Empfohlene Impfungen für Babys, Kinder und Jugendliche

Impfungen können in jedem Lebensalter durchgeführt werden. Besonders der Impfschutz für Babys, Kinder und Jugendliche wird als sinnvoll und besonders wichtig erachtet. Um welche Impfungen es sich dabei handelt, wird von der Ständigen Impfkomission (STIKO) festgelegt. Der entsprechende Impfkalender wird regelmäßig aktualisiert. Informieren Sie sich über die empfohlenen Impfungen für Babys, Kinder und Erwachsene.

Von Jens Hirseland

Impfungen gehören zu den wichtigsten Maßnahmen der Medizin zum Schutz vor gefährlichen Infektionskrankheiten. So war es zum Beispiel möglich, durch Impfungen die Pocken auf der ganzen Welt auszurotten.

Bei einer Impfung verabreicht man dem Körper entweder abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger, die keinen Schaden anrichten. Auf diese Weise täuscht man dem Organismus eine Erkrankung vor, sodass er Antikörper und Gedächtniszellen bildet.

Dazu müssen allerdings Teilimpfungen in bestimmten Abständen vorgenommen werden; nur so kann eine ausreichende Grundimmunisierung gewährleistet werden. Das Immunsystem "lernt" auf diese Weise, Antikörper gegen die Erreger, an die es sich "erinnert", zu bilden.

Wichtig ist, mit dem Aufbau des Impfschutzes bereits im frühen Kindesalter zu beginnen. Einige Impfungen bieten lebenslangen Schutz, bei anderen ist dagegen eine Auffrischung im Jugend- oder Erwachsenenalter erforderlich.

Viele Kinder haben keinen ausreichenden Impfschutz

Welche Impfungen für Babys und Kleinkinder sinnvoll sind, wird im Impfkalender der STIKO (Ständige Impfkommission) festgelegt. Diesen Kalender aktualisiert man ständig, sodass die neusten Entwicklungen darin Berücksichtigung finden.

Die Ständige Impfkommission, die ihren Sitz in Berlin am Robert-Koch-Institut hat, wird aus

zusammengesetzt. Deren Aufgabe besteht darin, ein Konzept auszuarbeiten, welche Impfungen in welchem Zeitraum durchgeführt werden sollten. Darüber hinaus spricht die STIKO Impfempfehlungenaus. Eine gesetzliche Impfpflicht besteht in Deutschland allerdings nicht.

Braucht mein Kind wirklich alle empfohlenen Impfungen? - Diese Frage scheinen sich viele Eltern zu stellen, denn die Anzahl der bewusst nicht angetretenen Impfungen bei Kindern steigt.

Impfungen gelten als überaus wichtig, um Kinder vor zahlreichen Krankheiten zu schützen. Allerdings ist in den letzten Jahren in Deutschland eine zunehmende Impfmüdigkeit zu verzeichnen.

Viele Kinderärzte warnen vor den Folgen dieser Müdigkeit. So kam es dadurch zum Beispiel zu Masern-Epidemien, die durch rechtzeitige Impfungen zu vermeiden gewesen wären.

Warum viele Eltern ihr Kind nicht impfen lassen wollen

Statistisch gesehen sitzen in jeder Schulklasse von 28 Kindern zwei, deren Impfschutz ungenügend ist, wie sich bei einer Studie im Auftrag einer großen Krankenkasse heraussstellte.

Die Eltern wurden zu den fehlenden Impfungen befragt. Dabei kam heraus, dass achtzig Prozent der Eltern, deren Kinder Impfungen fehlten, einige der Impfungen für überflüssig halten. Dazu kommt, dass drei Viertel von ihnen mögliche Impfschäden für bedenklich halten und viele auch denken, die so genannten "Kinderkrankheiten" seien sogar gut für das Immunsystem - diverse Impfungen würden es dagegen überfordern.

Experten raten dringend zu Mehrfachimpfungen

Experten von der Krankenkasse dagegen warnen eindringlich vor so einer einseitigen Denkweise. Diese Sorgen seien unbegründet und die möglichen Schäden durch erlebte Infektionskrankheiten sehr viel größer. Vor allem Babys und Kinder könnten schwer davon betroffen sein.

Mehrfachimpfungen seien also nicht nur empfehlenswert, sondern auch unbedingt notwendig. Eine Überforderung für das Immunsystem würden sie auch nicht darstellen, da jedes Kind ohnehin täglich mit einer Vielzahl an Keimen und Erregern konfrontiert wird.

