Matrjoschka
Bei der Matrjoschka handelt es sich nicht nur um eine Puppe, sondern um mehrere in einer: nämlich einen Satz ausgehöhlter Holzpuppen, die ineinander verschachtelt sind. Dabei dient die jeweils größere Puppe als "Verpackung" der nächstkleineren, bis man sich nach dem Zwiebelprinzip zum Kern der Matrjoschka vorgearbeitet hat. Aus diesem Grunde wird sie auch als "Puppe in der Puppe" bezeichnet.
Die Fukurokuju-Puppe als Ursprung
Die Matrjoschka ist aus Holz gefertigt und besticht durch eine bunte, folkloristisch anmutende Bemalung. Auch wenn uns die Matrjoschka heute als Sinnbild russischen Holzspielzeugs erscheint, geht sie tatsächlich auf ein Spielzeug aus Japan zurück: die sogenannte Fukurokuju-Puppe.
Fukurokuju ist die japanische Gottheit des Glücks, der Weisheit und des langen Lebens. Sie wird als Mann mit einer hohen bis sehr hohen, an einen Turm erinnernden Stirn dargestellt. Die hölzerne Fukurokuju-Puppe zeigt das Gesicht eines lächelnden, kahlköpfigen Weisen.
Da er traditionellerweise den sieben Glücksgöttern zugerechnet wird, nisten in seinem Körper sechs weitere Glücksgötter. Hierfür war es erforderlich, die Fukurokuju-Puppe auszuhöhlen.
Die russische Variante
Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts brachten japanische Händler die Fukurokuju-Puppen nach Russland. Diese inspirierten den russischen Maler Sergei Maljutin und den Schreiner Wassili Swjosdotschkin im Jahr 1890 zur Anfertigung der ersten Matrjoschka.
Merkmale
Gekleidet in einen roten, ärmellosen Sarafan - die traditionelle russische Frauentracht des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts -, einem Kopftuch sowie einen schwarzen Hahn in der Hand haltend, sollte sie eine typische russische Bäuerin darstellen. So kam die Matrjoschka auch zu ihren Namen, der eine Verkleinerungsform von "Matrjona" ist und auf das lateinische "Matrona" hinweist.
Die Matrjoschka-Figuren waren gedrechselt, die Kleidung aufgemalt. In ihrem ausgehöhlten Körper fand sich Platz für sieben Geschwister, sowohl Mädchen und Jungen bis hin zum kleinen Baby.
Symbolkraft
Diese Figuren hatten einen großen Erfolg, da sich zerlegbares Holzspielzeug zu jener Zeit in Russland großer Beliebtheit erfreute, beispielsweise das typisch russische Holzosterei, das von Drechseln nach dem Zwiebelprinzip - ein Ei steckt in dem anderen - gefertigt und im Regelfall kunstvoll mit Heiligenbildern und anderen religiösen Symbolen verziert war.
Ebenso wie das Osterei symbolisieren die Matrjoschka-Puppen Fruchtbarkeit und Mutterschaft. Ebenso wird ihnen durch die bäuerliche Komponente ein starker Bezug zur Mutter Erde zugeschrieben, und damit zu Nahrung, Geborgenheit und Schutz.
Die Geschwisterfiguren, die in der Mutterfigur sicher versteckt sind, symbolisieren familiären Zusammenhalt, der Schutz gewährt.
Verbreitung
Nachdem die Matrjoschkas im Jahr 1900 auf der Pariser Weltausstellunggezeigt wurden, stand ihrem internationalen Siegeszug nichts mehr im Weg. In der Nähe von Moskau diente eine gesamte Klosterstadt als Produktionsstätte, und mit steigender Nachfrage kamen immer mehr Städte hinzu, deren Bewohner sich ausschließlich dem Kunsthandwerk der Matrjoschka-Herstellung widmeten.
Als Rohstoff dient Birken- oder Lindenholz. Bis heute erfreut sich die weitstgehend immer noch handgefertigte Matrjoschka in ihrer Eigenschaft als dralle, wohlgenährte Frau mit kreisrunden Bäckchen, die eine ganze Schar Kinder, welche sich wie Orgelpfeifen aufreihen lassen, als Souvenir großer Beliebtheit.
Motivabwandlungen
Mittlerweile gibt es aber auch moderne Ausgaben der Matrjoschka-Figuren, etwa mit den Gesichtern russischer Politiker von Iwan, dem Schrecklichen über Lenin und Stalin bis hin zu Chruschtschow, Breschnew und Gorbatschow, aber auch Figuren wie Harry Potter oder sogar Osama bin Laden sind als Schachtelpuppen erhältlich.