Aufgaben, Ausbildung und Weiterbildung eines Proktologen
Proktologen sind Fachärzte für Erkrankungen im Bereich des Enddarms. Proktologen sind häufig als selbstständige Ärzte tätig. Das Studium zum Proktologen dauert mehrere Jahre, danach kann man vielfältige Weiterbildungen absolvieren.
Tätigkeitsgebiete
Die Proktologie beinhaltet Krankheiten im Bereich des Enddarmes. Der Enddarm beginnt von außen gesehen mit dem After, der in den Analkanal mündet. Das nächste Stück des Darmes (von außen gesehen) wird Mastdarm genannt, dieser geht in den Grimmdarm über.
Der Proktologe, die richtige Bezeichnung heißt Facharzt z.B. für Innere Medizin mit der Zusatzbezeichnung Proktologie, ist ein Facharzt für die Erkennung und Behandlung von Krankheiten in diesem Bereich. Patienten, die eine schwere Erkrankung im Bereich des Enddarmes hatten und sich nun in der Rekonvaleszenzphase befinden, werden ebenfalls von einem Proktologen betreut.
Krankheiten, die ein Proktologe behandelt, sind zum Beispiel
- eine Stuhlinkontinenz
- Hämorrhoiden
- ein bösartige Tumor im Bereich des Enddarmes (zum Beispiel Analkarzinom)
- Ekzeme und Abszesse oder Fremdkörper am oder im After usw.
Der Proktologe ist zudem auch für die Behandlung von
zuständig, die den Enddarmbereich befallen haben. Der Proktologe ist jedoch auch dann Ansprechpartner, wenn ein Patient
- Probleme mit der Beckenbodenmuskulatur
hat. Dies ist häufig bei Frauen nach der Geburt oder bei älteren Patienten der Fall.
Arbeitsplatz
Proktologen können
- in Krankenhäusern
- Rehabilitationskliniken oder
- in Facharztpraxen
arbeiten. In den Arztpraxen arbeiten meist selbstständige Ärzte.
Aufgaben
Untersuchungsbestandteile
Ein Proktologe wird vom Patienten meist auf Überweisung des Hausarztes aufgesucht. Im ersten Gespräch
- fragt der Facharzt nach den genauen Beschwerden
und wie lange diese bereits bestehen. Zudem ist für den Arzt auch wichtig, wann die Schmerzen und Beschwerden immer auftreten, ob der Patient Medikamente einnimmt, ob Vorerkrankungen bestehen, ob Krankheiten in der Familie vorkommen, ob sich Blut im Stuhlgang befindet usw.
Wenn der Proktologe die so genannte Anamnese erstellt hat, erfolgt
- die körperliche Untersuchung.
Der Arzt tastet den Bauch des Patienten ab und sieht sich den After an. Hämorrhoiden können so häufig bereits mit bloßem Auge diagnostiziert werden. Anschließend tastet der Arzt mit dem Finger den Enddarm des Patienten ab, um eventuelle Veränderungen wie zum Beispiel Tumore diagnostizieren zu können. Auch
- eine Ultraschalluntersuchung der Organe
wird durchgeführt. Zur Diagnostik führt ein Proktologe auch
- Endoskopien (Spiegelungen) vom Enddarm (die so genannte Proktoskopie oder Rektoskopie) und dem gesamten Darm (Koloskopie)
durch.Bei der Rektoskopie verwendet der Proktologe ein etwa dreißig Zentimeter langes Gerät, das wie ein gerades Rohr geformt ist. Um eine Enddarmspiegelung durchführen zu können, muss der Enddarm von Stuhlresten frei sein, das heißt der Patient muss vor der Untersuchung einen Einlauf machen und damit den Enddarm reinigen.
Der Arzt führt das Gerät in den After ein und schiebt es ein Stück vor. So kann er die Darmschleimhaut begutachten und Polypen untersuchen. Sofern dies notwendig ist, kann der Proktologe auch
- eine Gewebeprobe entnehmen
und an ein Labor zur näheren Begutachtung (zum Beispiel auf Krebszellen) untersuchen. Rektoskopie und Proktoskopie laufen ähnlich ab, bei der Rektoskopie kann der Arzt jedoch größere Teile des Darmes untersuchen.
Hat ein Patient Hämorrhoiden, so können diese im Rahmen einer Proktoskopie verödet werden. Der Proktologe verwendet dazu meist ein kleines Gummiband, das während der Untersuchung um die Hämorrhoide gelegt wird und ihr so die Blutzufuhr abschneidet. Die Hämorrhoide trocknet somit ein.
Muss der Arzt den gesamten Darm untersuchen, so führt er eine Koloskopie durch. Der Patient muss bei dieser Untersuchung als Vorbereitung eine Lösung trinken, die ebenfalls eine abführende Wirkung hat. Die Koloskopie erfolgt mit einem langen dünnen Schlauch, der ebenfalls über den After eingeführt wird. Auch bei dieser Untersuchung kann der Proktologe Proben entnehmen.
Behandlung
Je nach Art der Erkrankung genügt es, wenn der Proktologe seinem Patienten
- Medikamente verordnet.
In einigen Fällen ist jedoch auch
- eine Operation
notwendig, bei der zum Beispiel ein gut- oder bösartiger Tumor entfernt wird.
Ausbildung
Jeder angehende Arzt muss zuerst
- das Grundstudium der Medizin
erfolgreich abschließen. Dieses dauert zwölf Semester und drei Monate und endet mit einer Prüfung. Das Bestehen dieser Prüfung ist die Voraussetzung für die Erlangung der Approbation. Nach dem Grundstudium folgt
- das Facharztstudium,
in dem sich der Arzt auf einen Bereich der Medizin festlegt. Ärzte, die Proktologen werden möchten, studieren dazu meist im Bereich der Inneren Medizin.
Es können jedoch auch Fachärzte für Chirurgie, Kinderchirurgie, Hautärzte, Gynäkologen, Urologen oder Allgemeinärzte die Zusatzbezeichnung Proktologie tragen.
Wird kein Schwerpunkt gewählt, dauert das Studium zum Internisten fünf Jahre. Wird hingegen der Schwerpunkt "Gastroenterologie" gewählt, so dauert das Studium sechs Jahre. Auch das Facharztstudium wird mit einer Prüfung beendet.
Weiterbildung
Nach dem Facharztstudium kann jeder Arzt verschiedene Zusatzbezeichnungen erwerben. Die Proktologie ist eine dieser Zusatzbezeichnungen, die meist von Fachärzten für Innere Medizin getragen wird. Die Weiterbildung zum Proktologen dauert ein Jahr und endet erneut mit einer Prüfung. Der Arzt ist dann zum Beispiel Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Gastroenterologie und Zusatzbezeichnung Proktologie.
Jeder Arzt kann an vielfältigen Fortbildungsveranstaltungen teilnehmen. Proktologen können sich im Rahmen einer Fortbildung beispielsweise über die noch neuartige Kapselendoskopie informieren, bei der der Patient eine Kapsel mit Kamera schluckt und auf diese Weise Bilder vom Darm entstehen.