Form und Funktion unterschiedlicher Weingläser

Zu einer ansprechenden Tischkultur gehören immer die passenden Gläser. Eine schön gedeckte Tafel wird durch die perfekte Anordnung der unterschiedlichen Glasarten komplettiert. Dazu gehören - je nach Bedarf - Wassergläser und Weingläser für Rot- und Weißwein im passenden Design.

Von Kerstin Ehring

Bei der Präsentation von Weinen sind die unterschiedlichen Glasarten besonders wichtig, denn nur in Gläsern mit der richtigen Form kann sich ein Wein perfekt entfalten. Aus diesem Grund sollten gute Rot- und Weißweine immer in den passenden Gläsern serviert werden. Im täglichen Gebrauch sind Universalgläser für so genannte Hausweine aber durchaus erlaubt.

Von pflegeleicht bis aufwendig designt

Der Handel bietet zahlreiche Glasserien an, sodass die unterschiedlichen Glasarten passend zusammengestellt werden können. Gute, pflegeleichte und robuste Gläser für den täglichen Gebrauch werden oft zu günstigen Preisklassen angeboten.

Aufwendige Designerserien, mundgeblasene Gläser oder wertvolle Kristallgläser sind in höheren Preisklassen zu finden. Die zarten Strukturen und der brillante Glanz dieser Weingläser erfordern eine vorsichtige Nutzung und sorgsame Pflege.

Kristallglas

Echte Kristallgläser sind besonders hochwertig. Sie zieren vor allem festliche Tafeln und werden in Familien oft über Generationen hinweg weitergegeben.

Merkmale

Kristallglas wird bereits seit dem 15. Jahrhundert hergestellt. Unter dem Namen "Cristallo" boten venezianische Glasmacher ganze Serien von hochwertigen Kristallweingläsern an. Heute werden Trinkgläser und Schalen in vielen Varianten und Formen verkauft.

Kristallgläser sind

  • farblos
  • schwer und
  • beeindrucken durch ihren einzigartige Lichtbrechung und einen schönen Glanz,

der durch den Zusatz von Metalloxiden entsteht. Die genaue Zusammensetzung echter Kristallgläser ist im "Kristallglaserkennungsgesetz" festgeschrieben. Zu den Sonderformen gehören

  • die grünlichen Waldgläser sowie
  • Böhmische Kristallgläser,

die auch unter dem Namen Kreidegläser bekannt sind.

Verwendung

Kristallgläser werden vor allem für besondere Anlässe verwendet. Sie passen sehr gut zur festlichen Tafel. Dort werden Rot- und Weißweingläser mit passenden Wassergläsern, Whiskeytumblern oder Cognacschwenkern kombiniert.

Mundgeblasenes Glas

Mundgeblasene Weingläser sind sehr empfindlich und sollten vorsichtig behandelt werden. Die mundgeblasenen Glasserien werden häufig in oberen Preiskategorien angeboten.

Merkmale

Mundgeblasene Gläser sind Unikate, die in aufwendiger Handarbeit hergestellt werden. Nach der Schmelze der Rohstoffe durch Erhitzen fertigen die Glasbläser zuerst den Kelch und danach den Stil. An diesen wird ein Fuß angepasst.

Die Gläser werden ausgeformt und mit Verzierungen versehen. Zu den schönsten Glasserien gehören Gläser mit handbemalten geätzten oder eingeschliffenen Motiven. Die Tradition der Glasbläser ist schon sehr alt, wie zum Beispiel Waldglas und venezianisches Glas eindrucksvoll beweist. Heute werden in den traditionellen Glasmanufakturen verschiedene Serien von mundgeblasenem Glas hergestellt. Besonders gefragt sind farbige Glasserien.

Römer-Weinglas

Das Römer-Weinglas hat eine lange Tradition in Süddeutschland und den Niederlanden. Es wird häufig für so genannte Schoppen und als Universalglas verwendet.

Merkmale

Der Römer ist ein ganz besonderes Weinglas, das vor allem durch Form und Farbe beeindruckt. Das kleine Weinglas mit breitem Fuß hat einen gerippten oder geringelten Stiel, auf dem ein bauchiger Kelch mit weiter Öffnung sitzt. Die klassische Farbe für ein Römer-Weinglas ist grün. Oft befinden sich auf dem Kelch Verzierungen, wie Weinreben, Ranken oder Weinblätter.

Verwendung

Das kompakte Glas fasst 0,2 oder 0,25 Liter und wird häufig im Gastronomiebereich eingesetzt. In privaten Haushalten werden Römer häufig als Universalgläser für leichte Weine verwendet.

