Stricken - Geschichte, Tipps zum Erlernen und die vielen Möglichkeiten der Strickmode

Für viele Menschen ist das Stricken nicht nur ein kreatives Hobby, sondern eine Leidenschaft. Die beschränkt sich nicht nur auf Mädchen und Frauen, sondern auch Jungen und Männer können sich dafür begeistern. Dabei hat das Stricken eine lange Tradition und auch eine lange Geschichte. Um die unterschiedlichen Stricktechniken zu erlernen, gibt es verschiedene Möglichkeiten - vom Strickkurs bis zum Online-Tutorial. Lesen Sie über die Geschichte des Strickens und holen Sie sich Tipps zum Erlernen dieser Handwerkskunst.

Von Claudia Rappold

Die Geschichte des Strickens

Schon aus dem Altertum sind Strickstücke überliefert; man kannte das Stricken im antiken Griechenland und auch im Römischen Reich. Die Anfänge lassen sich aber nicht mit Sicherheit zurückverfolgen.

Vermutlich war eine Art Stricksocke schon 1900 v. Chr. bei semitischen und kleinasiatischen Stämmen bekannt. Es ist wahrscheinlich, dass sich das Stricken, so wie wir es heute kennen, aus dem Verschlingen von Fäden zu einer Netzarbeit, dem so genannten Filet, entwickelt hat.

Das Stricken als Zunft

Dann geriet das Stricken in Vergessenheit; erst im 13. Jahrhundert sind wieder Strickarbeiten in Spanien überliefert. Die Spanier erlangten die Fähigkeit des Strickens vermutlich durch den historischen Kontakt mit den Mauren.

Nördlich der Alpen war das Stricken noch lange Zeit unbekannt. Erst im Mittelalter erreichte diese Handwerkskunst ihre Blüte.

Das Stricken gehörte zu den Zünften und war vorwiegend Männerarbeit. Wolle war zu dieser Zeit der Ständegesellschaft ein kostbares Gut und Strickstücke waren vor allen Dingen den Klerikern und Adeligen vorbehalten.

Von der Herren- zur Frauentätigkeit

In der Biedermeierzeit war das Stricken auch der breiten Bevölkerungsschicht zugänglich und erlebte einen Aufschwung. Man strickte nicht nur Kleidungsstücke und Accessoires, sondern auch Platzdeckchen und Tischdecken.

Im 19. Jahrhundert wurde das Stricken dann vorwiegend von Frauen ausgeübt. Es diente nicht dem Zeitvertreib, sondern war oft überlebenswichtig. Gerade in Kriegs- oder Notzeiten wurde so Kleidung hergestellt oder Frauen strickten für andere Menschen, um sich so etwas zu verdienen.

Im Zuge der Industrialisierung gab es auch die ersten Strickmaschinen. Aber erst später wurde industriell gefertigt.

Entwicklung in der heutigen Zeit

Dadurch wurde das Stricken erst einmal in den Hintergrund gedrängt, bis es als Hobby wieder aufblühte. Lange Zeit haftete ihm das Klischee an, der älteren Damen die nadelklimpernd über ihren Strickarbeiten sitzen.

Mittlerweile begeistern sich auch wieder junge Menschen für diese Handarbeit. In vielen Orten gibt es so genannte Strickkränzchen und nicht wenige Menschen haben Freude daran, sich individuelle und ausgefallene Kleidungsstücke und Accessoires zu fertigen oder dekorative Decken und Scheibengardinen.

Wie man das Stricken am besten lernen kann

Stricken ist gar nicht so schwer wie man denkt. Mit der richtigen Vorgehensweise kann man die Grundtechniken schnell lernen. Das Maschenaufschlagen ist die erste Hürde und wenn man dann rechte und linke Maschen stricken kann, hat man schon eine gute Ausgangsposition.

