Die operative Spermiengewinnung bei männlicher Unfruchtbarkeit

Für den Fall, dass im Ejakulat eines Mannes keinerlei Spermien zu finden sind, ist eine operative Spermiengewinnung möglich. Dabei werden die Samenzellen durch operative Verfahren aus den Hoden oder Nebenhoden gewonnen.

Von Jens Hirseland

Als operative Spermiengewinnung bezeichnet man eine Behandlungsmöglichkeit bei männlicher Unfruchtbarkeit. Sie kommt zur Anwendung, wenn sich der Wunsch nach Kindern weder auf natürliche Weise noch durch andere Methoden der künstlichen Befruchtung erfüllen lässt.

TESE und MESA

Eine operative Spermiengewinnung ist mithilfe von zwei Methoden durchführbar. Dabei handelt es sich um:

  1. das TESE-Verfahren
  2. das MESA-Verfahren

TESE ist die Abkürzung für Testikuläre Spermien-Extraktion, während MESA für Mikrochirurgische epididymale Spermien-Aspiration steht.

Bei der TESE-Methode erfolgt die Entnahme der Spermien direkt aus dem Hoden. Im Rahmen der MESA-Methode gewinnt man sie dagegen aus dem Nebenhoden.

Nach der Entnahme kommen die Samenzellen im Rahmen der künstlichen Befruchtung bei einer intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) zur Anwendung. Dabei werden sie direkt in die weibliche Eizelle injiziert.

Anwendungsgebiete

Eine operative Spermiengewinnung erfolgt bei Männern, deren Ejakulat entweder zu wenige oder überhaupt keine Spermien enthält, die jedoch zur Erfüllung eines Kinderwunsches unbedingt nötig sind. Bei den meisten Männern liegt dabei ein Verschluss des Samenleiters, auch Verschluss-Azoospermie genannt, vor.

Nicht selten ist eine Samenleiterunterbrechung bereits angeboren, doch auch Entzündungen oder Tumore können dafür verantwortlich sein. In manchen Fällen wird ein Teilbereich des Samenleiters operativ im Rahmen einer Sterilisation entfernt, weil der Mann eigentlich keine Kinder mehr haben wollte.

Ändert er jedoch seine Meinung, besteht die Möglichkeit, Samenzellen durch einen operativen Eingriff zu gewinnen.

Wirkungsweise

Durch die Durchführung des TESE- oder MESA-Verfahrens ist es möglich, die Spermien, die nicht ins Ejakulat des Mannes gelangen können, zu erhalten. Anschließend werden sie der Eizelle der Frau durch künstliche Befruchtung zugeführt. Die Gewinnung der geeigneten Spermien aus Flüssigkeit oder Gewebe findet nach ihrer Entnahme unter einem Mikroskop statt.

Im Rahmen der künstlichen Befruchtung wird zumeist auf das ICSI-Verfahren zurückgegriffen. Bei dieser intrazytoplasmatischen Spermieninjektion spritzt man ein Spermium in die Eizelle der Frau. Auf diese Weise gelangt die Samenzelle auch tatsächlich zur Eizelle. Außerdem ist bei diesem Verfahren die Verwendung von unreifen Spermien möglich.

Nach der Befruchtung erfolgt das Heranwachsen eines kleinen Embryos. Diesen setzt man anschließend operativ in die weibliche Gebärmutter ein. Mitunter ist auch eine Kyrokonservierung möglich. Das heißt, dass die künstliche Befruchtung zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.

Durchführung einer operativen Spermiengewinnung

Vor der Durchführung einer operativen Spermiengewinnung verabreicht man dem Patienten eine lokale Betäubung. Erfolgt eine testikuläre Spermienextraktion, entnimmt der Arzt Gewebeteile aus dem Hoden und untersucht, ob sich darin Spermien befinden. Ist dies der Fall, friert man die Gewebestücke ein, bis sie schließlich für eine künstliche Befruchtung zur Anwendung kommen.

Das Freilegen des Gewebes erfolgt durch geringfügige Schnitte am Hodensack sowie Einschnitte in die Hodenkapsel. Vernäht werden die Einschnitte mit Fäden, die sich später selbst auflösen. Bis die Wunden wieder verheilt sind, dauert es etwa zwei Wochen.

Wird eine mikrochirurgische epididymale Spermien-Aspiration vorgenommen, legt der Arzt zunächst einen Zugang an. Über diesen Zugang saugt man mithilfe einer Hohlnadel die Spermien aus dem Nebenhoden ab.

Komplikationen

Wie bei allen anderen chirurgischen Eingriffen, sind auch bei einer operativen Spermiengewinnung Komplikationen im Bereich des Möglichen. So besteht die Gefahr von

Darüber hinaus sind auch Schädigungen der Hoden, der Nebenhoden, der Nerven oder des Samenstranges denkbar.

Erfolgsraten

Die Erfolgsquote für eine operative Spermiengewinnung aus TESE oder MESA ist relativ hoch. So lassen sich bei ca. 75 Prozent aller Männer noch Spermien aus dem Hoden bzw. Nebenhoden gewinnen.

Bei etwa 60 Prozent ist auch eine erfolgreiche künstliche Befruchtung möglich.

Kosten

In der Regel übernehmen die Krankenversicherungen die Kosten für eine operative Spermiengewinnung nur zum Teil. Daher wird empfohlen, die Finanzierung des Verfahrens im Vorfeld abzuklären.