Das Puppenhaus (Puppenstube) - Geschichte und heutige Modelle

Das Weitergeben von Spielzeug an die nachfolgende Generation hat eine lange Tradition. Vor allem Puppenhäuser werden gerne von Müttern an ihre Töchter weitergegeben. Aber auch neue Puppenhäuser haben durchaus ihren Charme.

Britta Josten
Von Britta Josten

Die Geschichte der Puppenstube

Haus und Hof zu bewirtschaften liegt in der Natur des Menschen. Und der Wunsch, eine Familie zu gründen, ist tief in den meisten Menschen verwurzelt. Auch das traditionelle Rollenbild, welches über Jahrhunderte von einer Generation zu anderen weitergegeben wurde, sitzt noch tief im Bewusstsein der Menschen.

Und so ist es kaum verwunderlich, dass schon kleine Mädchen im Spiel ihr späteres Dasein als Mutter und Hausfrau "üben". Dazu brauchen Kinder vor allem ihre Fantasie.

Allerdings lassen sich die Gegebenheiten des täglichen Lebens viel besser nachspielen, wenn man sein eigenes kleines Reich in Form eines Puppenhauses besitzt.

16. Jahrhundert

Puppenhäuser gibt es nicht erst seitdem es Barbie und ihre rosa Plastik-Welt den Markt erobert haben. Nein, die ersten Puppenhäuser entstanden schon im 16. Jahrhundert.

Wissenswert:

Das wohl älteste Puppenhaus überhaupt stammt aus dem Jahr 1558. Damals wurde es für den bayrischen Herzog Albrecht V. gebaut. Dieser spielte natürlich nicht mit dem Puppenhaus. Vielmehr diente das Miniatur-Bauwerk als Anschauungs- und Kunstobjekt.

17. und 18. Jahrhundert

Und auch im 17. und 18. Jahrhundert diente das Puppenhaus den Kindern wohlhabender Familien keineswegs als Spielzeug. Zu jener Zeit war es nämlich Mode, dass sich reiche Familien ihren Wohnsitz im Kleinformat nachbauen ließen, um damit protzen zu können. Entsprechend dieses Zwecks waren die Puppenhäuser oft auch sehr detailgetreu und prunkvoll ausgestattet.

19. Jahrhundert

Erst im 19. Jahrhundert wurde das Puppenhaus oder die Puppenstube ihrem jetzigen Zweck zugeführt. Allerdings wurden zunächst meist nur einzelne Räume, und hier vorrangig die Küche oder der schicke Salon, im Kleinformat gebaut.

Und die gute Puppenstube stand den Kindern jener Zeit auch nicht ständig als Spielzeug zur Verfügung. Damals war es nämlich üblich, die Puppenstuben immer zur Weihnachtszeit aufzubauen um sie nach dem Dreikönigstag wieder auf dem Dachboden verschwinden zu lassen.

Die Puppenstube war also seit jeher etwas ganz Besonderes. Alte Puppenhäuser aus vergangenen Epochen kann man heute in vielen Museen bestaunen.

Das größte Puppenhaus der Welt

Um das wohl größte Puppenhaus der Welt besichtigen zu können, muss man eine Reise nach London antreten. Dort, im Schloss Windsor, befindet es sich. Das aufwändige Puppenhaus im Maßstab 1:12 wurde von rund 1500 Handwerkern in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts für die damalige Queen Mary errichtet. Natürlich diente auch dieses imposante Bauwerk nur repräsentativen Zwecken.

Die Puppenstube heute

Sofern es sich nicht um ein seit Generationen vererbtes Stück handelt, haben die meisten kleinen Mädchen heute eine Puppenstube aus Plastik. Diese gibt es überall in den Spielzeugläden zu kaufen, ebenso die passenden Möbel. Puppenstuben haben damit ihren besonderen Status verloren.

Immerhin lassen die modernen Plastik-Puppenhäuser mit ihren genormten Plastik-Möbeln kaum noch Raum für Individualität. Allerdings lässt es sich mit diesen Häusern dennoch wunderbar spielen und Möbelstücke lassen sich jederzeit nachkaufen.

Puppenhäuser aus alten Möbeln selbst bauen

Viele Mädchen träumen von einem eigenen Puppenhaus. Doch die Puppenhäuser in den Geschäften sind meist sehr teuer, aus Plastik und lassen wenig Spielraum für Individualität. Von Letzteren kann man allerdings sehr viel in ein Puppenhaus einbringen, wenn man es, zusammen mit seinem Kind, aus alten Möbeln selber baut.

