Die Bedeutung von Hörspielen für Kinder und welche Kriterien ein gutes Hörspiel erfüllen sollte
Hörspiele für Kinder sind Inszenierungen mit verteilten Sprecherrollen, in der Regel Märchen oder bekannte Serien wie Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen, die auf CD oder Kassette vertont sind. Für Kinder und deren Entwicklung spielen sie eine ganz besondere Rolle.
Die Bedeutung von Hörspielen
Natürlich ist es am schönsten, wenn man den Kindern selbst vorliest. Aber ihre Lieblingsgeschichten wollen sie manchmal immer und immer wieder hören. Kinder lieben Wiederholung und oft können sie die Geschichten schon ganz oder teilweise mitsprechen.
Die darin enthaltenen Figuren werden zu unsichtbaren Gefährten und auch die Musik wird immer wieder fasziniert angehört. Kinder leben regelrecht mit und erleben die spannenden Abenteuer in ihrer Vorstellungswelt. Nicht jeder Erwachsener ist auch ein begnadeter Vorleser, da sind die Hörspiele natürlich viel lebendiger und bunter.
Förderung von Sprechfähigkeit
Bei Hörspielen wird die Geschichte ausschließlich auditiv vermittelt, also nicht zuletzt auch über die Sprache. Visuelle Formen der Vermittlung wie Bilder, Gestik oder Mimik hingegen fehlen. Wer der Geschichte folgen will, muss sich auf Sprache einlassen und sich mit ihr auseinandersetzen.
Dabei konfrontieren Hörspiele ihre kleinen Zuhörer mit neuen Worten und komplexen Sätzen. Auf diese Weise wird der kindliche Wortschatz erweitert und die Grammatik-Kompetenz gefördert.
Hörspiele schulen die Fähigkeit des Zuhörens und fördern die Sprechfähigkeit und den Sprachschatz. Die Kinder können das Hörspiel beliebig oft wiederholen, Dialoge auswendig lernen und wieder erkennen; dies bestätigt das Kind in seinen Fähigkeiten und kann ein positives Erlebnis sein. Da bei Hörspielen meist professionelle Sprecher mitwirken, die die Standardvariante des Deutschen benutzen und sich sehr deutlich artikulieren, profitieren insbesondere Kinder, deren sprachliches Umfeld eher dialektal geprägt ist, dasselbe gilt für Kinder mit Migrationshintergrund.
Hörspiele mit sprachpädagogischem Hintergrund
Insbesondere für letztere gibt es auch spezielle Angebote, die in Hinblick auf die Sprachförderung konzipiert wurden, etwa die Reihe "Wetterschacht-Detektive" der TU Dortmund. Es muss jedoch kein Hörspiel zur expliziten Sprachförderung sein, um eben diese zu erreichen. Auch ein Hörspiel ohne sprachpädagogischen Hintergrund kann viel für die Sprachentwicklung eines Kindes leisten.
Mitsprechen erwünscht
Wer die Sprachkompetenz von Kindern mithilfe von Hörspielen fördern möchte, sollte ihnen erlauben, bestimmte Passagen mitzusprechen, wenn sie das möchten. Über das eigentliche Hörspiel hinaus kann man Kinder auch dazu einladen, die Handlung nachzuerzählen oder sich rund um die Hauptfiguren eigene Geschichten auszudenken. Auf diese Weise wird spielerisch das freie Sprechen und das Formulieren komplexerer Erzählzusammenhänge eingeübt.
Idealer Zeitvertreib
Für Kinder kann es etwas Vertrautes sein, sich immer wieder im Kreis der bekannten Serienfiguren wiederzufinden. Vielleicht hat Ihr Kind Freude an denselben Hörspielen, die Sie früher auch gerne gehört haben. Viele der damals erhältlichen Hörspielserien gibt es auch heute noch und es gibt sie für alle Altersgruppen.
Sie sind der ideale Zeitvertreib und praktischerweise auch überall einsetzbar. Eine sonst eher langweilige Autofahrt vergeht mit einem spannenden Hörspiel wie im Flug. Oder Sie überspielen ein Hörspiel auf einen MP3-Player und vertreiben Ihren Kindern so die Zeit im Wartezimmer beim Arzt oder ähnlichem.
