Mehr Gesundheit für sensible Kinderfüße: Tipps für den Schuhkauf
Obwohl nahezu alle Neugeborenen mit gesunden Füßen zur Welt kommen, leiden bis zu 80 Prozent der Frauen und Männer an Verformungen oder Fehlstellungen. Als Hauptauslöser gilt falsches Schuhwerk im Kindesalter. Umso wichtiger sind passende Kinderschuhe. Tipps unterstützen Eltern beim Kinderschuhkauf.
Generell gilt: Kinder öfter barfuß laufen lassen
Schuhe dienen dem Schutz vor Feuchtigkeit, Kälte, Schmutz und Verletzungen. Doch wenn Kinder noch in der Lauflernphase sind, ist Barfußlaufen die gesündeste Lösung.
- Laufen die Kleinen ohne Schuhe und Strümpfe, werden die Fußmuskeln trainiert und aufgebaut.
- Stecken Kinderfüße ständig in Schuhen, kann es zu Beeinträchtigungen der Muskulatur kommen; das Fußgewölbe sinkt ab, es entstehen Plattfüße oder Spreizfüße.
Zwar gibt es diverse Hausschuhe für Kinder, doch die zumeist geschlossene Form bringt Kinderfüße schnell ins Schwitzen. Als Alternative zum Barfußlaufen in der Wohnung empfehlen sich rutschfeste Stoppersocken. Ist der Fußboden sehr kalt, schützen Lammfell-Puschen oder Hüttenschuhe vor dem Auskühlen.
Im Sommer auf der Wiese und am Strand oder in der Wohnung auf weichem Teppichboden können Kinder ruhig öfter barfuß laufen. Die Kleinen
- erleben mehr Nähe zur Natur
- trainieren ihre Koordination und
- spüren alle Sinne.
Zwangslage für Kinderfüße - zwei Drittel der Schuhe sind zu kurz oder zu eng
Die Mehrheit der Kinder in Deutschland lebt auf zu kleinem Schuh. Einer Studie der betrieblichen Krankenkassen zufolge tragen 70 Prozent der Kinder falsche Schuhe. Untersucht wurden 1.500 Kinder in 25 Kindergärten.
Fast jedes vierte Kind hatte Schwielen oder Druckstellen durch unpassendes Schuhwerk. Bei vielen hatten die Zehen bereits dem Druck nachgegeben und sich verformt.
Eine Untersuchung der Medizinischen Universität Wien an 858 Kindern kommt zu ähnlichen Ergebnissen: zwei Drittel der Drei- bis Sechsjährigen trugen zu kurze Schuhe - teilweise so kurz, dass sich bereits Fehlstellungen der Zehen entwickelt hatten.
- 76,1 Prozent der kleinen Teilnehmer zeigten eine Schiefstellung der Großzehe, etwa in Form von Hammer- und Krallenzehen.
- Bei jedem siebten Kind war der große Zeh um mehr als 10 Grad gekrümmt - eine Deformation, die der medizinischen Diagnose eines Hallux valgus entspricht.
Schon seit rund 50 Jahren werden immer wieder Studien zum Thema Kinderschuhe und Passform durchgeführt. Doch trotz modernster Materialien und individueller Schuhformen stecken immer noch erschreckend viele Kinderfüße in den falschen Schuhen.
Die Folge unpassender Schuhe
Wer bereits als Kind zu kurze oder enge Schuhe trägt, leidet später häufig unter Rücken- und Gelenkproblemen. Je kürzer die Schuhe, desto größer das Risiko für behandlungsbedürftige Fehlstellungen.
Bereits eine Schuhgröße zu wenig erhöht die Hallux-Gefahr um 5 Prozent. Tragen Kinder auch im Kindergarten zu kleine Hausschuhe, erhöht sich das Risiko für einen Hallux valgus um 17 Prozent. Nach Ansicht von Orthopäden begünstigen falsche Kinderschuhe auch spätere Bandscheibenvorfälle und Meniskusschäden.