Im Zeitalter des "Do it yourself" kommt somit auch immer häufiger vor, dass Eltern ihren Kindern selbst eine Puppenstube bauen. Günstige Baumaterialien und modernes Werkzeug machen die Errichtung eines Puppenhauses zu einem echten Kinderspiel.

Und die Einrichtung für die Puppenstube kann ebenfalls selbst gebastelt werden. Auf diese Weise wird die Fantasie der Kinder schon vor der Fertigstellung ihrer Puppenstube gefordert und gefördert.

Ideal: der Hängeschrank

Bevor man die alten Hängeschränke aus der Küche auf den Sperrmüll wirft, sollte man bei seiner Tochter einmal nachfragen, ob sie gerne ein Puppenhaus hätte. Denn genau aus solchen Hängeschränken lassen sich wunderbar einfach Puppenhäuser zaubern.

Normalerweise werden Puppenhäuser in Selbstbauweise aus Sperrholzplatten mühsam zusammengeschraubt und zusammengeklebt. Nimmt man den Korpus eines Hängeschranks, so kann man sich diesen Arbeitsschritt schon einmal sparen. Man braucht einfach nur die Türen entfernen und schon kann man mit der Innenraumgestaltung beginnen.

Nützliches Zubehör:

  • Alter Hängeschrank
  • Schrauben
  • Akkuschrauber
  • Holzleim
  • Säge
  • Tapetenreste, Folien...
  • Lackfarbe

Räume errichten

Doch zunächst einmal sollte man die Größe des Puppenhauses planen. Denn je mehr Platz in einem Puppenhaus ist, desto mehr Räume kann man gestalten und desto mehr Raum ist auch für das fantasievolle Spiel mit dem Puppenhaus.

Wer gleich zwei oder drei Schränke übrig hat, der kann diese entweder neben- oder übereinander stellen und miteinander verbinden. Dies ist mit ein paar Holzschrauben ganz einfach erledigt.

Eine Bohrmaschine braucht man für diesen Arbeitsschritt in der Regel nicht, da der Korpus von Hängeschränken entweder aus Holz oder aus Pressspan hergestellt wurde. Hierdurch fressen sich die Schrauben auch mit einem Akkuschrauber wie von selbst.

Wenn man mit Schrauben arbeitet, sollte man unbedingt darauf achten, dass sie nirgends durchschauen. Ansonsten könnte sich das Kind beim Spielen daran verletzen.

Fenster ausschneiden

Um an den Seiten Fenster in das Puppenhaus bohren zu können, verwendet man am besten einen Forstnerbohrer mit entsprechendem Durchmesser. Beim Bohren sollte man darauf achten, die Bohrmaschine in einer langsamen Stufe arbeiten zu lassen, damit das Furnier nicht splittert.

Aus den Schranktüren lässt sich sehr gut ein Dach für das Puppenhaus bauen. Je nach Größe der Türen und je nach Anordnung der Schränke können die Türen entweder (vertikal) in zwei Teile geschnitten werden oder man nimmt einfach zwei Schranktüren. Diese setzt man über dem Haus zusammen.

Um die Gärungsschnitte am Dachfirst perfekt hinzubekommen, sollte man eine Gärungssäge verwenden. Die beiden Dachteile werden an der Spitze mit Holzleim verbunden und auf das Haus gesetzt. Nun kann man mit der Gestaltung der Innenräume beginnen.

Innenraumgestaltung bei Puppenhäusern

Die Einteilung der einzelnen Etagen lässt sich sehr gut mit den Einlegeböden der Hängeschränke realisieren. Um einzelne Räume in den Etagen gestalten zu können, kann man kleine Bretter aus anderen alten Schränken in die passende Größe sägen und einfach zwischen die Böden klemmen. Um die Zwischenwände zu fixieren kann Holzleim verwendet werden.

Bei den nächsten Arbeitsschritten kann man das Kind nun sehr gut mit einbeziehen. Die Wände können zum Beispiel mit alten Tapetenresten, Stoffresten oder Folien beklebt werden. Fenster und Türen können mit Lackfarbe aufgemalt oder umrandet werden.

Und wenn sämtliche Renovierungsarbeiten am Puppenhaus abgeschlossen sind, kann mit der Einrichtung begonnen werden. Auch hier kann man zusammen mit dem Kind sehr fantasievoll arbeiten.

So können zum Beispiel Sofa und Bett aus alten Pralinenschachteln gebaut werden, indem man diese mit Stoff beklebt und Watte füllt. Auf diese Weise kann das gesamte Puppenhaus in DIY-Manier eingerichtet werden.

Mit ein wenig Geduld, Geschick und Fantasie lässt sich der Traum vom Puppenhaus kostengünstig realisieren. Und die spätere stolze Besitzerin kann beim Bau kräftig mithelfen.