Die Entdeckung der Welt - Entwicklung eines Kleinkindes (1-3 Jahre)
Rückblickend betrachtet, scheint die Zeit immer rasend schnell vergangen zu sein: Noch gestern war Ihr kleiner Schatz ein hilfsbedürftiges Baby, das sich kaum aus eigener Kraft auf die Seite drehen konnte, und schon ist aus ihm ein selbstbewusstes Kleinkind geworden. Es erkundet auf seinen eigenen Beinen die Welt und entwickelt einen untrüglichen Sinn dafür, dass verbotene Dinge besonders spannend sind.
Auf eigenen Beinen stehen
Ihr Kind lernt jetzt, auf den eigenen Füßen zu stehen - im wahrsten Sinne des Wortes. Wie lange es allerdings dauert, bis das Kleine laufen lernt, ist von Kind zu Kind unterschiedlich.
Es gibt Kinder, die bis zum 18. oder 19. Lebensmonat auf allen Vieren durchs Leben gehen oder sich sicherheitshalber an Möbelstücken festhalten. Also keine Sorge, falls es doch etwas länger dauern sollte, als erwartet.
Wann auch immer das Kind die ersten Gehversuche startet - zunächst werden die ersten Schritte etwas wackelig ausfallen. Meistens nimmt es noch gerne die Hand eines anderen zur Hilfe. Die Bewegungen werden mit jedem Schritt wiederholt, sodass es bald auch ohne diese Unterstützung möglich ist.
Bis sich die Motorik besser entwickelt hat, wird es, besonders wenn der Nachwuchs einmal etwas schneller unterwegs ist, zu tränenreichen Stürzen kommen; es können Frust und lautes Geschrei folgen. Hier sollte man ruhig bleiben und die kleinen Entdecker zu weiteren Gehversuchen animieren.
Für Sicherheit sorgen
Gleichzeitig muss man seinem Kind ein sicheres Umfeld schaffen und alles, zu bringen. Neben Absperrungen von Treppen können auch Sicherungen für Schubladen und Schranktüren von Vorteil sein.
Schwere sowie anderweitig gefährliche Gegenstände dürfen nicht herumliegen. Ein Verbot, sich besonderen Zonen zu nähern, wird in diesem Alter nicht fruchten.
Förderung durch Bewegungsspiele
Fühlen sich Kleinkinder in ihren Gehversuchen halbwegs sicher, kann man sie kaum bremsen. Als nächste Hürde werden dann Treppen, Sofas sowie andere Möbel in Angriff genommen; da kommt man als Elternteil bald kaum noch hinterher.
Bald tritt Ihr Kleinkind auch ohne Probleme einen Fußball. Bei den ersten Versuchen zu werfen, wird jedoch noch einiges zu Bruch gehen.
Diesen Bewegungsdrang kann man mit unterschiedlichen Spielen fördern. Es gilt, verschiedenste Bewegungen immer und immer wieder zu wiederholen - auf diese Weise stärkt man die Feinmotorik des Kleinkinds, kräftigt seine Muskeln und Nerven und sorgt zudem für eine Verbesserung in Koordination und Gleichgewichtssinn.
Kreative Momente
Langsam nimmt es immer mehr Wörter in sein Repertoire auf. Nicht nur Mama und Papa, sondern auch andere Personen und verschiedene Spielzeuge bekommen einen Namen und das Kind schafft es schnell, seine Bedürfnisse zu äußern.
Mit dem Essen spielen
Das, was Mama sagt, ist aber nicht immer ganz so wichtig: Lebensmittel sind zum Beispiel ein tolles Spielzeug, und wer alleine essen lernen will, muss erstmal ausprobieren, wie weit eine Erbse rollen kann und wo ein Fruchjoghurt sich überall verteilen lässt.
Erste Malversuche
Bald werden mit Wachsmalstiften die ersten Kunstwerke gemalt, denn kleine Kinder lernen sehr schnell, wie sie mit den Fingern präzise greifen können. Spielen und das Experimentieren mit Farben macht ihnen Spaß.
Natürlich gibt es aber auch viele traurige Momente - so legt man sich auf den noch wackeligen Füßen beim Rennen schnell mal auf die Nase, oder noch schlimmer, Mama und Papa überlassen einen kurzzeitig der Obhut eines Babysitters. Langsam muss das Kleine lernen, dass es manche Dinge auf der Welt eben doch ganz alleine schaffen muss.
Sprachliche Entwicklung
Im Laufe der kommenden Wochen und Monate werden außer den wenigen bereits erlernten Wörtern stets neue hinzukommen. Wann ein Kleinkind zu sprechen beginnt, ist, wie bereits erwähnt, von Fall zu Fall verschieden - man sagt, dass ein Kind mit anderthalb Jahren über einen Wortschatz von sechs bis 40 Wörtern verfügen kann, je nach Veranlagung sowie der Förderung durch die Eltern.
Die ersten herausgebrachten Wörter kommen recht unartikuliert hervor; mit der Zeit und durch ständiges Üben verbessert sich die Aussprache. Sich viel mit seinem Kind zu unterhalten, hilft dem Nachwuchs immens; Gleiches gilt für das Vorlesen oder das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern.