Schuld tragen auch die Hersteller
Auch in der Weite entsprechen viele Schuhe nicht dem kindlichen Fuß. Wie eine repräsentative Untersuchung des Deutschen Schuhinstituts an 10.000 Kindern ergab, sind Kinderfüße im vergangenen Jahrzehnt um rund zwei Millimeter breiter geworden. Viele Hersteller haben sich diesem Trend noch nicht angepasst.
Tipps zum Kauf
Tragen Kinder zu kleine Schuhe, bemerken sie häufig nicht, dass etwas kneift und drückt. Besonders die Füße von Kleinkindern sind sehr biegsam, da Knochen, Bänder und Muskeln noch weich und wenig gefestigt sind. Schlüpfen kleine Kinder in zu enge Schuhe, verspüren sie oft keine Schmerzen.
Doch wenn der Schuh drückt, hat das erhebliche Auswirkungen auf die Fußgesundheit. Vor allem die großen Zehen finden keinen Platz und knicken zum Außenrand hin ab. Darüber hinaus sind auch die Strümpfe oft zu eng und beeinträchtigen die Beweglichkeit der Zehen.
Um den passenden Schuh für ihr Kind zu kaufen, sollten Eltern beim Kauf also einige Dinge beachten.
Wichtig: Da der Fuß im Laufe des Tages einige Millimeter in der Weite zulegt, probiert man neue Schuhe am besten nachmittags an.
Was müssen solide Kinderschuhe bieten?
Gute Kinderschuhe entsprechen genau der jeweiligen Fußform und haben sowohl die passende Länge als auch die richtige Breite. Die Eigenschaften solider Kinderschuhe auf einen Blick:
- ergonomisch geformte Fußbetten und hochgezogene Fersenkappen
- atmungsaktives, geschmeidiges Material, Inlett aus Leder
- elastische Sohlentechnik und flache Absätze
- einfache Schnürsysteme oder Klettverschlüsse für mehr Praktikabilität
- geräumige Region für die Zehen
- stabile Mittelsohle mit stoßdämpfenden Eigenschaften
Kinderschuhe müssen in erster Linie perfekten Halt bieten, um die Abrollbewegungen abzufangen. Kinder, die sich beim Gehen oder Laufen gestört fühlen, krallen sich automatisch mit den Zehen fest, was auf Dauer zu Fehlstellungen führt.
Des Weiteren gilt:
- Ein guter Kinderschuh hat ein geringes Eigengewicht, damit er für das Kind nicht wie ein Klotz am Bein ist. Der Schuh soll das Laufen unterstützen und nicht behindern.
- Auch bei Kinderschuhen kann man auf Umweltfreundlichkeit achten, also nur Schuhe kaufen, bei denen keine Kleber und Lösungsmittel verwendet wurden.
- Die Sohle sollte rutschfest sein, gut isolieren und vor allen Dingen biegsam sein, damit der Fuß des Kindes gut abrollen kann.
- Immer häufiger finden High-Tech-Materialien in der Schuherstellung Verwendung - auch bei Kinderschuhen. Diese bieten auch Vorteile wie zum Beispiel einen Thermoeffekt oder wasserabweisend zu sein.
Gute Kinderschuhe:
- ergonomische Form
- atmungsaktives Material
- einfacher Verschluss
- stabile Mittelsohle
- geringes Eigengewicht
- flacher Absatz
- rutschfeste Sohle
Die richtige Größe: Kinderschuhe nur im Fachgeschäft kaufen
Minderwertige Billigschuhe vom Discounter sind nichts für empfindliche Kinderfüße, deshalb sollten Eltern grundsätzlich im Fachgeschäft kaufen. Häufig entspricht die Schuhgröße nicht den angegebenen Werten, daher müssen Kinderfüße exakt vermessen werden.
