Die Entwicklung von Kindern im Grundschulalter

Der erste Schultag stellt für jedes Kind einen komplett neuen Lebensabschnitt dar, dem es mit Vorfreude, Angst und Neugier entgegenfiebert. Was überwiegt, ist von Kind zu Kind verschieden. Zuvor helfen der Kinderarzt mit der U9-Untersuchung und verschiedene Experten mit der Schuleingangsuntersuchung bei der Entscheidung, ob das Kind schon bereit für die Einschulung ist.

Britta Josten
Von Britta Josten

Bereits vor dem ersten Schultag können die meisten Kinder ihren Namen schreiben und kleine Rechenaufgaben lösen, doch ein kontinuierliches und strukturiertes Lernen beginnt meist erst mit der Grundschule. Das ist jedoch kein Grund, als Elternteil einem Kind vorher Angst zu machen, von der eigenen schlimmen Schulzeit und vom "Ernst des Lebens" zu berichten.

In erster Linie sollte das Kind sich auf die Schule freuen. Und es hat eine Menge Gründe dazu: Die Schulzeit steckt voller Spaß, Herausforderungen und Möglichkeiten, enge Freundschaften zu anderen Kindern zu knüpfen.

Das Kind sollte sich auf die Schule freuen können
Das Kind sollte sich auf die Schule freuen können

Körperliche und motorische Entwicklung

Sowohl im Kleinkindalter, als auch in der Pubertät durchlaufen Kinder schnelle Wachstumsphasen. In der Zeit, in der sie in die Grundschule gehen, nehmen sie in Gewicht und Größe hingegen eher langsam und konstant zu: sie werden im Durschnitt vier bis sechs Zentimeter größer und 30 % schwerer. Die Kinder verlieren ihre Milchzähne; dafür kommt es zur Ausbildung der ersten bleibenden Zähne.

Bewegung steht bei vielen Grundschulkindern an oberster Stelle; diese schult auch die motorischen Fähigkeiten. Beliebt sind mitunter

Der ausgeprägte Bewegungsdrang lässt im Laufe der nächsten Jahre wieder etwas nach. Sobald die Schule beginnt, zeigen Kinder in der Regel gute Fähigkeiten in Sachen Geschicklichkeit und Gleichgewichtssinn.

Bewegung steht bei Grundschulkindern im Vordergrund
Bewegung steht bei Grundschulkindern im Vordergrund

Entwicklung des Selbstbildes

Auch wenn die körperliche Entwicklung des Kindes in der Grundschule nicht mehr ganz so rasant vorangeht wie im Kleinkind- und Kindergartenalter, so wird die psychische Entwicklung in dieser Zeit maßgeblich beeinflusst. Erstmals muss das Kind lernen, mit Leistungsanforderungen umzugehen.

In der Grundschule gelingt es den Kindern immer besser, ihre eigene Gefühlswelt zu regulieren. Auch, dass man Gefühle generell nicht immer ausdrückt, die wahren Emotionen auch verbergen kann, ist ihnen klar.

Zu Beginn der Schulzeit legen die Kinder in Sachen Selbstüberzeugung noch eine große Stärke an den Tag; im Laufe der Zeit kann sich jedoch hin und wieder eine Minderung des Selbstwertgefühls einstellen, beeinflusst durch die täglichen Erlebnisse.

Jetzt ist auch die Zeit gekommen, in der die Kinder ihre Geschlechterrollen übernommen haben und sich dementsprechend kleiden und geben. Selbstverständnis und Eigenwahrnehmung werden gefestigt.

Was Freundschaften angeht, werden gleichgeschlechtliche Partner bevorzugt. Während Mädchen häufig im Doppelpack unterwegs sind, spielen Jungs lieber in größeren Gruppen.

Das Kind ist jetzt ständig in der Situation, dass es sich mit anderen vergleichen kann. Vielleicht ist es schneller im Rechnen, als die meisten anderen Kinder, macht dafür aber beim Lesen und bei Diktaten mehr Fehler.

Im Schulalltag, besonders im Sportunterricht, zeigen sich auch Unterschiede in der körperlichen Kraft, Schnelligkeit und Geschicklichkeit zwischen den Kindern. Einige Kinder bleiben nach wie vor sehr dünn, während andere zu Übergewicht neigen. Manche finden schnell Freunde, andere werden immer wieder ausgeschlossen.

Das alles beeinflusst das Selbstbild des Kindes, und auch die Rückmeldung durch Eltern und Lehrpersonen spielt eine entscheidende Rolle. Nur durch Akzeptanz und Anerkennung kann es ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln.

Aufklärung

Im Laufe der Grundschulzeit wird die sexuelle Aufklärung mitunter bereits zum Thema. Das Kind stellt diesbezüglich viele Fragen, möchte wissen, was es mit der Zeugung und der Geburt auf sich hat.

Dabei werden die Fragen eher sachlich gestellt und dementsprechend sachlich sollten auch die Antworten ausfallen - ausführliche Beschreibungen und Erklärungen sind jetzt nicht angemessen. Auch sollte man dies nicht an einem Tag "abarbeiten" - Kinder lernen im Alltag, nicht in einzelnen Gesprächen. Kommt der Nachwuchs mit unangemessenen Ausrücken nach Hause, welche er in der Schule aufgeschnappt hat, sollte man ihm kurz erklären, was sie bedeuten und dann klarstellen, dass man sie nicht hören möchte - mehr Wirbel darum sollte jedoch nicht gemacht werden.