Schulung der Konzentrationsfähigkeit
Mit Hörspielen lässt sich die Fähigkeit zur Konzentration gut trainieren, denn wer nicht aufpasst, hinhört und zuhört, merkt nicht, ob der Sprechende gerade traurig oder wütend ist, verliert den Erzählfaden und hat keinen Spaß mehr an der Geschichte. Um die Aufmerksamkeit zu fesseln empfiehlt es sich natürlich, eine Geschichte auszuwählen, die das Kind mit Interesse und Spannung verfolgt.
Das Hörspiel kommt dabei der kindlichen Konzentrationsfähigkeit durchaus entgegen, denn die Geschichte wird ausschließlich auf auditivem Weg vermittelt, während andere, etwa visuelle, Reize unterbleiben. Die Gefahr einer Ablenkung ist beim Hörspiel also gering.
Nicht übertreiben: Je kleiner ein Kind, desto kürzer kann es sich auf eine Geschichte konzentrieren!
Gemütliche Atmosphäre schaffen
Wer die Konzentration seines Kindes zusätzlich fördern will, kann es motorisch zur Ruhe bringen und zudem auffordern, die Augen zu schließen. Auch das Licht zu dimmen, kann eine gute Idee sein, damit das Kind seine gesamte Aufmerksamkeit auf die Geschichte richtet.
Dass das Kind beim Anhören des Hörspiels in einer Art "Kopfkino" innere Bilder entwickelt, sich die Geschichte also quasi selbst illustriert, ist der Konzentration übrigens keineswegs abträglich, sondern vielmehr ein Zeichen für Fantasie und einen kreativen Umgang mit der Geschichte. Wer das fördern möchte, kann das Kind zu einem späteren Zeitpunkt dazu einladen, ein Bild zu der jeweiligen Geschichte zu malen.
Konzentrationsfähigkeit steigert sich stetig
Übertreiben sollte man es jedoch nicht: Dass ein Vorschulkind nur etwa 15 Minuten konzentriert einem Hörspiel lauschen kann und sich danach lieber erst mal wieder ein wenig bewegen möchte, ist vollkommen normal und altersgemäß. Ohnehin sollte man ein Kind nicht länger bei einer Geschichte verweilen lassen, als es das selbst möchte: Mit der Zeit wird ein Kind auch ganz von selbst und ohne dazu angehalten zu werden immer komplexeren Hörspielen folgen können.
Eine gute Einschlafhilfe
Besonders gerne hören die meisten Kinder Hörspiele abends in ihrem Bett vor dem Einschlafen. Nach einem aufregenden Tag kommen sie so zur Ruhe und schlafen schneller ein.
Allerdings sollten Sie Ihren Kindern dann kein allzu aufregendes Hörspiel anbieten. Auch Kinder, die im Dunkeln Angst haben, fühlen sich nicht so alleine und schlafen mit einem Hörspiel schneller ein.
Ebenso wie das Lesen fördern Hörspiele die Kreativität und Phantasie Ihres Kindes. Im Gegensatz zum Fernsehen, bei dem fertige Bilder geliefert werden, benutzt das Kind seine Phantasie und denkt sich zum Hörspiel passende Bilder aus.
Der Lerneffekt
Hörspiele können Kindern auch Sachverhalte näher bringen. So haben Sie einerseits Spaß an den Geschichten und lernen andererseits noch etwas Neues dazu. Es gibt mittlerweile viele Hörbücher zu den unterschiedlichsten Themen, von Technik, über Tiere bis hin zu Dinosauriern.
Auch werden Umweltthemen aufgegriffen, ebenso das Verhalten im Straßenverkehr. Möglicherweise haben Sie sogar noch ein paar von Ihren alten Hörspielen aufbewahrt und können diese zusammen mit Ihren Kindern hören.
Entwicklung von Wertvorstellungen
Natürlich hängt es sehr von der Geschichte ab, ob ein Hörspiel nur unterhaltsam ist oder auch in der Lage, bestimmte Wertvorstellungen zu vermitteln. Deshalb ist es sinnvoll, wenn Eltern sich die Hörspiele für ihre Kinder zunächst einmal selbst anhören und auf ihre Eignung hin überprüfen.
In vielen Hörspielen, und zwar keineswegs nur in denen, die als pädagogisch wertvoll ausgezeichnet werden, geht es zwar vordergründig um ein spannendes Abenteuer, vor allem aber auch um Themen wie
- Freundschaft
- Konfliktlösung
- Hilfsbereitschaft
- Mut und
- Verantwortungsbewusstsein.
