Die Britische Teekultur

Die Briten sind für ihre Teekultur berühmt. Die Teatime (=Teezeit) ist fester Bestandteil der typisch britischen Lebensart. Engländer gelten als Weltmeister im Teetrinken und nehmen den ersten Tee schon vor dem Aufstehen zu sich. Gerade der oft beschriebene Nachmittagstee wird ausgiebig zelebriert.

Von Claudia Rappold

Geschichte

Im 17. Jahrhundert begann England, Tee aus China zu importieren. Er war aber nur für der Oberschicht erschwinglich. Um 1700 existierten etwa 500 Kaffeehäuser in England, in denen auch Tee serviert wurde. Nach 1750 kam es dann zur Eröffnung der ersten Teegärten, den tea gardens. Diese standen - im Gegensatz zu den Kaffeehäusern - auch Frauen offen.

Der Tee wurde hier im Freien getrunken, dazu gab es Musik von Orchestern sowie Tanzstunden. Somit wurde der Tanztee geboren.

Später, im Jahr 1783 , als die Teesteuer gesenkt wurde, kam auch die Mittelschicht und schließlich die Arbeiterklasse in den Genuss von Tee. Im 18. Jahrhundert wurde England zentraler Teehandelsplatz. Um einen Devisenverlust durch Importe zu verhindern, baute England dann im 19. Jahrhundert Tee in seinen Kolonien an.

Bestimmte Regeln für die richtige Trinkweise

Die englische Art den Tee zu genießen, folgt ähnlich wie die ostfriesische Teezermonie bestimmten Regeln:

  • Die losen Teeblätter werden in der Kanne mit heißem Wasser aufgegossen.
  • Als Gast darf man sich niemals selbst Tee einschenken, das übernimmt immer die Gastgeberin oder das Personal.
  • Traditionell wird der englische Tee mit Milch getrunken.
  • Bei dem Umrühren des Tees muss man darauf achten, dass der Löffel nicht das Porzellan berührt.
  • Den Löffel belässt man niemals in der Tasse, sondern man legt ihn auf der rechten Seite unter dem Tassengriff ab.
  • Die Tasse sollte dezent aber fest zwischen Zeigefinger und Daumen gehalten werden.
  • Der Tee wird in leisen kleinen Schlucken getrunken, aber niemals geschlürft.
  • Eintunken von dazu gereichtem Gebäck gilt als besonders unschicklich.

Hinweise zur Zubereitung und zum Servieren

Die Teeblätter verbleiben in der Kanne und deshalb wird der Tee immer stärker. Oft wird mit heißem Wasser nachgegossen. Der Gastgeber bietet stets Milch oder Zitronen an, die in den Tee gegeben werden. Natürlich können Milch und Zitrone niemals zusammen genommen werden, die Säure würde die Milch zum Gerinnen bringen.

Die Milch wird meist leicht erwärmt serviert. Unter den englischen Teeliebhabern ist es umstritten, ob zuerst die Milch oder zuerst der Tee in die Tasse kommt. Während einer Teegesellschaft orientiert man sich am besten daran, wie es die anderen Gäste machen.

Selbst die Position der Teetasse ist ausschlaggebend. Sie wird immer zusammen mit der Untertasse bis unterhalb des Kinns angehoben. Entgegen der weit verbreiteten Meinung gilt es nicht als schick, den kleinen Finger abzuspreizen.

Teebrot

Zum Tee werden üblicherweise Teebrot, Teegebäck oder Teekuchen gereicht. Zu den bekanntesten Sorten des Teebrots zählen:

Arten und Anlässe

Schließlich sollte man in puncto britische Teekultur noch über die unterschiedlichen Arten und Anlässe bzw. Zeiten Bescheid wissen. So wird Tee in England beispielsweise zu bestimmten Tageszeiten gereicht.

Der early morning tea wird häufig noch vor dem Frühstück getrunken. Der afternoon tea oder low tea wird zwischen 15 und 17 Uhr im Salon serviert; dazu gibt es eine kleine Auswahl an Sandwiches. Zu seinen Varianten zählen der light tea, zu dem jedoch lediglich kleine Gebäckstücke - so genannte scones gegessen werden, sowie der cream tea, bei dem das Gebäck zusätzlich mit Erdbeerkonfitüre und Rahm (coletted cream) verzehrt wrid.

Während der Arbeitspausen trinken Bauarbeiter gerne den so genannten builder's tea - ein starker Beuteltee mit viel Milch und Zucker. Zwischen 17 und 19 Uhr gibt es den high tea, eine Mischung aus afternoon tea und Abendessen, die zu besonderen Anlässen, wenn Gäste eingeladen sind, serviert wird.

Schließlich gibt es noch den reception tea oder formal tea bei Emfängen, der stehend eingenommen und zusammen mit Sandwiches gereicht wird sowie den royal tea. Bei diesem afternoon tea darf man zusätzlich Sherry oder Champagner erwarten.