Das WMS-Siegel (Weite-Maß-System) steht für ausgezeichnete Qualität und optimale Passform. Kinderschuhe mit diesem Gütesiegel weisen auf exzellente Verarbeitung hin und werden in unterschiedlichen Weiten von extra weit bis extra schmal für jeweils eine Schuhlänge angeboten.
Kinderfüße selbst vermessen
Mithilfe einer Pappschablone können Eltern auch selbst vor dem Schuhkauf die Füße ihrer Kids vermessen.
- Der Fußumriss wird mit Bleistift umrandet, während das Kind barfuß auf einem flachen Pappstück steht.
- Dem längsten Zeh werden 12 Millimeter mehr zugerechnet.
- Die Schuhlänge ist optimal, wenn die Schablone ohne Probleme in den Schuh passt.
Zu große Schuhe schaden allerdings auch. Mehr als 17 Millimeter Spielraum sollten es deshalb auch nicht sein, sonst rutscht der Fuß beim Gehen in die Schuhspitze und die Zehen werden gestaucht.
Nicht nur die Schuhlänge ist entscheidend
Moderne Messgeräte ermitteln in kürzester Zeit die richtige Schuhlänge, doch ebenso wichtig ist die Fußform. Kinder mit kräftigen Füßen brauchen anderes Schuhwerk als Kids mit sehr schmalen Füßen. Sehr genaue Ergebnisse ermitteln Messgeräte mit bildgebender Funktion oder innovative Scanner.
Sehr oft sind die Füße bei Kindern unterschiedlich groß, zum Teil ergeben sich Differenzen von einer oder sogar zwei Schuhgrößen. Deshalb müssen grundsätzlich beide Kinderfüße vermessen werden.
Zu weit oder zu schmal?
Ein Kinderschuh muss auf die Fußform abgestimmt sein, sodass Kinder ausreichend Halt finden, aber dennoch genügend Bewegungsfreiheit haben.
- Ist im Vorderbereich zu viel Platz, sind die Schuhe zu weit,
- liegt der Schuh beim Anprobieren bereits eng am Fuß an, ist er zu schmal.
- Bei einem zu weiten Schuh rutschen die Zehen in die Schuhspitze,
- ein zu kleiner und enger Kinderschuh staucht die Zehenpartie. Dadurch wird die Bildung von Hammer- und Krallenzehen gefördert, was im Erwachsenenalter zu schwerwiegenden Fußproblemen führen kann.
Hinweise zum Kauf von Babys ersten Schuhen
Qualitativ hochwertige Schuhe sind wichtig für Kinderfüße, die sich gesund entwickeln sollen. Zu kleine Schuhe, zu große Schuhe, aber auch zu enge oder zu weite Schuhe können die Ursache sein, dass sich die kleinen Füßchen verformen. Gerade für den Kauf der ersten Schuhe sollte man sich fachliche Beratung in einem Schuhgeschäft suchen.
Der richtige Zeitpunkt
Zuvor sollte man jedoch anmerken, dass die ersten Schuhe wirklich erst dann gekauft werden sollen, wenn das Kind frei laufen kann. Auch wenn man natürlich schon zuvor verleitet wird, so kleine niedliche Schühchen zu kaufen, so sollte man doch davon Abstand nehmen.
Kinderfüße entwickeln sich am besten, wenn sie barfuß sind oder die Kinder mit Rutschersocken laufen und krabbeln dürfen. Zieht man dem Kind zu früh die ersten Schuhe an, so kann dies negative Auswirkungen auf die Entwicklung haben. Läuft das Kind also wirklich frei, so braucht es für draußen natürlich seine ersten Schuhe.
Tipps zum Kauf
Zum Kauf sollte man Zeit einplanen. Außerdem sollte das Kind nicht gerade kurz vor seinem Mittagsschlaf stehen, hungrig oder aus anderen Gründen quengelig sein. Schließlich braucht man auch die Mitarbeit des Kindes, um die richtigen Schuhe zu finden.
