Schlafmohn in der Natur, Heilkunde, Küche und Kosmetik

Schlafmohn ist eine Pflanze, aus der sich Opium herstellen lässt. In Deutschland fällt er unter das Betäubungsmittelrecht. In früheren Zeiten diente der Schlafmohn als Heilpflanze. In der Gegenwart kommt er wegen seines hohen Alkaloidgehaltes nur noch selten zur Anwendung. Die Samen des Schlafmohns lassen sich auch zu kulinarischen Zwecken verwenden. Besonders beliebte Lebensmittel sind Mohnbrötchen und Mohnkuchen.

Von Jens Hirseland

Der Schlafmohn (Papaver somniferum) zählt zur Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Der Samen der Pflanze lässt sich sowohl zum Gewinnen von Öl als auch für Nahrungsmittel nutzen.

Merkmale

Beim Schlafmohn handelt es sich um eine krautige, einjährige Pflanze. Seine Wuchshöhe liegt zwischen 30 Zentimetern und 1,5 Metern. Die Laubblätter erreichen eine Länge zwischen 5 und 15 Zentimetern. Abgesehen vom Samen ist der Schlafmohn giftig.

Die Blütenknospe des Schlafmohns gilt als verhältnismäßig groß und hat meist eine Länge von 15 bis 25 Zentimetern. Getragen wird die Blütenknospe von haarigen und schlanken Stielen. Kommt es zu ihrer Öffnung, erfolgt dadurch das Abfallen der beiden Kelchblätter.

Die zwittrigen Blüten weisen einen Durchmesser von 5 bis 10 Zentimetern auf. Dagegen erreichen die Blütenkronblätter die doppelte Größe der Kelchblätter.

Blütezeit

Schlafmohn-Knospen
Kapselfrüchte vor der Blütezeit des Schlafmohns

Die Blütezeit des Schlafmohns findet zwischen Juni und August statt. Das Bestäuben der Blütenblätter ist in der Regel schon nach wenigen Tagen abgeschlossen. Dann werden auch die Kronblätter der Blüte abgeworfen.

In den Kapselfrüchten, die die Form einer Kugel haben, befinden sich die Samen des Schlafmohns. Diese können unterschiedliche Farben wie Weiß, Grau und Stahlblau aufweisen.

Vorkommen

Zu den Gebieten, in denen der Klatschmohn gedeiht, zählen vor allem Zentralasien, Kleinasien sowie die Mittelmeerregion. Aber auch in Mitteleuropa kultiviert man die Pflanze bereits seit der Steinzeit.

In Deutschland wächst der Schlafmohn als verwilderte Zierpflanze in sämtlichen Bundesländern. Typisch für die Wuchsorte ist, dass sie reich an Nährstoffen, Kalk und Sonne sind.

Geschichte

Als Nutzpflanze findet der Schlafmohn in Südeuropa schon seit der Jungsteinzeit Verwendung, womit er zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit zählt. In Keilschriften wurde er bereits um 4000 v. Chr. erwähnt.

Da der Schlafmohn über einen hohen Gehalt an Alkaloiden verfügt, entwickelte er sich zu einer der bedeutendsten Heilpflanzen in der Geschichte der Medizin. So wurde er schon in der Antike als schmerzstillendes Mittel und Schlafmittel genutzt. Der berühmte griechische Arzt Hippokrates (um 460 v. Chr. - 370 v. Chr.) setzte ihn in Form eines Trankes gegen Geschwüre ein.

Das im Schlafmohn enthaltene Morphin konzentriert sich besonders stark im Opium, dem getrockneten Milchsaft der unreifen Mohnkapsel.

Inhaltsstoffe

Mohnsamen sind richtige kleine Powerpakete, was sehr deutlich wird, wenn man sich einmal die Inhaltsstoffe etwas näher betrachtet. 60% Linolsäure, 30% Ölsäure und 3% wertvolle dreifach ungesättigte Linolensäure sorgen im menschlichen Organismus für gesunde Adern, zumal die gesättigten Fettsäuren unter zehn Prozent liegen, die sich für den Menschen bekanntlich bei einem Zuviel eher negativ auswirken können.

