Surface-Piercing: Durchführung, Kosten und Risiken von Oberflächenpiercings
Das Piercen war bereits bei den Naturvölkern in den unterschiedlichsten Varianten beliebt. Es besaß einen rituellen, einen spirituellen oder einen schmückenden Hintergrund. Zu den unterschiedlichen Arten gehören auch die Oberflächenpiercings bzw. Surface-Piercings. Informieren Sie sich hier über Durchführung, Kosten und Risiken von Oberflächenpiercings.
Surface-Piercings - Was sind Oberflächenpiercings?
Oberflächenpiercings bzw. Surface-Piercings verlaufen auf einer Ebene. Sie werden unter die Haut gesetzt.
Diese steht folglich unter einer erhöhten Spannung und stößt das Schmuckstück unter Umständen nach einer Weile ab. Aus diesem Grunde ist es wichtig, einen geeigneten Piercings-Schmuck zu wählen.
Welcher Schmuck wird bei Oberflächenpiercings getragen?
Für Oberflächenpiercings eignen sich unterschiedliche Schmuckstücke.
Surface-Bars und PTFE-Schmuck
Als Piercingschmuck für das Oberflächenpiercing werden spezielle Barbells verwendet, die als Surface-Bars bezeichnet werden. Sie besitzen eine gerade Form und an beiden Enden einen rechten Winkel in dieselbe Richtung.
Sie sind in der Lage, die normalerweise auf dem Gewebe lastende Spannung etwas zu verringern.
Außerdem lässt sich durch den Stichkanal flexibler Piercing-Schmuck führen, der aus dem Kunststoff PTFE beziehungsweise aus einem thermischen Kunststoff besteht.
Curved-Barbell
Das Piercen ist stets eine Art der Körpermodifikation, welche sehr stark durch die Mode und den Individualismus des Einzelnen geprägt wird. Häufig kann beobachtet werden, dass durch das Oberflächenpiercing ein Curved-Barbell, also ein leicht gebogenes Barbell, geführt wurde.
Aufgrund des geraden Stichkanals ist dies allerdings gesundheitlich nicht unbedenklich. Schließlich entsteht durch die Barbell-Enden ein erheblicher Druck auf das Gewebe, so dass Druckstellen die Folge sein können. Letztlich kann das Gewebe das Piercing abstoßen.
Mehrere Oberflächenpiercings in Form von Surface-Weaving
Sofern mehrere Oberflächenpiercings an ein und derselben Körperregion gestochen werden, können bestimmte Schmuckstücke diese durchlaufen. Meist bestehen sie aus flexiblem Material. Man spricht vom Surface Weaving.
Unterschiede zum Dermal Piercing (Dermal Anchor)
Beim Surface-Piercing gibt es sowohl eine Eintritt- als auch eine Austrittstelle in der Unterhaut. Der Dermal Anchor hingegen wird nur an einem Punkt in die Unterhaut platziert. Hier erhalten Sie weitere Informationen zum Dermal Piercing.
Durchführung: Wie wird ein Oberflächenpiercing gestochen und wie stark sind die Schmerzen beim Surface-Piercing?
Die Positionierung des Stichkanals für das Oberflächenpiercing muss genau bedacht werden. Da dieser auf einer Ebene liegt, darf er weder zu flach noch zu hoch gestochen werden.
Im ersteren Fall könnte der Piercingschmuck ansonsten wackeln, im letzteren Fall würde die Haut unter einer zu starken Spannung stehen. Beide Varianten könnten das Gewebe dauerhaft schädigen beziehungsweise Abstoßungsreaktionen des Körpers hervorrufen.
Die Schmerzintensität hängt von der jeweiligen Körperstelle ab. Es ist schmerzhafter, je mehr Muskelgewebe vorhanden ist, da der Piercer dabei mehr Druck ausüben muss, um die Haut zu durchstechen.
Verschiedene Varianten: Welche Körperstellen eignen sich für ein Oberflächenpiercing?
Das Oberflächenpiercing kann an allen Körperstellen getragen werden.
Surface-Piercings im Gesicht
Im Gesicht ist es beispielsweise an den Augenbrauen oder direkt über dem Jochbein sehr beliebt. Außerdem wird es häufig im oberen Nasenrückenbereich als Bridge-Piercing platziert.
Surface-Piercing an Hüfte und Händen
Oberflächenpiercings eignen sich auch bestens für den Hüftbereich, da das Setzen eines geraden Stichkanals schräg oberhalb der Beckenknochen gut möglich ist. Aus ästhetischen Gründen wird es zumeist beidseitig gestochen.