Schuhe für kleine Kinder sollten von einem namhaften Hersteller stammen und aus gutem Material gefertigt sein. Auch wenn man sonst gerne spart, an den Schuhen der Kinder sollte man das nicht tun. Lieber hat man nur ein paar gute Schuhe als drei Paar schlechte.
Beim Kauf sollte man sich unbedingt vom Fachpersonal eines Schuhgeschäftes beraten lassen. Denn allein der Druck auf die Schuhspitze sagt nichts darüber aus, ob der Schuh passt oder nicht. Die Kinder ziehen hier nämlich gerne die Zehen ein, so dass die Eltern meinen, der Schuh würde passen.
Besonders praktisch ist es hier, wenn man die Innensohle aus den Schuhen herausnehmen kann. Viele Hersteller bieten dies inzwischen an. Dann kann man die Kinder auf die Sohle stellen und sieht gleich, ob der Schuh passt oder nicht. Eine Fingerbreite sollte auf jeden Fall Platz nach vorne bleiben. Eine rutschfeste Sohle ist sehr wichtig bei den ersten Gehversuchen außerhalb des Hauses.
Hat man ein Paar Schuhe gefunden, so sollte man das Kind damit im Geschäft herumlaufen lassen.
- Kann es gut laufen?
- Schlüpft es heraus?
Auf diese Dinge sollte man unbedingt achten. Die Optik sollte das letzte Kriterium beim Kauf der ersten Schuhe sein.
Von dem Kauf von gebrauchten Schuhen sollte man absehen; diese sind bereits von einem anderen Fuß vorgeformt und bieten daher keine gute Voraussetzung für die gesunde Entwicklung des Kinderfußes. Ein falscher Schuh kann unter Umständen zu Fußschäden führen.
So ein Kinderschuh muss einiges aushalten und mitmachen, deshalb sollte er robust, stabil, flexibel vor allen Dingen aber bequem sein. Bei kleinen Kindern ist der Kauf ein bisschen schwierig, da sie selbst noch nicht so gut mitteilen können, wie der Schuh passt und ob er vielleicht irgendwo drückt. Daher ist ein weiches Material, welches auch nachgibt, wichtig.
Online-Kauf bei Kinderschuhen bringt Probleme mit sich
Kinderschuhe im Internet bestellen, das klingt schnell und einfach. Schließlich entfällt der mit Kindern manchmal nervenaufreibende Schuhkauf im Laden und es ist ein einfacher Preisvergleich möglich. Aber ist das wirklich zu empfehlen?
Schuhe werden oft zu kurz geliefert
Ein Forscherteam hat am Beispiel einer sechsjährigen Schulanfängerin zur Probe bei zehn verschiedenen Online-Shops Schuhe bestellt - darunter Straßenschuhe, Turnschuhe für die Halle und Hausschuhe. Eigentlich kein Problem, möchte man annehmen, denn laut Online-Tabelle sollte Größe 30 locker passen und den Füßen des Mädchens noch 15 Millimeter Spielraum lassen.
Die große Ernüchterung folgt dann erst beim Anprobieren der gelieferten Schuhe: die meisten sind eindeutig zu klein. Dabei steht auf allen Größe 30 verzeichnet. Wie kann das sein? Das Nachmessen des Forscherteams zeigt: neun von zehn Schuhen sind deutlich kürzer als der Standard, der bei 200 Millimetern für Größe 30 liegt.
Die richtige Wahl treffen
Um böse Überraschungen zu vermeiden, ist es besser, zuvor beim Anbieter anzurufen und sich zu erkundigen, welche Innenlänge das gewünschte Modell im Detail aufweist. Die Fußlänge des Kindes sollte zuvor nachgemessen werden. Der Schuh sollte noch 12 bis 17 Millimeter länger sein, damit die Zehen sich bewegen können.
Wer dennoch unsicher ist, geht am besten in ein Fachgeschäft, lässt die Kinderfüße vor Ort ausmessen und sich beraten. Wenn das Kind sich beim Probetragen wohl fühlt, sind das die besten Voraussetzungen.