Zu den bedeutendsten Inhaltsstoffen des Schlafmohns zählen seine 40 unterschiedlichen Opium-Alkaloide. Der Gehalt der Alkaloide richtet sich nach der jeweiligen Sorte sowie den Umweltbedingungen. Man unterscheidet zwischen Alkaloiden vom:

  1. Morphin-Typ
  2. Benzylisochinolin-Typ

Morphin-Typ-Alkaloide sind Morphin, Thebain und Codein, während Papaverin, Reticulin, Noscapin (Narkotin) und Narcein zu dem Benzylisochinolin-Typ zählen. Weitere Inhaltsstoffe des Schlafmohns sind:

Zu den wichtigen Inhaltsstoffen der Mohnsaaten zählen Kalzium und B-Vitamine, von denen sie reichlich verfügen. Weil der Gehalt an Morphinen nur sehr gering ist, sind Mohnsaaten gesundheitlich nicht bedenklich. Allerdings kann es bei der Höhe des Morphingehaltes zu Schwankungen kommen, was von der jeweiligen Sorte und der Herstellung abhängt.

Medizinische Verwendung

Schlafmohn wurde in früheren Zeiten sowohl innerlich als auch äußerlich gegen die unterschiedlichsten Krankheiten eingesetzt. Zu den Darreichungsformen zählten:

Darüber hinaus verwendete man Schlafmohn in Theriak. Diese Arznei galt einige Jahrhunderte lang als Heilmittel gegen Fieber und Pest.

Doch nicht nur der Mohnsaft kam zum Einsatz. Auch

  • Pflanzensaft
  • Blätter
  • Blüten und
  • Samenkapseln

des Schlafmohns fanden medizinische Verwendung. So wurden zum Beispiel die Mohnsamen mit Wein gegen Durchfall eingenommen.

Gegenwart

Opium hergestellt aus Schlafmohn
Opium-Therapie ist hilfreich bei einigen Magen-Darm-Krankheiten

In der heutigen Zeit dient Opium in Deutschland zur Therapie von Durchfallerkrankungen, die durch Bewegungsstörungen im Darm ausgelöst werden. Den Rohstoff für das Präparat importiert man aus dem Ausland. In Deutschland findet aus klimatischen Gründen dagegen kaum noch Mohnanbau mehr statt.

Eine Ausnahme bildet ein Fluidextrakt, den man aus Schlafmohnkraut gewinnt. Er dient als Phytopharmakon zur Behandlung von Magen-Darm-Krankheiten.

Zur Anwendung kommt Schlafmohn in stark verdünnter Dosis auch in der Homöopathie. Dort verwendet man die Pflanze gegen:

Morphin zur Schmerzbekämpfung

Das Morphin des Schlafmohns lässt sich wirkungsvoll gegen Schmerzen wie chronische Schmerzen oder Tumorschmerzen einsetzen. Allerdings wird das Morphin auch häufig als Droge missbraucht. Dadurch besteht die Gefahr einer physischen und psychischen Abhängigkeit, die im Laufe der Zeit zum völligen körperlichen und geistigen Verfall der betroffenen Person führen kann.

Im Falle einer Überdosierung ist sogar der Tod durch Atemdepressionen möglich.

Gesetzliche Lage

Um einem Missbrauch des Schlafmohns entgegenzuwirken, bedarf es seit 1971 in Deutschland einer gebührenpflichtigen Erlaubnis, wenn die Pflanze aus gewerblichen oder privaten Gründen angebaut werden soll. Außerdem dürfen nur morphinarme Sorten angepflanzt werden. Zurzeit gibt es hierzulande etwa 45 Betriebe, die Schlafmohn kultivieren.

  • Wer Schlafmohn in seinem Garten anpflanzen will, benötigt dazu eine Erlaubnis, die von der Bundesopiumstelle beim Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erteilt wird und für zwei Jahre gilt.
  • Dabei darf die Anbaufläche nicht mehr als zehn Quadratmeter betragen.

Verwendung von Schlafmohn in der Küche

Schlafmohnsamen weisen einen angenehmen nussähnlichen Duft auf und finden vor allem in Gebäck und Süßspeisen Verwendung. Dazu gehören:

Gewürzsamen als Gewürz
Mohn als Gewürz in der Küche

Weiterhin ist der Mohn als Gewürz oder kaltgepresstes Speiseöl nutzbar. Auch als Futtermittel für Tiere lässt sich Mohn einsetzen.