Folgen von Kinderkrankheiten nicht unterschätzen

Viele Eltern vertreten die Auffassung, dass Kinderkrankheiten etwas Natürliches wären. Doch gerade in den ersten Lebensjahren kommt es bei Kindern immer wieder zu verschiedenen Infekten, gegen die der Körper Abwehrstoffe bilden muss. Daher können typische Kinderkrankheiten wie Keuchhusten, Mumps, Röteln oder Masern durchaus gravierende Folgen haben.

Der Aufbau eines Impfschutzes für Babys und Kleinkinder wird als Grundimmunisierung bezeichnet. Die Experten der STIKO empfehlen, mit der Grundimmunisierung bereits ab dem zweiten Lebensmonat zu beginnen.

Im Alter von 14 Monaten sollte sie dann abgeschlossen sein. Dadurch wird der Schutz vor gefährlichen Infektionskrankheiten in der besonders empfindlichen Baby- und Kleinkindphase sichergestellt.

Bei manchen Impfungen besteht ein lebenslanger Schutz. In anderen Fällen ist im Erwachsenenalter eine Auffrischung erforderlich. Da die Schutzimpfungen, die von der Ständigen Impfkommission empfohlen werden, zu den Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen gehören, übernehmen diese dafür auch die Kosten.

Empfohlene Impfungen für Babys

Für Säuglinge stellen Infektionskrankheiten eine besondere Gefahr dar. Dies ist darauf zurück zu führen, dass das Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist. Folgende Impfungen werden für Babys empfohlen:

Impfung nach Alter

Abhängig vom Alter gelten folgende Impfempfehlungen bei Kindern:

  • Mit sechs Wochen: erste Grundimmunisierung Rotaviren, zwei bzw. drei weitere Schluckimpfungen, Mindestabstand: 4 Wochen
  • Mit zwei Monaten: Impfung gegen Tetanus, Diphterie, Keuchhusten, Hib, Kinderlähmung, Hepatitis B, erste Pneumokokken-Impfung, zweite Rotaviren-Imfpung
  • Mit drei Monaten: zweite Impfung gegen Tetanus, Diphterie, Keuchhusten, Hib, Kinderlähmung, Hepatitis B, dritte Rotaviren-Impfung, bei Frühchen zweite Pneumokokken-Impfung
  • Mit vier Monaten: dritte Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphterie, Keuchhusten, Hib, Kinderlähmung, Hepatitis B, weitere Pneumokokken-Impfung, falls noch nicht erhalten dritte Rotaviren-Impfung
  • Mit 11 bis 14 Monaten: 4. Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphterie, Keuchhusten, Hib, Kinderlähmung, Hepatitis B, dritte Pneumokokken-Impfung, MMR-Impfung, Windpocken-Impfung
  • Mit 15 bis 23 Monaten: Nachholung versäumter Impfungen (Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Hib, Kinderlähmung,Hepatitis B, Pneumokokken), zweite Meningokokken-Impfung, weitere MMR-Impfung, zweite Windpockenimpfung

Im Folgenden zwei Beispiele, die auch die Notwendigkeit der Impfungen unterstreichen sollen...

Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ B (Bakterium Haemophilus influenzae b (Hib))

Bei Haemophilus influenzae Typ B (Hib) handelt es sich um ein Bakterium, das ausschließlich beim Menschen vorkommt und die Schleimhäute der oberen Atemwege befällt. Die Verbreitung des Erregers erfolgt von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion.

Symptome der Erkrankung

Bemerkbar macht sich die Erkrankung durch eine fiebrige Infektion von Nasen- und Rachenraum, die mit

einher gehen kann. Außerdem besteht die Gefahr von lebensbedrohlichen Komplikationen wie einer Kehldeckelentzündung (Epiglottis) mit Erstickungsanfällen oder einer eitrigen Hirnhautentzündung. Im schlimmsten Fall drohen bleibende Schäden wie:

Sogar das Eintreten des Todes liegt im Bereich des Möglichen. Besonders häufig tritt die schwere Erkrankung bei Babys im ersten Lebensjahr auf.

Impfung

Im Jahr 1990 wurde ein Impfstoff gegen Haemophilus influenzae Typ B in Deutschland eingeführt. Seither gingen die Infektionen mit dem Hib-Erreger um über 80 Prozent zurück. Die STIKO empfiehlt daher, alle Kinder unter fünf Jahren gegen die Krankheit impfen zu lassen.

