Papierfalten fördert die Feinmotorik und Intelligenz von Kindern
Das Falten von Papier zu einem Hut, einem Schiffchen oder auch einem Papierflieger macht Kindern viel Spaß, dennoch ist es mehr als ein bloßer Zeitvertreib: Es trainiert die Geschicklichkeit, die Intelligenz und das geometrische Verständnis von Kindern.
Ecke auf Ecke: Wie das Papierfalten die Feinmotorik fördert
Beim Falten von Papier müssen Hand und Auge gut koordiniert werden, denn wenn die Kante nicht genau auf der Kante liegt, wird das Ergebnis später schief, Ecken stehen hervor und das Schiffchen, der Hut oder die Schachtel wirken knittrig.
Aus diesem Grund muss man Kinder beim Papierfalten in der Regel nicht zur Genauigkeit anhalten: Wird unpräzise gefaltet, ist dies ganz unmittelbar im Ergebnis sichtbar. Meist sorgt der kindliche Ehrgeiz dann von ganz allein dafür, dass es beim nächsten Mal besser wird.
Je mehr dabei geübt wird, desto geschickter werden die Kinderhände. Eltern und Erzieher sollten darauf achten, das richtige Anforderungsniveau zu wählen:
- Werden die Kinder beim Falten unterfordert, macht es weniger Spaß und die Schulung der Feinmotorik bleibt aus.
- Zumindest nach einigen Anläufen sollten die Aufgaben aber zu bewältigen sein, da anderenfalls Frust entsteht.
Papierfalten und Intelligenz
Die Geschicklichkeit mit den Händen und die Gehirnentwicklung hängen zusammen, möglicherweise deshalb, weil das koordinierte Zusammenspiel von linker und rechter Hand beide Gehirnhälften gleichzeitig stimuliert.
Zweifellos jedoch ist das Falten einer komplexen Figur, etwa eines Schiffes, eine Herausforderung für die Intelligenz eines Kindes, denn
- zunächst einmal muss es die gezeigten Arbeitsschritte verstehen,
- sie dann nachvollziehen und
- sich schließlich den gesamten Ablauf merken.
Geometrische Entdeckungen
Außerdem hält das Falten von Papier einige geometrische Entdeckungen bereit: Die Tatsache, dass man ein Quadrat entweder diagonal oder längs falten kann und dann entweder ein Dreieck oder ein Rechteck erhält, kann für Kinder eine sehr spannende Erfahrung sein. Ebenso interessant könnte die Entdeckung sein, dass man wieder ein Quadrat erhält, wenn man das Rechteck erneut längs faltet.
Diese Erfahrungen sind sehr gut geeignet, um Kinder an geometrische Sachverhalte heranzuführen, da sie sehr anschaulich und konkret sind. Als Erwachsener sollte man Kinder, die auf diese Art Spaß am Forschen entwickeln, ruhig gewähren lassen und nicht darauf bestehen, dass die gewünschte Figur nun rasch zu Ende gefaltet wird: Hier sind gerade wichtige Lernprozesse im Gange!
Dasselbe gilt, wenn im Anschluss mit den fertigen Figuren gespielt wird. Kinder sollten ihrer Fantasie ruhig freien Lauf lassen und sich Geschichten zu dem gefalteten Schiff ausdenken und erzählen dürfen, denn dabei wird die sprachliche Ausdrucksfähigkeit nachhaltig trainiert.
Beliebte Falttechniken
Das Falten von Papier ist insbesondere für Kindergartenkinder, Grundschülerinnen und Grundschüler eine schöne und lohnende Beschäftigung. Verschiedene Schwierigkeitsgrade und Figuren sorgen dafür, dass sie lange interessant bleibt und Kinder vor immer neue Herausforderungen stellt.
Für die Kleinsten: Papierflieger und Schiffchen
Es gibt sehr komplizierte Varianten von Papierfliegern, Vorschüler sollten jedoch mit einem einfachen Modell beginnen:
Dazu wird ein rechteckiges Blatt Papier einmal der Länge nach gefaltet und wieder geöffnet.
