Kamille in der Natur und Heilkunde
Die Kamille gehört zu den bekanntesten Arzneipflanzen, ihr charakteristischer und aromatischer Duft macht sie unverwechselbar. Schon Uroma schlürfte ihren Kamillentee und nutzte seine heilkräftige Wirkung, um ihre Beschwerden zu lindern, auch heute gibt es kaum einen Küchenschrank, in dem der Kräutertee fehlt.
Ihr botanischer Name lautet Matricaria chamomilla. Die Kamille gehört zu der Familie der Korbblütler.
- Apfelblümlein
- Garnille
- Haugenblume
- Helmriegen
- Hermelin
- Herminzel
- Kummerblume
- Mariamagdalenakraut
- Muskatblume und
- Mutterkraut
sind die volkstümlich gebrauchten Namen.
Merkmale
Die Kamille wird kultiviert, um die Blüten für den begehrten Kräutertee zu erhalten. Die einjährige krautige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 50 cm; sie hat einen aufrechten Stängel, der sich oben buschig verzweigt.
Die gefiederten Blätter sind hellgrün, die goldgelben Röhrenblüten werden von strahlend weißen Zungenblüten umkreist. Ihre typische Form erhält die Kamillenblüte dadurch, dass sich der Blütenboden sehr stark nach oben wölbt. Zum Sommeranfang fängt die Kamille an zu blühen.
Standorte
Die Kamille ist in ganz Europa verbreitet und in weiten Teilen Asiens, als anspruchslose Pflanze wächst sie auf
- kargem Boden
und bevorzugt
- Weg- und Feldränder.
Da sie auf Äckern bekämpft wird, findet man sie immer seltener wild wachsend.
Inhaltsstoffe
Zu ihren Hauptbestandteilen gehören
- ätherisches Öl
- Apiin
- Azulen
- Bitterstoffe
- Borneol
- Chamazulen
- Cumarin
- Farnesol
- Flavone
- Gerbsäure
- Gerbstoff
- Harz
- Herniarin
- Hyperosid
- Oleanolsäure
- Salicylate
- Salizylsäure und
- Schwefel.
Medizinische Verwendung
Die Kamille ist eine sehr alte und bewährte Heilpflanze. Gesammelt werden die Blüten von Mai bis Juli; sie sollten bei strahlender Sonne geerntet werden. Die hochwirksamen Inhaltsstoffe sorgen für mannigfaltige Anwendungsmöglichkeiten.
Wirkung
Die Kamille wirkt
- austrocknend
- antibakteriell
- beruhigend
- blutreinigend
- blutbildend
- entzündungshemmend
- fiebersenkend
- Gallenfluss fördernd
- harntreibend
- krampflösend
- stärkend
- schmerzstillend
- wundheilend und
- verdauungsfördernd.
Anwendungsgebiete
Kamille hat zum einen eine krampflösende Wirkung. Deshalb ist es förderlich, Kamille bei Magen-Darm-Beschwerden anzuwenden. Ferner wird der Kamille eine wundheilungsfördernde und desinfizierende Wirkung zugesagt. Somit ist sie ideal geeignet bei Krankheiten des Enddarms, wie zum Beispiel Hämorrhoiden oder bei einer Analfissur. Kamille hilft bei Nervosität, Stress, Blähungen und Menstruationbeschwerden.
Sie wird hauptsächlich bei
- Magen-Darmbeschwerden
eingesetzt. Kamille hilft zudem bei
und als Gurgelmittel bei
Anwendungsart
Bei den oben genannten Beschwerden (außer Hämorrhoiden und Analfissur) hilft ein Kamillentee.
- Dazu werden 2 EL Kamillenblüten mit 1 Liter kochenden Wasser übergossen.
- Der Aufguss wird abgedeckt und nach 10 Minuten durch ein Sieb gegossen.
- Wichtig für die Anwendung ist, dass der Tee heiß bleiben muss.
Bei einer Analfissur kann man Kamillenblüten,
- ca. 4 EL, in eine Schüssel geben und dann mit 2 Liter heißem Wasser übergießen.
- Hier sollte man jedoch aufpassen, dass das Wasser nicht zu heiß ist. Die Schüssel sollte so groß sein, dass man sich hineinsetzen kann.
Die Kamille wird sowohl innerlich, als auch äußerlich angewendet. Zur inneren Anwendung wird der
- Kamillentee kurativ getrunken,
solange die Beschwerden bestehen. Äußerlich verwendet man
- eine Tinktur
- Salben oder
- Kompressen;
Kamille kann die Haut aber auch reizen und stark austrocknen.
- Gesichtsdampfbäder mit Kamillenblüten
helfen bei Nebenhöhlenentzündungen und können das Hautbild verbessern. Kompressen werden
- auf entzündete Wunden aufgelegt
und Kamille kommt
- in Sitzbädern
zur Anwendung. Bei Nagelbettentzündungen kann man
- einen Aufguss mit Kamillenblüten für Fuß- und Handbäder
machen.
Verwendung in der Homöopathie und Aromatherapie
In der klassischen Homöopathie ist Chamomilla ein großes Arzneimittelbild mit einem breiten Wirkungsspektrum; da will es hauptsächlich
- unerträgliche Schmerzen heilen
und der Chamomilla Patient ist, als Leitsymptom, mürrisch und reizbar. In der Aromatherapie, bei der
- das ätherische Öl verdampft wird,
erfährt man Milderung und Harmonie. Unzufriedenheit, Ärger und Schmerz lösen sich auf, Gereiztheit verschwindet.
Die Kamille ist nicht nur eine Wunderheilerin; durch ihre pflegenden und vitalisierenden Eigenschaften ist sie in vielen Kosmetikprodukten enthalten, Kamillenshampoo etwa will strapaziertes Haar regenerieren, sie ist eine Zutat für viele Teemischungen und Bestandteil der Naturarznei Kamillosan.
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- Heilen mit Kamille, Falken-Vlg., Niedernh., 1996, ISBN 3635602485
- Heilkraft Kamille, Midena, 1998, ISBN 3310004430
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