Eltern sollten also insbesondere darauf achten, wie die handelnden Personen miteinander umgehen:
Begegnen sie einander mit Respekt, auch dann noch, wenn einer anderer Meinung ist?
Wie wird Figuren begegnet, die in irgendeiner Form anders oder schwächer sind als andere?
Wird auch nach einem Konflikt noch zusammengearbeitet, hilft man einander?
Wenn die Umsetzung dieser Themenfelder in der Geschichte dem entspricht, was Eltern ihren Kindern vermitteln wollen, ist das Hörspiel geeignet. Ist dies an einigen Stellen nicht der Fall, sollten Eltern dies im Gespräch mit ihren Kindern über das Hörspiel thematisieren.
Mögliche Nachteile
Im Kindergarten werden die Hörspielfolgen oft zum Gesprächsthema und wer da nicht mithalten kann, wird schnell in eine Außenseiterrolle gedrängt. Hörspiele sind aber durchaus auch kritisch zu sehen.
Die Kinder tauchen ab in Scheinwelten und haben ein künstliches Gegenüber, mit dem kein Dialog möglich ist. Die Figuren und Helden bieten nicht immer realitätsnahe Möglichkeiten und Lösungen und entfremden dadurch die Kinder dem Alltäglichen. Das Hörspiel sollte auch auf gar keinen Fall zum Babysitter und zum Ersatz des erwachsenen Ansprechpartners werden.
Fazit: Hörspiele können - sinnvoll eingesetzt - zu einem guten Medium werden und dem Kind Spannung, Freude und Vergnügen transportieren. Die Eltern sollten aber immer im Dialog mit dem Kind bleiben und das Gehörte auch besprechen.
Tipps zur Auswahl
Bevor die Eltern dem Kind die CD oder Kassette überlassen, sollten sie das Hörspiel selbst einmal anhören und auf seine Eignung überprüfen. Und natürlich sollten Eltern immer einen gesunden Ausgleich schaffen zwischen Konsumieren und aktiv an der Umwelt teilhaben. Manche Hörspielfiguren können dem Kind aber durchaus wichtige Lerninhalte vermitteln, je nach Geschichte.
Schon kleine Kinder erleben ein Hörspiel als spannend, abwechslungsreich und lustig, die meist eingängige Melodie wird schnell mitgeträllert. Je nach Märchen oder Serie können wichtige Lerninhalte vermittelt werden und man sollte darauf achten, dass das Hörspiel eine Botschaft hat.
Selbst reinhören: Eltern sollten sich das Hörspiel selbst anhören, bevor sie es für ihr Kind kaufen - nur so lässt sich prüfen, ob es wirklich geeignet ist.
Alters- und kingerechte Inhalte
Das Hörspiel muss in jedem Fall alters- und kindgerecht sein, um das Kind mit der Handlung nicht zu überfordern. Neben Klassikern wie "Räuber Hotzenplotz" bestehen Serien wie "Flitze Feuerzahn" oder "Benjamin Blümchen".
Gerade bei kleinen Kindern muss man darauf achten, dass ihnen die Figuren oder die Handlung keine Angst einjagen und deswegen sollte man die Kleinen beim ersten Hören begleiten. Die Handlung sollte leicht überschaubare Spannungsbögen haben, um das Kind nicht zu strapazieren.
Vermittlung von Werten und Lerninhalten
Kinder sind heute schon sehr früh mediengeprägt und schnell entwickeln sie Vorlieben und haben Favoriten. Die darf man ihnen auch lassen, und wenn sie sich mit einer Figur identifizieren, hat das wohl seinen Sinn. Aber schön ist es trotzdem, wenn die Geschichten auch
- Werte vermitteln
- das Erkennen von Gut und Böse aufzeigen und
- dem Kind ein Vertrauen schenken, wenn der Gute dann auch immer gewinnt.
Manche Hörspiele greifen auch Lerninhalte auf, etwa Zähneputzen. Andere wiederum bieten lösungsorientierte Problemthemen wie die Ankunft eines Geschwisterkindes und die damit verbundene Eifersucht.
Themen, welche die Kinder beschäftigen, wie etwa Angst, können in einem Hörspiel verarbeitet werden. Dabei kann das Kind etwas über sich und die Welt erfahren. Die Figuren sollten für die Kinder überschaubar sein und das Verhalten verständlich.