Aufklärung: Das Thema Aufklärung sollte möglichst sachlich angegangen werden - zu viele Details und Beschreibungen können verwirren!

Im Grundschulalter genieren sich Mädchen oftmals gegenüber ihren Vätern und Jungs gegenüber den Müttern. Es ist wichtig, dies zu respektieren und den Kindern zu zeigen, dass sie sich abgrenzen und ihre Privatsphäre haben dürfen..

Lernen fürs Leben

In der Grundschule werden die Grundsteine für Wissen und Fähigkeiten gelegt, die das Kind sein ganzes Leben lang gebrauchen kann.

  • In Mathematik werden die Grundrechenarten erlernt und erst in kleinen, dann in größeren Zahlenräumen angewandt.
  • In Deutsch stehen Lesen und Rechtschreibung, aber auch der mündliche Sprachgebrauch und die Diskussionsfähigkeit im Vordergrund.
  • Im Sachunterricht lernt es spannende Dinge über die Natur und Kultur in seiner Umgebung.
  • In Musik und Kunst wird man gemeinsam kreativ.
In der Grundschule werden Grundsteine für Wissen und Fähigkeiten gelegt
In der Grundschule werden Grundsteine für Wissen und Fähigkeiten gelegt

Verantwortung übernehmen lernen

Die eigenen Freiräume und die Übernahme von Verantwortung wird immer wichtiger. Es kommt öfter zu Verabredungen mit Freunden und gemeinsamem Schabernack, aber auch die Aufgaben im Haushalt werden langsam ausgebaut, die Hausaufgaben wollen erledigt werden und eventuell kommt sogar eine Mitverantwortung für ein Haustier dazu. Wichtig ist, dass die Balance zwischen Verantwortung und kindlichen Freiheiten gewahrt wird.

Auch abseits der Schule sollten Kinder in diesem Alter gefördert werden - Bewegung ist hierbei ein besonders wichtiger Punkt.

Kluge und glückliche Kinder durch Bewegung

Abhängen vor dem Fernseher oder dem Computer, ständig ausfallende Sportstunden in der Schule und ein alltäglicher Bewegungsmangel behindern die heranwachsenden Kinder aus zahlreichen Richtungen. Hier ist es Sache der Eltern, ihren Kindern dabei zu helfen gesund und glücklich groß zu werden. Zehn Tipps als Gehirn-Fitness helfen dabei.

Bewegung im Alltag fördern

Den Kindern sollte man als Eltern eine Vielzahl an Bewegungsmöglichkeiten anbieten. Hier gehört das Laufen ebenso dazu als auch das:

Richtige Pausen einhalten

Kinder sollten bei ihren Aktivitäten lieber mehrere kleine Pausen einlegen als nur eine große. Als Richtlinie kann man sich bei Kindern

  • unter sechs Jahren an alle zehn Minuten je Minimum 60 Sekunden und
  • ab dem Alter von sechs je dreißig Minuten fünf Minuten Pause

orientieren.

Spielideen für mehr Bewegung

Bewegungen sollten spielerisch in den Tag eingebracht werden, so etwa durch "Wer kann besser rückwärts laufen oder auf einem Bein bis zum Gartentor hüpfen?"

Wie bewegen sich die unterschiedlichen Tiere?

Kinder verfügen über ein Höchstmaß an Fantasie. Diese als Motivation zu nehmen macht allen Beteiligten Spaß! "Wie bewegen sich die unterschiedlichen Tiere?" ist hier bei Kindern und Erwachsene ein lustiges Spiel, das zeitgleich mehrere Fähigkeiten trainiert.

Tanzen zu Kindermusik

Das Hören unterschiedlicher Musik trainiert bei den Kindern die Sinne. Kombiniert man dann noch ein ausgelassenes Tanzen, wird auch die Motorik angeregt und fast alle Muskeln sanft stimuliert.

Blinde Kuh

Ebenfalls hervorragend geeignet ist das "Blinde Kuh-Spiel". Ob man das Kind durch einen Raum oder den Garten führt oder auch "blind" Gegenstände ertasten lässt: Hier kann man sich sicher sein, dass die Synapsen sich aktiv vernetzen und dem kindlichen Gehirn auf die Sprünge hilft.

Schnitzeljagd

Eine Schnitzeljagd durch den Wald oder die Stadt hingegen ist eine klasse Möglichkeit den Bewegungs- und auch Forscherdrang der Kleinen zu wecken und diesem auch gerecht zu werden. Da man diese Jagd mit anderen Kindern organisieren kann, wird gleichzeitig auch die soziale Kompetenz des Kindes gefestigt.

Aktive Kindergeburtstage

Statt mit dem Kind und seinen Freunden beim Kindergeburtstag brav im Kino zu sitzen, sollte man mal lieber schwimmen gehen oder auch kleine sportliche Wettbewerbe durchführen. Sackhüpfen, Eierlaufen und Ähnliches gefällt auch im 21. Jahrhundert fast allen Kindern.

Wochenendausflüge

Die Wochenenden sollte gerade bei schönem Wetter im Zeichen der Familie stehen.

  • Picknick und Radwander-Touren
  • Entdeckungstouren im Wald oder am Wasser, sowie
  • ein gemeinsames Entdecken der Stadt auf Inlinern

sind tolle Möglichkeiten, die auch die Eltern nicht einrosten lässt.