Chemische Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide) - Möglichkeiten, Nachteile und Regelungen
Besonders wirksam gegen Unkraut sind chemische Unkrautvernichtungsmittel bzw. Herbizide. Ihr Einsatz ist jedoch nicht unproblematisch; so haben sie einige negative Folgen für die Umwelt. Man sollte Herbizide erst dann verwenden, wenn alle anderen Mittel bzw. Möglichkeiten versagen. Zudem sollte man wissen, dass nicht jedes dieser Mittel überall verwendet werden darf. Informieren Sie sich über unterschiedliche chemische Unkrautvernichtungsmittel und lesen Sie über mögliche Nachteile sowie Regelungen.
Arten von Unkrautvernichtungsmitteln
Chemische Unkrautvernichtungsmittel werden auch als Herbizide bezeichnet. Dabei handelt es sich um Substanzen, die Unkrautpflanzen abtöten.
Zu unterscheiden ist zwischen selektiven Herbiziden und Breitbandherbiziden (Totalherbizide). Während Breitbandherbizide gegen eine Vielzahl von Pflanzen wirken, ist dies bei selektiven Herbiziden nur bei bestimmen Pflanzen der Fall.
Das Aufbringen der chemischen Unkrautvernichter erfolgt in Form von wässrigen Suspensionen. Von einigen Herstellern werden Wirkstoffemulsionen in Pulvern und Emulgaten angeboten. Die Herbizide haben die Eigenschaft, in den Stoffwechsel der Pflanzen einzugreifen.
Als Vorauflauf-Herbizide werden die Mittel bezeichnet, welche vor oder während der Saat aufgetragen werden. Nutzt man diese Mittel erst nach der Bildung von Keimblättern, werden sie als Nachauflauf-Herbizide bezeichnet.
Totalherbizide (Breitbandherbizide)
Zu der Gruppe der Breitbandherbizide zählen Photosynthesehemmer. Die Wirkstoffaufnahme erfolgt über die Blätter; dabei wird ein störender Effekt auf die Photosynthese der Pflanze erzielt. Zu den Wirkstoffen zählen Paraquat und Diquat.
Des Weiteren werden Hemmer der Aminosäuresynthese von Pflanzen eingesetzt. Zu den meist verwendeten Wirkstoffen zählt dabei Glyphosat, was vor allen Dingen in dem Mittel RoundUp in Privatgärten verwendet wird.
Der Wirkstoff wird nicht über die Wurzel, sondern über grüne Pflanzenteile aufgenommen. Zu den anderen Wirkstoffen zählen Sulfonylharnstoffe sowie Imidazoline.
Bei der Anwendung muss allerdings beachtet werden, dass es nicht nur Unkraut vernichtet, sondern auch Zier- und Kulturpflanzen angreifen kann. Daher sollte ein solches Totalherbizid im Garten nicht großflächig verwendet werden.
Da es beim Menschen zudem Reizungen hervorrufen kann, sollte eine Berührung vermieden werden. Insbesondere bei windigem Wetter sollten Unkrautvernichter zur eigenen Sicherheit nicht gespritzt werden.
In früheren Zeiten wurden vor allem auch Wuchsstoffe wie MCPA, 2,4-D oder 2,4,5-T eingesetzt. Diese sorgen für ein schnelleres Wachstum; breitblättriges Unkraut jedoch stirbt aufgrund von Nahrungsmangel ab.
Selektive Herbizide
Rasen-Unkrautvernichter richten sich nur gegen bestimmte Unkrautpflanzen und zählen damit zu den selektiven Herbiziden. Mit diesen Mitteln werden Unkräuter wie Löwenzahn, Gänseblümchen oder Wegerich wirkungsvoll bekämpft, ohne dem Rasen zu schaden.
Zu den bekanntesten Wirkstoffen zählen Cycloxydim und Sethoxydim; sie hemmen die Fettsäuresynthese der Pflanzen und zählen zu den 1,3-Cyclohexandionen. Die beste Wirkung wird dann erzielt, wenn das Mittel wenige Tage nach einem Schnitt auf den Rasen gesprüht oder gegossen wird und es an den folgenden Tagen nicht regnet. Die im Fachhandel vorrätigen Rasen-Unkrautvernichter sind in der Regel für den Kleingartenbereich zugelassen, so dass keine Genehmigung eingeholt werden muss.
Weitere Wirkstoffgruppen sind
- Thymin/Uracil-Herbizide
- Benzothiadiazole
- Phenylpyridazine sowie
- Phenoxypropionsäuren.
Safener
So genannte Safener werden gemeinsam mit den Herbiziden eingesetzt, um die Selektivität zu erhöhen. Sie sorgen dafür, dass die Kulturpflanzen einem geringeren Herbizidstress ausgesetzt sind; die schädliche Wirkung auf diese Pflanzen wird herabgesetzt, während die gewünschte Wirkung gegen das Unkraut erhalten bleibt.