Beim Vorbild abschauen

Selbst gestrickte Kleidungsstücke und Accessoires sind immer ein individueller Hingucker
Selbst gestrickte Kleidungsstücke und Accessoires sind immer ein individueller Hingucker

Am besten hat man natürlich jemanden, der einem das Stricken zeigen kann. Da kann man sich austauschen, Fragen stellen und kleine Fehler können gleich korrigiert werden.

Strickkurse

Oft werden Strickkurse in Volkshochschulen angeboten. Da hat man dann eine erfahrene Kursleitung und kann sich Sachen auch zeigen lassen. Mit Gleichgesinnten lässt es sich leichter lernen und die ersten kleinen Stolpersteine werden besser überwunden.

Strickkreise

In vielen Orten gibt es auch so genannte Strickkreise, da sind Anfänger in der Regel willkommen und werden auch angelernt. Dort kann man dann von der Erfahrung der anderen Teilnehmerinnen profitieren. Vielleicht findet sich auch jemand im Verwandten-, Bekannten- oder Freundeskreis, der bereitwillig seine Strickkenntnisse weitergibt.

Fachliteratur und Internet

Ansonsten gibt es auch noch andere Wege, die allerdings ein bisschen mühseliger sind. Man findet viele gute Bücher, die Schritt für Schritt das Stricken vermitteln.

Auch Frauenzeitschriften bieten Strickschulen an. Im Internet findet man viele Seiten, die das Stricken anschaulich erklären.

Oft sind auch Videos eingestellt, so dass man jeden Handgriff verfolgen und nachempfinden kann. Hier wird das Stricken detailliert und anschaulich vorgestellt.

Maschenaufschlagen

Man braucht nur zwei Stricknadeln und Wolle, um die ersten Versuche zu starten. Das so genannte Maschenaufschlagen ist für die meisten Anfänger die schwierigste Lektion. Meist werden sie zu eng aufgeschlagen und man kann dann nur sehr schwer durchstechen.

Aber mit etwas Geduld werden auch die ersten Hindernisse überwunden. Von anfänglichen Misserfolgen darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Beim nächsten Anlauf klappt es dann immer besser.

Fähigkeiten ausbauen

Gerade an langen Winterabenden kann man sich mit Stricken sinnvoll die Zeit vertreiben und kann schöne Sachen anfertigen, mit denen man auch andere Menschen erfreuen kann. Selbst wenn man die Grundtechniken schon beherrscht, kann man durch die oben genannten Möglichkeiten seine Kenntnisse vertiefen.

Man kann unterschiedliche Strickmuster lernen oder sich für neue Kleidungsstücke und Accessoires inspirieren lassen. Außerdem kann man sein Können immer noch verbessern und Tipps und Tricks erlernen.

Anfänger beginnen am Besten mit einfachen Stücken wie Schals, Mützen oder Stulpen
Anfänger beginnen am Besten mit einfachen Stücken wie Schals, Mützen oder Stulpen

Welche Kleidungstücke und Accessoires für Anfänger geeignet sind

Mit einfachen Strickmustern, am besten nur linke und rechte Maschen, kann auch ein Anfänger einen Schal stricken. Die Herausforderung dabei ist, dass gerade und gleichmäßig gestrickt wird, damit der Schal eine schöne Form bekommt.

Gerade für Strickanfänger ist eine Strickanleitung, nach der sie sich richten können, besonders wichtig. Oder man hat jemanden an der Seite, der erfahren ist im Handarbeiten und gute Tipps und Tricks vermitteln kann.

Stricken macht Spaß; was am Anfang noch viel Konzentration braucht, geht später wie im Schlaf. Übung und Routine ist alles und auch wenn mal etwas nicht so gut gelingt, darf man nicht gleich aufgeben.

Mützen stricken

Auch für Mützen findet man relativ leichte Strickanleitungen, die auch für einen Neuling geeignet sind. Das Schöne beim Stricken ist, dass man beim Gelingen sehr schnell Ergebnisse sieht, die auch noch einen praktischen Nutzen haben.