Handwebs werden in das zwischen dem Zeigefinger und dem Daumen befindliche Hautdreieck gesetzt. Zumindest handwerklich tätige Menschen dürften mit dieser Art von Piercing Probleme bekommen, da es recht störend wirkt. Hier erhalten Sie detailliertere Informationen.
Korsettpiercing
Das Korsettpiercing ist ebenfalls ein Oberflächenpiercings. Die Stichkanäle werden in der typischen Form des Hakenverschlusses beim Korsett gesetzt, durch welche anstelle von geraden Barbells häufig ringförmige Schmuckstücke gezogen werden.
Durch diese lassen sich je nach Belieben andere Schmuckstücke oder Schnüre führen. Hier haben wir weitere Informationen zu diesem Piercing.
Surface-Piercing im Nacken und Dekolleté
Im Nacken- und Dekolleté-Bereich hingegen werden Barbells benutzt. Ein besonderer Schmuck ist das Madison-Piercing, das im Halsbereich durch die Drosselgrube führt. Informieren Sie sich hier.
Surface-Piercing im Intimbereich
Oberflächenpiercings eignen sich auch für den männlichen und weiblichen Intimbereich. Bei der Frau werden sie vertikal in den Ansatz der großen Schamlippen gestochen. Sie werden Christinapiercing genannt. Hier gehen wir genauer auf diese Piercingvariante ein.
Das Publicpiercing des Mannes reicht waagerecht über den Penisansatz. Auch in der Haut des Hodensacks können Oberflächenpiercings platziert werden. Sie sind unter dem Namen Hafadapiercing bekannt. Hier können Sie sich genauer informieren.
Meist handelt es sich auch bei den so genannten Play-Piercings um Oberflächenpiercings...
Play-Piercings
Das Play-Piercing besitzt weniger einen schmückenden Effekt. Vielmehr wird es in einer Art Rollenspiel gesetzt, welches eine berauschende Funktion besitzt.
Es kann an den unterschiedlichsten Körperregionen platziert werden. In der Regel handelt es sich um Surface-Piercings.
Intimpiercings, die einen Play-Piercing-Charakter tragen, sind ebenso beliebt wie Brustwarzenpiercings. Im Gegensatz zu normalen Piercings werden sie nach der Beendigung des Rollenspiels wieder entfernt.
Play-Piercings sind nicht ungefährlich. Neben den üblichen gesundheitlichen Risiken von Piercings kann es vorkommen, dass eine der beteiligten Personen ihre Rolle unterschätzt.
- So kann der devote Partner um einen Schmerzzustand bitten, der zu starken Verletzungen führt.
- Aber auch der dominierende Teil kann seine Rolle ausnutzen und dem Partner mehr Schmerzen zufügen, als dieser ertragen kann beziehungsweise will.
Merkmale und Durchführung von Play-Piercings
Play-Piercings werden im Allgemeinen von fetischistischen Gruppen gesetzt. Der in der Rolle jeweils unterlegenen Person, also dem Bottom, wird durch die überlegene Person, dem Top, ein sogenanntes Play-Piercing gestochen. Der Stichkanal wird mit Akupunkturnadeln oder mit Kanülen gestochen.
Teilweise werden die einzelnen Piercings miteinander verbunden, so dass der Körper des Unterlegenen für eine gewisse Weile in seiner Haltung fixiert ist. Die Schnürung kann, wie andere Fesselungen auch, als Bondage bezeichnet werden, obwohl man anstelle von Seilen oder Handschellen dünne Ketten oder Bänder benutzt.
Bei anderen Varianten des Play-Piercings werden die Stichkanäle durch das Anhängen von Gewichten gedehnt. Dies erhöht den Schmerzreiz, aber auch die Verletzungsgefahr.
Ziel eines Play-Piercings
Das Ziel des Play-Piercings kann von zweierlei Seiten aus betrachtet werden:
Zum einen ruft es beim Unterlegenen Schmerzzustände hervor, die diesen in einen rauschähnlichen Zustand versetzen. Dieser wiederum kann aufgrund des erhöhten Adrenalinausstoßes bei der gepiercten Person einen sexuellen Höhepunkt herbeiführen.
Zum anderen profitiert bei einer gewissen Veranlagung auch der Überlegene von diesem Spiel. Ihn erregt es sexuell, wenn er die manipulierenden Handlungen ausführen darf und wenn er um die Abhängigkeit des Anderen weiß.
