Aufgaben, Ausbildung und Weiterbildung eines Sexualtherapeuten
Ein Sexualtherapeut berät und behandelt Patienten mit sexuellen Problemen oder Störungen. Die meisten Sexualtherapeuten sind selbstständig tätig. Die Weiterbildung zum Sexualtherapeuten dauert zwei Jahre.

Tätigkeitsgebiete
Die Berufsbezeichnung Sexualtherapeut ist nicht geschützt, das heißt, dass sich im Prinzip Jeder Sexualtherapeut nennen kann. Es gibt jedoch einige Institute, die eine fundierte Ausbildung anbieten.
Ein Sexualtherapeut diagnostiziert und behandelt sämtliche sexuelle Störungen wie zum Beispiel
- Erektionsprobleme des Mannes
- Orgasmusprobleme oder
- Libidostörungen.
Auch
- Transsexuelle, die eine medizinische Beratung wünschen,
können sich an einen Sexualtherapeuten wenden.
- Pädophil veranlagte Menschen
können ebenfalls von einem Sexualtherapeuten behandelt werden.
Arbeitsplatz
Es gibt nur wenige Sexualtherapeuten in Deutschland. Die wenigen ausgebildeten Sexualtherapeuten
- sind meist selbstständig in der eigenen Praxis tätig oder
- arbeiten als angestellte Therapeuten in einer großen Praxis.
Einige Krankenhäuser beschäftigen jedoch auch angestellte Sexualtherapeuten, besonders wenn diese eine Facharztausbildung haben.
Aufgaben
Sexualtherapeuten behandeln sowohl Paare gemeinsam als auch jede Person einzeln. Da viele Probleme in der Partnerschaft darauf zurückgehen, dass die Partner zu wenig miteinander sprechen, steht das Gespräch zwischen dem Sexualtherapeuten und dem Paar meist im Vordergrund.
Gespräche
Die Partner sprechen ausführlich darüber, welche Vorstellungen und Wünsche sie im sexuellen Bereich haben und wie diese umgesetzt werden können. Der Sexualtherapeut erarbeitet im Rahmen der Paartherapie ein individuelles Konzept.
Patienten, die unter einer sexuellen Störung leiden, führen zuerst ein Gespräch mit dem Sexualtherapeuten. Er fragt dabei,
- welche Beschwerden der Patient hat
- ob Grunderkrankungen bestehen
- ob der Patient Medikamente einnimmt und
- wie der Partner auf die Probleme reagiert.
Für den Sexualtherapeuten ist wichtig zu wissen,
- welche sexuellen Erfahrungen der Patient bisher gemacht hat
- welche Beziehung zu den Eltern und Geschwistern besteht
- ob der Patient sich in einer Partnerschaft befindet und
- welchen Stellenwert die Sexualität dort einnimmt usw.
Medikamente
Wenn ein Patient Grunderkrankungen hat und bestimmte Medikamente einnehmen muss, so kann dies die Ursache für die sexuellen Störungen sein. In vielen Fällen kann der Sexualtherapeut hier Medikamente verordnen, die die Störung verbessern können.
Beratung

Neben verschiedenen Medikamenten können auch andere Faktoren die Ursache für die sexuellen Probleme sein. Der Sexualtherapeut kann den Patienten hier genau informieren, dass Genussmittel wie Alkohol und Drogen negative Auswirkungen auf das Sexualleben haben.
Sexualtherapeuten sind wichtige Ansprechpartner für pädophil veranlagte Menschen. Viele Patienten haben Angst davor, etwas zu tun, was sie später bereuen würden und wenden sich daher an einen Sexualtherapeuten mit dem Wunsch einer Therapie um Schlimmeres zu verhindern.
Ein Sexualtherapeut berät auch Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, dabei kann das Paar hinsichtlich der möglichen Gründe, warum die Frau nicht schwanger wird, aufklären und gegebenenfalls an Fachärzte überweisen.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Neben langen Gesprächen, Paartherapien und Medikamenten gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten, die dem Sexualtherapeuten zur Verfügung stehen. So bieten einige Sexualtherapeuten
- Massageworkshops
an. Hier lernen Paare zum Beispiel erotische Massagetechniken. Ist die Ursache der Sexualstörung zum Beispiel ein sexueller Missbrauch, so reicht die alleinige Beratung durch den Sexualtherapeuten nicht aus. Dieser Patient benötigt
- eine umfassende Psychotherapie.
Ist der Sexualtherapeut auch Psychotherapeut, so kann die Behandlung gleich dort stattfinden. Einige Sexualtherapeuten behandeln die sexuellen Störungen auch durch
Der Therapeut sticht dazu hauchdünne Nadeln in bestimmte Punkte des Körpers und regt so den Energiefluss an.
Ausbildung
Da die Berufsbezeichnung Sexualtherapeut nicht geschützt ist, gibt es nur wenige ausgebildete Sexualtherapeuten. Meist übernehmen die Hausärzte diese Tätigkeit, obwohl sie keine speziellen Kenntnisse in diesem Bereich haben.
Eine umfassende Fortbildung im Bereich der Sexualtherapie dauert zwei Jahre und kann sowohl von Fachärzten als auch von psychologischen Psychotherapeuten (und psychologischen Kinderpsychotherapeuten) absolviert werden.
Fachärzte, die diese Fortbildung absolvieren, sind zum Beispiel Urologen und Gynäkologen sowie Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
Die zweijährige Fortbildung läuft berufsbegleitend und umfasst
- 210 Stunden theoretischer und praktischer Ausbildung.
Diese Fortbildung wird zum Beispiel vom Institut für Sexualforschung angeboten. Auch bei der Ärztekammer wurde bisher beantragt, die Sexualmedizin für Ärzte als Zusatzbezeichnung zuzulassen. Dies ist jedoch bisher nicht geschehen.
Nötige Voraussetzungen
Bevor ein Arzt diese Fortbildung jedoch absolvieren kann, müssen zuerst
- das Grundstudium der Medizin sowie
- ein Facharztstudium
abgeschlossen werden. Das Grundstudium dauert zwölf Semester und drei Monate, das Facharztstudium je nach Fachbereich etwa weitere fünf bis sechs Jahre. Beide Studiengänge enden mit einer Prüfung.
Um die Facharztprüfung zu bestehen, muss der Arzt meist bestimmte Behandlungen und Untersuchungen selbstständig durchgeführt haben und dies nachweisen können.
Das Studium der Psychologie dauert etwa zehn Semester, die Weiterbildung zum psychologischen Psychotherapeuten in Vollzeit drei Jahre, in Teilzeit fünf Jahre.
Ärzte und Psychotherapeuten arbeiten somit in ihrer Praxis bzw. einem Krankenhaus und bilden sich berufsbegleitend im Bereich der Sexualtherapie weiter.

Weiterbildung
Ärzte können neben dieser Fortbildung viele weitere durchführen und dann zum Beispiel diverse Zusatzbezeichnungen wie
- Diabetologie
- Naturheilverfahren
- Chirotherapie
- spezielle Schmerztherapie
- Notfallmedizin oder
- Proktologie
tragen.
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