Rotweinglas

Rotweingläser gehören zu den meist genutzten Gläsern in Haushalten. Sie sind in zahlreichen Größen und Designs erhältlich. Sie zeichnen sich durch ihre elegante und stilvolle Form aus.

Dies war natürlich nicht immer so. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass Rotwein noch vor wenigen Jahrhunderten vielerorts aus Kelchen getrunken wurde, welche sehr wenig mit den heutigen vergleichsweise kleinen Gläsern gemein haben.

Merkmale

Das klassische Rotweinglas lässt sich in drei Teile untergliedern. Den zentralen Bestandteil bildet dabei der so genannte Kuppa, also der obere Teil des Gefäßes, in welches der Wein gegossen wird. Es handelt sich meist um eine bauchige Form.

Der Stiel verbindet diesen Abschnitt wiederum mit dem letzten Bestandteil, dem ausbalancierten Fuß des Glases. Letzterer sorgt für einen sicheren Stand und hilft im Falle des Rotweinglases sogar noch dabei, das Glas stilvoll halten zu können.

Die Öffnung dieses Glases ist weit, damit sich das Aroma des Rotweins gut entfalten kann und der Weingeschmack sich schnell im Mund des Trinkenden verteilt. Es ist wichtig, diese Gläser maximal zur Hälfte zu befüllen, damit der Rotwein "atmen kann". In sehr kleinen Gläsern können sich Rotweine nicht entfalten und schmecken dann leicht bitter.

Rotweingläser sollten weder gekühlt, noch erwärmt werden. Ein schlichtes Design mit dünnwandigem Kelch ist die perfekte Art, Rotweine zu präsentieren. Kristallgläser, dickwandige Römergläser oder opulent verzierte Gläser verlangsamen die Entfaltung des Weins. Rotweingläser werden heute im Handel in vielen Formen und Designs angeboten.

Unterschiede zum Weißweinglas

Da es für einen Laien wohl unmöglich sein dürfte, den Unterschied zwischen Weißweingläsern und Rotweingläsern auszumachen, soll noch kurz auf diesen Aspekt eingegangen werden. Prinzipiell ähneln sich beide Gefäße sehr stark. Das Rotweinglas hat jedoch einerseits eine größere Öffnung und damit größeren Randdurchmesser. Darüber hinaus wirkt dieses bauchig, da der Kuppa knapp unter der Hälfte des Kelches den größten Radius aufweist.

Roséglas

Ein Roséglas hat die perfekte Form für leichte Sommerweine, die aus Rotweintrauben gekeltert werden. Diese Gläser sind in unterschiedlichen Designs verfügbar, wirken aber am besten durch Schlichtheit.

Merkmale

Das Roséglas ist ein schmales Stielglas von mittlerer Größe. Es ist höher und deutlich schlanker als ein Rotweinglas und hat eine runde oder leichteckige Form mit einer Öffnung, die zum Ende schmaler wird. Da der Roséwein ein sehr leichter, fruchtiger Wein ist, können die Aromen durch die besondere Form direkt auf der Zunge wirken.

Der frische Wein wird leicht gekühlt und muss nicht atmen, deshalb ist eine mittlere Glasgröße perfekt. Gute Alternativen zu Roségläsern sind schlichte Weißweingläser.

Weißweinglas

Allgemein handelt es sich bei einem Weißweinglas um ein langstieliges Kelchglas. Insbesondere in Italien gibt es bis heute noch Hersteller, welche diese Gläser per Hand herstellen, was diese wiederum als Sammler- und Kunstobjekte klassifiziert.

Die Regel ist allerdings die industrielle maschinelle Produktion des Weißweinglases. Bei dieser wird das erhitzte Glas in vorgefertigten Blasformmaschinen gegeben, wobei die Glasform durch den gezielten Einsatz von Pressluft herausgearbeitet wird.

In diesem Zusammenhang hat der Endverbraucher aber auch die Möglichkeit zu erkennen, ob es sich um ein handgemachtes oder industriell hergestelltes Weißweinglas handelt. So zeichnet die Massenware eine Schließnaht aus, welche insbesondere im Bereich des Bodens deutlich hervortritt.

Daneben deutet aber auch der Preis bereits auf die Qualität des Glases hin. Die Spanne für Weißweingläser reicht dabei von unter einem Euro bis weit über 100 Euro, wobei seltene Sammlerstücke noch höhere Preise erzielen können. Das Fassungsvolumen eines Weißweinglases schwankt zwischen 0,2 und 0,25 Liter.

