Koordinationsübungen und Training für Kinder
Die gute Koordinationsfähigkeit spielt im Alltag sowie nahezu bei jeder Sportart eine Rolle. Denn nur, wer seine Gliedmaßen und Muskelgruppen gut bewegen und zusammen spielen lassen kann, wird auch den optimalen Bewegunsablauf erzielen können. Deshalb ist es immens wichtig, bereits im Kinder- und Jugendtraining ausreichend Koordinationsübungen anzubieten und immer wieder durchzuführen. Informieren Sie sich über effektive Koordinationsübungen und entsprechendes Training für Kinder.
Koordinationstraining für Kinder - Nutzen und Ziele
Junge Menschen, oft auch schon Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter, sollten über eine geradezu verblüffend gut ausgeprägte Koordinationsfähigkeit verfügen. Auch ihre Reaktionen sollten schneller und gezielter ausfallen, als bei den meisten Erwachsenen.
Durch ein gutes und ausgewogenes Training können diese Fähigkeiten noch verbessert und verfeinert werden. Auch Kinder, die in der körperlichen Entwicklung möglicherweise etwas hinterher hinken, können von einem solchen Training profitieren.
Doch heute sieht es oft leider eher so aus, dass Kinder von einem Ort zum anderen gefahren werden und sie abgesehen von dem Sportunterricht keine Bewegung erhalten. Dies wirkt sich auch auf die Koordination eines Kindes aus, was sich folglich auch im Alltag negativ auswirkt.
Studie: Mehr Koordinationsprobleme durch allgemein weniger Sport
Bewegungsarmut in der Kindheit hat eine Vielzahl von Folgen. Kinder, die sich nicht bewegen, verlernen es, ihre Arme und Beine richtig zu koordinieren. Wer das nicht kann, hat zwangsläufig immer weniger Spaß an der Bewegung, was irgendwann Übergewicht zur Folge hat.
Laut einer Untersuchung der Kölner Sporthochschule zusammen mit dem Zentralen Institut des Bundeswehr-Sanitätsdienstes haben immer mehr Kinder erhebliche motorische Probleme. In einem Test, der bereits seit Anfang der 70er Jahre durchgeführt wird, lässt sich die Koordinationsfähigkeit messen.
Die Übungen sind so simpel wie aussagekräftig, da die Kinder dabei rückwärts gehen oder hüpfen müssen. Der Vergleich mit Normwerten zeigt, dass das, was in den 70ern noch problemlos klappte, schon in den 90ern für 30% der Kinder kritisch wurde. Heutzutage bleibt die Hälfte unter dem Richtwert.
"Manche Viertklässler können heute keine Sprossenwand mehr hochklettern und keinen Purzelbaum mehr machen", erklärt Medizinerin Monika Siegrist. Wanderausflüge sind schwierig geworden, weil die Kinder kaum genügend Ausdauer haben. Besonders auffällig sei die Tatsache, dass Mädchen sich sportlich noch weniger betätigen als Jungen.
Der Grund für die mangelnde körperliche Fitness liegt eindeutig darin, dass Kinder nicht mehr soviel im Freien sind. Es ist nicht nur weniger Zeit für Fahrradfahren und Co. vorhanden, es fehlt auch am dazugehörenden Platz.
Dazu kommt, dass manche Eltern vor lauter Angst, den Sprösslingen könnte etwas geschehen, bremsend Einfluss nehmen. Mangelnde Bewegung sorgt zudem für Fettpölsterchen. Ungefähr jedes sechste Kind leidet in Deutschland an Übergewicht.
Für mehr Bewegung sorgen
Eltern sind dazu aufgerufen, den natürlichen Bewegungsdrang ihrer Kinder entsprechend zu fördern und beispielsweise durch gemeinsame Unternehmungen wie Radtouren oder Ballspiele die sportliche Aktivitäten ihrer Sprösslinge anzuregen. Bewegung darf nicht als etwas Lästiges verstanden werden, sondern im Gegenteil als Bereicherung.
Leider zeigen Studien, dass Kinder zu Übergewicht und Immobilität neigen. So haben viele Kinder schon bei leichten Balanceübungen oder beim Stehen auf einem Bein Schwierigkeiten.