Mit Kreativität und Fantasie kann man ganz individuelle und einmalige Kleidungsstücke und Accessoires zaubern. Mit diesen selbstgestrickten Sachen kann man auch anderen Menschen eine Freude machen; besonders beliebt ist dabei Baby- und Kinderkleidung.

Für Babys und Kleinkinder eignen sich nicht nur Mütze und Schal, sondern auch ein Pullunder. Da man keine Ärmel einstricken muss, kann sich auch ein Anfänger daran wagen. Aber auch hier ist die richtige und einfache Strickanleitung wichtig an der man sich orientieren kann.

Stulpen stricken

Stulpen sind für Strickanfänger besonders gut geeignet, denn sie stellen keine große Herausforderung dar. Im Grunde genommen wird nur ein Rechteck gestrickt und dieses muss zusammengenäht werden. Mit dem richtigen Garn und schönen Farben lassen sich außergewöhnliche Resultate erzielen.

Eine Stola ist schon ein bisschen anspruchsvoller, kann aber vom Schwierigkeitsgrad her von einem Anfänger bewältigt werden. Man sollte sich am Anfang nicht mit schweren Vorlagen überfordern, damit man auch Erfolgserlebnisse hat und mit Spaß bei der Sache ist. Mit jedem gelungenen Strickstück wachsen auch das Selbstvertrauen und das Können.

Hat man das Stricken dann mit der Zeit raus, kann man sich an neue Herausforderungen wagen...

Kuschelige Strickmode ist eigentlich in jedem Kleiderschrank anzutreffen. Vor allem Klassiker wie die Strickjacke dürfen einfach nicht fehlen. Darüber hinaus gibt es aber auch aktuelle Strickmoden-Trends, die man sich ruhig einmal etwas genauer anschauen sollte.

Strickmoden-Klassiker - die Evergreens im Kleiderschrank

Das Kommen und Gehen von Trends ist wie ein endloser Kreislauf. Was heute "in" ist, ist morgen schon wieder "out" und übermorgen wieder "in". Um allen modischen Trend-Erscheinungen folgen zu können, muss man also entweder rasend schnell sein, oder man übt sich einfach so lange in Geduld, bis ein Trend erneut auftaucht.

Wie gut, dass es neben all diesen schnelllebigen Modeströmungen auch die Kleidungsstücke gibt, die, wie ein guter Evergreen, einfach immer angesagt sind. Zu diesen modischen Klassikern gehört zweifellos auch die Strickjacke. Diese Klassiker sind zwar immer modern, aber dennoch nichts für "Fashion-Victims".

Vielmehr sind Strickjacken etwas für Individualisten. Denn es gibt sie in so vielen verschiedenen Stilrichtungen, dass jeder die Möglichkeit bekommt, seinen persönlichen Stil damit auszuleben.

Jacken im Feinstrick, in gerader Form, mit Bündchen und einem V-Ausschnitt, der in der Knopfleiste endet, sind quasi der Inbegriff von klassischer Eleganz. Lange, etwas weiter geschnittene Strickjacken aus grobem Strick signalisieren Lässigkeit und Gemütlichkeit.

Und so gibt es noch viele weitere Strickjacken-Modelle, die nicht selten auch absolute Trend-Teile sind. Strickmode beinhaltet aber nicht nur Strickjacken, sondern auch viele andere Kleidungsstücke, die teils echte Trends sind und ebenfalls das Zeug zum Klassiker haben.

Die kuschelige Strickjacke als Evergreen im Kleiderschrank
Die kuschelige Strickjacke als Evergreen im Kleiderschrank
Strickkleider mit Stiefeln getragen sind besonders angesagt
Strickkleider mit Stiefeln getragen sind besonders angesagt

Das Stricksachen immer recht warm sind, werden sie naturgemäß vor allem in der kalten Jahreszeit getragen. Und da drängt es sich geradezu auf, dass dann, neben der klassischen Strickjacke, auch immer wieder modische Accessoires aus Wolle getragen werden.