Eine Impfung gilt auch deshalb als überaus wichtig, weil eine Antibiotika-Therapie aufgrund der Resistenz vieler Hib-Stämme häufig nicht mehr erfolgreich verläuft. Bei Kindern über fünf Jahren ist eine Hib-Impfung nur noch in Ausnahmefällen sinnvoll.

Bei den Impfstoffen gegen Hib handelt es sich in der Regel um Kombinationsimpfstoffe. Diese beinhalten einen Anteil der Hib-Komponente. Die Grundimmunisierung findet in vier Schritten statt. Festgelegt werden die Impftermine zumeist im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U3.

Der Beginn der Immunisierung erfolgt im dritten Lebensmonat. Dabei erhält das Baby im Abstand von vier Wochen zunächst drei Injektionen.

Ein halbes Jahr später findet dann der letzte Impftermin statt. Der Impfschutz hält mehrere Jahre vor. Eine Auffrischung ist nicht erforderlich, da bei älteren Kindern nur sehr selten Hib-Infektionen auftreten.

Injiziert wird der Totimpfstoff entweder intramuskulär in einen Muskel des Oberarms, des Oberschenkels oder des Gesäßes. Ist das Kind schwer krank und leidet unter Fieber, raten Mediziner, die Impfung zu verschieben, da sonst die Gefahr besteht, dass das Immunsystem keine Abwehrstoffe gegen das Bakterium bildet.

Nebenwirkungen

Eine Hib-Impfung gilt als gut verträglich. In manchen Fällen können Nebenwirkungen auftreten, die jedoch meist harmlos sind. Dazu gehören:

  • kleine Schwellungen
  • Hautrötungen an der Injektionsstelle
  • erhöhte Temperatur
  • Magen-Darm-Probleme
  • Abgeschlagenheit

Impfung gegen schweren Durchfall (Rotavirus)

Keine Virenart löst bei Babys und Kleinkindern so häufig schwere Durchfälle aus wie das humane Rotavirus. Übertragen werden die Erreger in erster Linie durch Schmierinfektion. Aber auch kontaminierte Lebensmittel oder Wasser können zu einer Infektion führen.

Sehr oft treten Durchfallerkrankungen durch Rota-Viren in den Monaten Februar bis April auf. Besonders betroffen sind Kleinkinder. So kommt es bei über 90 Prozent aller Kinder in den ersten drei Lebensjahren zu einer Infektion mit Rotaviren. Bei kleinen Kindern besteht durch die schweren Durchfälle die Gefahr von lebensgefährlichem Flüssigkeitsverlust.

Ebenfalls zu den Risikogruppen zählen ältere Menschen über 60 Jahren. Junge Erwachsene leiden dagegen meist nur unter leichtem Durchfall.

Impfempfehlung

Seit 2006 stehen in Deutschland zwei Impfstoffe gegen die Rotaviren zur Verfügung. Eine generelle Impfempfehlung für alle Kinder wurde von der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Institutes jedoch nicht erteilt.

Als sinnvoll gilt eine Rotaviren-Impfung für Babys, die viel mit anderen Babys in Berührung kommen. Dies kann beispielsweise beim Babyschwimmen oder in einer Kindertagesstätte der Fall sein.

Der individuelle Nutzen einer Impfung für das Kind sollte jedoch gut abgewogen und mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Impfung

Eine Rotaviren-Impfung erfolgt mit einem Lebendimpfstoff, den man in Form einer Schluckimpfung verabreicht. In dem Impfstoff befinden sich lebende Erreger. Diese richten jedoch keinen Schaden an, da sie zuvor stark abgeschwächt werden.

  • Die erste Impfdosis kann das Kind ab der 6. Lebenswoche erhalten.
  • Die letzte Dosis folgt zwischen der 24. und der 32. Lebenswoche.

Die beiden Impfstoffe, die in Deutschland verabreicht werden, gelten als hoch wirksam. So ergaben die Zulassungsstudien eine Wirksamkeit von 96-98 Prozent. Der Impfschutz besteht für etwa zwei bis drei Jahre.

Eine Auffrischung ist nicht erforderlich, weil durch die Impfung die kritische Phase für Kleinkinder abgedeckt wird.

Nebenwirkungen

Größere Nebenwirkungen sind durch eine Rotaviren-Impfung nicht zu befürchten. Gelegentlich kommt es zu:

  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Atemwegsinfektionen
  • Fieber

Negative Wechselwirkungen zu anderen Impfstoffen ließen sich bislang nicht feststellen.

