Psychotherapeut - Tätigkeitsgebiete, Ausbildung und Tipps zur Suche
Ein Psychotherapeut behandelt seelische Erkrankungen. Viele Psychotherapeuten sind selbstständig tätig. Die Ausbildung zum Psychotherapeuten dauert je nach Vorbildung unterschiedlich lange, danach können sie vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten wahrnehmen. Informieren Sie sich über den Beruf des Psychotherapeuten und holen Sie sich Tipps zur Suche.
Definition: Tätigkeitsgebiete der Psychotherapeuten
Im Gegensatz zu vielen anderen Ärzten und Therapeuten behandelt ein Psychotherapeut Patienten, die psychische und keine körperlichen Krankheiten haben. Ein Psychotherapeut ist wörtlich übersetzt ein "Behandler der Seele", ein Seelenarzt.
Wann kann ein Psychotherapeut helfen?
Psychotherapeuten behandeln Patienten
- mit Essstörungen wie zum Beispiel Magersucht und Bulimie,
- mit Zwangserkrankungen (zum Beispiel ständiges Händewaschen),
- mit Depressionen,
- mit Angsterkrankungen (zum Beispiel vor Spinnen) und
- viele weitere psychische Erkrankungen.
Patienten, die eine schwere körperliche Erkrankung haben, die möglicherweise auch lebensbedrohlich ist, nehmen auch häufig psychotherapeutische Hilfe in Anspruch. Menschen, die einen tragischen Todesfall verarbeiten müssen, können dies ebenfalls mit einem professionellen Psychotherapeuten tun.
Welche Kosten der Psychotherapie übernimmt die Krankenkasse?
Liegt eine psychische Störung mit Krankheitswert vor, übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Behandlungskosten bei einer Psychotherapie. Bei folgenden Verfahren ist dies der Fall:
- Verhaltenstherapie
- tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- analytische Psychotherapie
Die Berufsunfähigkeitsversicherung bei der Behandlung bei einem Psychotherapeuten
Menschen, die eine Behandlung beim Psychotherapeuten in Anspruch nehmen möchten, sollten sich über die Berufsunfähigkeitsversicherung informieren. Diese zahlt auch im Fall von psychischen Erkrankungen. Sofern diese zu einer Berufsunfähigkeit führen, greift die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Der Arbeitsplatz eines Psychotherapeuten
Psychotherapeuten arbeiten häufig in ihrer eigenen psychotherapeutischen Praxis oder sind in einer großen Praxis als angestellter Therapeut tätig. Auch Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken beschäftigen angestellte Psychotherapeuten.
Aufgaben und Therapien eines Psychotherapeuten
Zu Beginn führt der Psychotherapeut ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten und gegebenenfalls auch mit den Angehörigen. Er fragt den Patienten nach den Beschwerden und wie stark der Patient den Leidensdruck einordnet. Für den Therapeuten ist auch wichtig zu wissen, inwieweit sich das Leben des Patienten durch die psychische Erkrankung verändert hat und wie Patient und Angehörige die Situation einschätzen.
Je größer die Motivation eines Patienten ist, desto besser verläuft auch die psychotherapeutische Behandlung. Ob die Behandlung ambulant oder stationär stattfindet, hängt von der Krankheit und der psychischen Verfassung des Patienten ab.
Besteht die Gefahr, dass sich ein Patient zum Beispiel selbst massiv verletzt oder andere gefährdet, so erfolgt der Beginn einer psychotherapeutischen Behandlung meist in einem geeigneten Krankenhaus. Auch bei einigen anderen Erkrankungen verspricht eine stationäre Behandlung zu Beginn der Therapie den größten Erfolg. Die stationäre Behandlung dient dazu, den Patienten soweit zu stabilisieren, dass er sich wieder in seinem gewohnten Umfeld aufhalten kann und die Therapie ambulant weitergeführt werden kann.
Im Rahmen der Therapie führen Psychotherapeuten verschiedene Verfahren durch. So gibt es zum Beispiel die Verhaltenstherapie. Diese Therapieform wird dann angewendet, wenn ein Patient ein bestimmtes Verhalten ändern muss, um gesund zu werden
Dies gilt etwa für Patienten mit einer Essstörung. Der Psychotherapeut erarbeitet mit dem Patienten einen Weg, wie dieser den eigenen Körper wieder akzeptieren kann und auch das Gewicht richtig einschätzen kann und sich selbst nicht immer als zu dick wahrnimmt.