Wenngleich einige Anhänger der BDSM-Szene über längere Zeit oder für immer in ihrer jeweiligen Rolle verweilen, wechseln andere sich als Top und Bottom ab. Personen, die nicht auf eine Rolle festgelegt sind, werden Switch genannt. Das Geschlecht der jeweiligen Person spielt für die Rollenverteilung keine Rolle.
Mögliche Risiken von Play-Piercings
Um unvorhergesehene Risiken auszuschließen, ist es üblich, dass die Partner ein Codewort vereinbaren, mit welchem das Ende des Spiels bekannt gegeben wird. Bei einer starken Beanspruchung kann das Piercing aus dem Gewebe reißen und Verletzungen hervorrufen. Außerdem können bei unerwarteten oder hektischen Bewegungen, wie sie beispielsweise bei Schmerzzuständen hervorgerufen werden, die verwendeten Ketten oder Bänder in die Haut einschneiden.
Die Auswirkungen der Hautverletzungen werden vom Bottom anfangs häufig gar nicht bemerkt, da dieser sich ohnehin im Rauschzustand befindet. Vielmehr können die bei den ungewollten Verletzungen entstehenden Schmerzen zusätzlich anregend wirken. Letztlich kann es so weit kommen, dass das Rollenspiel außer Kontrolle gerät und es zu lebensbedrohlichen Zuständen kommt.
In umgekehrter Weise gilt Ähnliches für die Rolle des Top. Diesen versetzt das Stechen der Piercings, in gewisser Weise also das Masochistische dieser Rolle, in einen rauschähnlichen Zustand. Sofern er sich nicht unter Kontrolle hat, kann es passieren, dass er dem Bottom mehr Schmerzen zufügt, als dieser eigentlich ertragen will und kann.
Kosten: Wie teuer ist ein Oberflächenpiercing?
Wie hoch die Kosten für Oberflächenpiercing ausfallen, hängt davon ab, an welcher Körperstelle es platziert wird. Man sollte in etwa mit Preisen zwischen 50 und 80 Euro rechnen.
Mögliche Risiken bei Oberflächenpiercings
Surface-Piercings sind mit unterschiedlichen Risiken verbunden. Wie bei allen Piercings besteht auch bei dieser Form die Gefahr, dass es sich entzündet. Hält man bei der Pflege einige Regeln ein und geht vor allen Dingen hygienisch vor, lässt sich dieses Risiko jedoch gering halten.
Zu den größten Problemen zählt, dass die Surface-Piercings dort gestochen werden, wo sie permanent unter Spannung stehen. Eine Abweisung durch den Körper kann hier durchaus die Folge sein - in diesem Fall kann das Piercing herauswachsen.
Heilungszeit und Pflegetipps für Surface-Piercings
Wie bei allen Piercings sollte man die Pflegeanweisungen des Piercers genau beachten und das Piercing niemals mit ungewaschenen Händen anfassen. Je nach Körperstelle muss man beim An- und Ausziehen sehr vorsichtig vorgehen, um ein Hängenbleiben mit der Kleidung an dem Piercing zu verhindern.
Um das Risiko des Rauswachsens zu minimieren, ist es sinnvoll, sich Surface-Bars einsetzen zu lassen. Diese weisen am Ende eine Biegung von 90 Grad auf, was zur Verringerung der Spannung führt.
Vom Piercer erhält man in der Regel ein passendes Pflegemittel, mit dem man das Piercing mehrmals am Tag behandeln sollte. Auf Desinfektionsmittel auf Chlor- oder Alkoholbasis sollte man bestenfalls verzichten.
Wie lange das Piercing zum Abheilen braucht, ist abhängig von der Körperstelle. Man sollte durchschnittlich mit zwei bis vier Monaten rechnen.
- A Piercing Inquiry: Motivations and Health Implications of Body Piercing, Journal of midwifery & women's health, 2019, Band 62, Nr. 5
- Komplikationen durch Piercings und Tattoos, Kinder- und Jugendmedizin, 2007, Band 7, Nr. 06
- The Piercing Bible: The Definitive Guide to Safe Body Piercing, Crossing Press, 2009, ISBN 9781580911931
- Body Piercing: The next Generation, Independently published, 2019, ISBN 9781076125781
- Tattoo & Piercing richtig gemacht, Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2004, ISBN 3896024760
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