Die Sprachentwicklung kann auch im während unterschiedlicher Spiele gefördert werden, wie etwa durch Rollenspiele oder der Beschäftigung mit Puppen. Sich zu verkleiden, macht vielen Kindern in diesem Alter eine große Freude und kann dazu beitragen, die Kommunikation zu verbessern.
Möchte sich der oder die Kleine mitteilen, bekommt es aber nicht so recht hin, sollte man als Elternteil unbedingt geduldig und ruhig bleiben, selbst wenn Tochter oder Sohn zu schreien beginnen. Mit ruhigen und aufmunternden Worten wird man sie bzw. ihn schnell wieder lachen sehen.
Mit etwa 15 Monaten ist es Kindern möglich, zu verstehen, dass beispielsweise ein Spielzeug versteckt wurde, was nun gefunden werden muss. Mit anderthalb Jahren können sie sich in der Regel selbst beim Namen nennen. Mit Anbruch des zweiten Lebensjahres wird das Kind immer selbstständiger, beginnt vielleicht bis drei zu zählen und spricht erste richtige Sätze.
Nachahmen, Ausprobieren und Selbermachen
Wortschatz: Sprachliche Unterschiede können immens sein - Kinder im Alter von 1,5 Jahren können einen Wortschatz von 6-40 Wörtern aufweisen.
Die Zeit des Kleinkindalters ist eine Zeit des Ausprobierens auf den unterschiedlichsten Ebenen. Dies ist nicht immer angenehm, beispielsweise, wenn Schlagen und Beißen aktuell dazugehört - eine Zeit, in der die Eltern sehr geduldig sein müssen.
Immer mehr an Bedeutung gewinnt die Nachahmung der Erwachsenen. Bis zum Kindergartenalter wird ein unglaublicher Entwicklungsschritt zurückgelegt. Das Kind kann nun:
- spielen
- seine Gefühle äußern
- seinen Unmut kundtun
- die Umwelt erkunden
Eigene Persönlichkeit
Ab dem ersten Geburtstag entwickeln die Kinder ihren eigenen Kopf und ihre eigene Persönlichkeit. Dieser Bereich der sozialen Entwicklung ist wichtig für das Kind, um selbstständig zu werden. Im Kindergartenalter weiß ein Kind, wo sein Platz in der Familie ist, hat Freude dabei, im Haushalt zu helfen und mit der Familie etwas zu unternehmen.
Kinder gucken den Großen Vieles ab
Gerade in den ersten Lebensjahren gucken sich Kinder von den Großen Vieles ab. Das betrifft das Sprechen genauso wie das Laufen. Doch auch, wenn es um den Humor geht, sind Mama und Papa Vorbilder für die pfiffigen Zwerge.
Forscher stellten fest, dass sechs Monate alte Säuglinge zwar nicht wissen, ob etwas spaßig ist oder nicht, doch sie beobachten die Reaktionen der Eltern sehr genau. Die Ergebnisse stammen aus einer Studie, die Wissenschaftler an den britischen Psychologenverband weiterleiteten.
Während der Tests fanden die Forscher heraus, dass Babys ihre Aufmerksamkeit auf die Eltern richteten, wenn diese in verschiedenen Situationen über bestimmte Dinge lachten. Deshalb glauben die Studienautoren, dass Babys so ihren Humor entwickeln. Mit zwölf Monaten ist die Lebenserfahrung von Babys bereits so groß, dass sie eine witzige Handlung erkennen und sich selbst überlegen, ob sie etwas lustig finden.
Im Alter von 19 Monaten sollen Kinder in der Lage sein, unabsichtliche Fehler von bewusst inszenierten witzigen Handlungen unterscheiden zu können. Auf diese Weise entwickelt sich auch die Fähigkeit, eine Lüge zu entlarven.
Ein starker Wille
Selbermachen lautet bei vielen Kindern im Kleinkindalter die Devise - der nötige Wille ist da; an der Umsetzung hapert es manchmal ein wenig, wie etwa beim Versuch des selbstständigen Essens oder Trinkens oder dem Wunsch, der Mutter beim Sortieren der Wäsche zu helfen. Wie so oft heißt es auch hier: Geduld bewahren.
Nicht selten kommt es somit vor, dass man den Kleinen hinterherwischen oder die bunt gemischt Wäsche aus der Maschine holen und neu sortieren muss. Großes Thema ist auch oftmals das selbstständige An- oder Ausziehen, beispielsweise von Socken oder Schuhen. Gelingt dies nicht oder möchte man dem Nachwuchs dabei helfen, endet dies schnell mit ordentlichem Gebrüll.
All das gehört zur Entwicklung des Kindes dazu. Jede neue Erfahrung, die es dabei macht - sei sie positiver oder negativer Natur - bringt den Sprössling weiter.
Die Unterstützung des Kindes ist daher sehr wichtig. Dazu zählt das Gewähren von Freiheiten, neue Dinge auszuprobieren sowie das Anbieten von hilfreichem, altersgerechtem Spielzeug, wie etwa
- Tieren, die man hinterherziehen kann
- Puzzlespielen
- Bauklötzen
- Bilderbüchern
- Fingerfarben oder
- Wachsmalstiften.
Was genau sich in der Entwicklung eines ein- bis zweijährigen Kindes abspielt, haben wir auf den folgenden Seiten in Zwei-Monats-Schritten aufgeschlüsselt.