Aufbau des Hörspiels
Da meist keine Kenntnis des literarischen Originals gegeben ist, muss eine angemessene Vorstellung der unterschiedlichen Charaktere der Figuren gegeben werden. Die Eingangsszenen sollten fesselnd sein, denn diese entscheiden darüber, ob das Kind weiter hören will oder nicht.
Je nach Alter des Kindes sollten die Spannungselemente nicht so aufregend sein, um das Kind nicht zu überreizen. Bei dem Hörspiel werden keine fertigen Bilder geliefert und so kann das Kind seiner kreativen Fantasie freien Lauf lassen und sich die inneren Bilder vorstellen, die es auch verarbeiten kann.
Wer kreativ ist und seinen Kindern eine ganz besondere Geschichte bieten möchte, kann sich diese auch selbst ausdenken und anschließend aufnehmen...
Tipps zum Erfinden und Erzählen von eigenen Geschichten
Wer ein Tonbandgerät hat, braucht eigentlich nur noch ein wenig Fantasie, um gemeinsam mit einigen Kindern ein eigenes Hörspiel aufzunehmen. Kinder profitieren dabei gleich doppelt, denn einerseits setzen sie sich intensiv mit Sprache und ihren Möglichkeiten auseinander, andererseits können sie sich in einem Hörspiel auf neue Art kreativ betätigen.
Eine Geschichte entwickeln
Die Idee für eine Geschichte kommt nicht aus dem Nichts. Am einfachsten ist es deshalb, an eine bekannte Situation aus dem Alltag anzuknüpfen und die Kinder von dort aus ihre eigene Geschichte erfinden zu lassen.
Was könnte zum Beispiel passieren, wenn in der großen Pause alle auf dem Schulhof sind? Verläuft sich ein Hund in die Schule oder landet ein Ufo in einem Baum?
Identifikationsfiguren
Wenn die Kinder nicht selbst eine Rolle in der Geschichte übernehmen, sollten ihnen Identifikationsfiguren angeboten werden, damit die Geschichte interessant bleibt. Eine andere Möglichkeit ist es, von bekannten und bei den Kindern beliebten Hörspielfiguren auszugehen und sich für diese ein neues Abenteuer auszudenken.
Dabei sollte den Kindern so viel Freiraum wie möglich eingeräumt werden, auch wenn es in der Geschichte dann ein wenig chaotisch zugeht. Erwachsene können aber gezielt nachfragen, beispielsweise, wie sich eine Figur in einer bestimmten Situation wohl fühlt und wie sie wahrscheinlich reagieren wird.
Die Aufnahme vorbereiten
Wenn die Geschichte konzipiert ist, können einzelne wichtige Szenen und Dialoge aufgeschrieben werden, unbedingt nötig ist das aber nicht. Auch die Sprechrollen sollten nun verteilt werden.
Beim Planen der Aufnahme sollte das Augenmerk der Kinder auf Sprache und Geräusche gerichtet werden:
- Durch welche Geräusche kann man dem späteren Zuhörer vermitteln, dass die Szene auf einem Pausenhof stattfindet?
- Was hört man da außer Dialogen?
- Und wie klingt jemand, der gerade wütend oder traurig ist?
Viele Antworten auf diese Fragen lassen sich sicherlich finden, wenn man in dieser Phase noch einmal bewusst andere Hörspiele anhört und dabei darauf achtet, wie bestimmte Probleme dort gelöst werden.
Tipps für die Aufnahme
Dialoge lassen sich am besten aufnehmen, wenn die Sprecher im Abstand von einem halben Meter um das Mikrofon herum einen Kreis bilden. Dabei sollten die Texte nicht abgelesen, sondern frei formuliert werden. Ein kreativer Umgang der Kinder mit ihren Rollen ist durchaus erlaubt, zum Beispiel, wenn eine eingebildete Person plötzlich übertrieben nasal spricht.
Auch bezüglich der Geräusche ist Kreativität gestattet und erwünscht. Man muss nämlich mit der Aufnahme keineswegs auf den nächsten Regentag warten, wenn es in einer Szene regnen soll: Reis in eine Pappschachtel rieseln zu lassen erzeugt ein täuschend ähnliches Geräusch.
Wenn es für eine Aufnahme nach draußen geht, schützt ein um das Mikrofon gebundenes Taschentuch vor störenden Nebengeräuschen durch Wind. Im Badezimmer entstehen oft interessante Hall-Effekte.
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