Psychotherapeuten führen auch die so genannte analytische Psychotherapie durch. Der Psychotherapeut arbeitet hier mit dem Patienten das ganze Leben auf und erreicht dadurch, dass sich der Patient verdrängte Erlebnisse erneut bewusst macht und dann damit besser zurechtkommt.
Zusätzlich gibt es auch
- die tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie
- die Gestalttherapie
- das Psychodrama oder
- die systematische Therapie.
Psychotherapeuten behandeln sowohl kleine Kinder als auch Jugendliche und Erwachsene. Therapeuten, die Kinder und Jugendliche behandeln, haben meist eine spezielle Zusatzausbildung absolviert.
Psychotherapie kann sowohl von Ärzten als auch von
- Heilpraktikern
- psychologischen Psychotherapeuten und
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
ausgeführt werden.
Tipps zur Suche nach dem perfekten Psychotherapeuten
Nicht immer ist einem klar, was im eigenen Leben gerade falsch läuft. Meist findet man erst über Umwege heraus, dass man selbst zu ungünstigen Verläufen maßgeblich beiträgt und man es aus eigener Kraft nicht immer schaffen kann, wieder in ein selbstbestimmtes und sich selbst glücklich machendes Leben zurückzukehren.
Habe ich psychologische Hilfe nötig?
- Bleiben Sie immer und immer wieder an der Ahnung hängen, dass Sie sich verändert haben?
- Haben Sie das Gefühl, dass Sie in den letzten Wochen und Monaten immer mehr damit angefangen haben, sich über sich und Ihr Umfeld Gedanken zu machen?
- Belastet Sie die Tatsache, dass Sie momentan mehr mit dem Kopf arbeiten und handeln als dass Sie fühlen können?
- Haben Sie grundsätzlich den Verlust an Gefühlen und die Wahrnehmung Ihres Körpers bemerkt?
- Fühlen Sie sich oft unstrukturiert und hilflos?
- Werden Sie von anderen als komisch verstanden und nehmen Sie sich in Gesprächen immer mehr zurück, weil die anderen Sie nicht oder nicht mehr verstehen?
- Haben Sie das Gefühl, dass die Menschen um Sie herum Themen haben, die aus Ihrer Sicht zu lapidar oder für Sie rein vom Zuhören zu belastend sind?
- Können Sie dem Druck in Ihrem Alltag nicht mehr ausreichend ausgeglichen begegnen?
- Haben Sie Schwierigkeiten, Ihren derzeitigen Alltag positiv zu sehen und zu erfahren und sehen Sie sich eher als Beobachter und nicht zu Ihrem eigenen Leben zugehörig?
Keine Angst vor einer Psychotherapie
Wenn Sie den Großteil der Fragen kennen und mit einem Ja beantworten können, dann sollten Sie sich professionelle Hilfe holen. Lassen Sie sich nicht von dem Gedanken an einen Psychotherapeuten ängstigen. Mittlerweile hat sich das Suchen, Aufgreifen und Annehmen einer Therapie als gesellschaftlich anerkannt erwiesen.
Es ist kein Zeichen der Schwäche oder des gesellschaftlichen Falls, wenn Sie einen Psychotherapeuten aufsuchen und sich Hilfe für Ihren aktuellen Zustand einholen. Eher ist es als mutig anzusehen und als Stärke zu verstehen, zu erkennen, dass es Ihnen so wie es ist nicht gut geht und dass Sie etwas daran ändern wollen. Es gehört viel dazu, das erkennen zu wollen, vor sich einzugestehen und den Weg zu einem Psychotherapeuten auf sich zu nehmen.
Mut und Bereitschaft, etwas zu ändern
Ob und in welchem Ausmaß eine positive Veränderung durch die Therapie zu erzielen ist, hängt vor allem auch davon ab, wie viel Bereitschaft der Patient zeigt. Die Motivation für eine Therapie ist die eine Sache, die für eine tatsächliche Veränderung die andere. Vom Therapeuten gibt es in diesem Zusammenhang
- Unterstützung
- die richtige Einordnung und
- die Sensibilisierung.