Es gibt
- Saatgut-
- Boden- und
- Blatt-Safener.
Anwendungshinweise und ökologische Auswirkungen
Chemische Unkrautvernichtungsmittel sollten nur dann angewendet werden, wenn alle anderen Mittel versagen. Unkrautvernichtungsmittel unterliegen immer bestimmten Anwendungsvorschriften, die auf dem Etikett aufgedruckt sind und den Verbraucher vor möglichen Gefahren warnen.
Da je nach Mittel verschiedene Giftstoffe und Chemikalien zu den Inhaltsstoffen zählen, sollten die Hinweise genau befolgt werden. Zudem muss berücksichtigt werden, dass nicht jedes Unkrautvernichtungsmittel überall eingesetzt werden darf.
Insbesondere bei der Verwendung auf Terrassen oder in Einfahrten ist Vorsicht geboten. An gepflasterten Stellen hat die chemische Substanz nämlich keine Möglichkeit zu versickern und muss folglich über die Kanalisation entsorgt werden. Daher sind viele Mittel nur für die Landwirtschaft oder für Gärtnereien zugelassen, im privaten Bereich ist der Einsatz ohne die Einholung einer Genehmigung sogar strafbar.
Bei der Anwendung von chemischen Unkrautvernichtern ist außerdem zu beachten, dass diese Mittel keinen Unterschied zwischen Unkraut und Kulturpflanzen machen und auch den nützlichen Pflanzen schaden können. Aus diesem Grund müssen die Kulturpflanzen vor dem Herbizidnebel geschützt werden. Dazu kann man sie zum Beispiel mit Pappe abschirmen.
Die genauen Regelungen, die für chemische Unkrautvernichtungsmittel gelten, lassen sich bei der Pflanzenschutzdienststelle des jeweiligen Bundeslandes in Erfahrung bringen. So sollte man sich dort informieren, wo chemische Mittel eingesetzt werden dürfen und welche Ausnahmeregelungen gültig sind. Die Regelungen bestehen nicht nur für chemische Unkrautvernichter, sondern auch für Mittel, die naturidentische Stoffe wie Pelargonsäure oder Essigsäure enthalten.
Wie bereits erwähnt, sollten chemische Unkrautvernichtungsmittel als letzte Möglichkeit der Unkrautbekämpfung angesehen werden. Die ökologischen Auswirkungen können gravierend sein; dazu zählen
- die Schädigung der Nachbarkulturen
- die Reduzierung der Wildpflanzenanzahl in der Umgebung
- die Veränderung der Organismenzusammensetzung im Boden
- das Absterben von Insekten
- die Verringerung des Pflanzenartenspektrums in der Agrarlandschaft
- die generelle Artenverarmung in der Feldlandschaft
- die Verbreitung im Oberflächen- und Grundwasser
Wirkungsweise unterschiedlicher Mittel
Ein gängiges chemisches Unkrautvernichtungsmittel ist Roundup. Dabei handelt es sich um Breitbandherbizide, die von dem amerikanischen Konzern Monsanto hergestellt werden und Glyphosophat sowie andere Chemikalien enthalten. Sie kommen vor allem in der Landwirtschaft zum Einsatz.
Es gibt aber auch einige Roundup-Produkte für Hobbygärtner, die für den Haus- und Kleingartenbereich erlaubt sind. Allerdings darf man sie nur in Kleinstgebinden abgeben. Nicht gestattet ist ihre Anwendung an oberirdischen Gewässern oder Küstengewässern.
Für ihren Gebrauch auf asphaltierten bzw. gepflasterten Wegen oder Terrassen, die nicht gärtnerisch genutzt werden, ist eine behördliche Genehmigung erforderlich. Bei Zuwiderhandlung drohen Geldstrafen bis zu 50.000 Euro.
Roundup verfügt über die Eigenschaft, die Bildung einer Aminosäure zu hemmen. Da diese in Menschen und Tieren nicht vorkommt, wird das chemische Mittel als sicher eingestuft. Allerdings ist Roundup in den letzten Jahren in die Kritik geraten. So kam es zuletzt häufiger zu Missbildungen bei Kindern, deren Eltern häufig mit dem Herbizid zu tun hatten.
Andere chemische Unkrautvernichter wirken dadurch, dass sie den Photosyntheseprozess der Pflanzen unterbrechen. Diese sind dann nicht mehr in der Lage, energiehaltige Kohlenhydrate zu bilden.
Aufgenommen werden die Herbizide von den Pflanzen in der Regel über die grünen Pflanzenteile. Aus diesem Grund sollte man chemische Unkrautvernichtungsmittel nur an trockenen Tagen einsetzen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Herbizide durch den Regen wieder abgewaschen werden.