Niem in der Natur, Heilkunde und Kosmetik

Der Niem (Azadirachta indica) wird auch als Niembaum oder Neem bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen zumeist immergrünen Baum, der ein Alter von bis zu 200 Jahren erreichen kann. Er gehört zur Familie der Mahagonigewächse.

Merkmale des Niembaums

Die durchschnittliche Wuchshöhe des Niembaums beträgt 15 bis 20 Meter. Unter günstigen Voraussetzungen sind sogar 30 bis 40 Meter möglich. Zu seinen Merkmalen gehören die 20 bis 40 Zentimeter langen Blätter, die an ihrer Vorderseite eine Spitze aufweisen.

Der Niembaum verfügt über ein Wurzelsystem, das sich aus einer starken Hauptwurzel sowie aus verzweigten Wurzeln zusammensetzt.

Nach etwa vier Jahren ist der Niem in der Lage Früchte auszutragen. Dabei handelt es sich um ovale oder kugelförmige Steinfrüchte, die Ähnlichkeit mit Oliven aufweisen. Bei ihrer Reife erreichen sie eine Länge zwischen 1,4 und 2,8 Zentimetern sowie einen Durchmesser von 1,0 bis 1,5 Zentimetern. In der Frucht ist ein Samen enthalten, mitunter können es aber auch mehrere sein.

Vorkommen

Seinen Ursprung hat der Niembaum in Indien, Pakistan und Birma. Für den Baum ist ein tropisches oder subtropisches Klima überaus wichtig. Im Laufe der Jahre wurde der Niembaum von den Menschen nach Amerika, Afrika, Australien und einige pazifische Inseln gebracht und dort angepflanzt.

Während er im Gebirge nur selten wächst, findet man ihn häufig in flachen tropischen und subtropischen Regionen.

Nutzung

Verschiedene Pflanzenteile des Niembaums haben eine wichtige Bedeutung für die Medizin. So weisen die Produkte, die aus ihm hergestellt werden, antivirale und antibakterielle Eigenschaften auf.

Außerdem lassen sie sich für die Landwirtschaft als Dünger oder Futtermittel verwenden. Gärtner benutzen das Öl des Niembaums auch zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen. So ist das Mittel nicht nur kostengünstig, sondern auch umweltschonend.

Inhaltsstoffe

Trotz jahrzehntelanger Untersuchungen ließen sich bislang noch längst nicht alle Wirkstoffe des Niems erforschen. In dem Baum enthalten sind mehr als einhundert unterschiedliche chemische Substanzen. Diese haben in dem Baumstamm, den Blättern, den Früchten und der Rinde eine unterschiedliche Zusammensetzung.

Die Inhaltsstoffe gelten als derart komplex, dass es von den Strukturformeln bisher nur ungenaue Näherungswerte gibt.

Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen des Niembaumes gehört Azadirachtin, das über eine insektizide Wirkung verfügt. Man gewinnt die Substanz dem Niemöl, das aus dem Samen gepresst wird. Ebenfalls zu den Inhaltsstoffen zählen:

• Nimbin
• Nimbidin
• Meliantrol
• Salannin

Verwendung in der Naturheilkunde

In Indien werden Niemprodukte bereits seit über 2000 Jahren zur Behandlung von unterschiedlichen Erkrankungen und Beschwerden verwendet. Dazu gehören:

• Geschwüre
• Nesselsucht
• Lepra
• Bluthochdruck
• Blutarmut (Anämie)
• Verdauungsstörungen
• Schilddrüsenerkrankungen

Außerdem gilt der Niem als hilfreich für die Mundhygiene sowie gegen Kopfläuse. Vor allem die Medizin des Ayurveda setzt noch heute auf die Produkte des Niembaums. Aber auch als Spermizid sowie bei Abtreibungen gelangt der Niem in Indien zur Anwendung.

Niembaumöl

Niembaumöl sowie Niembaumsamen werden zur äußerlichen Anwendung empfohlen, da sie für eine innerliche Anwendung eine zu starke Wirkung haben. Dagegen können die Niembaumblätter auch innerlich zur Anwendung kommen.

Niembaumöl eignet sich gut zur Behandlung von Hautproblemen, Juckreiz und leichten Pilzerkrankungen. Ebenso gilt das Öl bei Neuralgien und Rheuma als hilfreich.

Im Falle von Husten oder entzündlichen Atemwegserkrankungen ist das Inhalieren des Niembaumöls zu empfehlen. Dabei werden einige Tropfen von dem Öl in heißes Wasser gegeben.

Während sich kleinere Hautbereiche problemlos mit dem Öl einreiben lassen, sollte für die Behandlung von größeren Hautstellen eine Verdünnung mit Olivenöl oder Mandelöl stattfinden.

Niembaumsamen

Steht einmal kein Niembaumöl zur Verfügung, ist eine äußerliche Anwendung als Samentinktur möglich. Allerdings kann die Haut durch die Tinktur ausgetrocknet werden. So eignen sich die Samen eher zur Abwehr von Insekten oder als Pflanzenschutzmittel.

Niembaumblätter

Eine gesunde Wirkung haben auch die Niembaumblätter. Zum Beispiel lassen sie sich gegen Blasenentzündungen, Darmkrankheiten, Leberschwäche und zu hohen Blutdruck einnehmen. Dazu wird in der Regel ein Tee aus den Blättern gekocht.

Getrocknete Blätter können aber auch durchaus gekaut werden.

Verwendung in der Kosmetik

Die Kosmetik greift auf Niembaumöl zurück, um es für zahlreiche Pflegeprodukte zu verwenden. Dabei kann es sich um Körperlotionen, Shampoos und Cremes handeln. Darüber hinaus kräftigt das Niemöl Haut und Haare und stellt ihr Gleichgewicht wieder her.

Das Öl eignet sich grundsätzlich für jeden Hauttyp.

Niemblätter als Verhütungsmittel

Den Blättern des Niembaums sagt man auch eine empfängnisverhütende Wirkung nach. Zu diesem Zweck kaut die Frau jeden Tag einige Niemblätter, wodurch bewirkt wird, dass die befruchtete Eizelle nicht imstande ist, sich einzunisten.

Eine andere Verhütungsmöglichkeit ist das Vermischen von einem Milliliter Niemöl mit einer Creme. Diese Mixtur führt die Frau vor dem Geschlechtsverkehr in ihre Scheide ein. Durch das Niemöl werden die männlichen Spermien abgetötet.

Da es keine Bestätigung für die Wirksamkeit der beschriebenen Methoden gibt, ist jedoch Vorsicht angebracht.