Dann liegt es am Patienten, herauszufinden, welche Faktoren ihm nicht gut tun und welche er verändern möchte.
Einen Psychotherapeuten finden
Wenn Sie sich soweit entschieden haben, diesen Weg zu gehen, dann ist der erste Schritt, dass Sie sich an Ihren Hausarzt wenden und sich eine Überweisung für einen Psychotherapeuten holen.
- Ihr Hausarzt kann Ihnen möglicherweise einen auf Ihr Problem zugeschnittenen Therapeuten empfehlen
- Oder Sie wenden sich an die Ärztekammer
- Alternativ recherchieren Sie selbst im Internet nach einem für Sie geeigneten Therapeuten in Ihrer Nähe.
Bei der Wahl des Therapeuten ist es wichtig, dass Sie je nach Thema Ihres Therapiebeginns einen Therapeuten wählen, bei dem Sie sich sicher und verstanden fühlen. Im Vorfeld kann man zwei bis drei Vorgespräche führen, die üblicherweise von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden.
Lassen Sie sich Zeit bei der Entscheidung und hören Sie auf Ihre Menschenkenntnis und Ihr Bauchgefühl. Neben dem Therapeuten geht es auch um die richtige Umgebung. Sollten Ihnen irgendetwas Unbehagen bringen, suchen Sie bei einem anderen Therapeuten weiter.
Wichtig ist bei der Auswahl, dass der Psychotherapeut von seiner Methode der Therapie überzeugt ist. Er sollte - sowie auch der Patient - davon überzeugt sein, dass diese Erfolge bringen wird.
Die Therapiezeit nutzen
Vor dem Therapeuten selbst brauchen Sie keine Angst zu haben. Es ist sein Beruf und im besten Fall seine Passion, sich mit Menschen und Sorgen sowie Ängsten sensibel, schützend und respektvoll auseinanderzusetzen.
- Sagen Sie nur das, was Sie in der jeweiligen Therapiestunde erzählen wollen und teilen Sie Ihrem Therapeuten jederzeit mit, wenn Sie irgendetwas als störend empfinden.
- Verstehen Sie die Therapiestunde als Ihre Zeit und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Erst recht nicht von Ihnen selbst.
- Nutzen Sie die Therapiestunden als Möglichkeit, sich und Ihr Umfeld besser zu verstehen und sich dahingehend besser zu begreifen, dass Sie sich dazu befähigen das zu tun, was für Ihre Stabilität und die Verbesserung Ihrer Lebensqualität wichtig ist.
Ausbildung: Psychotherapeut werden
In Deutschland wurde die Bezeichnung "Psychotherapeut" durch die Einführung des Psychotherapeutengesetzes im Jahr 1999 gesetzlich geschützt. Das heißt, dass sie nur von Ärztlichen Psychotherapeuten und Psychologischen Psychotherapeuten geführt werden darf, wozu wiederum eine staatliche Anerkennung erforderlich ist.
Prinzipiell wird zwischen drei Arten von Psychotherapeuten unterschieden. Dabei handelt es sich um Psychologische Psychotherapeuten, Ärztliche Psychotherapeuten und sonstige Psychotherapeuten.
Kosten einer Ausbildung zum Psychotherapeuten
Die Kosten für eine Ausbildung zum Psychotherapeuten belaufen sich auf mehr als 20.000 Euro.
Ärztliche Psychotherapeuten
Ärzte, die Psychotherapie durchführen wollen, müssen nach dem Grundstudium der Medizin, das zwölf Semester und drei Monate dauert, ein Facharztstudium absolvieren. Bis ein Arzt "Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin" ist, dauert dies im Facharztstudium fünf Jahre.
Ärzte, die ihren Facharzt in einem anderen medizinischen Bereich wie zum Beispiel der Allgemeinmedizin, der Inneren Medizin oder der Augenheilkunde gemacht haben, können die Psychotherapie im Rahmen einer Weiterbildung als Zusatzbezeichnung tragen. Die Weiterbildung umfasst für diese Fachärzte etwa 400 Stunden. Die Ärzte können sich während ihrer Weiterbildung auf verschiedene Bereiche der Psychotherapie festlegen.