Erhältlich sind blauschwarze, graue und weiße Mohnsaaten. Die blauschwarzen Sorten, die man in Deutschland anbietet, werden in der Regel aus der Tschechischen Republik, Ungarn, der Türkei und Australien importiert.

In Deutschland verarbeitet man pro Jahr 8.000 Tonnen Mohnsaat. Für die Gewinnung des Samens kommt nur Schlafmohn zum Einsatz, da andere Sorten als unbekömmlich gelten.

Säuglingen und Kleinkindern sollte man keine Lebensmittel mit Mohnsamen geben, da es bei der maschinellen Ernte durchaus dazu kommen kann, dass die einen oder anderen verunreinigten Samen sich verirren und beim Anritzen der unreifen Samen der austretende Milchsaft verdickt, was sich schlussendlich als Opium erweist.

Schlafmohn und Rauschgift

Aus Schlafmohn lässt sich auch die illegale Droge Heroin gewinnen. Dies geschieht durch die chemische Derivatisierung des Morphins. Das Heroin verfügt über eine drei- bis sechsmal so hohe schmerzstillende Wirkung wie Morphin. Die größten illegalen Anbaugebiete von Schlafmohn befinden sich in Südostasien und Afghanistan.

Verwendung von Schlafmohn in der Kosmetik

Zur Anwendung kommt Schlafmohn auch in der Kosmetik. So greift man dort auf die Pflanze zurück, um Seifen und Hautcremes herzustellen.

  • Mannfried Pahlow Das große Buch der Heilpflanzen: Gesund durch die Heilkräfte der Natur, Nikol Verlagsgesellschaft, 2013, ISBN 3868201912
  • Andrew Chevallier Das große Lexikon der Heilpflanzen: 550 Pflanzen und ihre Anwendungen, Dorling Kindersley Verlag GmbH, 2017, ISBN 3831032327
  • Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder Das neue Handbuch der Heilpflanzen: Botanik, Drogen, Wirkstoffe, Anwendungen, Kosmos, 2004, ISBN 3440093875
  • Peter Emmrich Kurzcharakteristik Die Kraft der Heilpflanzen, Weg zur Gesundheit, 2017, ISBN 3925207317
  • Bernhard Uehleke, Johannes Mayer, Kilian Saum Handbuch der Klosterheilkunde: Neues Wissen über die Wirkung der Heilpflanzen. Vorbeugen, behandeln und heilen, Zabert Sandmann, 2008, ISBN 3898832260
  • Karin Buchart, Miriam Wiegele, Andreas Leitner Die Natur-Apotheke: Das überlieferte und neue Wissen über unsere Heilpflanzen, Servus, 2019, ISBN 9783710401718
  • Vital Experts HEILPFLANZEN - Das Naturheilkunde Buch, 2019, ISBN 1713160064
  • Ursel Bühring Alles über Heilpflanzen: Erkennen, anwenden und gesund bleiben Kindle Ausgabe, Verlag Eugen Ulmer, 2007, ISBN 3800149796
  • Ursel Bühring Heilpflanzenrezepte: Die besten aus der Freiburger Heilpflanzenschule, Verlag Eugen Ulmer, 2014, ISBN 3800179962
  • Siegrid Hirsch Kräuter-Rezeptbuch: Hausmittel & Salben, Säfte & Marmeladen, Kräuterwein & Liköre, Essig & Öl, Freya, 2014, ISBN 3902540001
  • Peter Spiegel Das BLV Heilkräuter-Buch: Gesundheit aus der Natur, BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2013, ISBN 3835409751
  • Wilfried Ahrens, Jan Sneyd Mohn. Sorten, Anbau, Rezepte., Verlag Eugen Ulmer, 2000, ISBN 3800131129
  • Claudia Ritter Schlafmohn, Engelwurz und Aphrodites Quitten: Die Pflanzen der Heiligen und Gottheiten, Leopold Stocker Verlag, 2016, ISBN 370201618X

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.