Und so gehören der Strickschal, die Strickmütze und Handschuhe aus Wolle regelmäßig zu den trendigen Must-Haves im Herbst und im Winter. Das einzige was sich dabei immer ändert, sind die Farben.

So lässt sich jedem noch so tristen Herbst- oder Wintertag ein wenig Sonnenschein entlocken. Sonne im Herzen hat man garantiert auch mit den trendigen Strickpullovern. Die überraschen häufig nicht nur durch ihren Schnitt, sondern auch mit einem Materialmix.

Ein absoluter Trend ist dabei der Mix aus Wolle und Leder, der sich zum Bespiel in Form von Lederpatches auf den Ellenbogen zeigt. Und lange Strickpullover werden im Herbst und im Winter möglichst mit modischen Taillengürteln getragen.

Immer mal wieder Trend ist übrigens auch der Strickpullover mit Norweger-Muster. Damit steht fest, dass man diesen Trend ruhig mitmachen darf, denn er kommt garantiert wieder und darf somit neben den anderen Strickmoden-Klassikern im Schrank gelagert werden.

Stricken reloaded

Jeder Trend kommt wieder, so erfährt neben dem Retro-Look, Schlagjeans und Haarreifen, auch das Stricken ein Remake. Ausgelöst durch Prominente, die in Cafés oder privat beim Stricken gesichtet wurden, trägt auch das Internet dazu bei.

In zahlreichen Foren wird über neue Techniken, umwerfende Muster und verschiedene Wollsorten diskutiert. Es gibt Seiten mit kostenlosen Strickanleitungen und Online-Shops mit exotischen Garnen im Angebot.

Stricken ist nicht nur ein Hobby, sondern auch ein produktiver Pausenfüller. Gut gemacht, ist etwas selbst gestricktes als Geschenk längst kein Tabu mehr, schließlich steckt viel Liebe und Geduld darin. Nicht nur die Klassiker, wie Socken, Pullis und Schals werden in Strickclubs rund um den Erdball angefertigt: gestrickte

liegen im Trend. Sogar die Männerwelt ist in den gemütlichen Strickclubs vertreten und geht fleißig mit Nadel und Faden zu Werke. Handarbeiten fördern Konzentration, Geduld und Fingerfertigkeit. Stricken und Häkeln wirkt sich entspannend aufs Gemüt aus, bietet eine Gelegenheit zum Abschalten.

Und: Es kommt mit etwas Übung eine Tasche oder ein Kleidungsstück dabei heraus, welches im Alltag dann auch tatsächlich benutzt wird (die ist ja leider nicht bei allen Handarbeiten der Fall). In Asien geht der Trend zu kleinen, fantasievoll gestrickten Figuren, die schon ein Kult geworden sind.

Ob Kinder, Jugendliche, Männer, Hausfrauen, Business-Woman: Sie alle stricken. Wer nicht die Möglichkeit hat, von Omi zu lernen, dem bieten sich diverse Strickkurse an Volkshochschulen.

  • Anita Avesani Haegeli, Liane Kühn, Dorothea Neumann und Monika Steiner 1 x 1 kreativ Stricken: Das große Einsteigerbuch mit tollen Modellen, Frech, 2006, ISBN 3772450369
  • Betty Barnden Basisbuch Stricken, Droemer/Knaur, 2008, ISBN 3426647362
  • Margaret Radcliffe Das kleine Handbuch. Stricken, Goldmann, 2007, ISBN 3442169194
  • Hanna Jaacks Die große Strickschule: Von Anschlag bis Zusammennähen, Bassermann, 2007, ISBN 3809420638
  • Maria Parry-Jones Enzyklopädie Stricken, Fleurus Verlag, 2005, ISBN 3897173522

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