Empfehlungen der STIKO zufolge sollte bei der Grundimmunisierung gegen Hib, Kinderlähmung, Hepatitis B, Keuchhusten, Tetanus und Diphterie ein 6-fach Kombinationsimpfstoff angewendet werden. Ein weitergehender Impfschutz kann zum Beispiel bei chronischen Krankheiten oder dem Antritt einer Auslandsreise sinnvoll sein.

Empfohlene Impfungen für Kinder

Die Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphterie, Hepatitis B, Keuchhusten, Hib, Kinderlähmung und evtl. Pneumokokken sollte man bis zum 14. Lebensmonat abgeschlossen haben. Die Grundimmunisierung gegen Meningokokken C, Windpocken, Masern, Mumps und Röteln sollte zwischen dem 11. und 23. Lebensmonat erfolgen.

Empfohlen werden somit Impfungen gegen

Mit fünf oder sechs Jahren - vor Schulbeginn - sollte der Nachwuchs eine Auffrischung gegen Keuchhusten, Diphterie und Tetanus erhalten.

Empfohlene Impfungen für Jugendliche

Bei vielen Impfungen ist es erforderlich, sie nach einem Zeitraum von zehn Jahren noch einmal aufzufrischen. Dazu gehört vor allem der Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten. Ebenfalls empfohlen wird eine Auffrischung gegen Kinderlähmung im Alter zwischen 9 und 17 Jahren. Diese Auffrischungsimpfungen bei Jugendlichen werden auch "booster shots" genannt.

Wichtig ist zudem, mithilfe des Impfpasses zu kontrollieren, ob eine vollständige Verabreichung sämtlicher Standardimpfungen erfolgt ist. Versäumte Impfungen müssen spätestens bis zum vollendeten 18. Lebensjahr nachgeholt werden.

Für Mädchen und junge Frauen (neun bis 14 Jahre) besteht seit einigen Jahren die Möglichkeit, sich gegen humane Papillomviren impfen zu lassen. Eine solche Impfung gilt als sinnvoll, da die Papillomviren Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs hervorrufen können.

Zu den empfohlenen (Auffrisch-)Impfungen für Jugendliche zählen somit

  • Tetanus
  • Kinderlähmung
  • Keuchhusten
  • Humane Papillomviren
  • Hepatitis B und
  • Diphtherie

Mögliche Nebenwirkunge und Tipps zur Linderung von Angst und Schmerzen

Bei jeder Impfung, ob bei Kindern oder bei Erwachsenen, kann es zu kleineren Nebenwirkungen kommen. In der Regel handelt es sich um harmlose Reaktionen, da die Impfstoffe grundsätzlich als verträglich gelten.

Zu den häufigen vorübergehenden Impfreaktionen zählen beispielsweise

  • Schmerzen an der Impfstelle
  • Schwellungen an der Impfstelle
  • Rötungen an der Impfstelle
  • Unwohlsein mit Kopfschmerzen, Fieber oder Unruhe
  • Lymphknotenschwellungen
  • Impfkrankheit: Hautausschläge oder Magen-Darm-Beschwerden ein bis drei Wochen nach der Impfung

Als Folge einer fehlerhaften Impftechnik kann es zu Blutungen, der Bildung von kleinen Knötchen oder Entzündungen kommen. Sollte man nach der Impfung ungewöhnliche Krankheitsanzeichen bei seinem Kind bemerken, sollte man den Nachwuchs beim Kinderarzt vorstellen.

Wie schlimm ein Kind den Impftermin beim Arzt empfindet, kommt immer darauf an, wie viel Angst es vor der Nadel und den möglichen Schmerzen hat. Hier kommt es als Elternteil darauf an, den Nachwuchs zu beruhigen.

Dabei sollte man dem Kind auch keine falschen Versprechungen machen, etwa in dem man sagt, es würde die Spritze gar nicht spüren. Während der Impfung hilft es oft, wenn man sein Kind auf dem Arm bzw. auf dem Schoß hat. Durch Wiegen und Schaukeln nach dem Pieks lässt es sich ebenso beruhigen.

Auch kann man es mit Ablenken probieren, zum Beispiel durch das Erzählen einer Geschichte oder das Aufblasen eines Luftballons. Allein schon das Halten der Hand des Kindes kann eine große Hilfe darstellen.

Wenn Sie sich über empfohlene Impfungen für Erwachsene informieren möchten, lesen Sie dazu unseren separaten Artikel.