Orthopädisch bedenklich ist auch, dass schon kleine Kinder über Schmerzen in den Knien beim Treppensteigen klagen. Zehn Kilogramm Übergewicht bei kleinen Kindern sind für das kindliche Skelett enorm und Übergewicht im Erwachsenenalter ist die häufige Folge, damit verbunden auch Diabetes, Gelenkbeschwerden oder zu hoher Blutdruck.
Koordinationsprobleme erkennen
Es ist nicht unbedingt einfach, mögliche Defizite in der Koordination seines Kindes zu erkennen. Mögliche Hinweise wären aber beispielsweise die Tatsache, dass sich der Nachwuchs an bestimmte Spielgeräte nicht herantraut oder sich häufiger Verletzungen zuzieht. Typisch sind auch
- Unbeweglichkeit
- Probleme beim Fangen
- Probleme beim Balancieren und
- die Zuhilfenahme von Gegenständen, um sich an diesen anzulehnen.
Die Folgen: Bewegungen werden unsicherer und das Kind zieht sich von sportlicher Betätigung zurück. Dies wiederum sorgt für eine weitere Verschlechterung der Koordination.
Häufig verfügen Kinder übrigens über eine gute Hand-Augen-Koordination. Dies mag zwar einerseits erfreulich sein, ist jedoch in vielen Fällen dadurch begründet, dass sie viele Computerspiele spielen.
Die Kontrolle über den eigenen Körper lässt sich in jungen Jahren noch erlernen, sodass Eltern nicht panisch werden sollten, wenn sie entsprechende Einschränkungen bei ihrem Kind feststellen. Bei Zweifeln ist es sinnvoll, einen Kinderarzt oder Phystiotherapeuten zu konsultieren.
Trainingstipps und Beispiele
Koordinationsübungen für Kinder unterliegen zwei ganz einfachen Prinzipien: Sie müssen den Kindern Spaß machen und sie müssen so angelegt sein, dass für die Kinder keine Verletzungsgefahr besteht. Hinzu kommt, dass Kinder an allem Spaß und Freude finden, das mit Balancieren zu tun hat. Und sie messen sich gern im Wettbewerb und im direkten Vergleich mit anderen.
Generelle Tipps
Damit der Nachwuchs Freude an den unterschiedlichen Bewegungen entwickeln kann, ist es sinnvoll, dass er passende Spiele selbst gestalten darf. Auf diese Weise bleibt er motiviert und wird die Übungen idealerweise auch selbst in den Alltag einbringen.
Wichtig für Eltern ist es, als Vorbild zu fungieren und - zumindest zu Beginn - mitzuspielen. Dabei ist es in Ordnung, den Kleinen die Übungen als Spiel zu "verkaufen", anstatt sie mit Lernen in Verbindung zu bringen.
Schon im Alltag und auch in der Wohnung lassen sich verschiedene Möglichkeiten finden, die Koordination zu schulen. So lässt man die Kinder etwa auf einer instabilen Unterlage wie z.B. einem gefalteten Handtuch balancieren oder eine Höhle mit Schaumstoffelementen bauen.
Eltern sollten sich darüber im Klaren werden, dass die koordinativen Fähigkeiten im Vorschulalter am trainierbarsten sind. Schafft man zu dieser Zeit eine solide Basis, lassen sich spätere komplexere Bewegungsabläufe viel leichter erlernen.
Kommt das Kind ins frühe Schulkindalter, wird es seine erlernten Bewegungen immer wieder wiederholen. Hier sind neue Herausforderungen und Korrekturen seitens der Eltern sehr wichtig.
Mit etwa 10 Jahren, also im späten Schulkindalter lassen sich folgende Fähigkeiten am besten erlernen:
- die Rhythmisierungsfähigkeit
- die Gleichgewichtsfähigkeit
- die Reaktionsfähigkeit
- die Differenzierungsfähigkeit
Was hier gelernt wird, kann später kaum noch nachgeholt werden, wenn überhaupt, dann mit sehr großem Aufwand. Besonders durch sportliche Betätigung lassen sich die wichtigen Basisfähigkeiten aneignen.
Folgende Tipps sollten beim Training noch beherzigt werden:
- Von Beginn an sollten die richtigen Bewegungsmuster gelernt werden
- Abwechslung und Variation sind für ein effektives Training wichtig
- Einfachere Übungen sollten vor erschwerten Bedinungen erlernt werden
- Die Eigenständigkeit sollte durch selbstbestimmtes Entdecken gefördert werden
- Die Koordination sollte im Training vor der Kondition stehen
Im Folgenden geben wir einen Überblick über unterschiedliche Möglichkeiten des Koordinationstrainings für Kinder...