Merkmale

Im Gegensatz zu den großen Rotweingläsern mit weiter Öffnung sind Weißweingläser schmal und hoch. Sie ähneln in der Form eher den Sektgläsern. Das gesamte Gefäß wirkt deshalb auch zierlicher und kleiner, da sich der obere Rand zu schließen scheint und sich nicht in den Raum ausbreitet.

Die schmale Form soll eine zu schnelle Erwärmung des gekühlten Weißweins verhindern und die Aromen im Glas halten. Dazu sind schlichte, dünnwandige Gläser sehr gut geeignet. Sommeliers und Weinkenner unterscheiden zusätzlich unterschiedliche Randformen für verschiedene Weißweinarten.

  • Weingläser für junge, säurebetonte Weißweine haben eine nach außen gewölbte Kante, die unter Weinkennern auch Säurelippe genannt wird.
  • Für intensive, süße Weißweine eigen sich Weingläser mit geradem Rand am besten.

Der Weißwein sollte immer leicht gekühlt serviert werden. Die idealen Temperaturen liegen zwischen 10 und 12 Grad Celsius.

Verkostungsglas

Verkostungsgläser sind deutlich kleiner als handelsübliche Weingläser. Sie werden hauptsächlich bei Weinproben oder auf Weinmessen eingesetzt.

Merkmale

Verkostungsgläser für Wein eignen sich für alle Weinarten. Die einfachen Stielgläser haben meist einen Durchmesser von 4,5 bis 6,5cm und ein Fassungsvermögen von 200ml. Ein Verkostungsglas ist schlicht, meist farblos und ohne Verzierungen, die vom Wein ablenken könnten. Die schmale Form des Glases ermöglicht eine sehr gute Entfaltung der Weinaromen.

Verkostungsgläser werden

  • bei Weinproben
  • bei Verkostungen in guten Weingeschäften oder
  • auf Messen

eingesetzt. Bei professionellen Verkostungen werden auch blickdichte, schwarze nach ISO 3591 genormte Weindegustationsgläser angeboten, damit die Farbe des Weines nicht von der sensorischen Beurteilung ablenken kann.

Dessertweinglas

Ein Dessertweinglas ist ein kleines Glas für süße Weine. Es wird meist zum Dessert gereicht.

Merkmale

Dessertweingläser sind kleine, bauchige Stielgläser in vorwiegend schlichtem Design. Einige hochwertige Glaslinien aus Kristall werden auch durch Dessertweingläser komplettiert.

In Dessertweingläsern werden

serviert. Durch die besondere Form mit einer eher schmalen Öffnung verteilt sich der Wein optimal auf den Geschmacksnerven der Zunge. Dessertweine werden traditionell als Digestif zum Kaffee oder Nachtisch angeboten.

Burgunderglas

Burgundergläser sind besonders formschön. Durch die spezielle Form kann sich Burgunderwein besonders gut entfalten.

Burgunderweine sind Herkunftsweine aus der französischen Region Burgund. Sie werden aus den Rebsorten

  • Pinot Noir
  • Chardonnay
  • Gamay und
  • Aligotè

hergestellt. Weiße Burgunderweine präsentieren sich frisch und leicht. Die roten Burgunderweine sind eher rund und kräftig. Sie enthalten nur wenige Tannine, die sich in speziellen Burgundergläsern schnell entfalten können. Aus diesem Grund verwenden Weinkenner für diese roten Rebsorten immer Burgundergläser.

Formen und Größen

Das klassische Burgunderglas ist eher schlicht und farblos. Hochpreisige Kristallgläser in Burgunderform werden häufig von Sammlern gekauft. Die Form eines Burgunderglases ähnelt dem Rotweinglas. Es ist aber ausgeprägter im Gesamtdurchmesser und hat eine deutlich größere Öffnung. Dadurch entsteht eine etwas ballonartige Glasform, in der sich die Weinaromen nach dem Eingießen ohne Zeitverzug öffnen können.

Burgunderweine sind opulente Weine, die kaum Zeit zur Entfaltung benötigen. In den großvolumigen Burgundergläsern kommt der runde Geschmack am besten zur Geltung.

Burgundergläser werden in unterschiedlichen Größen angeboten. Einige Anbieter verkaufen stilvolle Burgundergläser mit einer Füllmenge bis zu 780 ml. Je größer das Glas ist, desto robuster sollten Glasfuß und Stiel sein, damit das Burgunderglas nicht kippen kann. Idealerweise sind diese Weingläser spülmaschinenfest. Sehr hochwertige Burgundergläser aus Kristall sollten immer per Hand gereinigt werden.