Es zischt, prickelt und blubbert: Der Sprudel-Kick im Mineralwasser
Jeder kennt das berühmte Zisch-Geräusch beim Öffnen einer Mineralwasserflasche und das Kitzel-Gefühl im Hals, wenn das Sprudelgetränk die Kehle herunterrinnt. Die Kohlensäure macht's. Doch wie kommen die Prickelperlen in die Flasche und wie entsteht Mineralwasser?
Mineralwasser ist für viele Menschen das Lifestyle-Getränk Nummer eins. Sportler und Wellnessfans lieben Wasser am meisten, wenn es kräftig prickelt und sprudelt. In den letzten 30 Jahren ist der Mineralwasserkonsum um das Zehnfache gestiegen, der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei rund 125 Litern im Jahr.
Sprudelspaß auf zwei Arten
Der Sprudelspaß im Wasserglas gelingt dabei auf zwei Arten. Regenwasser versickert in tiefen Gesteinsschichten und verbindet sich mit erkaltender Magma. Dadurch entweicht Kohlensäure, die das Tiefenwasser aufnimmt. Auf diese Weise verbessert sich die Wasser-Lösungsfähigkeit, wodurch die Mineralstoffe leichter in das Wasser gelangen. Heiße Erdmassen in Vulkanen geben nach der Abkühlung Kohlendioxid (CO2) ab, das durch Gesteinsritzen aufsteigt und im Wasser zu Kohlensäure wird.
Die zweite Art für den Sprudel-Kick ist die Herstellung durch Menschenhand, denn der Gesetzgeber erlaubt, das natürlich gewonnenes Mineralwasser mit zusätzlicher Kohlensäure versetzt werden darf. Natürliches Mineralwasser unterliegt strengsten Lebensmittelkontrollen und muss eine amtliche Prüfung überstehen.
Bei einigen Mineralwassern wird die Kohlensäure vor der Abfüllung abgeschöpft, denn auch stille Wasser gehören zu den beliebtesten Getränken. Neben der Kohlensäure dürfen beim Abfüllprozess lediglich Eisen, Schwefelverbindungen oder Mangan entzogen werden.
Mineralwasser muss am Ort der Quelle in Flaschen abgefüllt werden, um dem Reinheitsgebot zu entsprechen. Eine Ausnahme sind Kurbäder, die ihre Gäste direkt über die Mineralwasserquelle versorgen.
Sprudelblasen vom CO2-Liefernaten BASF
Um den Durst aller Mineralwasser-Fans in Europa zu stillen, sind etwa 1,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid nötig. Einer der größten CO2-Lieferanten ist das Unternehmen BASF aus Ludwigshafen. Der CO2-Produzent liefert die Sprudelblasen nach Deutschland, Frankreich, Italien und Griechenland. BASF produziert alleine rund 320.000 Tonnen pro Jahr, mehr als 50 Prozent der CO2-Herstellung dient der Karbonisierung.
Bei der Produktion von Mineralwasser löst sich CO2 unterschiedlich schnell, je nach Temperatur und Druckverhältnissen. Lösen sich große CO2-Mengen und verbinden sich mit Wasser, entsteht Kohlensäure. Beim zischenden Öffnen der Flasche sinkt der Druck plötzlich ab und es tummeln sich besonders viele CO2-Moleküle im Mineralwasser, die nicht ausreichend Platz haben.
Um die Verbindung zwischen Kohlendioxid und Wasser wieder zu lösen, braucht es eine gewisse Zeit. Die Blubberblasen sind das Ergebnis des sich freisetzenden CO2. Sie Sprudelintensität hängt von der CO2-Menge ab.
Unangenehmes Prickeln bei zu schnellem Trinken
Doch nicht immer ist der Genuss von Mineralwasser ein erfrischendes Erlebnis. Wer zu schnell trinkt, erlebt ein unangenehmes Prickeln.
Wissenschaftler haben überprüft, welche Zellen das Schmerzempfinden auslösen, wenn kohlensäurehaltige Getränke durch den Rachen fließen. Die Forscher entdeckten, dass es sich um die gleichen Zellen handelt, die auch auf Scharfes wie Meerrettich oder Chili reagieren. Ein Gen mit dem Namen TRPA1 ist für das schmerzhafte Kribbeln verantwortlich und löst den Reiz bei Kontakt mit Kohlensäure aus. Mäuse, die dieses Gen nicht haben, reagieren weitaus weniger sensibel als der Mensch.
Trotz des Schmerzreizes stehen Mineralwasser und andere sprudelnde Getränke ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Schließlich macht der Sprudel-Kick munter und frisch.