Einen Kreis bilden
Lassen Sie die Kinder einen Kreis bilden, in dem alle Übungen ausgeführt werden. Auf diese Weise haben die Kleinen stets Blickkontakt zueinander und der Anreiz wird größer, eine Koordinations- oder Balanceübung möglichst lange und gut zu halten.
Beginnen Sie die Übungen mit einigen einfachen Elementen. Auf diese Weise können Sie ganz unauffällig auch noch einmal die individuellen Fähigkeiten der Kinder kontrollieren und für sich einsortieren.
Auf einem Bein stehen
Lassen Sie die Kinder zuerst einbeinig stehen. Meistens finden einige dies zu langweilig. Unkonzentriertem Verhalten können Sie dadurch entgegen wirken, dass Sie die Aufgabenstellung erschweren. Wer sich also über den zu einfachen Storchenstand beschwert, den bitten Sie, die Augen zu schließen.
Um den einbeinigen Stand ganz sicher auszuführen, können Sie die Kinder den angehobenen Fuß kreisen oder das ganze Bein hin und her schwenken lassen. Wechseln Sie beide Beine ab.
Die Arme kreisen
Lenken Sie die Konzentration der Kinder dann auf die Arme. Eine sehr gute Koordinationsübung ist es, die Arme gegenläufig zu kreisen.
Wem dies zu wenig anspruchsvoll ist, der kann spontane Richtungswechsel mit einbauen. Sind die Arme ausreichend geübt, so werden sie in gegenläufigen Bewegungsmustern mit der Beinarbeit kombiniert.
Spielerische Herangehensweise
Es gibt die unterschiedlichsten Spiele, mit denen man sein Kind in Sachen Koordination unterstützen kann. Zu diesen zählt beispielsweise das Jonglieren eines Balles mit den Füßen.
Zahlreiche Kinder spielen gerne Fußball - diese Übung zählt zu den Basisübungen und sollte nach einer gewissen Zeit von den kleinen Fußballern ausgeführt werden können. Die Koordinationsfähigkeit wird dabei dadurch gefördert, dass der Ball vom einen zum anderen Bein befördert und in der Luft gehalten werden muss. Zudem ist das Halten der Balance erforderlich.
Auch, ein Ei auf einem Löffel bis zu einem bestimmten Ziel zu bringen, zählt zu den spielerischen Herangehensweisen. Durch das Balancieren wird die Koordination optimal geschult.
Wer zwei verschiedene Bälle mit beiden Händen prellt, muss sich darauf konzentrieren, diese nicht auf den Boden rollen zu lassen. Hinzu kommt die richtige Kraftdosierung. Zu empfehlen ist ein Hand- und ein Fußball.
Beim Ballführen mit Füßen plus Abklatschen geht es darum, einen Ball in einem abgesteckten Feld mit den Füßen vorwärts zu bewegen. Nähert man sich einem anderen Kind, klatscht man mit "High Five" ab. Die Schwierigkeit besteht darin, auch bei nicht vorhandenem Blickkontakt zum Ball diesen weiterhin fortzubewegen.
Die Koordination der Beine lässt sich durch das Förderbandspiel trainieren. Dabei sitzen mehrere Kinder eng nebeneinander auf dem Fußboden und haben den Blick in dieselbe Richtung gerichtet. Nun versuchen sie, einen Ball mit den Füßen von der einen zur anderen Seite zu transportieren.
Hilfreiche Spielgeräte
Das Training von Koordination und Geschicklichkeit ist für die Entwicklung von Kindern sehr wichtig. Dabei fällt dies vielen Kindern heutzutage schwer, denn die Kleinen bewegen sich weitaus weniger als es früher der Fall war. Hilfe kann man von einem Physiotherapeuten bekommen, doch einfacher und vor allem spaßiger ist es für Kinder, das Training in das tägliche Spielen einzubauen.
Viele Spielzeughersteller setzen auf solche Bewegungsspiele, beispielsweise ein Parcours aus vielen wackeligen Elementen, die den Kleinen dabei helfen sollen, die Balance zu halten und die Fußmuskulatur zu stärken. Auch
sind hervorragende Spielgeräte, um die Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern. Am besten wäre es, diesem Training täglich ein paar Minuten zu widmen, doch auch drei Mal pro Woche könne schon Vieles bringen.