenigen hinunter schauen kann, die es noch nicht ganz geschafft haben.
Wer nach dem Herumirren immer noch nicht genug hat, der kann sich auf dem angrenzenden Spielplatz noch einmal richtig austoben. Dieser ist übrigens nicht nur für Kinder geeignet.
Maisfeldlabyrinth in Aggstein in Österreich
Auch im niederösterreichischen Aggstein kann man auf historischen Spuren wandeln. Allerdings erwartet den Besucher hier nicht etwa kaiserliches Flair, sondern ein Burggespenst, das seit jeher die Ruinen seines eins wehrhaften Schlosses bewacht.
Am Fuße der Ruine Aggstein befindet sich ein riesiges Maisfeldlabyrinth, das dem Irrgarten in Schönbrunn in nichts nachsteht. Auch hier gibt es innerhalb des Labyrinths zahlreiche Rätselaufgaben, mit denen sich der Gast von Waldi, dem Ruinengeist befreien muss.
Wer möchte, kann sich zuerst die Burgruine ansehen und dabei schon einmal von oben einen Blick auf den Irrgarten werfen. Wer weiß, vielleicht ist ja jemand unter den Besuchern, der sich den Weg zum Ausgang des Labyrinths im Kopf merken kann? Wer sich der Herausforderung stellen möchte, sollte sich beeilen, denn im Herbst wird der Mais geerntet und der Schlossgeist kehrt bis zum nächsten Sommer in seine Gemäuer zurück.
Weitere Ausflugsziele
Zu den weiteren Labyrinthen im In- und Umland zählen
- das Heckenlabyrinth Unterweikertshofen
- das Drolshagener Labyrinth
- das Maislabyrinth in Jersbek bei Hamburg
- das Luisenburg-Felsenlabyrinth
- die Walldorfer Sandsteinhöhle
