Golliwog
Der Golliwog ist eine Figur aus einem Kinderbuch, das im Jahr 1895 von der in Amerika geborenen, britischen Kinderbuchautorin und Zeichnerin Florence Kate Upton (1873 -1922) veröffentlicht wurde. Er ist ein schwarzer Gnom, der mit abstehendem Haar dargestellt wird.
Die Figur "Golliwog" in der Literatur
Das Buch, welches den Titel "The Adventures of two Dutch Dolls and a Golliwogg" ("Die Abenteuer von zwei Grödner Gliederpuppen und einem Gollowog") trägt, ist mit den typischen gedrechselten Grödner Gliederpuppen, die zur jener Zeit in keinem Spielzimmer fehlen durften, reich illustriert.
Die Figur des Golliwog selbst entstammt der Tradition sogenannter Minstrel Shows, also Unterhaltungsspielen, bei denen weiße Schauspieler mit schwarzer Schuhcreme im Gesicht, wollenem Haar und dergleichen kostümiert, Stereotype von Schwarzen darstellten.
Schwarze Menschen wurden hier vor allem als immer fröhliche, stets musizierende Sklaven gezeigt, so auch der Golliwog von Upton. Insgesamt sind dreizehn Abenteuer rund um Golliwog erschienen, das letzte im Jahr 1909.
Da sich Upton die Figur nie hat patentieren lassen, tritt der Golliwog später auch bei der bekannten englischen Kinderbuchautorin Enid Blyton (1897-1968) auf, wird hier aber als unhöflich, unzuverlässig oder schlicht dumm dargestellt.
Abnehmende Beliebtheit
Kein Wunder, dass der Name "Golliwog" schon bald zum Schimpfwort für all jene herhalten musste, die keine weiße Hautfarbe hatten.
Aus diesem Grunde nahm die immense Popularität der Golliwog-Figuren, die auch als Spielpuppen für Kinder produziert worden, ab den 1950er-Jahren kontinuierlich ab - schließlich stieg das Bewusstsein ihrer unterschwellig rassistischen Bedeutung immer mehr.
Vorher jedoch war die Figur auch als Puppe so beliebt, dass der französische Komponist Claude Debussy (1862-1918) sogar ein Klavierstück aus seinem Kinder-Zyklus nach ihr benannte.
Produktion und Verbreitung
Die ersten Golliwog-Puppen wurden im Jahr 1908 produziert - auch diese Tatsache ist den Umständen geschuldet, dass sich Upton kein Copyright für ihre Figur sichern ließ. Zwar beschrieb Upton den Golliwog selbst zunächst als "schrecklichen Anblick", doch bald schon stellte sich heraus, dass er über einen mutigen und äußerst liebenswerten Charakter verfügte.
Auch aus diesem Grunde erfreute sich der Golliwog in Europa und den USA bald größter Beliebtheit unter den Kindern, und zwar zu einem Ausmaß, dass er zur meistproduzierten Puppe gleich hinter dem Teddybären wurde. Selbst der Edelfabrikant Steiff war sich nicht zu fein, ab 1908 Golliwog-Puppen zu produzieren.
Umgangssprachlich nannte man Golliwog-Puppen auch "Gollies", in Deutschland auch "Negerpuppen".
Die ersten Golliwog-Puppen waren noch Lumpenpuppen, die von Eltern für ihre Kinder selbst gefertigt wurden. Neben Steiff nahmen sich aber im frühesten zwanzigsten Jahrhundert auch andere professionelle Puppenproduzenten der Golliwog-Herstellung an, etwa Schuco und Levin in Deutschland oder Merrythought und Deans in Großbritannien.
Heute gelten Golliwog-Puppen als politisch nicht korrekt, auch wenn sie immer wieder mal auftauchen. So erschütterte im Jahr 2009 ein Rassismus-Skandal das britische Königshaus, als sich herausstellte, dass in dessen Souvenirshop bereits seit einem Jahr Golliwog-Puppen verkauft wurden.
Sammlerstücke
Alte Golliwog-Puppen aus dem frühen Zwanzigsten Jahrhundert hingegen gelten unter Sammlern als beliebte Raritäten.
So beispielsweise erzielen die alten Steiff-Golliwogs regelmäßig Preise von etwa 10.000 bis 15.000 Britische Pfund auf einschlägigen Auktionen. Zum hundertsten Jubiläum produzierte Steiff im Jahr 1995 mit dem ersten weiblichen Golliwog eine Neuauflage.