Heilkundliche Psychotherapeuten
Eine weitere Gruppe von Psychotherapeuten wird von den so genannten Heilkundlichen Psychotherapeuten gebildet. Diese haben meist ein Studium in anderen Bereichen wie Pädagogik oder Soziologie abgeschlossen und erst danach eine psychotherapeutische Zusatzausbildung absolviert.
Heilpraktiker für Psychotherapie
Auch so genannte Heilpraktiker für Psychotherapie dürfen psychotherapeutisch behandeln. Die Ausbildung ist nicht zu vergleichen mit der Ausbildung zum Heilpraktiker.
Der Heilpraktiker für Psychotherapie hat eine etwa einjährige Ausbildung zu absolvieren, die mit einer amtsärztlichen Überprüfung (z.B. durch das Gesundheitsamt) endet. Heilpraktiker für Psychotherapie behandeln überwiegend Selbstzahler und Privatpatienten, gesetzliche Krankenkassen erstatten die Behandlung in der Regel nicht.
Medikamente: Unterschied zwischen Psychotherapeut und Psychiater
Des Weiteren wird bei Medizinern zwischen Psychotherapeuten und Psychiatern unterschieden. Psychiater müssen nicht zwangsläufig über eine psychotherapeutische Ausbildung verfügen.
Stattdessen kommen sie häufig auf dem Gebiet der Psychosen und der schweren Persönlichkeitsstörungen zum Einsatz, bei denen medikamentöse Behandlungen erforderlich sind - psychologische Psychotherapeuten hingegen dürfen keine Medikamente verschreiben. Allerdings gibt es auch durchaus Psychiater, die eine psychotherapeutische Ausbildung abgeschlossen haben und ambulante Psychotherapien anbieten.
Psychologische Psychotherapeuten
Auch ein Psychologe kann durch eine Weiterbildung im Bereich der Psychotherapie tätig sein. Das Psychologiestudium dauert etwa zehn Semester. Ein ausgebildeter Psychologe benötigt für die Vollzeitweiterbildung zum Psychotherapeuten etwa drei Jahre, für eine berufsbegleitende Weiterbildung fünf Jahre.
Nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung trägt der Psychologe dann die Berufsbezeichnung "Psychologischer Psychotherapeut" und kann auch seine Kassenzulassung erlangen und Kassenpatienten behandeln. Gleiches Verfahren gilt auch für Kinder- und Jugendlichenpsychologen.
Gehalt eines Psychotherapeuten
Ein niedergelassener Psychotherapeut, der eine Berufserfahrung von mehr als zehn Jahren mitbringt, kann mit einem Gehalt von monatlich 5.000 Euro rechnen. Ist man als Therapeut in einer Praxis angestellt, erhält man etwa die Hälfte.
Weiterbildungsmöglichkeiten für Psychotherapeuten
Psychotherapeuten können sich auf verschiedene Schwerpunkte in ihrer Behandlung festlegen. Dazu gehören die Schwerpunkte
- Verhaltenstherapie
- tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.
Ausgebildete Psychotherapeuten können an vielfältigen Fortbildungsveranstaltungen teilnehmen. Hier gibt es zum Beispiel Kurse zum Thema
- Hypnose
- Behandlung bei chronischem Schmerz
- neue Entwicklungen in der Depressionstherapie
- Traumabearbeitung
- Umgang mit gewaltbereiten Jugendlichen
Ein wichtiger Aspekt sind die ethischen und fachlichen Regeln, denen Psychotherapeuten unterliegen. So besteht bei ihnen eine strenge Schweigepflicht.
Außerdem wird die Arbeit der Therapeuten durch eine so genannte Supervision überprüft. Psychologen sind dazu verpflichtet, die Würde ihrer Patienten zu achten und deren Wertvorstellungen zu akzeptieren.
Ebenfalls von Bedeutung ist das Abstinenzgebot. Dieses besagt, dass ein Psychotherapeut keine privaten Beziehungen zu einem Patienten unterhalten darf, da sonst der Erfolg der Therapie gefährdet werden könnte.
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