Hilfe durch Schuldnerberatungsstellen - Ablauf und Ziel einer Beratung
Viele Menschen haben mit hohen Schulden zu kämpfen. Hilfestellung können Schuldnerberatungsstellen geben. Diese arbeiten mit einem ganzheitlichen Beratungskonzept und binden beispielsweise auch Betriebswirte oder Juristen mit ein. Ziel ist, eine langfristige Verbesserung der finanziellen Lage zu gelangen. Dafür werden unterschiedliche Methoden angewandt. Informieren Sie sich über die Aufgaben einer Schuldnerberatungsstelle und deren Arbeitsablauf.
Geldsorgen und Schulden sind auch in Deutschland keine Seltenheit. So gelten mehr als 6 Millionen Bundesbürger als verschuldet. Mithilfe einer Schuldnerberatungsstelle können jedoch Wege gefunden werden, die Schulden abzubauen.
Die Schuldnerberatung gehört zur allgemeinen Sozialberatung. Man versteht darunter eine Hilfestellung, die Menschen mit Schulden und diejenigen, die sich in einer Situation der Überschuldung befinden, in Anspruch nehmen können. Hierzu zählen sowohl finanzielle, psycho-soziale als auch rechtliche Ratschläge und Hilfen.
Ein besonderes Anliegen der Schuldnerberatung ist die außergerichtliche Einigung mit den Gläubigern, was man als außergerichtliche Schuldenregulierung bezeichnet. Es gilt somit, eine Privatinsolvenz zu vermeiden.
Eine besonders effektive Schuldnerberatungsstelle zeichnet sich durch eine anwaltliche Beratung aus. Wer auf der Suche nach einem passenden Anbieter ist, sollte vorsichtig sein; als "Berater" kann sich jeder selbst bezeichnen.
Im Falle einer Überschuldung kommt es jedoch folglich auch häufig vor, dass kein Vermögen oder Einkommen vorhanden ist; in diesem Fall kann man eine öffentliche Schuldnerberatungsstelle kontaktieren. Diesen ist es jedoch nicht immer möglich, eine Einigung mit den Gläubigern zu erzielen - dann ist die Verbraucherinsolvenz (Privatinsolvenz) eine mögliche Lösung.
Arbeitsweise und Ziele einer Schuldnerberatung
Zahlreiche Schuldnerberatungsstellen arbeiten mit einem ganzheitlichen Beratungskonzept. Das heißt, dass auch
- Betriebswirte
- Juristen
- Sozialarbeiter
- Psychologen und
- Sozialpädagogen
mit eingebunden werden können. Als Berater fungieren meist Diplom-Sozialarbeiter und Diplom-Sozialpädagogen.
Das vorrangige Ziel einer Schuldnerberatung ist die Absicherung der wichtigsten Lebensbedürfnisse der Verschuldeten und ihrer Familie. Dazu gehören vor allem
- Wohnung
- Lebensmittel und
- Strom.
Weitere Ziele sind
- die Aktivierung zur Selbsthilfe
- die psycho-soziale Stabilisierung der Betroffenen sowie
- die möglichst vollständige Tilgung der Schulden.
Ablauf einer Schuldnerberatung
Der erste Schritt für eine Beratung ist natürlich die Kontaktaufnahme, die meist telefonisch erfolgt. Dazu ruft der Schuldner bei einer Beratungsstelle an, die in der Nähe liegt, und vereinbart einen Termin für ein erstes Gespräch. Es ist aber auch eine Vermittlung über die Arbeitsagentur oder das Sozialamt möglich.
Bei gemeinnützigen und kostenlosen Beratungsstellen muss häufig mit längeren Wartezeiten gerechnet werden. In dieser Zeit empfiehlt es sich, die relevanten Unterlagen zu ordnen und die Forderungen zusammenzustellen.
Wichtig ist, die finanzielle Haushaltssituation zu klären und die monatlichen Einnahmen und Ausgaben aufzulisten. Auf diese Weise wird dem Berater die Bestandsaufnahme deutlich erleichtert. Ebenfalls
- Mahnungen
- Pfändungsbeschlüsse und
- Lohnbescheinigungen
sollten bei der Schuldnerberatungsstelle vorgelegt werden.
Während der Beratung wird untersucht, ob die Ansprüche der Gläubiger auch berechtigt sind. So besteht mitunter die Möglichkeit, dass die Forderungen zum Teil bereits verjährt sind oder eine Sittenwidrigkeit bei der Kredithaftung vorliegt. Bestehen die Forderungen der Gläubiger jedoch zu Recht, wird Kontakt mit ihnen aufgenommen, um realistische Ratenzahlungen zu vereinbaren.
Darüber hinaus überprüfen die Berater die Ausschöpfung von gesetzlichen Sozialleistungen, die dem Schuldner zustehen. Dazu gehören unter anderem
- Arbeitslosengeld
- Sozialhilfe
- Grundsicherung
- Kindergeld oder
- Wohngeld.
Drohen bereits Zwangsmaßnahmen durch die Gläubiger wie die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung, Pfändung oder Zwangsräumung, überprüfen die Berater eventuelle Gegenmaßnahmen. Möglicherweise kann auch eine Verbraucherinsolvenz sinnvoll sein.
Schritte der außergerichtlichen Einigung
Schuldnerberatungsstellen, die ihren Schwerpunkt in die außergerichtliche Einigung gelegt haben, unternehmen in der Regel folgende Schritte:
- Unterlagenaustausch und Aktenanlage
- Situationsanalyse: Überprüfung der Einnahmen und Ausgaben, Erstellung einer Übersicht über Gläubiger(forderungen)
- Kontaktaufnahme zu Gläubigern
- Entwicklung einer Entschuldungsstrategie samt Gesamtrate
- Erarbeitung eines Lösungsvorschlags, der der Zustimmung der Gläubiger bedarf
- Eventuelle Nachverhandlungen, bis ein optimales Ergebnis steht
Arbeit an der langfristigen Verbesserung der finanziellen Lage
Wichtig ist natürlich, dass der Schuldner aktiv an der Lösung seiner Probleme mitwirkt und keine neuen Schulden macht. Kommt es zu weiteren finanziellen Problemen, sollte man unbedingt Hilfe bei der Schuldnerberatungsstelle suchen.
Gemeinsam mit dem Berater wird eine langfristige Verbesserung der finanziellen Situation angestrebt. Dazu überprüft man neue Einnahmequellen und Einsparmöglichkeiten.
Hilfreich sind das Aufstellen eines Haushaltsplans sowie das Führen eines Haushaltsbuches. Darüber hinaus gibt die Beratungsstelle Tipps im Umgang mit Geld, damit in Zukunft neue Schulden vermieden werden.