An einer Schmalseite werden als nächstes die Ecken nach innen zur Mittellinie hin gelegt, diese bilden später die Spitze des Papierfliegers.
Anschließend wird der Flieger entlang der bereits gefalteten Mittellinie geschlossen.
Als letzter Schritt entstehen durch zwei weitere Längsfalten die Tragflächen des Fliegers.
Ein weiteres für Anfänger gut geeignetes Modell ist das Papierschiffchen:
Dazu wird ein rechteckiges Stück Papier zweimal quer gefaltet, die zweite Faltung jedoch wieder geöffnet.
An der geschlossenen Kante werden anschließend die Ecken zur Mittellinie hin gefaltet.
Der unten überstehende Rest wird nach oben geknickt, dasselbe passiert auf der Rückseite.
Die nun entstehenden Ecken lassen sich um den Papierkörper herum legen.
Die dreieckige Form wird nun von unten her geöffnet und die beiden unteren Spitzen des Dreiecks werden aufeinander gelegt. Es entsteht ein Quadrat, das nun glattgestrichen werden kann.
Anschließend werden auf Vorder- und Rückseite die offenen Spitzen des Quadrats ganz nach oben gefaltet.
Das nun entstandene Dreieck wird erneut zum Quadrat aufgezogen, anschließend können die äußeren Spitzen nach außen geklappt werden und bilden Bug und Heck des Schiffes.
Wer nach dem vierten Schritt aufhören möchte, hat bereits einen lustigen Hut, der nach Lust und Laune bemalt werden darf.
Für Fortgeschrittene: Himmel und Hölle
Das beliebte Himmel-und-Hölle-Spiel hat seinen Ausgangspunkt in einem quadratischen Stück Papier:
Das Quadrat wird zweimal entlang der Diagonalen gefaltet und sofort wieder geöffnet. Die beiden Brüche im Papier markieren den Mittelpunkt.
Dorthin werden nun die vier Ecken des Quadrats gefaltet.
Anschließend wird das Papier umgedreht, sodass die offenen Ecken unten liegen.
Nun werden erneut die Ecken zur Mitte hin gefaltet und das Papier ein zweites Mal umgedreht.
Das Papier wird nun einmal längs und einmal quer gefaltet und wieder geöffnet.
Anschließend können die vier Spitzen des Quadrats nach hinten hin zusammengedrückt werden - kleinere Kinder benötigen dabei unter Umständen noch ein wenig Hilfe von Erwachsenen. Es entsteht eine dreidimensionale Figur, deren Flügel zum Abschluss nach außen aufgezogen werden.
Das entstandene Objekt dient als Requisit für verschiedene Orakel-Spiele.
Fröbel-Figuren und Origami
Das Himmel-und-Hölle-Spiel ist eine Erfindung des Pädagogen Friedrich Fröbel, der verschiedene weitere sehr empfehlenswerte Papierfalt-Techniken entwickelt hat. Am bekanntesten ist der Fröbel-Stern, der aus Papierstreifen geflochten wird. Wer über das Fortgeschrittenen-Niveau hinaus Interesse am Papierfalten entwickelt, sollte mit Fröbel-Figuren weiter arbeiten.
Die verschiedenen Figuren Fröbels bilden auch eine gute Ausgangsbasis für alle, die sich mit Origami befassen möchten, einer kunstvollen japanischen Technik des Papierfaltens, die stets von einem quadratischen Stück Papier ausgeht und auf Schere und Klebstoff in der Regel verzichtet.
Origami erlaubt es, die verschiedensten Blüten oder Tiere zu falten, beispielsweise einen als Glücks-Symbol geltenden Kranich.
Da diese Falttechniken bisweilen recht kompliziert sein können und ein hohes Maß an Präzision erfordern, kommen sie eher für ältere Kinder in Betracht. Diesen jedoch bietet das klassische Origami
- faszinierende Falttechniken
- sehr dekorative Ergebnisse und
- nicht zuletzt eine schöne Möglichkeit, sich mit der japanischen Kultur zu befassen.